Elisabeth Bonnem geb. Oppenheimer

Verlegeort
Hektorstr. 9
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
20. Oktober 2009
Geboren
21. Februar 1899 in Fürth
Beruf
Krankenschwester
Deportation
am 01. November 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Ermordet
in Łódź / Litzmannstadt

Elisabeth Bonnem wurde am 22. Februar 1899 (abweichend wird auch der 21. Februar 1899 als Geburtsdatum genannt) als Elisabeth Oppenheimer in Fürth geboren. Sie war verheiratet mit dem Rechtsanwalt Dr. Max Bonnem, der am 10. Dezember 1937 starb. Beide hatten einen Sohn, Heinz Emanuel, der am 30. Juli 1924 geboren wurde.<br />
<br />
Elisabeth Bonnem arbeitete zuletzt als Krankenschwester bei William Simon in Westend für 5 RM pro Tag. Die „Vermögenserklärung“, die Frau Bonnem vor ihrer Deportation ausfüllen musste, gibt einen guten Einblick in die Vermögensverhältnisse der Familie: Mit einem Vermögen von insgesamt mehr als 22 000 RM zum Zeitpunkt der Deportation 1941 gehörte die Familie zu den begüterten jüdischen Familien, besonders wenn man in Betracht zieht, dass das Naziregime seit 1938 jüdische Vermögen systematisch plünderte, sei es durch die Erhebung von Sondersteuern oder aber durch die gesetzlichen Erlasse zur Abgabe von Wertgegenständen.<br />
<br />
Nichtsdestoweniger lassen sich an dieser „Vermögenserklärung“ deutliche Anzeichen für einen gutbürgerlichen Haushalt erkennen. Die Kunstwerke, die aus einer Bronzestatue, vier Gemälden, einer Büste und vier Keramiken bestand, wurden komplettiert durch ein 27-teiliges Kaffeeservice und 90 Teile Geschirr. Erstaunlich nur, dass von diesen Kunstgegenständen bei dem Verkauf des Inventars nicht mehr die Rede war.<br />
<br />
Elisabeth Bonnem wurde am 1. November 1941 gemeinsam mit ihrem Sohn Heinz im Sammellager in der ehemaligen Synagoge in der Levetzowstraße inhaftiert und von dort in das Ghetto Łódź/Litzmannstadt deportiert. Das Datum ihrer Ermordung dort ist unbekannt.<br />
<br />
Die Akte im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, in der die Vermögenserklärung von Elisabeth Bonnem enthalten ist, beleuchtet allerdings auch die damals verbreitete Dreistigkeit, mit der höchste Beamte Forderungen gegen den Staat stellten und dies mit ihrer antisemitischen Grundhaltung begründeten:<br />
<br />
Ein halbes Jahr nach der Deportation der Familie Bonnem nach Łódź/Litzmannstadt zog der Regierungsrat Kärst in die Wohnung der Bonnems ein, die er durch Vermittlung des Generalbauinspektors erhalten hatte. Weitere 4 Monate später verlangte der Regierungsrat vom Oberfinanzpräsidenten die Begleichung einer Rechnung für Malerarbeiten in Höhe von 1215 RM mit der Begründung, für die Instandsetzungsarbeiten sei der Vormieter zuständig. Da dieser Jude sei, habe er Vermögen hinterlassen. Der Brief endete mit der Frage, wie viel der Oberfinanzpräsident daraus zu leisten bereit sei.<br />
<br />
Ein Jahr nach der Deportation erhob das Finanzamt eine Forderung in Höhe von 6424 RM als Reichsfluchtsteuer.

Elisabeth Bonnem wurde am 22. Februar 1899 (abweichend wird auch der 21. Februar 1899 als Geburtsdatum genannt) als Elisabeth Oppenheimer in Fürth geboren. Sie war verheiratet mit dem Rechtsanwalt Dr. Max Bonnem, der am 10. Dezember 1937 starb. Beide hatten einen Sohn, Heinz Emanuel, der am 30. Juli 1924 geboren wurde.

Elisabeth Bonnem arbeitete zuletzt als Krankenschwester bei William Simon in Westend für 5 RM pro Tag. Die „Vermögenserklärung“, die Frau Bonnem vor ihrer Deportation ausfüllen musste, gibt einen guten Einblick in die Vermögensverhältnisse der Familie: Mit einem Vermögen von insgesamt mehr als 22 000 RM zum Zeitpunkt der Deportation 1941 gehörte die Familie zu den begüterten jüdischen Familien, besonders wenn man in Betracht zieht, dass das Naziregime seit 1938 jüdische Vermögen systematisch plünderte, sei es durch die Erhebung von Sondersteuern oder aber durch die gesetzlichen Erlasse zur Abgabe von Wertgegenständen.

Nichtsdestoweniger lassen sich an dieser „Vermögenserklärung“ deutliche Anzeichen für einen gutbürgerlichen Haushalt erkennen. Die Kunstwerke, die aus einer Bronzestatue, vier Gemälden, einer Büste und vier Keramiken bestand, wurden komplettiert durch ein 27-teiliges Kaffeeservice und 90 Teile Geschirr. Erstaunlich nur, dass von diesen Kunstgegenständen bei dem Verkauf des Inventars nicht mehr die Rede war.

Elisabeth Bonnem wurde am 1. November 1941 gemeinsam mit ihrem Sohn Heinz im Sammellager in der ehemaligen Synagoge in der Levetzowstraße inhaftiert und von dort in das Ghetto Łódź/Litzmannstadt deportiert. Das Datum ihrer Ermordung dort ist unbekannt.

Die Akte im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, in der die Vermögenserklärung von Elisabeth Bonnem enthalten ist, beleuchtet allerdings auch die damals verbreitete Dreistigkeit, mit der höchste Beamte Forderungen gegen den Staat stellten und dies mit ihrer antisemitischen Grundhaltung begründeten:

Ein halbes Jahr nach der Deportation der Familie Bonnem nach Łódź/Litzmannstadt zog der Regierungsrat Kärst in die Wohnung der Bonnems ein, die er durch Vermittlung des Generalbauinspektors erhalten hatte. Weitere 4 Monate später verlangte der Regierungsrat vom Oberfinanzpräsidenten die Begleichung einer Rechnung für Malerarbeiten in Höhe von 1215 RM mit der Begründung, für die Instandsetzungsarbeiten sei der Vormieter zuständig. Da dieser Jude sei, habe er Vermögen hinterlassen. Der Brief endete mit der Frage, wie viel der Oberfinanzpräsident daraus zu leisten bereit sei.

Ein Jahr nach der Deportation erhob das Finanzamt eine Forderung in Höhe von 6424 RM als Reichsfluchtsteuer.