Ida Löwenthal

Verlegeort
Mommsenstr. 18
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. November 2021
Geboren
28. November 1866 in Gartow
Deportation
am 05. August 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 26. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
26. September 1942 in Treblinka

Ida Löwenthals Vater, der Pferdehändler Abraham (Adolf) Löwenthal, lebte mit seiner aus Tübingen stammenden Frau Rosalie geb. Blanck in der Mitte des 19. Jahrhunderts in dem kleinen Städtchen Gartow im heutigen Kreis Lüchow–Dannenberg. Er war gegen 1860 vom 10 km entfernten Schnackenburg dorthin gezogen. In der Hauptstraße in Gartow waren kurz zuvor einige Häuser abgebrannt und in eines der neu erbauten Häuser, Nr. 31, zogen Abraham und Rosalie Löwenthal ein. Sie lebten in unmittelbarer Nähe des Schlosses der Gräflichen Familie von Bernstorff, die u.a. einen ansehnlichen Reitstall und weitere sonstige Pferdeställe besaßen. Für einen Pferdehändler war das sicher eine gute Ausgangslage.

Rosalie brachte in Gartow 8 Kinder zur Welt: Louis (1861), Emma (1862), Rosa (1865), Ida ( 28. November 1866), Sallie (1868), Julius (1871), Sophie (1873) und Ella (1877). Neben dem Wohnhaus befand sich die Schule, die von den Kindern besucht wurde.
Es ist nicht bekannt, ob in Gartow weitere jüdische Familien lebten, in Schnackenburg hatte es eine kleine jüdische Gemeinde gegeben, noch heute zeugen 8 Grabsteine auf dem Friedhof von ihrer Existenz.

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zog die Familie mit allen Kindern nach Uelzen. Vielleicht bot das Leben auf dem Lande sowohl beruflich für Abraham als auch für die Ausbildung der Kinder keine ausreichende Grundlage mehr. Ende der 1880er Jahre lebten Abraham und Rosalie – Abraham hatte seine Geschäfte aufgegeben und war in Rente gegangen – in Hannover. Einige von Idas Geschwistern hatten geheiratet und waren in andere Städte gezogen.


Louis ging nach Hamburg, er war dort zwei mal verheiratet, 1887 mit Auguste Nathanson und 1900 mit Olga Fliess.


Julius war nach Mainz gezogen, er und seine Frau Mathilde Marx bekamen einen Sohn, der im Alter von 9 Monaten im Juni 1901 verstarb.


Sophie war schon in Berlin, als sie 1902 Georg Glaser heiratete. Sie starb 1935, ihr Sohn Dr. jur Werner Glaser, ließ sich in Italien nieder.

Ella blieb zunächst in Hannover und heiratete 1898 den Musikdirektor Adolf Hermann Ruhoff. Mit der Eheschließung trat sie zum evangelischen Glauben über. Sie bekam zwei Söhne, Hellmuth Adolf, * 1902, und Hermann Armin *1904. Auch diese Familie zog nach Berlin, wo Ella am 14. Januar 1939 an den Folgen ihrer Krebserkrankung verstarb.


Emma war mit Eduard Koppe verheiratet, beide starben sehr früh, Eduard 1911 und Emma 1914. Damals wohnten sie in der Goethestraße 69. Das Ehepaar hatte drei Kinder, Waldemar Koppe, Charlotte, verheiratete Wendriner und Clara, verheiratete Spitz. Charlotte Wendriner war in den letzten Jahren die Vermieterin ihrer Tante Ida. Auch Idas Nichte Clara Spitz wohnte lange Zeit mit ihrer Tochter Lore bei Charlotte in deren Wohnung.

Möglicherweise war Ida, die immer ledig blieb, ihren Schwestern Emma und Sophie nach Berlin gefolgt. Wir wissen nicht, welchen Beruf Ida ausübte und wo sie vor ihrer Zeit in der Mommsenstraße lebte.

Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939, in der Juden in einer Sonderkartei erfasst wurden, wohnte Ida als Untermieterin bei ihrer Nichte Charlotte. Charlotte Wendriner, von Beruf Buchhalterin, lebte seit ihrer Hochzeit mit dem Kaufmann Albert Wendriner in der Mommsenstraße 18. Als Ida bei ihr einzog, war sie schon verwitwet und hatte sicherlich genügend Raum, um ihre Tante bei sich aufzunehmen. Charlotte muss aber damals schon sehr krank gewesen sein, denn sie starb im Juli 1939 an den Folgen einer Lebererkrankung im Jüdischen Krankenhaus.
 Damit war auch für Ida die sicherlich glücklichere Wohnsituation beendet. Ida wurde alsbald als Untermieterin bei Fanni Piorkowski in ein Zimmer in der Nestorstraße 54 eingewiesen. Dieses hatte sie sich mit einer weiteren Untermieterin zu teilen. Lt. Vermögenserklärung, die Ida wenige Tage vor ihrer Deportation abgeben musste, hatte sie „kein Vermögen“. Die wenigen Habseligkeiten, die ihr geblieben waren, bestanden aus einem Reisekorb, einer Lederreisetasche, einigen Kissen und etwas Bettwäsche. Am 3. August 1942 wurde ihr die „Verfügung Einziehung Vermögen“ unter der Adresse Große Hamburger Straße 26 zugestellt. 
Dort harrte Ida zusammen mit hunderten Menschen in einem ehemaligen Altersheim aus, bevor sie am 5. August 1942 zusammen mit ihrer Vermieterin Fanni Piorkowski mit dem Transport I/38 nach Theresienstadt verschleppt wurde. Das Ghetto Theresienstadt war zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt. Bereits am 26. September schickte man Ida in den sicheren Tod nach Treblinka. In dem Vernichtungslager Treblinka wurden die Menschen nach Ankunft gar nicht mehr registriert. Aus dem Zug heraus führte der Weg direkt in die Gaskammern. 

Ida wurde als Einzige der 8 Geschwister Löwenthal im Holocaust ermordet. Von den Geschwistern Sallie und Rosa gibt es keine Aufzeichnungen, ihr Schicksal ist unbekannt.
 

Ida Löwenthals Vater, der Pferdehändler Abraham (Adolf) Löwenthal, lebte mit seiner aus Tübingen stammenden Frau Rosalie geb. Blanck in der Mitte des 19. Jahrhunderts in dem kleinen Städtchen Gartow im heutigen Kreis Lüchow-Dannenberg. Er war gegen 1860 vom 10 km entfernten Schnackenburg dorthin gezogen. In der Hauptstraße in Gartow waren kurz zuvor einige Häuser abgebrannt und in eines der neu erbauten Häuser, Nr. 31, zogen Abraham und Rosalie Löwenthal ein. Sie lebten in unmittelbarer Nähe des Schlosses der Gräflichen Familie von Bernstorff, die u.a. einen ansehnlichen Reitstall und weitere sonstige Pferdeställe besaßen. Für einen Pferdehändler war das sicher eine gute Ausgangslage.

Rosalie brachte in Gartow 8 Kinder zur Welt: Louis (1861), Emma (1862), Rosa (1865), Ida ( 28. November 1866), Sallie (1868), Julius (1871), Sophie (1873) und Ella (1877). Neben dem Wohnhaus befand sich die Schule, die von den Kindern besucht wurde.
Es ist nicht bekannt, ob in Gartow weitere jüdische Familien lebten, in Schnackenburg hatte es eine kleine jüdische Gemeinde gegeben, noch heute zeugen 8 Grabsteine auf dem Friedhof von ihrer Existenz.

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zog die Familie mit allen Kindern nach Uelzen. Vielleicht bot das Leben auf dem Lande sowohl beruflich für Abraham als auch für die Ausbildung der Kinder keine ausreichende Grundlage mehr. Ende der 1880er Jahre lebten Abraham und Rosalie – Abraham hatte seine Geschäfte aufgegeben und war in Rente gegangen – in Hannover. Einige von Idas Geschwistern hatten geheiratet und waren in andere Städte gezogen.

Louis ging nach Hamburg, er war dort zwei mal verheiratet, 1887 mit Auguste Nathanson und 1900 mit Olga Fliess.


Julius war nach Mainz gezogen, er und seine Frau Mathilde Marx bekamen einen Sohn, der im Alter von 9 Monaten im Juni 1901 verstarb.

Sophie war schon in Berlin, als sie 1902 Georg Glaser heiratete. Sie starb 1935, ihr Sohn Dr. jur Werner Glaser, ließ sich in Italien nieder.

Ella blieb zunächst in Hannover und heiratete 1898 den Musikdirektor Adolf Hermann Ruhoff. Mit der Eheschließung trat sie zum evangelischen Glauben über. Sie bekam zwei Söhne, Hellmuth Adolf, * 1902, und Hermann Armin *1904. Auch diese Familie zog nach Berlin, wo Ella am 14. Januar 1939 an den Folgen ihrer Krebserkrankung verstarb.

Emma war mit Eduard Koppe verheiratet, beide starben sehr früh, Eduard 1911 und Emma 1914. Damals wohnten sie in der Goethestraße 69. Das Ehepaar hatte drei Kinder, Waldemar Koppe, Charlotte, verheiratete Wendriner und Clara, verheiratete Spitz. Charlotte Wendriner war in den letzten Jahren die Vermieterin ihrer Tante Ida. Auch Idas Nichte Clara Spitz wohnte lange Zeit mit ihrer Tochter Lore bei Charlotte in deren Wohnung.

Möglicherweise war Ida, die immer ledig blieb, ihren Schwestern Emma und Sophie nach Berlin gefolgt. Wir wissen nicht, welchen Beruf Ida ausübte und wo sie vor ihrer Zeit in der Mommsenstraße lebte.

Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939, in der Juden in einer Sonderkartei erfasst wurden, wohnte Ida als Untermieterin bei ihrer Nichte Charlotte. Charlotte Wendriner, von Beruf Buchhalterin, lebte seit ihrer Hochzeit mit dem Kaufmann Albert Wendriner in der Mommsenstraße 18. Als Ida bei ihr einzog, war sie schon verwitwet und hatte sicherlich genügend Raum, um ihre Tante bei sich aufzunehmen. Charlotte muss aber damals schon sehr krank gewesen sein, denn sie starb im Juli 1939 an den Folgen einer Lebererkrankung im Jüdischen Krankenhaus. Damit war auch für Ida die sicherlich glücklichere Wohnsituation beendet. Ida wurde alsbald als Untermieterin bei Fanni Piorkowski in ein Zimmer in der Nestorstraße 54 eingewiesen. Dieses hatte sie sich mit einer weiteren Untermieterin zu teilen. Lt. Vermögenserklärung, die Ida wenige Tage vor ihrer Deportation abgeben musste, hatte sie „kein Vermögen“. Die wenigen Habseligkeiten, die ihr geblieben waren, bestanden aus einem Reisekorb, einer Lederreisetasche, einigen Kissen und etwas Bettwäsche. Am 3. August 1942 wurde ihr die „Verfügung Einziehung Vermögen“ unter der Adresse Große Hamburger Straße 26 zugestellt. Dort harrte Ida zusammen mit hunderten Menschen in einem ehemaligen Altersheim aus, bevor sie am 5. August 1942 zusammen mit ihrer Vermieterin Fanni Piorkowski mit dem Transport I/38 nach Theresienstadt verschleppt wurde. Das Ghetto Theresienstadt war zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt. Bereits am 26. September schickte man Ida in den sicheren Tod nach Treblinka. In dem Vernichtungslager Treblinka wurden die Menschen nach Ankunft gar nicht mehr registriert. Aus dem Zug heraus führte der Weg direkt in die Gaskammern. Ida wurde als Einzige der 8 Geschwister Löwenthal im Holocaust ermordet. Von den Geschwistern Sallie und Rosa gibt es keine Aufzeichnungen, ihr Schicksal ist unbekannt.