Elise Simson

Verlegeort
Lessingstr. 8 -10
Historischer Name
Lessingstr. 26
Bezirk/Ortsteil
Hansaviertel
Verlegedatum
Oktober 2010
Geboren
01. Oktober 1868 in Stolp (Pommern) / Słupsk
Deportation
am 01. September 1942 nach Theresienstadt
Tot
10. Mai 1944 im Ghetto Theresienstadt

Elise Simson kam am 1. Oktober 1868 in Stolp in Pommern (heute: Słupsk / Polen) zur Welt. Sie wuchs mit zahlreichen Geschwistern in ihrer Heimatstadt auf, wo ihr Vater Hirsch Simson einen Pferdehandel betrieb. Nach Berlin kam Elise Simson wahrscheinlich 1905 zusammen mit ihrer Mutter Rosa Simson (geb. Rosenthal). Auch mindestens vier ihrer Brüder siedelten nach Berlin über. Ab 1916 wohnte Elise mit ihrer Mutter, ihrem zehn Jahre jüngeren Bruder Paul und dessen wiederum zehn Jahre jüngerer Frau Ernestine (genannt Erna) in Berlin-Mitte in der Lessingstraße 26 (heute auf Höhe der Nummern 8–10). Im November 1918 kam mit Pauls Sohn Hans ein weiteres Familienmitglied dazu. Elise Simson, die Lieschen genannt wurde, kümmerte sich um den Haushalt der Familie. Ihre Mutter Rosa starb im März 1925 im Alter von 86 Jahren.<br />
<br />
Ende Juni 1939 konnte Elise Simsons Schwägerin Erna die Entrechtung und Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime nicht länger ertragen und nahm sich in der gemeinsamen Wohnung in der Lessingstraße das Leben. Am 1. November 1941 wurde Selma Simson (geb. Krebs), die Witwe von Elise Simsons 1933 an einem Herzinfarkt verstorbenen Bruder Emil, mit einem der ersten Deportationszüge nach Łódź verschleppt.<br />
<br />
Elise Simson wurde am 1. September 1942, einen Monat vor ihrem 74. Geburtstag, nach Theresienstadt deportiert. Am 16. Februar 1944 schrieb sie aus dem Ghetto eine Postkarte an ihre Nichte in Stettin: <br />
„Liebe Betty! Was für eine Freude empfinde ich immer, sehe ich nur Deine Handschrift! Um die Berliner habe ich große Sorge, seit Nov. bin ich ohne Nachricht, hoffentlich seid und bleibt Ihr alle gesund! Eure Sendungen sind immer wundervoll! Ich soll Wünsche äußern? Da komme ich mir vor, wie der Spatz im Winter. Besondere Freude hast Du mir mit Grieß und Marmelade bereitet. Mutter und Hermann gratuliere ich herzlich zum Geburtstag. Hoffentlich bekomme ich bald Nachricht von ihnen und hoffentlich gute von Euch allen. Hans schrieb noch nicht, was mag da sein? In Gedanken bin ich immer bei Euch allen, denkt auch an mich u. allen meine herzlichsten Grüße, besonders Dir von Tante Elise Simson“<br />
<br />
Ihr Neffe Hans, auf dessen Nachricht Elise Simson vergeblich wartete, war zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht mehr am Leben. Er wurde am 28. Juni 1943 nach Auschwitz deportiert. Auch ihre Brüder Paul und Berthold lebten nicht mehr: Paul war bereits im Januar 1943 – vermutlich durch Suizid – in Berlin gestorben, Berthold im Juli 1943 an den Folgen eines Suizidversuchs, den er am Tag seiner geplanten Deportation zusammen mit seiner Tochter Ursula unternommen hatte. <br />
<br />
Nur wenige Monate nachdem sie die Postkarte an ihre Nichte Betty abgeschickt hatte, kam Elise Simson am 10. Mai 1944 in Theresienstadt ums Leben.<br />
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Elise Simson kam am 1. Oktober 1868 in Stolp in Pommern (heute: Słupsk / Polen) zur Welt. Sie wuchs mit zahlreichen Geschwistern in ihrer Heimatstadt auf, wo ihr Vater Hirsch Simson einen Pferdehandel betrieb. Nach Berlin kam Elise Simson wahrscheinlich 1905 zusammen mit ihrer Mutter Rosa Simson (geb. Rosenthal). Auch mindestens vier ihrer Brüder siedelten nach Berlin über. Ab 1916 wohnte Elise mit ihrer Mutter, ihrem zehn Jahre jüngeren Bruder Paul und dessen wiederum zehn Jahre jüngerer Frau Ernestine (genannt Erna) in Berlin-Mitte in der Lessingstraße 26 (heute auf Höhe der Nummern 8–10). Im November 1918 kam mit Pauls Sohn Hans ein weiteres Familienmitglied dazu. Elise Simson, die Lieschen genannt wurde, kümmerte sich um den Haushalt der Familie. Ihre Mutter Rosa starb im März 1925 im Alter von 86 Jahren.

Ende Juni 1939 konnte Elise Simsons Schwägerin Erna die Entrechtung und Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime nicht länger ertragen und nahm sich in der gemeinsamen Wohnung in der Lessingstraße das Leben. Am 1. November 1941 wurde Selma Simson (geb. Krebs), die Witwe von Elise Simsons 1933 an einem Herzinfarkt verstorbenen Bruder Emil, mit einem der ersten Deportationszüge nach Łódź verschleppt.

Elise Simson wurde am 1. September 1942, einen Monat vor ihrem 74. Geburtstag, nach Theresienstadt deportiert. Am 16. Februar 1944 schrieb sie aus dem Ghetto eine Postkarte an ihre Nichte in Stettin:
„Liebe Betty! Was für eine Freude empfinde ich immer, sehe ich nur Deine Handschrift! Um die Berliner habe ich große Sorge, seit Nov. bin ich ohne Nachricht, hoffentlich seid und bleibt Ihr alle gesund! Eure Sendungen sind immer wundervoll! Ich soll Wünsche äußern? Da komme ich mir vor, wie der Spatz im Winter. Besondere Freude hast Du mir mit Grieß und Marmelade bereitet. Mutter und Hermann gratuliere ich herzlich zum Geburtstag. Hoffentlich bekomme ich bald Nachricht von ihnen und hoffentlich gute von Euch allen. Hans schrieb noch nicht, was mag da sein? In Gedanken bin ich immer bei Euch allen, denkt auch an mich u. allen meine herzlichsten Grüße, besonders Dir von Tante Elise Simson“

Ihr Neffe Hans, auf dessen Nachricht Elise Simson vergeblich wartete, war zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht mehr am Leben. Er wurde am 28. Juni 1943 nach Auschwitz deportiert. Auch ihre Brüder Paul und Berthold lebten nicht mehr: Paul war bereits im Januar 1943 – vermutlich durch Suizid – in Berlin gestorben, Berthold im Juli 1943 an den Folgen eines Suizidversuchs, den er am Tag seiner geplanten Deportation zusammen mit seiner Tochter Ursula unternommen hatte.

Nur wenige Monate nachdem sie die Postkarte an ihre Nichte Betty abgeschickt hatte, kam Elise Simson am 10. Mai 1944 in Theresienstadt ums Leben.