Bertha Mamroth geb. Dann

Verlegeort
Lobeckstraße 20
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
16. November 2015
Geboren
01. März 1894 in Golzow (Brandenburg)
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Bertha Dann kam am 1. März 1894 in Golzow in Brandenburg als Tochter des jüdischen Kaufmanns Heimann Dann und dessen Ehefrau Rosalie, geb. Tietz, zur Welt. Die Eltern betrieben in dem im Oderbruch gelegenen Dorf ein Weißwarengeschäft. Bertha hatte noch zwei ältere Brüder: Oskar David (*1891) und Leopold (*1892). Über die Kindheit und Jugend von Bertha Dann haben sich ansonsten keine Informationen erhalten.

Wahrscheinlich nahmen beide Brüder am Ersten Weltkrieg teil. Ihr Bruder Leopold fiel im Januar 1915 in Frankreich. Oskar David Dann heiratete 1919 in Köpenick Irene Sussmann. Deren Schwester Betty war seit 1909 mit dem Kaufmann Walter Mamroth verheiratet, das Paar blieb vermutlich kinderlos. Die Ehe wurde im Februar 1922 geschieden.

Am 30. März 1922 heirateten Bertha Dann und der am 19. Oktober 1880 in Berlin geborene Walter Mamroth. Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnten beide in der Möllendorfstraße 94 in Lichtenberg, Walter Mamroth war Inhaber einer Zigarrenhandlung. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Heinz (eigentlich Heimann Albert), geb. am 18. April 1923, Hans Walter, der am 25. November 1924 im Alter von nur drei Monaten verstarb, und Margot Rose, geb. am 16. Januar 1926.

Seit etwa 1930 wohnte die Familie in der Gitschiner Straße 35 in Kreuzberg, um 1933 bezogen sie eine Drei-Zimmer-Wohnung in der Brandenburgstraße 57 (heute Lobeckstraße; das Gebäude existiert nicht mehr, heute befindet sich dort ein Sportplatz). Walter Mamroth betrieb im selben Haus einen Laden für Schreib- und Büromaschinen. Er beschäftigte einen Angestellten und auch seine Frau Bertha arbeitete im Geschäft mit: Sie erledigte die Büroarbeiten und war im Verkauf tätig, für ihren Haushalt hatte sie ein Mädchen. Die Familie lebte in gutbürgerlichen Verhältnissen.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Mamroth. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Auch die Mamroths litten zunehmend unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde ihr Laden vollkommen zerstört und ausgeplündert. Sie gaben ihn danach auf. Walter Mamroth verstarb am 16. Oktober 1940, kurz vor seinem 60. Geburtstag, in seiner Wohnung an einem Schlaganfall. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Bertha Mamroth war als Maschinenstrickerin bei der Firma Bernard Liening zwangsverpflichtet. Ihr Sohn musste Zwangsarbeit im Siemens-Schuckert-Kabelwerk Gartenfeld, ihre Tochter bei der Firma Herbst Telefonapparatebau leisten. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Bertha und Heinz Mamroth wurden am 19. Oktober 1942 mit dem 21. Osttransport nach Riga deportiert, wo sie gleich nach ihrer Ankunft am 22. Oktober ermordet wurden.

Da die Tochter Margot die Wohnung in der Brandenburgstraße 57 versiegelt vorfand und diese nicht mehr betreten konnte, lebte sie einige Zeit im Untergrund. Sie wurde verhaftet und am 24. November 1944 mit dem 113. Alterstransport nach Theresienstadt verschleppt, erlebte aber die Befreiung des Ghettos Anfang Mai 1945.

Margot Mamroth heiratete im August 1945 den kaufmännischen Angestellten Arthur Nathan, geb. 1925 in Köln. Er war zusammen mit ihr mit dem selben Alterstransport aus Berlin nach Theresienstadt deportiert worden. Die beiden lebten nach dem Krieg in Arthur Nathans Geburtsstadt, wo 1946 ihre Tochter Marjon geboren wurde.