Hermann Finkelstein

Verlegeort
Hussitenstr. 6
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
Oktober 2011
Geboren
06. April 1899 in Ellernthal (Schloßberg) / Bobrowo
Beruf
Händler
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Hermann Finkelstein wurde am 6. April 1899 in der ostpreußischen Ortschaft Ellernthal (heute: Bobrowo / Russland) im Landkreis Pillkallen geboren. Dort betrieben seine Eltern Marta (geb. Balschowski) und Max (Meyer) Finkelstein einen Pferdehandel. Seine Schwestern Lina und Meta waren zwei und neun Jahre jünger als er.<br />
<br />
Hermann Finkelstein wurde in seinem Geburtsort eingeschult und setzte den Schulbesuch im etwa 30 Kilometer entfernten Gumbinnen (Gussev) fort, wohin die Familie umzog. Mit 14 Jahren begann er dort eine Lehre im Bekleidungs- und Manufakturwarengeschäft seines Onkels, der ebenfalls Hermann Finkelstein hieß und nach dem er benannt worden war.<br />
<br />
Im Ersten Weltkrieg meldete sich Hermann Finkelstein freiwillig zum Militärdienst und war bis zum Kriegsende an der Ostfront stationiert. Im Dezember 1918 kehrte er nach Gumbinnen zurück und arbeitete wieder im Geschäft seines Onkels. In den 1920er-Jahren war Hermann Finkelstein kurze Zeit verheiratet, ließ sich aber bereits ein halbes Jahr nach der Hochzeit von seiner Frau Jenny scheiden.<br />
<br />
1925 stieg er in den Betrieb seines Vaters ein, da, wie seine Schwester im Entschädigungsantrag schreibt, „nach der Inflation das Geschäft viel schwieriger geworden war. Mein Bruder übernahm, da ja der Vater alt geworden war, alle Reisen und Fahrten, die ja im Pferdehandel zu den Grundbesitzern und Farmern ständig notwendig waren.“ Neben dem Pferdehandel kaufte Hermann Finkelstein Alt-Metalle und Produkten (Erzeugnisse des Ackerbaus und der landwirtschaftlichen Nebengewerbe) auf. Er sammelte außerdem wertvolle alte Uhren.<br />
<br />
Hermann Finkelstein betrieb sein Geschäft in Gumbinnen bis Mitte Juni 1938. Dann wurde er, wie seine Schwester weiter schreibt, „gezwungen durch die staatlichen Maßnahmen den Pferdehandel und allen sonstigen Handel aufzugeben und deshalb siedelte er nach Berlin über.“ Mit seinen Eltern, die ihn begleiteten und mit denen er bereits in Gumbinnen zusammengelebt hatte, wohnte er in der Hussitenstraße 6 im Wedding (heute Gesundbrunnen). In Berlin konnte Hermann Finkelstein keine Arbeit finden und lebte von Ersparnissen.<br />
<br />
Seine Schwester Lina, deren Nachname seit ihrer Heirat Sosnowicz lautete, floh mit ihrem Mann im Januar 1939 aus Berlin. Auch die jüngste Schwester Meta (verheiratete Cohn) konnte rechtzeitig emigrieren. Beide Schwestern lebten später in Los Angeles, wo sie ihre Vornamen zu Lea und Miriam änderten.<br />
<br />
Hermann Finkelstein wollte das nationalsozialistische Deutschland ebenfalls verlassen, wie seine Schwester Lea im Entschädigungsantrag schildert: „Er versuchte seine baldige Auswanderung aus Deutschland zu betreiben und ich weiß, dass er große Summen ausgegeben hat, um ein Einwanderungsvisum in eines der südamerikanischen Länder ‚auf dem schwarzen Markte‘ zu kaufen. Jedoch ist es ihm nicht gelungen, ein gültiges Visum in Zeit zu erhalten. Aus seinen Briefen, die er noch bis Ende 1939 und Anfang 1940 an mich richtete, entnahm ich, dass er Ende 1939 in Berlin zu schwerer Zwangsarbeit eingezogen wurde. Dann kamen nur noch vereinzelt Briefe von ihm und ich wurde dann unterrichtet, dass er im Anfang des Jahres 1942 von Berlin verschickt wurde und er ist dann in einem Lager umgekommen. Von ihm selbst habe ich seit 1942 nicht mehr gehört.“<br />
<br />
Hermann Finkelsteins Eltern wurden am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert. Beide wurden ermordet. Er selbst wurde am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Wann er ermordet wurde, ist nicht bekannt.<br />
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Hermann Finkelstein wurde am 6. April 1899 in der ostpreußischen Ortschaft Ellernthal (heute: Bobrowo / Russland) im Landkreis Pillkallen geboren. Dort betrieben seine Eltern Marta (geb. Balschowski) und Max (Meyer) Finkelstein einen Pferdehandel. Seine Schwestern Lina und Meta waren zwei und neun Jahre jünger als er.

Hermann Finkelstein wurde in seinem Geburtsort eingeschult und setzte den Schulbesuch im etwa 30 Kilometer entfernten Gumbinnen (Gussev) fort, wohin die Familie umzog. Mit 14 Jahren begann er dort eine Lehre im Bekleidungs- und Manufakturwarengeschäft seines Onkels, der ebenfalls Hermann Finkelstein hieß und nach dem er benannt worden war.

Im Ersten Weltkrieg meldete sich Hermann Finkelstein freiwillig zum Militärdienst und war bis zum Kriegsende an der Ostfront stationiert. Im Dezember 1918 kehrte er nach Gumbinnen zurück und arbeitete wieder im Geschäft seines Onkels. In den 1920er-Jahren war Hermann Finkelstein kurze Zeit verheiratet, ließ sich aber bereits ein halbes Jahr nach der Hochzeit von seiner Frau Jenny scheiden.

1925 stieg er in den Betrieb seines Vaters ein, da, wie seine Schwester im Entschädigungsantrag schreibt, „nach der Inflation das Geschäft viel schwieriger geworden war. Mein Bruder übernahm, da ja der Vater alt geworden war, alle Reisen und Fahrten, die ja im Pferdehandel zu den Grundbesitzern und Farmern ständig notwendig waren.“ Neben dem Pferdehandel kaufte Hermann Finkelstein Alt-Metalle und Produkten (Erzeugnisse des Ackerbaus und der landwirtschaftlichen Nebengewerbe) auf. Er sammelte außerdem wertvolle alte Uhren.

Hermann Finkelstein betrieb sein Geschäft in Gumbinnen bis Mitte Juni 1938. Dann wurde er, wie seine Schwester weiter schreibt, „gezwungen durch die staatlichen Maßnahmen den Pferdehandel und allen sonstigen Handel aufzugeben und deshalb siedelte er nach Berlin über.“ Mit seinen Eltern, die ihn begleiteten und mit denen er bereits in Gumbinnen zusammengelebt hatte, wohnte er in der Hussitenstraße 6 im Wedding (heute Gesundbrunnen). In Berlin konnte Hermann Finkelstein keine Arbeit finden und lebte von Ersparnissen.

Seine Schwester Lina, deren Nachname seit ihrer Heirat Sosnowicz lautete, floh mit ihrem Mann im Januar 1939 aus Berlin. Auch die jüngste Schwester Meta (verheiratete Cohn) konnte rechtzeitig emigrieren. Beide Schwestern lebten später in Los Angeles, wo sie ihre Vornamen zu Lea und Miriam änderten.

Hermann Finkelstein wollte das nationalsozialistische Deutschland ebenfalls verlassen, wie seine Schwester Lea im Entschädigungsantrag schildert: „Er versuchte seine baldige Auswanderung aus Deutschland zu betreiben und ich weiß, dass er große Summen ausgegeben hat, um ein Einwanderungsvisum in eines der südamerikanischen Länder ‚auf dem schwarzen Markte‘ zu kaufen. Jedoch ist es ihm nicht gelungen, ein gültiges Visum in Zeit zu erhalten. Aus seinen Briefen, die er noch bis Ende 1939 und Anfang 1940 an mich richtete, entnahm ich, dass er Ende 1939 in Berlin zu schwerer Zwangsarbeit eingezogen wurde. Dann kamen nur noch vereinzelt Briefe von ihm und ich wurde dann unterrichtet, dass er im Anfang des Jahres 1942 von Berlin verschickt wurde und er ist dann in einem Lager umgekommen. Von ihm selbst habe ich seit 1942 nicht mehr gehört.“

Hermann Finkelsteins Eltern wurden am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert. Beide wurden ermordet. Er selbst wurde am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Wann er ermordet wurde, ist nicht bekannt.