Hermann Blumenthal

Verlegeort
Giesebrechtstr. 18
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
21. April 2016
Geboren
01. August 1860 in Egeln
Deportation
am 11. August 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 26. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Am 1. August 1860 wurde Hermann Meyer Blumenthal in Egeln bei Magdeburg geboren als Sohn des Kaufmannes Wolf Blumenthal und seiner Frau Julie geb. Blumenthal. Er hatte einen ein Jahr älteren Bruder, Selig Max, und einen drei Jahre jüngeren, Gustav. Nach einigen Quellen hatte er auch eine Schwester, Sara Metha. Wolf Blumenthal war Getreidehändler. Seinen Söhnen ließ er eine gute - vermutlich kaufmännische - Ausbildung zukommen. Hermann besuchte das Dom Gymnasium in Halberstadt. Später arbeitete er zunächst im Getreidegeschäft seines Vaters in Egeln. Eine Quelle besagt, dass er um 1900 in den USA gelebt und dort 1891 einen Sohn, Leo, bekommen habe. Das ist aber wahrscheinlich eine Verwechslung. Die Familie Blumenthal in Egeln war sehr verzweigt, es gab häufige Namenswiederholungen, so dass man leicht die Verwandtschaftsverhältnisse durcheinander bringen konnte.

Unwahrscheinlich ist das auch, weil Hermann Blumenthal am 23. Dezember 1893 in Witten a.d. Ruhr die aus diesem Ort stammende, acht Jahre jüngere Rosalie Buchthal, genannt Rosi, heiratete. Rosalie war eines von sieben Kindern des Kaufmannes Samuel Buchthal und seiner Frau Sophie geb. Roßkamp. Möglicherweise hatte Hermann sie im Rahmen von Geschäftsreisen kennen gelernt. Die Heirat fand in der Heimatstadt der Braut statt, das Paar zog anschließend nach Egeln. Dort wurde ein Jahr später, am 2. Dezember 1894, der Sohn Fritz geboren. Fritz Blumenthal gab später an, das einzige Kind aus dieser Ehe zu sein.

1899 zog Hermann nach Magdeburg um und gründete die „Magdeburger Malzkaffee-Fabrik". Diese wurde 1911 von einem gewissen Kaufmann A. Knape übernommen und Hermann Blumenthal widmete sich wieder dem Getreidehandel. Er hatte eine 5-Zimmer-Wohnung in Magdeburg-Wilhelmstadt, Große Diesdorfer Straße. 1928 starb Hermanns Ehefrau Rosi und er zog bald darauf nach Berlin, wo sein Sohn Fritz inzwischen ein angesehener Arzt war. Hermann nahm eine Wohnung in der Mansfelder Straße, in der Nähe von Fritz, der in der Mansfelder Straße 13 wohnte. Fritz' Arztpraxis war in der Behrensstraße 30, im Haus der Berliner Handelsgesellschaft, in welcher sein Schwiegervater Sally Citron eine leitende Stellung innehatte. Fritz hatte 1922 Sallys Tochter Helene - Leni - geheiratet.

1930 konnte sich Fritz ein eigenes Haus in Dahlem, Im Gehege 13, leisten und Hermann zog dort in eine Etage. Mit Hitlers Machtübernahme 1933 bekam Fritz jedoch infolge der offiziellen Judendiskriminierung zunehmend Schwierigkeiten. Er verlor die Kassenzulassung sowie seine Stellungen als Vertrauensarzt und an der Uniklinik. Viele Patienten blieben weg. Schließlich verlor er 1938 auch die Approbation und durfte als "Krankenbehandler" nur noch jüdische Patienten haben. Er sah sich gezwungen, sein Haus an Nichtjuden zu verkaufen. Diese und andere Erniedrigungen von Juden bewogen Fritz Blumenthal mit seiner Frau Leni und den Kindern Elisabeth und Ulrich 1939 auszuwandern, zunächst nach Schottland, später in die USA. Hermann Blumenthal musste die Wohnung in Dahlem verlassen, er zog zu dem Schwiegervater seines Sohnes, Sally Citron, in die Franzesbader Straße 2. Dort wohnte er zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939, bei der Juden in einer Sonderkartei erfasst wurden.

Als wenig später auch Sally Citron seine Wohnung aufgeben musste, zog Hermann mit ihm zu Sallys Schwester Franziska Harczyk in die Giesebrechtstraße 18. Vielleicht kam er auch über Franziskas Vermittlung bei jemand anderem im Haus unter. Aber auch in der Giesebrechtstraße konnte er nicht lange bleiben. Zum 1. April 1941 wurde er in der Württembergische Straße zur Untermiete bei Henriette Jacob eingewiesen.

Von dieser Wohnung wurde er Anfang August 1942, kurz nach seinem 82. Geburtstag, zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht - ein umfunktioniertes jüdisches Altersheim - und am 11. August nach Theresienstadt deportiert. Dort konnte er vielleicht noch Sally und Franziska sehen, die zwei Tage nach ihm ebenfalls nach Theresienstadt verschleppt worden waren. Falls er sie finden konnte, musste er dann erleben, wie beide noch im September an den elenden Lebensbedingungen im Ghetto starben. Auch seine Schwägerin Margarete Blumenthal geb. Benjamin, die Witwe von Hermanns Bruder Selig Max, konnte er möglicherweise in Theresienstadt treffen - sie war am 2. September 1942 dorthin deportiert worden. Aber wenige Wochen später, am 26. September 1942, wurde Hermann Blumenthal in das Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.

Margarete Blumenthal konnte trotz der im Ghetto herrschenden Hunger, Kälte, Überfüllung und unsäglichen hygienischen Bedingungen bis Anfang 1945 überleben. Sie hatte das Glück, am 5. Februar dieses Jahres mit einem der SS abgerungenen Rot-Kreuz-Transport in die Schweiz zu gelangen. 1946 kehrte sie nach Berlin zurück zu ihrer Tochter Elsa Krebs.

Hermann Blumenthals letzte Vermieterin, Henriette Jacob geb. Sachs, wurde am 28. Januar 1943 auch nach Theresienstadt deportiert und starb dort wenige Tage nach der Ankunft am 19. Februar.

Auf dem Jüdischen Friedhof in Egeln sind unter ca. 25 noch vorhandenen Grabsteinen die von Wolf und Gustav Blumenthal erhalten, Hermann Blumenthals Vater und Bruder.

Am 1. August 1860 wurde Hermann Meyer Blumenthal in Egeln bei Magdeburg als Sohn des Kaufmanns Wolf Blumenthal und seiner Frau Julie, geb. Blumenthal, geboren. Er hatte zwei Brüder, den ein Jahr älteren Selig Max und den drei Jahre jüngeren Gustav. Nach einigen Quellen hatte er auch eine Schwester, Sara Metha. Wolf Blumenthal war Getreidehändler. Seinen Söhnen ließ er eine gute – vermutlich kaufmännische – Ausbildung zukommen. Hermann besuchte das Dom-Gymnasium in Halberstadt. Später arbeitete er zunächst im Getreidegeschäft seines Vaters in Egeln. Eine Quelle besagt, dass er um 1900 in den USA gelebt und dort 1891 einen Sohn, Leo, bekommen habe. Das ist aber wahrscheinlich eine Verwechslung. Die Familie Blumenthal in Egeln war sehr verzweigt, es gab häufige Namenswiederholungen, so dass man leicht die Verwandtschaftsverhältnisse durcheinanderbringen konnte.

Unwahrscheinlich ist es auch, weil Hermann Blumenthal am 23. Dezember 1893 in Witten a. d. Ruhr die aus diesem Ort stammende, acht Jahre jüngere Rosalie Buchthal, genannt Rosi, heiratete. Rosalie war eines von sieben Kindern des Kaufmanns Samuel Buchthal und seiner Frau Sophie, geb. Roßkamp. Möglicherweise hatte Hermann sie im Rahmen von Geschäftsreisen kennengelernt. Die Heirat fand in der Heimatstadt der Braut statt, das Paar zog anschließend nach Egeln. Dort wurde ein Jahr später, am 2. Dezember 1894, der Sohn Fritz geboren. Fritz Blumenthal gab später an, das einzige Kind aus dieser Ehe zu sein.

1899 zog Hermann nach Magdeburg um und gründete die „Magdeburger Malzkaffee-Fabrik". Diese wurde 1911 von einem gewissen Kaufmann A. Knape übernommen und Hermann Blumenthal widmete sich wieder dem Getreidehandel. Er hatte eine 5-Zimmer-Wohnung in Magdeburg-Wilhelmstadt, Große Diesdorfer Straße. 1928 starb Hermanns Ehefrau Rosi und er zog bald darauf nach Berlin, wo sein Sohn Fritz inzwischen ein angesehener Arzt war. Hermann nahm eine Wohnung in der Mansfelder Straße, in der Nähe von Fritz, der in der Mansfelder Straße 13 wohnte. Fritz' Arztpraxis war in der Behrensstraße 30, im Haus der Berliner Handelsgesellschaft, in der sein Schwiegervater Sally Citron eine leitende Stellung innehatte. Fritz hatte 1922 Sallys Tochter Helene – Leni – geheiratet.

1930 konnte sich Fritz ein eigenes Haus in Dahlem, Im Gehege 13, leisten und Hermann zog dort in eine Etage. Mit Hitlers Machtübernahme 1933 bekam Fritz jedoch infolge der offiziellen Judendiskriminierung zunehmend Schwierigkeiten. Er verlor die Kassenzulassung sowie seine Stellungen als Vertrauensarzt und an der Uniklinik. Viele Patienten blieben weg. Schließlich verlor er 1938 auch die Approbation und durfte als „Krankenbehandler" nur noch jüdische Patienten haben. Er sah sich gezwungen, sein Haus an Nichtjuden zu verkaufen. Diese und andere Erniedrigungen bewogen Fritz Blumenthal mit seiner Frau Leni und den Kindern Elisabeth und Ulrich 1939 auszuwandern, zunächst nach Schottland, später in die USA. Hermann Blumenthal musste die Wohnung in Dahlem verlassen, er zog zu dem Schwiegervater seines Sohnes, Sally Citron, in die Franzesbader Straße 2. Dort wohnte er zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939, bei der Juden in einer Sonderkartei erfasst wurden.

Als wenig später auch Sally Citron seine Wohnung aufgeben musste, zog Hermann mit ihm zu Sallys Schwester Franziska Harczyk in die Giesebrechtstraße 18. Vielleicht kam er auch über Franziskas Vermittlung bei jemand anderem im Haus unter. Aber auch in der Giesebrechtstraße konnte er nicht lange bleiben. Zum 1. April 1941 wurde er in der Württembergischen Straße zur Untermiete bei Henriette Jacob eingewiesen.

Von dieser Wohnung wurde er Anfang August 1942, kurz nach seinem 82. Geburtstag, zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht – ein umfunktioniertes jüdisches Altersheim – und am 11. August nach Theresienstadt deportiert. Dort konnte er vielleicht noch Sally und Franziska sehen, die zwei Tage nach ihm ebenfalls nach Theresienstadt verschleppt worden waren. Falls er sie finden konnte, musste er dann erleben, wie beide noch im September an den elenden Lebensbedingungen im Ghetto starben. Auch seine Schwägerin Margarete Blumenthal, geb. Benjamin, die Witwe von Hermanns Bruder Selig Max, konnte er möglicherweise in Theresienstadt treffen – sie war am 2. September 1942 dorthin deportiert worden. Aber wenige Wochen später, am 26. September 1942, wurde Hermann Blumenthal in das Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.

Margarete Blumenthal konnte trotz der im Ghetto herrschenden Hunger, Kälte, Überfüllung und unsäglichen hygienischen Bedingungen bis Anfang 1945 überleben. Sie hatte das Glück, am 5. Februar dieses Jahres mit einem der SS abgerungenen Rot-Kreuz-Transport in die Schweiz zu gelangen. 1946 kehrte sie nach Berlin zurück zu ihrer Tochter Elsa Krebs.

Hermann Blumenthals letzte Vermieterin, Henriette Jacob, geb. Sachs, wurde am 28. Januar 1943 auch nach Theresienstadt deportiert und starb dort wenige Tage nach der Ankunft am 19. Februar.

Auf dem Jüdischen Friedhof in Egeln sind unter ca. 25 noch vorhandenen Grabsteinen die von Wolf und Gustav Blumenthal erhalten, Hermann Blumenthals Vater und Bruder.