Diethild Reis geb. Gerechter

Verlegeort
Freisinger Str. 6
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
14. September 2009
Geboren
25. Januar 1911 in Posen / Poznań
Beruf
Mitarbeiterin im Palästinaamt
Zwangsarbeit
Arbeiterin (der Firma J.D. Riedel de Haen in Britz)
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Diethild Gerechter, in der Familie und auch in den Anzeigen zur Hochzeit Hilde genannt, kam am 25. Januar 1911 in Posen (heute: Poznań / Polen) als Tochter von Martha Gerechter, geborene Gottschalk, und Hugo Gerechter zur Welt. Ihr Vater war von Beruf Kaufmann. Sie hatte drei jüngere Geschwister: Lisbeth (geboren 1913), Pauline (geboren 1915) und Leopold (1921 in Berlin geboren). <br />
<br />
1919 oder 1920 zog die Familie nach Berlin, zuerst in die Würzburger Straße, dann in die Münchener Straße 16. Am 30. Mai 1933 starb der Vater Hugo Gerechter. Die Mutter zog mit ihren Kindern und der eigenen Mutter (der Großmutter von Diethild) in eine Vierzimmer-Wohnung in der ersten Etage des Hauses Freisinger Straße 6.<br />
<br />
Die Schwester Lisbeth war im Jahre 1938 mit Georg James Fränkel verlobt. Georg James Fränkel wurde Ende Oktober 1938 im Rahmen der Polenaktion deportiert und Lisbeth folgte ihm Anfang 1939 nach Tarnow in Polen. Dort wurde sie 1942 ermordet. 1939 zog die Schwester Pauline (Paula) aus der Freisinger Straße aus und bewohnte mit einer Freundin eine eigene Wohnung in der Blankenfelder Straße 6 in Mitte. Sie wurde am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Der Bruder Leopold konnte 1939 emigrieren.<br />
<br />
Diethild Gerechter war – wie ihre Geschwister – im Sportklub Bar Kochba aktiv, der 1898 als erster jüdischer Sportverein in Deutschland gegründet worden war. Sie besuchte die Synagoge „Friedenstempel“ in Halensee, die sich auf dem Grundstück Markgraf-Albrecht-Straße 11/12 befand (und 1959 abgerissen wurde). Diethild Gerechter arbeitete im Palästinaamt in der Meinekestraße 10, das zwischen 1933 und 1938 über 18.000 Juden bei der Emigration half. Seit 1941, nach der Schließung des Palästinaamts, musste Diethild Gerechter, dann Reis, als Zwangsarbeiterin bei dem Chemieunternehmen J.D. Riedel de Haen in Britz arbeiten. <br />
<br />
Am 17. Dezember 1941 heiratete Diethild Gerechter auf dem Standesamt in Schöneberg den Kaufmann Leopold Reis aus Freudenberg/Baden (ab 1941 „Fabrikarbeiter“), am 21. Dezember 1941 folgte die Trauung in der Synagoge Münchener Straße 37. Trauzeugen waren ihr Schwager Isak Reis und Bernhard Wohlgemuth. Das Ehepaar lebte mit Mutter und Großmutter von Diethild Gerechter-Reis in einem gemeinsamen Haushalt in der Freisinger Straße 6. Mindestens ein Zimmer der Wohnung musste ab 1939 an andere Juden untervermietet werden. <br />
<br />
Am Montag, den 19. Oktober 1942, 16 Tage nach der Deportation von Mutter und Großmutter, wurden Diethild Reis und ihr Ehemann Leopold nach Riga deportiert. <br />
<br />
Der „21. Osttransport“ vom 19. Oktober 1942 bestand aus 959 Menschen, die vom Güterbahnhof Putlitzstraße in Berlin-Moabit in das Ghetto Riga deportiert wurden. Die Fahrt dauerte drei Tage. Bei der Ankunft im Bahnhof Skirotava etwa 8 km südöstlich von Riga wurden 81 Männer mit handwerklichen Berufen zur Arbeit auf dem Bahnhofsgelände ausgewählt. Nur 17 von ihnen überlebten den Krieg. Alle anderen Insassen des Transports wurden sofort nach der Ankunft in die umliegenden Wälder gebracht und dort erschossen. <br />
<br />
Zu den am am 22. Oktober 1942 ermordeten Menschen gehörte auch Diethild Reis. Ob ihr Ehemann sofort getötet wurde oder erst später starb, ist nicht bekannt.

Diethild Gerechter, in der Familie und auch in den Anzeigen zur Hochzeit Hilde genannt, kam am 25. Januar 1911 in Posen (heute: Poznań / Polen) als Tochter von Martha Gerechter, geborene Gottschalk, und Hugo Gerechter zur Welt. Ihr Vater war von Beruf Kaufmann. Sie hatte drei jüngere Geschwister: Lisbeth (geboren 1913), Pauline (geboren 1915) und Leopold (1921 in Berlin geboren).

1919 oder 1920 zog die Familie nach Berlin, zuerst in die Würzburger Straße, dann in die Münchener Straße 16. Am 30. Mai 1933 starb der Vater Hugo Gerechter. Die Mutter zog mit ihren Kindern und der eigenen Mutter (der Großmutter von Diethild) in eine Vierzimmer-Wohnung in der ersten Etage des Hauses Freisinger Straße 6.

Die Schwester Lisbeth war im Jahre 1938 mit Georg James Fränkel verlobt. Georg James Fränkel wurde Ende Oktober 1938 im Rahmen der Polenaktion deportiert und Lisbeth folgte ihm Anfang 1939 nach Tarnow in Polen. Dort wurde sie 1942 ermordet. 1939 zog die Schwester Pauline (Paula) aus der Freisinger Straße aus und bewohnte mit einer Freundin eine eigene Wohnung in der Blankenfelder Straße 6 in Mitte. Sie wurde am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Der Bruder Leopold konnte 1939 emigrieren.

Diethild Gerechter war – wie ihre Geschwister – im Sportklub Bar Kochba aktiv, der 1898 als erster jüdischer Sportverein in Deutschland gegründet worden war. Sie besuchte die Synagoge „Friedenstempel“ in Halensee, die sich auf dem Grundstück Markgraf-Albrecht-Straße 11/12 befand (und 1959 abgerissen wurde). Diethild Gerechter arbeitete im Palästinaamt in der Meinekestraße 10, das zwischen 1933 und 1938 über 18.000 Juden bei der Emigration half. Seit 1941, nach der Schließung des Palästinaamts, musste Diethild Gerechter, dann Reis, als Zwangsarbeiterin bei dem Chemieunternehmen J.D. Riedel de Haen in Britz arbeiten.

Am 17. Dezember 1941 heiratete Diethild Gerechter auf dem Standesamt in Schöneberg den Kaufmann Leopold Reis aus Freudenberg/Baden (ab 1941 „Fabrikarbeiter“), am 21. Dezember 1941 folgte die Trauung in der Synagoge Münchener Straße 37. Trauzeugen waren ihr Schwager Isak Reis und Bernhard Wohlgemuth. Das Ehepaar lebte mit Mutter und Großmutter von Diethild Gerechter-Reis in einem gemeinsamen Haushalt in der Freisinger Straße 6. Mindestens ein Zimmer der Wohnung musste ab 1939 an andere Juden untervermietet werden.

Am Montag, den 19. Oktober 1942, 16 Tage nach der Deportation von Mutter und Großmutter, wurden Diethild Reis und ihr Ehemann Leopold nach Riga deportiert.

Der „21. Osttransport“ vom 19. Oktober 1942 bestand aus 959 Menschen, die vom Güterbahnhof Putlitzstraße in Berlin-Moabit in das Ghetto Riga deportiert wurden. Die Fahrt dauerte drei Tage. Bei der Ankunft im Bahnhof Skirotava etwa 8 km südöstlich von Riga wurden 81 Männer mit handwerklichen Berufen zur Arbeit auf dem Bahnhofsgelände ausgewählt. Nur 17 von ihnen überlebten den Krieg. Alle anderen Insassen des Transports wurden sofort nach der Ankunft in die umliegenden Wälder gebracht und dort erschossen.

Zu den am am 22. Oktober 1942 ermordeten Menschen gehörte auch Diethild Reis. Ob ihr Ehemann sofort getötet wurde oder erst später starb, ist nicht bekannt.