Leonhard Holz

Verlegeort
Ludwigkirchplatz 12
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
April 2009
Geboren
11. Juli 1882 in Berlin
Flucht
Juni 1933 Flucht nach Frankreich
Verhaftet
in Drancy
Deportation
am 27. März 1944 nach Auschwitz
Später deportiert
im Januar 1945 nach Konzentrationslager Mauthausen
Später deportiert
am 06. Februar 1945 nach Konzentrationslager Flossenbürg
Ermordet
1945 in Konzentrationslager Flossenbürg

„<i>Mein geliebtes Kind, Vati und ich treten heute den schwersten Weg unseres Lebens an. Am 7. d. M. hat man Vati und all‘ die anderen von ‚uns‘ geholt, um sie zur Arbeit im Kriegsgebiet zu verwenden ... Wir gehen zuerst ins deutsche Arbeitscamp nach Drancy, von dort – – – ? Sollten wir nicht lebend herauskommen, so wisse, dass wir Dich unendlich geliebt haben und dass Du unser letzter Gedanke sein wirst mit Deinem Mann und Deinem Kind oder Deinen Kindern. Wie schade, dass ich mein Enkelkind nicht auf dem Arm halten konnte. </i>[...]<i> Meine Gedanken, meine Liebe ist bei Euch und Vati umarmt Euch tausendmal. Ich küsse Deine Augen, Musch. Dir lieber Lazy und Dir kleine Miryam mein ganzes Herz.</i>“<br />
<br />
Herta Holz an ihre Tochter Ilse am 16. März 1944<br />
<br />
Leonhard Holz, der am 11. Juli 1882 in Berlin geboren wurde und aus einer jüdischen Familie stammte, wurde 1910 nach dem Jurastudium als Rechtsanwalt beim Berliner Landgericht zugelassen. Von 1914 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Er wurde verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Holz war Mitglied der SPD und wurde in der Weimarer Republik als Notar bestellt, was im Kaiserreich nicht möglich gewesen wäre. Er spezialisierte sich auf Mietrechtsfragen und veröffentlichte zu diesem Thema einige Schriften. Am 30. April 1933 wurde er im Berliner Landgericht von einem SA-Kommando die Treppe hinuntergeworfen und misshandelt. Mitte Mai 1933 floh er mit seiner zweiten Frau Paula nach Paris, wo er nach einem Zusatzstudium wieder als Rechtsanwalt arbeiten konnte. Herta Holz, die erste Frau von Leonhard, und die Tochter Ilse emigrierten ebenfalls nach Paris. Ilse wanderte mit ihrem Mann nach Kolumbien aus. Am 16. März 1939 wurden Leonhard und die 1935 – offenbar von den deutschen Behörden unbemerkt – in Paris verstorbene Paula Holz vom Deutschen Reich ausgebürgert und ihr in Berlin verbliebenes Vermögen eingezogen. Holz und seine erste Frau wurden 1940 in Frankreich interniert und im März 1944 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert. Herta Holz wurde in Auschwitz ermordet. Leonhard Holz wurde Ende Januar 1945 von Auschwitz in das KZ Mauthausen und von dort am 3. März 1945 in das KZ Flossenbürg transportiert. Er blieb verschollen.<br />
<br />
Leonhard Holz war Stadtverordneter 1920–1921; Stadtwahlvorschlag (SPD)

Mein geliebtes Kind, Vati und ich treten heute den schwersten Weg unseres Lebens an. Am 7. d. M. hat man Vati und all‘ die anderen von ‚uns‘ geholt, um sie zur Arbeit im Kriegsgebiet zu verwenden ... Wir gehen zuerst ins deutsche Arbeitscamp nach Drancy, von dort – – – ? Sollten wir nicht lebend herauskommen, so wisse, dass wir Dich unendlich geliebt haben und dass Du unser letzter Gedanke sein wirst mit Deinem Mann und Deinem Kind oder Deinen Kindern. Wie schade, dass ich mein Enkelkind nicht auf dem Arm halten konnte. [...] Meine Gedanken, meine Liebe ist bei Euch und Vati umarmt Euch tausendmal. Ich küsse Deine Augen, Musch. Dir lieber Lazy und Dir kleine Miryam mein ganzes Herz.

Herta Holz an ihre Tochter Ilse am 16. März 1944

Leonhard Holz, der am 11. Juli 1882 in Berlin geboren wurde und aus einer jüdischen Familie stammte, wurde 1910 nach dem Jurastudium als Rechtsanwalt beim Berliner Landgericht zugelassen. Von 1914 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Er wurde verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Holz war Mitglied der SPD und wurde in der Weimarer Republik als Notar bestellt, was im Kaiserreich nicht möglich gewesen wäre. Er spezialisierte sich auf Mietrechtsfragen und veröffentlichte zu diesem Thema einige Schriften. Am 30. April 1933 wurde er im Berliner Landgericht von einem SA-Kommando die Treppe hinuntergeworfen und misshandelt. Mitte Mai 1933 floh er mit seiner zweiten Frau Paula nach Paris, wo er nach einem Zusatzstudium wieder als Rechtsanwalt arbeiten konnte. Herta Holz, die erste Frau von Leonhard, und die Tochter Ilse emigrierten ebenfalls nach Paris. Ilse wanderte mit ihrem Mann nach Kolumbien aus. Am 16. März 1939 wurden Leonhard und die 1935 – offenbar von den deutschen Behörden unbemerkt – in Paris verstorbene Paula Holz vom Deutschen Reich ausgebürgert und ihr in Berlin verbliebenes Vermögen eingezogen. Holz und seine erste Frau wurden 1940 in Frankreich interniert und im März 1944 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert. Herta Holz wurde in Auschwitz ermordet. Leonhard Holz wurde Ende Januar 1945 von Auschwitz in das KZ Mauthausen und von dort am 3. März 1945 in das KZ Flossenbürg transportiert. Er blieb verschollen.

Leonhard Holz war Stadtverordneter 1920–1921; Stadtwahlvorschlag (SPD)