Bruno Weyl

Verlegeort
Hiroshimastr. 19
Historischer Name
Graf Spee Str. 19
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
Dezember 2006
Geboren
10. Juli 1881 in Erlangen
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Bruno Hermann Weyl wurde am 10. Juli 1881 in Erlangen geboren. Sein Vater Prof. Dr. Theodor Weyl (1851–1913) war ein bekannter Arzt und Chemiker aus Berlin, der damals als Dozent an der Universität Erlangen lehrte. Er war Herausgeber des ersten Handbuchs der organischen Chemie sowie eines mehrbändigen Standardwerks der Hygiene. Brunos Mutter Elise Weyl (geb. Weinberg) stammte aus Danzig und war eine Cousine seines Vaters. Ab 1883 wuchs Bruno Weyl in Berlin auf, wo sein Vater am Hygieneinstitut der Technischen Hochschule und ab 1888 am Robert-Koch-Institut tätig war und später eine eigene Praxis eröffnete. In Berlin kam am 20. Dezember 1886 Bruno Weyls Bruder Erich zur Welt.<br />
<br />
Nach dem Abitur absolvierte Bruno Weyl ein Ingenieursstudium an der Technischen Hochschule Berlin, das er als Diplom-Ingenieur abschloss. Am 9. Mai 1913 heiratete er die drei Jahre jüngere gebürtige Berlinerin Marie-Luise Fraentzel. Sie war eine Enkelin des berühmten jüdischen Arztes Ludwig Traube (1818–1876), ihr Onkel war der gleichnamige Philologe. Am 5. Januar 1915 wurde Bruno Weyls Sohn Heinrich Theodor Max Horst (genannt Heinz) geboren, am 4. März 1920 kam seine Tochter Sabine Käthe Elise zur Welt. Die Familie wohnte in der Hohenzollernstraße 19 (heute Hiroshimastraße) in Berlin-Tiergarten, die Ende 1933 in Graf-Spee-Straße umbenannt wurde. <br />
<br />
Knapp 30 Jahre lang war Bruno Weyl als Elektroingenieur bei der Firma Siemens-Schuckert beschäftigt. Als sogenannter Oberbeamter war er mit Leitungs- und Verwaltungsfunktionen betraut. Am 1. Oktober 1938 wurde er aufgrund seiner jüdischen Abstammung mit nur 57 Jahren vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Etwa zur gleichen Zeit zog er mit seiner Frau und seiner 18-jährigen Tochter in eine 3½-Zimmer-Wohnung in der Dortmunder Straße 6. Im Jahr 1941 oder 1942 wurde er zur Zwangsarbeit bei den Pertrix-Werken in Schöneweide verpflichtet, die Batterien für die Wehrmacht herstellten. <br />
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Mitte 1942 schlug Richard Freudenberg, ein Mitarbeiter der Speditionsfirma Schenker und Agent der Gestapo, dem Ehepaar Weyl ein Geschäft vor. Er behauptete, über die nötigen Beziehungen zu verfügen, um Bruno Weyl und dessen Frau, die eine sogenannte Geltungsjüdin war, vor einer Deportation schützen zu können bzw. dafür zu sorgen, dass sie „nur“ ins Ghetto Theresienstadt kämen, von dem die nationalsozialistische Propaganda behauptete, dort herrschten privilegierte Lebensbedingungen. Gleichzeitig deutete er an, dass sie, falls sie nicht zahlten, mit einer baldigen Verschleppung rechnen müssten. Als Gegenleistung verlangte er 6000 Reichsmark. Aus Angst vor einer drohenden Deportation ließen sich Bruno und Marie-Luise Weyl – trotz der Warnungen ihres Anwalts – auf das Geschäft ein. Sie veräußerten eine Teilhypothek, die sie auf ein Haus in der Skalitzer Straße besaßen, und zahlten zweimal 2000 Reichsmark an Richard Freudenberg. Wie sich herausstellen sollte, handelte es sich um leere Versprechungen. Ende Februar 1943 wurde Bruno Weyl während der sogenannten Fabrikaktion an seiner Arbeitsstelle verhaftet. Richard Freudenberg tauchte daraufhin bei dessen Familie auf und behauptete, es liefe alles wie geplant. Er richtete Grüße von Bruno Weyl aus und nahm einen Koffer mit Kleidung für ihn mit. Gleichzeitig erinnerte er an die noch ausstehenden 2000 Reichsmark. Marie-Luise Weyl floh nach der Verhaftung ihres Mannes aus Berlin und lebte bis zur Befreiung durch die Alliierten illegal in Würzburg. Trotz großer Bedenken zahlte Bruno Weyls Sohn nach einiger Zeit die geforderte Summe an Richard Freudenberg. Erst viel später erfuhr er, dass sein Vater bereits am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden war.<br />

Bruno Hermann Weyl wurde am 10. Juli 1881 in Erlangen geboren. Sein Vater Prof. Dr. Theodor Weyl (1851–1913) war ein bekannter Arzt und Chemiker aus Berlin, der damals als Dozent an der Universität Erlangen lehrte. Er war Herausgeber des ersten Handbuchs der organischen Chemie sowie eines mehrbändigen Standardwerks der Hygiene. Brunos Mutter Elise Weyl (geb. Weinberg) stammte aus Danzig und war eine Cousine seines Vaters. Ab 1883 wuchs Bruno Weyl in Berlin auf, wo sein Vater am Hygieneinstitut der Technischen Hochschule und ab 1888 am Robert-Koch-Institut tätig war und später eine eigene Praxis eröffnete. In Berlin kam am 20. Dezember 1886 Bruno Weyls Bruder Erich zur Welt.

Nach dem Abitur absolvierte Bruno Weyl ein Ingenieursstudium an der Technischen Hochschule Berlin, das er als Diplom-Ingenieur abschloss. Am 9. Mai 1913 heiratete er die drei Jahre jüngere gebürtige Berlinerin Marie-Luise Fraentzel. Sie war eine Enkelin des berühmten jüdischen Arztes Ludwig Traube (1818–1876), ihr Onkel war der gleichnamige Philologe. Am 5. Januar 1915 wurde Bruno Weyls Sohn Heinrich Theodor Max Horst (genannt Heinz) geboren, am 4. März 1920 kam seine Tochter Sabine Käthe Elise zur Welt. Die Familie wohnte in der Hohenzollernstraße 19 (heute Hiroshimastraße) in Berlin-Tiergarten, die Ende 1933 in Graf-Spee-Straße umbenannt wurde.

Knapp 30 Jahre lang war Bruno Weyl als Elektroingenieur bei der Firma Siemens-Schuckert beschäftigt. Als sogenannter Oberbeamter war er mit Leitungs- und Verwaltungsfunktionen betraut. Am 1. Oktober 1938 wurde er aufgrund seiner jüdischen Abstammung mit nur 57 Jahren vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Etwa zur gleichen Zeit zog er mit seiner Frau und seiner 18-jährigen Tochter in eine 3½-Zimmer-Wohnung in der Dortmunder Straße 6. Im Jahr 1941 oder 1942 wurde er zur Zwangsarbeit bei den Pertrix-Werken in Schöneweide verpflichtet, die Batterien für die Wehrmacht herstellten.

Mitte 1942 schlug Richard Freudenberg, ein Mitarbeiter der Speditionsfirma Schenker und Agent der Gestapo, dem Ehepaar Weyl ein Geschäft vor. Er behauptete, über die nötigen Beziehungen zu verfügen, um Bruno Weyl und dessen Frau, die eine sogenannte Geltungsjüdin war, vor einer Deportation schützen zu können bzw. dafür zu sorgen, dass sie „nur“ ins Ghetto Theresienstadt kämen, von dem die nationalsozialistische Propaganda behauptete, dort herrschten privilegierte Lebensbedingungen. Gleichzeitig deutete er an, dass sie, falls sie nicht zahlten, mit einer baldigen Verschleppung rechnen müssten. Als Gegenleistung verlangte er 6000 Reichsmark. Aus Angst vor einer drohenden Deportation ließen sich Bruno und Marie-Luise Weyl – trotz der Warnungen ihres Anwalts – auf das Geschäft ein. Sie veräußerten eine Teilhypothek, die sie auf ein Haus in der Skalitzer Straße besaßen, und zahlten zweimal 2000 Reichsmark an Richard Freudenberg. Wie sich herausstellen sollte, handelte es sich um leere Versprechungen. Ende Februar 1943 wurde Bruno Weyl während der sogenannten Fabrikaktion an seiner Arbeitsstelle verhaftet. Richard Freudenberg tauchte daraufhin bei dessen Familie auf und behauptete, es liefe alles wie geplant. Er richtete Grüße von Bruno Weyl aus und nahm einen Koffer mit Kleidung für ihn mit. Gleichzeitig erinnerte er an die noch ausstehenden 2000 Reichsmark. Marie-Luise Weyl floh nach der Verhaftung ihres Mannes aus Berlin und lebte bis zur Befreiung durch die Alliierten illegal in Würzburg. Trotz großer Bedenken zahlte Bruno Weyls Sohn nach einiger Zeit die geforderte Summe an Richard Freudenberg. Erst viel später erfuhr er, dass sein Vater bereits am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden war.