Ida Fabian geb. Fernbach

Verlegeort
Giesebrechtstr. 19
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Mai 2011
Geboren
31. Dezember 1864 in Beuthen O.S (Schlesien) / Bytom
Deportation
am 13. August 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 26. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Ida Fabian wurde als Ida Fernbach am 31. Dezember 1864 in Beuthen, Schlesien (heute Bytom), geboren. Sie war eine Tochter des Bäckermeisters Baruch Fernbach und seiner Frau Eva, geb. Pese (Pose?). Es gibt unterschiedliche Angaben über Idas Geschwister: Rosalie (*1849), Hermann (*1850), Marie (*1851) und Moritz (*1861) waren älter als sie, nach einer weiteren Quelle gab es noch Emilie und Nathan, deren Geburtsdaten wir nicht kennen.

Ida wuchs in Beuthen auf. Als sie 6 Jahre alt war starb der Vater Baruch Fernbach, seine Witwe lebte mit den Kindern, die das Elternhaus noch nicht verlassen hatten, weiterhin in Beuthen. Dort starb sie 1910.

Da war Ida schon über 20 Jahre in Berlin. Am 15. Mai 1889 hatte sie den Kaufmann Oscar Fabian geheiratet, der mit seinem Bruder Albert die Firma Cohn & Caro besaß. Die Firma handelte in Posamentier- und Kurzwaren, Geschäftsadresse war die Blankenfelder Straße 8. Oscar Fabian hatte bereits einen vierjährigen Sohn aus erster Ehe, Kurt. Dessen Mutter war an den Folgen der Entbindung gestorben. Am 8. September 1890 bekam Ida eine Tochter, Ella Gertrud (Rufname Gertrud), so dass sie nun zwei Kinder zu versorgen hatte. Möglicherweise aus Anlass der Geburt der Tochter bezog das Paar, das in der Jüdenstraße 43/44 gewohnt hatte, eine neue Wohnung in der Alexanderstraße 36. Nach weiteren Stationen in der Mendelsohn- und der Barnimstraße, zog die Familie 1905 in die Gutenbergstraße 8, wo sie nun länger wohnen sollte. Oscar, dessen Firma 1931 den Betrieb einstellte, wohnte dort bis zu seinem Tode im Juni 1934.

Überraschenderweise findet sich im Berliner Adressbuch ab 1929 auch ein Eintrag für Ida Fabian als „Privatiere“ in der Flensburger Straße 10, Gartenhaus 2. Stock. Hatten sich Ida und Oscar getrennt? Brauchten sie aus anderen Gründen eine zweite Adresse? Wir können nur spekulieren. Es könnte sich auch um eine Namensgleichheit handeln. Dies scheint aber eher unwahrscheinlich, da nach Oscars Tod Ida die Wohnung in der Giesebrechtstraße 19 bezog und gleichzeitig der Eintrag in der Flensburger Straße nicht weiter bestand.

Kurt und Gertrud wohnten von Anfang an mit Ida in der Giesebrechtstraße 19, Gartenhaus 1. Stock zusammen. Beide waren ledig geblieben. Auch am 17. Mai 1939, dem Tag der Volkszählung, bei der Juden in einer separaten Ersatzkartei registriert wurden, wohnten sie in Idas Wohnung. Die Ersatzkartei diente dazu, Juden besser für weitere Schikanen zu erfassen, wie etwa die Zwangsarbeit. Nach den Pogromen vom November 1938 hatten die Maßnahmen zur Drangsalierung und Ausgrenzung von Juden sprunghaft zugenommen.

Zur Zwangsarbeit ist Ida wahrscheinlich aufgrund ihres Alters nicht herangezogen worden. Sie musste aber zusehen, wie ihre Kinder zwangsverpflichtet wurden und musste auch erleben, dass beide im März 1942 abgeholt und deportiert wurden. Möglicherweise erst danach bekam sie drei Untermieter zugewiesen: Felix, Klara und Rolf Joachimssohn. Schließlich ereilte auch sie das gleiche Schicksal wie Kurt und Gertrud: Im August 1942 musste sie zunächst in das Sammellager Große Hamburger Straße 26, ein von der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim. Dort bekam sie am 12. des Monats die Verfügung zugestellt, nach der ihr gesamtes Vermögen „zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ werde. Und bereits am Tag darauf, am 13. August 1942, musste sie mit 99 weiteren Menschen im Anhalter Bahnhof in einen von zwei plombierten Sonderwaggons 3. Klasse steigen, die an den fahrplanmäßigen Personenzug um 6:07 nach Dresden bzw. Prag gehängt wurden. Ziel der Deportation war das Ghetto Theresienstadt.

Für ihre eigene Deportation musste Ida 1200 RM „Transportbeitrag“ bezahlen, die an die Jüdische Kultusgemeinde überwiesen wurden. Diese hatte theoretisch für die Verpflegung während des „Transportes“ zu sorgen, konnte aber auch nicht frei über diese Summe verfügen. In Theresienstadt erwartete Ida nicht das von den Nazis behauptete „Altersghetto“, in dem ein ruhiger Lebensabend  zu verbringen sei, sondern ganz im Gegenteil, der reine Horror: überfüllte Unterkünfte, Hunger, Kälte, unbeschreibliche Hygienezustände, Krankheiten, Tod. Für Ida Fabian kam es noch schlimmer: Wenige Wochen nach ihrer Ankunft, am 26. September 1942, wurde sie weiter in das Vernichtungslager Treblinka verbracht und dort ermordet. 

Gertrud und ihr Halbbruder Kurt waren in das Ghetto Piaski bei Lublin deportiert worden. Von dort kehrten sie nicht zurück. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.

Joachimssohns, Idas letzte Untermieter, blieben noch in Idas Wohnung bis auch sie, am 29. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.