Heinz Joachim Unger

Verlegeort
Friedbergstr. 7
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
10. November 2013
Geboren
26. September 1928 in Berlin
Flucht
Flucht in die Niederlande
Verhaftet
1942 in Westerbork
Deportation
am 13. April 1943 nach Sobibór
Ermordet
16. April 1943 in Sobibór

Heinz Joachim Unger wurde am 26. September 1928 als einziges Kind der Eheleute Franz Joseph und Therese Unger, geb. Rothholz, in Berlin geboren. Da beide Eltern berufstätig waren, lebte er vom fünften Lebensjahr an die Woche über bei seinen Großeltern, Martha und Dr. Julius Rothholz, in der Friedbergstraße 7.<br />
<br />
Seine Großmutter beschreibt ihn in einem Brief vom 9. November 1938 als „charming child“ und „sweet-bird“, das sie von Herzen liebe. Es war die Nacht, in der in Deutschland, Österreich und der besetzten Tschechoslowakei die Synagogen brannten, Geschäfte jüdischer Besitzer geplündert und zerstört, viele jüdische Menschen geschlagen, zu Tode geprügelt oder verhaftet wurden. Mit diesem Brief hatte Martha Rothholz erfolglos versucht, von einem entfernten, sehr renommierten Verwandten in Amerika für Heinz Joachim Unger und seine Eltern ein Affidavit zu bekommen, um ihnen die Emigration zu ermöglichen. Diese beglaubigte Bürgschaftserklärung war Voraussetzung für die Einreise in die USA und etliche weitere Länder.<br />
<br />
Der zehnjährige Heinz Joachim musste erleben, dass die Wäschereibetriebe seiner Eltern in der Reichspogromnacht völlig zerstört wurden, mehrere enge Verwandte über Nacht aus Deutschland fliehen mussten und sein geliebter Großvater sich das Leben nahm, weil er seiner Tochter und deren Familie zur Flucht verholfen hatte und seine Verhaftung durch die Gestapo vermutlich nur eine Frage von Tagen war.<br />
<br />
Therese und Franz Joseph Unger entschlossen sich, ihren Sohn mit einem Kindertransport nach Holland zu schicken, um sein junges Leben zu retten, zumal sie selbst bereits der Gestapo „bekannt“ waren. Wahrscheinlich kam Heinz Joachim Ende 1939 oder Anfang 1940 in Rotterdam an – kurz bevor die Wehrmacht die Niederlande besetzte. Er soll zunächst bei einer Familie in der Hugo de Grootstraat 104 gelebt haben. Einen sicheren Beleg dafür gibt es nicht. Die Straße war zum Teil Industrie-, aber auch Wohngebiet und wurde am 13. Mai 1940 bombardiert und dem Erdboden gleichgemacht.<br />
<br />
Danach wurde Heinz Joachim Unger im Israelitischen Waisenhaus in der Mathenesserlaan 208 in Rotterdam aufgenommen. Am 10. Oktober 1942 kam er – zusammen mit allen dort lebenden Flüchtlingskindern aus Deutschland und Österreich – in das „Durchgangslager“ Westerbork. Zunächst „lebte“ der Junge in der Baracke 21, lag im Februar 1943 einige Tage im Lagerkrankenhaus und wurde dann in der Baracke 35, dem Waisenhaus des Lagers, untergebracht.<br />
<br />
Heinz Joachim Unger wurde am 13. April 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und unmittelbar nach der Ankunft am 16. April 1943 mit vielen anderen Leidensgenossen in der Gaskammer ermordet.<br />
<br />
Er wurde nur vierzehneinhalb Jahre alt und durfte nur knapp zehn Jahre lang ein fröhliches und unbeschwertes Leben als von seiner Familie umsorgtes, geliebtes und behütetes Kind leben.

Heinz Joachim Unger wurde am 26. September 1928 als einziges Kind der Eheleute Franz Joseph und Therese Unger, geb. Rothholz, in Berlin geboren. Da beide Eltern berufstätig waren, lebte er vom fünften Lebensjahr an die Woche über bei seinen Großeltern, Martha und Dr. Julius Rothholz, in der Friedbergstraße 7.

Seine Großmutter beschreibt ihn in einem Brief vom 9. November 1938 als „charming child“ und „sweet-bird“, das sie von Herzen liebe. Es war die Nacht, in der in Deutschland, Österreich und der besetzten Tschechoslowakei die Synagogen brannten, Geschäfte jüdischer Besitzer geplündert und zerstört, viele jüdische Menschen geschlagen, zu Tode geprügelt oder verhaftet wurden. Mit diesem Brief hatte Martha Rothholz erfolglos versucht, von einem entfernten, sehr renommierten Verwandten in Amerika für Heinz Joachim Unger und seine Eltern ein Affidavit zu bekommen, um ihnen die Emigration zu ermöglichen. Diese beglaubigte Bürgschaftserklärung war Voraussetzung für die Einreise in die USA und etliche weitere Länder.

Der zehnjährige Heinz Joachim musste erleben, dass die Wäschereibetriebe seiner Eltern in der Reichspogromnacht völlig zerstört wurden, mehrere enge Verwandte über Nacht aus Deutschland fliehen mussten und sein geliebter Großvater sich das Leben nahm, weil er seiner Tochter und deren Familie zur Flucht verholfen hatte und seine Verhaftung durch die Gestapo vermutlich nur eine Frage von Tagen war.

Therese und Franz Joseph Unger entschlossen sich, ihren Sohn mit einem Kindertransport nach Holland zu schicken, um sein junges Leben zu retten, zumal sie selbst bereits der Gestapo „bekannt“ waren. Wahrscheinlich kam Heinz Joachim Ende 1939 oder Anfang 1940 in Rotterdam an – kurz bevor die Wehrmacht die Niederlande besetzte. Er soll zunächst bei einer Familie in der Hugo de Grootstraat 104 gelebt haben. Einen sicheren Beleg dafür gibt es nicht. Die Straße war zum Teil Industrie-, aber auch Wohngebiet und wurde am 13. Mai 1940 bombardiert und dem Erdboden gleichgemacht.

Danach wurde Heinz Joachim Unger im Israelitischen Waisenhaus in der Mathenesserlaan 208 in Rotterdam aufgenommen. Am 10. Oktober 1942 kam er – zusammen mit allen dort lebenden Flüchtlingskindern aus Deutschland und Österreich – in das „Durchgangslager“ Westerbork. Zunächst „lebte“ der Junge in der Baracke 21, lag im Februar 1943 einige Tage im Lagerkrankenhaus und wurde dann in der Baracke 35, dem Waisenhaus des Lagers, untergebracht.

Heinz Joachim Unger wurde am 13. April 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und unmittelbar nach der Ankunft am 16. April 1943 mit vielen anderen Leidensgenossen in der Gaskammer ermordet.

Er wurde nur vierzehneinhalb Jahre alt und durfte nur knapp zehn Jahre lang ein fröhliches und unbeschwertes Leben als von seiner Familie umsorgtes, geliebtes und behütetes Kind leben.