Helene Sachs

Verlegeort
Mainzer Str. 16
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. September 2010
Geboren
05. Oktober 1894 in Pollnow / Polanów
Deportation
am 12. März 1943 von Bahnhof Putlitzstraße nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Helene Sachs wurde am 5. Oktober 1894 als zweite Tochter des Ehepaares Hulda und Dr. Emanuel Sachs in Pollnow (Polanów) in Hinterpommern geboren. Der Vater war Arzt und Leiter des kleinen städtischen Krankenhauses. Sie hatte die ältere Schwester Gertrud (*3. April 1890) und den jüngeren Bruder Günther (*24. Oktober 1898). Helenes Vater starb am 31. Januar 1920 mit nur sechzig Jahren im Städtischen Krankenhaus Stettin. Ihr Bruder diente im Ersten Weltkrieg als Gefreiter und fiel mit nicht einmal achtzehn Jahren am 22. August 1916.

Wie ihre Schwester hatte Helene die Höhere Mädchenschule im Ostseebad Kolberg (Kołobrzeg) besucht und machte danach eine Berufsausbildung am dortigen Lehrerinnenseminar. Kurz nach dem Tod des Vaters zog die Mutter Hulda mit ihren Töchtern nach Berlin. Gertrud, die als Lehrerin arbeitete, heiratete am 18. Mai 1923 den nicht-jüdischen Ingenieur Georg Stieglitz. Spätestens seit 1937 wohnte das Ehepaar, das anscheinend keine Kinder hatte, in der Mainzer Straße 16 in Wilmersdorf. Am 17. Mai 1939, dem Datum der so genannten "Minderheiten-Volkszählung", lebten auch Helene und die Mutter Hulda bei ihnen. 

Helene Sachs blieb unverheiratet. Sie wurde mit dem sog. „36. Osttransport" am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Dieser Transport bildete den Abschluss der so genannten „Fabrikaktion“, bei der die noch in der Rüstungsindustrie zwangsbeschäftigten Jüdinnen und Juden in den Tod geschickt wurden. Diese waren in den Betrieben durch bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland und der Jüdischen Kultusvereinigung angestellte Menschen ersetzt worden. Sie, ihre Angehörigen und bis dahin noch zurückgestellte „Halbjuden“ wurden mit diesem Transport nach wenigen Tagen Zwangsarbeit ebenfalls deportiert. 

Es ist anzunehmen, dass Helene berufstätig war - vielleicht arbeitete sie als Lehrerin in einer Schule der Kultusvereinigung. Sie wohnte zum Zeitpunkt ihrer Deportation noch in der Mainzer Straße 16 bei ihrem Schwager. Ob ihre Schwester Gertrud damals noch am Leben war, ließ sich nicht herausfinden. Es ist denkbar, dass sie Helenes Schicksal entkam, weil sie mit einem Nichtjuden verheiratet war. Jüdische Partnerinnen oder Partner in „Mischehen“ waren 1943 noch von Deportationen ausgenommen.

Am 12. März wurde Helene Sachs wahrscheinlich aus dem „Sammellager" in der Großen Hamburger Straße zum Bahnhof Putlitzstraße in Moabit gebracht. Die überfüllten Waggons mit insgesamt 941 Berliner Jüdinnen und Juden erreichten einen Tag später Auschwitz-Birkenau. Dort wurde Helene Sachs ermordet. Ihr Todesdatum ist unbekannt.