Martha Gerechter geb. Gottschalk

Verlegeort
Freisinger Str. 6
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
14. September 2009
Geboren
09. Juli 1880 in Posen / Poznań
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Tot
25. Februar 1943 in Theresienstadt

Martha Gottschalk wurde am 9. Juli 1880 als Tochter von Adolf und Helene Gottschalk, geb. Kalischer, in Posen geboren. Sie heiratete dort Hugo Gerechter, einen wohlhabenden Kaufmann. Um 1920 kam sie mit ihrer Familie nach Berlin. <br />
<br />
Martha Gerechter war nicht berufstätig. Als Hausfrau – in der Erinnerung eine ausgezeichnete Köchin – und Mutter von vier Kindern kümmerte sie sich um ihre Familie. Die drei Töchter wurden noch in Posen geboren: Diethild (genannt Hilde) am 25. Januar 1911, Li(e)sbeth am 25. August 1913 und Pauline (genannt Paula) am 2. März 1915. Nach dem Umzug in die Hauptstadt Berlin kam am 23. Februar 1921 der Sohn Leopold zur Welt. Die Familie wohnte anfangs in der Würzburger Straße in Wilmersdorf, nach der Geburt des Sohnes zog sie in die Münchener Straße 16. <br />
<br />
1925 kam die Mutter von Martha Gerechter, Helene Gottschalk, nach dem Tod ihres Ehemannes aus Danzig nach Berlin. Sie wohnte bei der Familie ihrer Tochter. <br />
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Am 30. Mai 1933 starb Marthas Ehemann Hugo Gerechter, er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee begraben. Martha Gottschalk zog mit den vier Kindern und ihrer Mutter in eine Vierzimmer-Wohnung in der ersten Etage der Freisinger Straße 6. <br />
<br />
Nach und nach verließen die erwachsenen Kinder den Haushalt: Lisbeth heiratete 1938 den Kaufmann Georg Fränkel und zog nach der Heirat aus. Laut Verlobungsanzeige im Jüdischen Gemeindeblatt vom 20.3.1938 wohnte der Ehemann Georg Fränkel in der Landsbergerstraße 35. Dort war eine Firma Fränkel. Die neue Wohnung des Bräutigams und für wenige Monate auch des Ehepaares war das Haus Prenzlauer Berg 19. Ende Oktober 1938 wurde Georg Fränkel im Rahmen der „Polenaktion“ nach Polen deportiert, Lisbeth folgte ihm. <br />
<br />
Pauline suchte sich Ende 1939 eine Wohnung im Bezirk Mitte. In demselben Jahr emigrierte der Sohn Leopold in die USA. <br />
<br />
Das älteste Kind, die Tochter Diethild, blieb in der Wohnung in der Freisinger Straße 6. Sie heiratete 1941 den Kaufmann Leopold Reis, der zur Familie seiner Ehefrau in die Freisinger Straße 6 zog.<br />
<br />
Die Lage der Familie wurde immer verzweifelter: Martha Gerechter hatte wenig Geld und war gezwungen, Untermieter aufzunehmen. Der Briefverkehr zu dem in die USA emigrierten Sohn war unmöglich geworden und auch von der nach Polen gegangenen Tochter Lisbeth fehlte jede Nachricht. <br />
<br />
Am 3. Oktober 1942 wurden Martha Gerechter und ihre Mutter Helene Gottschalk mit dem „3. großen Alterstransport“ in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Am 20. Oktober 1942 mahnte der Verwalter Alfred Schäfer die Vermögensverwertungsstelle wegen des Mietrückstands. Am 17. November 1942 wurde das Inventar der Wohnung mit 542,– RM bewertet, Ende Dezember wurde es versteigert.<br />
<br />
Von den 1.021 Personen, die aus dem Berliner Sammellager in der Gormannstraße 3 nach Theresienstadt gebracht wurden, überlebten nur 72. Helene Gottschalk starb am 19. Dezember 1942 in Theresienstadt. Martha Gerechter starb am 25. Februar 1943, laut Todesfallanzeige an einer Lungenentzündung. <br />
<br />
Die Töchter von Martha Gerechter wurden im „Osten“ ermordet: Diethild und ihr Ehemann wurden am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert, sie kamen dort um. Lisbeth hatte seit 1938 mit ihrem Ehemann in Tarnow, östlich von Krakau, gelebt und als Lehrerin für technische Assistentinnen gearbeitet. Ende November 1941 war sie im Gestapogefängnis in Tarnow inhaftiert. Sie wurde 1942 ermordet. Pauline hatte seit 1939 in Mitte gewohnt, 1942 wurde sie gezwungen, als Untermieterin in die Schönhauser Allee 70 zu ziehen. Sie arbeitete als Zwangsarbeiterin bei Siemens. Im Rahmen der „Fabrikaktion“ wurde Pauline Gerechter am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort getötet. <br />
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Sohn Leopold, der als einziger der Familie 1939 entkommen konnte, lebte 1942 in den USA. Er heiratete, hatte Kinder, Enkel und Urenkel. Am 25. Februar 2013 ist Leopold Gerechter in Massachusetts gestorben.

Martha Gottschalk wurde am 9. Juli 1880 als Tochter von Adolf und Helene Gottschalk, geb. Kalischer, in Posen geboren. Sie heiratete dort Hugo Gerechter, einen wohlhabenden Kaufmann. Um 1920 kam sie mit ihrer Familie nach Berlin.

Martha Gerechter war nicht berufstätig. Als Hausfrau – in der Erinnerung eine ausgezeichnete Köchin – und Mutter von vier Kindern kümmerte sie sich um ihre Familie. Die drei Töchter wurden noch in Posen geboren: Diethild (genannt Hilde) am 25. Januar 1911, Li(e)sbeth am 25. August 1913 und Pauline (genannt Paula) am 2. März 1915. Nach dem Umzug in die Hauptstadt Berlin kam am 23. Februar 1921 der Sohn Leopold zur Welt. Die Familie wohnte anfangs in der Würzburger Straße in Wilmersdorf, nach der Geburt des Sohnes zog sie in die Münchener Straße 16.

1925 kam die Mutter von Martha Gerechter, Helene Gottschalk, nach dem Tod ihres Ehemannes aus Danzig nach Berlin. Sie wohnte bei der Familie ihrer Tochter.

Am 30. Mai 1933 starb Marthas Ehemann Hugo Gerechter, er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee begraben. Martha Gottschalk zog mit den vier Kindern und ihrer Mutter in eine Vierzimmer-Wohnung in der ersten Etage der Freisinger Straße 6.

Nach und nach verließen die erwachsenen Kinder den Haushalt: Lisbeth heiratete 1938 den Kaufmann Georg Fränkel und zog nach der Heirat aus. Laut Verlobungsanzeige im Jüdischen Gemeindeblatt vom 20.3.1938 wohnte der Ehemann Georg Fränkel in der Landsbergerstraße 35. Dort war eine Firma Fränkel. Die neue Wohnung des Bräutigams und für wenige Monate auch des Ehepaares war das Haus Prenzlauer Berg 19. Ende Oktober 1938 wurde Georg Fränkel im Rahmen der „Polenaktion“ nach Polen deportiert, Lisbeth folgte ihm.

Pauline suchte sich Ende 1939 eine Wohnung im Bezirk Mitte. In demselben Jahr emigrierte der Sohn Leopold in die USA.

Das älteste Kind, die Tochter Diethild, blieb in der Wohnung in der Freisinger Straße 6. Sie heiratete 1941 den Kaufmann Leopold Reis, der zur Familie seiner Ehefrau in die Freisinger Straße 6 zog.

Die Lage der Familie wurde immer verzweifelter: Martha Gerechter hatte wenig Geld und war gezwungen, Untermieter aufzunehmen. Der Briefverkehr zu dem in die USA emigrierten Sohn war unmöglich geworden und auch von der nach Polen gegangenen Tochter Lisbeth fehlte jede Nachricht.

Am 3. Oktober 1942 wurden Martha Gerechter und ihre Mutter Helene Gottschalk mit dem „3. großen Alterstransport“ in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Am 20. Oktober 1942 mahnte der Verwalter Alfred Schäfer die Vermögensverwertungsstelle wegen des Mietrückstands. Am 17. November 1942 wurde das Inventar der Wohnung mit 542,– RM bewertet, Ende Dezember wurde es versteigert.

Von den 1.021 Personen, die aus dem Berliner Sammellager in der Gormannstraße 3 nach Theresienstadt gebracht wurden, überlebten nur 72. Helene Gottschalk starb am 19. Dezember 1942 in Theresienstadt. Martha Gerechter starb am 25. Februar 1943, laut Todesfallanzeige an einer Lungenentzündung.

Die Töchter von Martha Gerechter wurden im „Osten“ ermordet: Diethild und ihr Ehemann wurden am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert, sie kamen dort um. Lisbeth hatte seit 1938 mit ihrem Ehemann in Tarnow, östlich von Krakau, gelebt und als Lehrerin für technische Assistentinnen gearbeitet. Ende November 1941 war sie im Gestapogefängnis in Tarnow inhaftiert. Sie wurde 1942 ermordet. Pauline hatte seit 1939 in Mitte gewohnt, 1942 wurde sie gezwungen, als Untermieterin in die Schönhauser Allee 70 zu ziehen. Sie arbeitete als Zwangsarbeiterin bei Siemens. Im Rahmen der „Fabrikaktion“ wurde Pauline Gerechter am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort getötet.

Sohn Leopold, der als einziger der Familie 1939 entkommen konnte, lebte 1942 in den USA. Er heiratete, hatte Kinder, Enkel und Urenkel. Am 25. Februar 2013 ist Leopold Gerechter in Massachusetts gestorben.