Martha Ehrlich geb. Eisenhardt

Verlegeort
Monumentenstraße 23
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
26. April 2014
Geboren
19. Juni 1896 in Frankfurt a. d. Oder
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
18. August 1942 in Riga

Martha Ehrlich wurde am 19. Juni 1896 als Tochter des Lederwarenhändlers Felix Eisenhardt und seiner Frau Rosa, geborene Freibusch, in Frankfurt an der Oder geboren. Ihr Vater führte sein Unternehmen, in dem auch geschächtet wurde, bis Ende der 1930er Jahre in Frankfurt, wo er 1939 starb. Ihre Mutter ging nach dem Tod ihres Mannes nach Berlin in ein jüdisches Altersheim an der Schönhauser Allee. Von dort wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 9. Mai 1943 ums Leben kam.<br />
Martha Ehrlich hatte sich am 11. Mai 1919 mit ihrem späteren Mann Leopold verlobt. Dieser hatte in Frankfurt an der Oder sein Abitur abgelegt und nach seinem Studium in Berlin ein Seminarjahr und den Militärdienst in der Heimatstadt seiner späteren Frau absolviert. Seit 1920 wohnte das Ehepaar in der Marienburger Straße in Prenzlauer Berg, wo am 7. Juli 1920 die gemeinsame Tochter Ursel geboren wurde. Ihr Mann hatte seit 1917 eine Stelle als Oberlehrer in den Fächern Mathematik und Physik an der 15. Realschule in Berlin inne, im April 1924 folgte eine Anstellung als Studienrat am Königstädtischen Reformrealgymnasium in Berlin-Mitte, in der Nähe des heutigen U-Bahnhofs Schillingstraße, ganz in der Nähe der gemeinsamen Wohnung. Dort blieb ihr Mann 3 ½ Jahre und wechselte in der Folge noch achtmal die Schule, bevor er am 1. Oktober 1935 von den nationalsozialistischen Machthabern aus dem Schuldienst entlassen wurde. Zwei Jahre später erfolgte der Umzug nach Berlin-Kreuzberg in das Haus Monumentenstraße 23.<br />
Martha Ehrlichs Tochter Ursel absolvierte nach ihrer Schulzeit am Königstädtischen Oberlyzeum eine Ausbildung zur Säuglings- und Kinderschwester im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße im Wedding, wo sie Ostern 1940 das Examen ablegte. Anschließend arbeitete sie im jüdischen Säuglingsheim in Niederschönhausen und als private Kinderschwester. Seit 1940 war sie gemeinsam mit ihrem Verlobten Lothar Salinger im Widerstand aktiv. Nach ihrer Dienstverpflichtung zur Zwangsarbeit in den Siemens-Schuckert-Werken gehörte sie dort der Widerstandsgruppe an, die Teil der Gruppe um Herbert Baum war, der auch ihr Verlobter angehörte. Nach dem Brandanschlag der Baum-Gruppe auf die nationalsozialistische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ wurden Mitglieder der Gruppe am 15. Juli 1942 verhaftet. Ursel Leopold lebte ab diesem Tag illegal unter dem Namen Hilde Krause und konnte sich durch die Hilfe von Gerda Lüth der Verhaftung entziehen. Ihr Verlobter wurde am 10. Dezember 1942 verurteilt und im März 1943 in Plötzensee hingerichtet. <br />
Martha Ehrlich und ihr Mann Leopold mussten sich Anfang August 1942 in der Sammelstelle Synagoge Lützowstraße einfinden. Am 15. August 1942 wurden sie mit ca. 1.000 weiteren Personen zu Fuß durch die Straßen Berlins zu den Bahngleisen an der Putlitzstraße in Moabit geführt. Von dort fuhr der Deportationszug mit der Bezeichnung „18. Osttransport“ nach Riga, wo in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki bis auf eine Person alle Deportierten erschossen wurden – unter ihnen auch das Ehepaar Ehrlich.<br />
Die Tochter Ursel Ehrlich überlebte Krieg und Verfolgung in der Illegalität in Berlin und ging anschließend in die USA. Dort heiratete sie den Bruder ihres hingerichteten Verlobten, den späteren Professor für Nahost-Studien an der Universität Berkeley, Gerhard Salinger. 1958 kam in Boston der gemeinsame Sohn Larry Max Salinger zur Welt, der später ein bekannter Soziologe und Kriminologe wurde.<br />
Ursel Salinger, geb. Ehrlich, lebte bis zu ihrem Tod am 20. September 2002 in Encinatas bei San Diego in Kalifornien. Ihr Mann war zwei Jahre vorher verstorben. Der gemeinsame Sohn hinterließ bei seinem frühen Tod im Jahr 2013 seine Ehefrau und einen Sohn. So lassen sich neben einem handsignierten und einem mit einem persönlichen Stempel versehenen Buch aus der privaten Bibliothek ihres Mannes Leopold Ehrlich, die heute als NS-Raubgut in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin aufbewahrt werden, auch lebendige Spuren von Martha Ehrlich finden.

Martha Ehrlich wurde am 19. Juni 1896 als Tochter des Lederwarenhändlers Felix Eisenhardt und seiner Frau Rosa, geborene Freibusch, in Frankfurt an der Oder geboren. Ihr Vater führte sein Unternehmen, in dem auch geschächtet wurde, bis Ende der 1930er Jahre in Frankfurt, wo er 1939 starb. Ihre Mutter ging nach dem Tod ihres Mannes nach Berlin in ein jüdisches Altersheim an der Schönhauser Allee. Von dort wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 9. Mai 1943 ums Leben kam.
Martha Ehrlich hatte sich am 11. Mai 1919 mit ihrem späteren Mann Leopold verlobt. Dieser hatte in Frankfurt an der Oder sein Abitur abgelegt und nach seinem Studium in Berlin ein Seminarjahr und den Militärdienst in der Heimatstadt seiner späteren Frau absolviert. Seit 1920 wohnte das Ehepaar in der Marienburger Straße in Prenzlauer Berg, wo am 7. Juli 1920 die gemeinsame Tochter Ursel geboren wurde. Ihr Mann hatte seit 1917 eine Stelle als Oberlehrer in den Fächern Mathematik und Physik an der 15. Realschule in Berlin inne, im April 1924 folgte eine Anstellung als Studienrat am Königstädtischen Reformrealgymnasium in Berlin-Mitte, in der Nähe des heutigen U-Bahnhofs Schillingstraße, ganz in der Nähe der gemeinsamen Wohnung. Dort blieb ihr Mann 3 ½ Jahre und wechselte in der Folge noch achtmal die Schule, bevor er am 1. Oktober 1935 von den nationalsozialistischen Machthabern aus dem Schuldienst entlassen wurde. Zwei Jahre später erfolgte der Umzug nach Berlin-Kreuzberg in das Haus Monumentenstraße 23.
Martha Ehrlichs Tochter Ursel absolvierte nach ihrer Schulzeit am Königstädtischen Oberlyzeum eine Ausbildung zur Säuglings- und Kinderschwester im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße im Wedding, wo sie Ostern 1940 das Examen ablegte. Anschließend arbeitete sie im jüdischen Säuglingsheim in Niederschönhausen und als private Kinderschwester. Seit 1940 war sie gemeinsam mit ihrem Verlobten Lothar Salinger im Widerstand aktiv. Nach ihrer Dienstverpflichtung zur Zwangsarbeit in den Siemens-Schuckert-Werken gehörte sie dort der Widerstandsgruppe an, die Teil der Gruppe um Herbert Baum war, der auch ihr Verlobter angehörte. Nach dem Brandanschlag der Baum-Gruppe auf die nationalsozialistische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ wurden Mitglieder der Gruppe am 15. Juli 1942 verhaftet. Ursel Leopold lebte ab diesem Tag illegal unter dem Namen Hilde Krause und konnte sich durch die Hilfe von Gerda Lüth der Verhaftung entziehen. Ihr Verlobter wurde am 10. Dezember 1942 verurteilt und im März 1943 in Plötzensee hingerichtet.
Martha Ehrlich und ihr Mann Leopold mussten sich Anfang August 1942 in der Sammelstelle Synagoge Lützowstraße einfinden. Am 15. August 1942 wurden sie mit ca. 1.000 weiteren Personen zu Fuß durch die Straßen Berlins zu den Bahngleisen an der Putlitzstraße in Moabit geführt. Von dort fuhr der Deportationszug mit der Bezeichnung „18. Osttransport“ nach Riga, wo in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki bis auf eine Person alle Deportierten erschossen wurden – unter ihnen auch das Ehepaar Ehrlich.
Die Tochter Ursel Ehrlich überlebte Krieg und Verfolgung in der Illegalität in Berlin und ging anschließend in die USA. Dort heiratete sie den Bruder ihres hingerichteten Verlobten, den späteren Professor für Nahost-Studien an der Universität Berkeley, Gerhard Salinger. 1958 kam in Boston der gemeinsame Sohn Larry Max Salinger zur Welt, der später ein bekannter Soziologe und Kriminologe wurde.
Ursel Salinger, geb. Ehrlich, lebte bis zu ihrem Tod am 20. September 2002 in Encinatas bei San Diego in Kalifornien. Ihr Mann war zwei Jahre vorher verstorben. Der gemeinsame Sohn hinterließ bei seinem frühen Tod im Jahr 2013 seine Ehefrau und einen Sohn. So lassen sich neben einem handsignierten und einem mit einem persönlichen Stempel versehenen Buch aus der privaten Bibliothek ihres Mannes Leopold Ehrlich, die heute als NS-Raubgut in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin aufbewahrt werden, auch lebendige Spuren von Martha Ehrlich finden.