Wolf Engelberg

Verlegeort
Münzstr. 10
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
05. Oktober 2021
Geboren
07. Februar 1893 in Leżajsk (Polen)
Beruf
Kaufmann
Flucht
1939 nach England
Überlebt

Wolf Engelberg wurde am 7. Februar 1893 in Leżajsk/Polen (damals Österreich-Ungarn) geboren. Nach Beendigung der Volksschule begann er eine Ausbildung zum Kaufmann. Nach erfolgreicher Lehre trat er in den Textilbetrieb seines Vaters ein, in dem er bis zum Jahr 1914 tätig war. <br />
Im Ersten Weltkrieg wurde Wolf Engelberg vom österreichischen Militär einberufen. (Nach der ersten Teilung Polens im Jahr 1772 wurde Leżajsk von der Habsburgermonarchie annektiert und lag bis November 1918 im österreichischen Galizien). Bis zum Ende des Krieges im Jahr 1918 wurde er zweimal verwundet. <br />
Wolf Engelberg gründete 1923 mit seinem Bruder ein Strumpf- und Trikotagen-Großhandelsgeschäft, die Firma W. & L. Engelberg. Anschließend eröffneten sie in Chemnitz und in Berlin mehrere Läden für Damenstrümpfe und Wäsche. <br />
Mit seiner Frau Maleia, geb. Rudolf, gründete Wolf Engelberg in Chemnitz eine Familie. Am 12. November 1920 kam der erste Sohn Adolf zur Welt. Am 13. September 1923 folgte die Geburt von Feiwel und am 2. April 1926 kam der dritte Sohn David auf die Welt. <br />
Die Söhne berichteten später, dass die Mutter das Oberhaupt der Familie war, da der Vater geschäftlich viel unterwegs war. Mit der Familie lebten auch die beiden Großmütter, deren Ehemänner im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Feiwel berichtete in einem Interview über den engen Familienzusammenhalt. Es war ein koscherer Haushalt, der traditionell geführt wurde. Die sozialen Kontakte bestanden fast ausschließlich zu anderen jüdischen Menschen.<br />
1935 zog die Familie nach Berlin. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte sich das Leben der jüdischen Menschen in allen Lebensbereichen. Die jüdischen Bürgerinnen und Bürger wurden zunehmend ausgegrenzt und ihrer Existenzgrundlagen beraubt.<br />
Auch das gemeinsame Geschäft der Brüder Engelberg bekam die Folgen zu spüren, sie mussten sich geschäftlich trennen. Wolf Engelberg organisierte ein eigenes Strumpf- und Trikotagen-Geschäft in der Münzstraße 10 in Berlin-Mitte.<br />
Ende Oktober 1938 hielt sich Wolf Engelberg mit seiner Frau vorübergehend in der Tschechoslowakei auf, als der 15-jährige mittlere Sohn Feiwel in Berlin verhaftet und im Zuge der „Polenaktion“ ins polnische Grenzgebiet abgeschoben wurde. Nur durch die Bemühungen von Maleia Engelberg konnte Feiwel nach acht Wochen zurückkehren – allerdings unter der Auflage, Deutschland innerhalb von sechs Wochen zu verlassen.<br />
In der Zwischenzeit wurde das Geschäft von Wolf Engelberg in der Pogromnacht von der SA, der SS und ihren Handlangern überfallen. Die Maschinen wurden zerstört, die Waren unbrauchbar gemacht oder geplündert. Wolf Engelberg wurde am 10. November 1938 ohne Angabe eines Grundes von der Polizei verhaftet und in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht. Zwei Wochen wurde er dort misshandelt, mit Gummiknüppeln geschlagen und mit Füßen getreten. Erst mit der Zusage seiner Auswanderung wurde Wolf Engelberg von den Polizeiorganen aus dem Gefängnis entlassen.<br />
Die erlebten Misshandlungen machten aus Wolf Engelberg einen gebrochenen Mann, der mit Schmerzen leben musste und keiner geschäftlichen Tätigkeit mehr nachgehen konnte. Der Sohn Feiwel konnte im März 1939 mit einem Kindertransport nach England ausreisen. Einige Monate später gelang es am 18. August 1939 auch Wolf Engelberg zusammen mit seiner Frau Maleia und dem jüngsten Sohn David Deutschland zu verlassen und nach England überzusiedeln. Auf Anraten von Wolf Engelbergs Schwager, der Banker war, hatten sie glücklicherweise bereits seit längerem Geld nach Großbritannien überwiesen. Anfangs wurden sie in der Polder-Landschaft von Ely, nahe Cambridge, als Hilfskräfte bei einem Bauern eingesetzt. <br />
Nach den Unterlagen aus dem ,,Entschädigungsamt Berlin“ bekam Wolf Engelberg ab Mai 1957 eine ,,Beschädigten-Rente“ von 100 DM. Am 14. November 1960 starb Wolf Engelberg in England.<br />
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Wolf Engelberg wurde am 7. Februar 1893 in Leżajsk/Polen (damals Österreich-Ungarn) geboren. Nach Beendigung der Volksschule begann er eine Ausbildung zum Kaufmann. Nach erfolgreicher Lehre trat er in den Textilbetrieb seines Vaters ein, in dem er bis zum Jahr 1914 tätig war.
Im Ersten Weltkrieg wurde Wolf Engelberg vom österreichischen Militär einberufen. (Nach der ersten Teilung Polens im Jahr 1772 wurde Leżajsk von der Habsburgermonarchie annektiert und lag bis November 1918 im österreichischen Galizien). Bis zum Ende des Krieges im Jahr 1918 wurde er zweimal verwundet.
Wolf Engelberg gründete 1923 mit seinem Bruder ein Strumpf- und Trikotagen-Großhandelsgeschäft, die Firma W. & L. Engelberg. Anschließend eröffneten sie in Chemnitz und in Berlin mehrere Läden für Damenstrümpfe und Wäsche.
Mit seiner Frau Maleia, geb. Rudolf, gründete Wolf Engelberg in Chemnitz eine Familie. Am 12. November 1920 kam der erste Sohn Adolf zur Welt. Am 13. September 1923 folgte die Geburt von Feiwel und am 2. April 1926 kam der dritte Sohn David auf die Welt.
Die Söhne berichteten später, dass die Mutter das Oberhaupt der Familie war, da der Vater geschäftlich viel unterwegs war. Mit der Familie lebten auch die beiden Großmütter, deren Ehemänner im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Feiwel berichtete in einem Interview über den engen Familienzusammenhalt. Es war ein koscherer Haushalt, der traditionell geführt wurde. Die sozialen Kontakte bestanden fast ausschließlich zu anderen jüdischen Menschen.
1935 zog die Familie nach Berlin. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte sich das Leben der jüdischen Menschen in allen Lebensbereichen. Die jüdischen Bürgerinnen und Bürger wurden zunehmend ausgegrenzt und ihrer Existenzgrundlagen beraubt.
Auch das gemeinsame Geschäft der Brüder Engelberg bekam die Folgen zu spüren, sie mussten sich geschäftlich trennen. Wolf Engelberg organisierte ein eigenes Strumpf- und Trikotagen-Geschäft in der Münzstraße 10 in Berlin-Mitte.
Ende Oktober 1938 hielt sich Wolf Engelberg mit seiner Frau vorübergehend in der Tschechoslowakei auf, als der 15-jährige mittlere Sohn Feiwel in Berlin verhaftet und im Zuge der „Polenaktion“ ins polnische Grenzgebiet abgeschoben wurde. Nur durch die Bemühungen von Maleia Engelberg konnte Feiwel nach acht Wochen zurückkehren – allerdings unter der Auflage, Deutschland innerhalb von sechs Wochen zu verlassen.
In der Zwischenzeit wurde das Geschäft von Wolf Engelberg in der Pogromnacht von der SA, der SS und ihren Handlangern überfallen. Die Maschinen wurden zerstört, die Waren unbrauchbar gemacht oder geplündert. Wolf Engelberg wurde am 10. November 1938 ohne Angabe eines Grundes von der Polizei verhaftet und in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht. Zwei Wochen wurde er dort misshandelt, mit Gummiknüppeln geschlagen und mit Füßen getreten. Erst mit der Zusage seiner Auswanderung wurde Wolf Engelberg von den Polizeiorganen aus dem Gefängnis entlassen.
Die erlebten Misshandlungen machten aus Wolf Engelberg einen gebrochenen Mann, der mit Schmerzen leben musste und keiner geschäftlichen Tätigkeit mehr nachgehen konnte. Der Sohn Feiwel konnte im März 1939 mit einem Kindertransport nach England ausreisen. Einige Monate später gelang es am 18. August 1939 auch Wolf Engelberg zusammen mit seiner Frau Maleia und dem jüngsten Sohn David Deutschland zu verlassen und nach England überzusiedeln. Auf Anraten von Wolf Engelbergs Schwager, der Banker war, hatten sie glücklicherweise bereits seit längerem Geld nach Großbritannien überwiesen. Anfangs wurden sie in der Polder-Landschaft von Ely, nahe Cambridge, als Hilfskräfte bei einem Bauern eingesetzt.
Nach den Unterlagen aus dem ,,Entschädigungsamt Berlin“ bekam Wolf Engelberg ab Mai 1957 eine ,,Beschädigten-Rente“ von 100 DM. Am 14. November 1960 starb Wolf Engelberg in England.