Tamara Jaffe

Verlegeort
Hauptstr. 110
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
21. März 2014
Geboren
22. Oktober 1932 in Berlin
Abgeschoben
02. Juli 1941 in die Sowjetunion
Überlebt

Tamara Jaffe kam am 22. Oktober 1932 als mittleres von drei Kindern des Filmreisenden Boris Jaffe und seiner Frau Ida, geborene Poschuminski, in Berlin zur Welt. Ihr älterer Bruder Alexander wurde am 4. Oktober 1931 geboren und ihr jüngerer Bruder Jakob 'Jascha' am 4. Dezember 1934. Die Familie wohnte in einer Dreizimmer-Wohnung in der Hauptstraße 110. Die Zeiten, in die die Kinder hineingeboren wurden, waren denkbar schlecht. Der Vater hatte 1933 seine Stelle bei der amerikanischen Filmfirma Warner Brothers verloren und fand trotz größter Bemühungen keine entsprechende Anstellung mehr. Als russischstämmiger Staatenloser wurde sein Visum im Jahre 1938 zudem von den deutschen Behörden widerrufen. Die Familie entschloss sich deshalb zur Flucht. Boris gelang es, 1939 an ein amerikanisches Visum zu gelangen. Ende Oktober 1939 glückte ihm über Kopenhagen die Emigration in die USA. Tamara blieb mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern in Berlin zurück. Obwohl alle Voraussetzungen geschaffen waren, damit die Familie Boris Jaffe in die USA nachfolgen konnte, verhinderte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die weiteren Bestrebungen zur Emigration. Die Situation der zurückgebliebenen Familie wurde unerträglich. Am 1. März 1940 forderte man Ida Jaffe auf, die Wohnung in der Hauptstraße 110 zu verlassen. Am 22. Juni 1941 schließlich drangen am frühen Morgen plötzlich Männer der SS in ihre Wohnung ein und holten die Familie ab. Das Ziel war die Abschiebung in die Sowjetunion. Zunächst schickte man die Jaffes quer durch Europa, ohne dass erkennbar gewesen wäre, was das Ziel war. Schließlich landeten sie auf einer landwirtschaftlichen Kolchose im kasachstanischen Akmolinsk. Die Lebensbedingungen dort waren außergewöhnlich hart. Man baute Kartoffeln an, die Ernte reichte jedoch nicht, um den Hunger der dort arbeitenden Bevölkerung zu stillen. Im Winter wurde es ungewöhnlich kalt. Mangelnde Kleidung, Unterernährung und Kälte forderten schließlich ihren Tribut. Tamara musste sich wegen einer lebensgefährlichen Typhuserkrankung sechs Monate in ein Krankenhaus begeben. Im Winter zog sich die Familie derart schwere Erfrierungen zu, dass man Tamaras Mutter und ihrem Bruder Alexander beide Füße amputieren musste. Ida Jaffe überlebte diese Operation nicht. Sie starb nur wenige Tage nach dem Eingriff. Auch Tamaras Füße waren durch die Kälte so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass man auch ihr kurze Zeit später mehrere Zehen amputieren musste. Alexander und sie erholten sich zwar, Alexander war aber nur noch in der Lage, sich auf Knien fortzubewegen. Außerdem war sein Körper so geschwächt, dass er im Frühjahr 1944 an einer Lungenentzündung verstarb. Tamaras kleiner Bruder Jakob 'Jascha' konnte den Verlust von Mutter und Bruder wohl nicht verwinden. Er starb nur kurze Zeit nach seinem Bruder. Tamara jedoch überlebte. Eine Frau namens Millie Lifschitz nahm sich ihrer an und rettete so vermutlich ihr Leben. Später zog Tamara Jaffe zu ihrem Vater in die USA. <br />
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Tamara Jaffe kam am 22. Oktober 1932 als mittleres von drei Kindern des Filmreisenden Boris Jaffe und seiner Frau Ida, geborene Poschuminski, in Berlin zur Welt. Ihr älterer Bruder Alexander wurde am 4. Oktober 1931 geboren und ihr jüngerer Bruder Jakob 'Jascha' am 4. Dezember 1934. Die Familie wohnte in einer Dreizimmer-Wohnung in der Hauptstraße 110. Die Zeiten, in die die Kinder hineingeboren wurden, waren denkbar schlecht. Der Vater hatte 1933 seine Stelle bei der amerikanischen Filmfirma Warner Brothers verloren und fand trotz größter Bemühungen keine entsprechende Anstellung mehr. Als russischstämmiger Staatenloser wurde sein Visum im Jahre 1938 zudem von den deutschen Behörden widerrufen. Die Familie entschloss sich deshalb zur Flucht. Boris gelang es, 1939 an ein amerikanisches Visum zu gelangen. Ende Oktober 1939 glückte ihm über Kopenhagen die Emigration in die USA. Tamara blieb mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern in Berlin zurück. Obwohl alle Voraussetzungen geschaffen waren, damit die Familie Boris Jaffe in die USA nachfolgen konnte, verhinderte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die weiteren Bestrebungen zur Emigration. Die Situation der zurückgebliebenen Familie wurde unerträglich. Am 1. März 1940 forderte man Ida Jaffe auf, die Wohnung in der Hauptstraße 110 zu verlassen. Am 22. Juni 1941 schließlich drangen am frühen Morgen plötzlich Männer der SS in ihre Wohnung ein und holten die Familie ab. Das Ziel war die Abschiebung in die Sowjetunion. Zunächst schickte man die Jaffes quer durch Europa, ohne dass erkennbar gewesen wäre, was das Ziel war. Schließlich landeten sie auf einer landwirtschaftlichen Kolchose im kasachstanischen Akmolinsk. Die Lebensbedingungen dort waren außergewöhnlich hart. Man baute Kartoffeln an, die Ernte reichte jedoch nicht, um den Hunger der dort arbeitenden Bevölkerung zu stillen. Im Winter wurde es ungewöhnlich kalt. Mangelnde Kleidung, Unterernährung und Kälte forderten schließlich ihren Tribut. Tamara musste sich wegen einer lebensgefährlichen Typhuserkrankung sechs Monate in ein Krankenhaus begeben. Im Winter zog sich die Familie derart schwere Erfrierungen zu, dass man Tamaras Mutter und ihrem Bruder Alexander beide Füße amputieren musste. Ida Jaffe überlebte diese Operation nicht. Sie starb nur wenige Tage nach dem Eingriff. Auch Tamaras Füße waren durch die Kälte so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass man auch ihr kurze Zeit später mehrere Zehen amputieren musste. Alexander und sie erholten sich zwar, Alexander war aber nur noch in der Lage, sich auf Knien fortzubewegen. Außerdem war sein Körper so geschwächt, dass er im Frühjahr 1944 an einer Lungenentzündung verstarb. Tamaras kleiner Bruder Jakob 'Jascha' konnte den Verlust von Mutter und Bruder wohl nicht verwinden. Er starb nur kurze Zeit nach seinem Bruder. Tamara jedoch überlebte. Eine Frau namens Millie Lifschitz nahm sich ihrer an und rettete so vermutlich ihr Leben. Später zog Tamara Jaffe zu ihrem Vater in die USA.