Henriette Cohn geb. Bragenheim

Verlegeort
Pasteurstr. 27
Historischer Name
Pasteurstr. 36
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
20. Juni 2021
Geboren
09. Mai 1897 in Güstrow
Beruf
Buchhalterin
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
März 1943 in Auschwitz

Henriette Bragenheim wurde am 9. Mai 1897 als jüngstes von fünf Kindern des Ehepaares Isidor Bragenheim und Recha geb. Israel in Güstrow geboren. Ihr Vater war „Lotterie Haupt Collecteur“ – wie aus den überlieferten Daten der Volkszählung von 1900 in Mecklenburg zu ersehen ist. Die Familie der Mutter stammte aus Hamburg. Nach 1900 ging Isidor mit seiner Familie nach Neukölln, das damals noch kein Teil von Berlin war.<br />
<br />
Die Tochter Henriette heiratete im November 1920 den 1895 geborenen Hugo Cohn. In ihrer Eheurkunde ist als Beruf bei Hugo Kaufmann angegeben, bei Henriette Buchhalterin. <br />
Im Mai 1923 wurde ihr erstes Kind Ilse geboren. Die Familie wohnte zu dieser Zeit noch in Neukölln in der Pflügerstraße 27.<br />
In den folgenden 12 Monaten starben Hugos Eltern und er übernahm die Buchdruckerei seines Vaters, die sich seit 1920 in der Weißenburger Straße 21 (heute Kollwitzstraße 50) in Berlin-Prenzlauer Berg befand, wohin die Familie 1924 auch ihren Wohnsitz verlegte.<br />
Im Oktober 1927 wurde der Sohn Günther geboren. Die Familie war zu diesem Zeitpunkt bereits in die Pasteurstraße 36 (heute die Pasteurstraße 27) umgezogen und auch die Druckerei wurde an diese Adresse verlegt. 1931 und 1932 starben Henriettes Eltern in Berlin-Neukölln. <br />
<br />
Nach der Machtergreifung der Nazis im Januar 1933 änderte sich die Lebenssituation der jüdischen Familie Cohn dramatisch. Ist im Berliner Adressbuch des Jahres 1935 für Hugo noch die Angabe Buchdruckereibesitzer zu lesen, finden wir 1938 die Angabe Kaufmann. Er musste also spätestens im Jahre 1937 seine Druckerei aufgeben. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Cohns verschlechterten sich stark. Hugo beschrieb sie sehr deutlich in einem Brief, den er im Februar 1939 an seine Schwester Käthe richtete, die 1936 mit ihrer Familie nach Israel emigriert war und dort in der Nähe von Tel Aviv lebte. Hugo schrieb ihr, um sie um Hilfe und Unterstützung für eine mögliche Emigration zu bitten, wohl wissend, dass zu diesem Zeitpunkt Geschwister nicht nachgeholt werden konnten. Er schrieb ihr, dass er selbst seit vier Wochen arbeitslos und ohne finanzielle Unterstützung sei, da er im vergangenen Jahr (1938) keine 26 Wochen als (versicherungspflichtiger) Angestellter gearbeitet hatte. Die Tochter Ilse hatte die letzten vier Monate Arbeit in einer Druckerei, wo sie Luftballons bedruckte. Diese Stelle und damit das Einkommen endeten zum Zeitpunkt des Briefes. Henriette, die Hatty genannt wurde, arbeitete als Bogenfängerin in einer Druckerei. Von ihrem Einkommen (und wer weiß wie lange sie diese Arbeit noch behalten würde) könnten sie nicht alle leben. Dies war das letzte Mal, dass Schwester Käthe und Schwager Walter etwas von Hugo und seiner Familie erfuhren. Sie hatten keine Möglichkeit, die erbetene Hilfe zu leisten. <br />
<br />
Hugo und Henriette Cohn gelang es, für die Tochter Ilse über einen Jüdischen Hilfsverein die Emigration nach England zu organisieren. Ilse kam dort am 11. Mai 1939 an, um eine Ausbildung als Schneiderin zu absolvieren. Sie heiratete Anfang 1942. Im August 1942 kam ihre Tochter Miriam zur Welt. Über das Internationale Rote Kreuz war es Ilse möglich, schriftlichen Kontakt zu ihrer Familie in Berlin zu halten. Beide Seiten konnten auf vorgefertigten Postkarten und mit limitiertem Text wenigstens ein paar persönliche Informationen austauschen. So konnte Ilse den Eltern von ihrem Baby berichten, worüber diese sich sehr freuten – wie aus der überlieferten Antwortkarte vom Dezember 1942 hervorgeht. Sie enthält kein Wort der Eltern über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Offensichtlich wussten sie um die Zensur ihrer Post. <br />
<br />
Nur zwei Monate nach ihrer Antwort an die Tochter Ilse wurden Hugo und Henriette Cohn am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Hugo wurde am 30. Juli 1943 ins KZ Natzweiler verlegt und dort im August 1943 ermordet. <br />
Der genaue Todestag von Henriette Cohn ist nicht bekannt.<br />
<br />
Der Sohn Günther wurde im Juni 1943 – zwei Monate nach den Eltern – ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Auch sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.<br />
Einzig die Tochter Ilse überlebte. Sie starb 1995 in Neuseeland.

Henriette Bragenheim wurde am 9. Mai 1897 als jüngstes von fünf Kindern des Ehepaares Isidor Bragenheim und Recha geb. Israel in Güstrow geboren. Ihr Vater war „Lotterie Haupt Collecteur“ – wie aus den überlieferten Daten der Volkszählung von 1900 in Mecklenburg zu ersehen ist. Die Familie der Mutter stammte aus Hamburg. Nach 1900 ging Isidor mit seiner Familie nach Neukölln, das damals noch kein Teil von Berlin war.

Die Tochter Henriette heiratete im November 1920 den 1895 geborenen Hugo Cohn. In ihrer Eheurkunde ist als Beruf bei Hugo Kaufmann angegeben, bei Henriette Buchhalterin.
Im Mai 1923 wurde ihr erstes Kind Ilse geboren. Die Familie wohnte zu dieser Zeit noch in Neukölln in der Pflügerstraße 27.
In den folgenden 12 Monaten starben Hugos Eltern und er übernahm die Buchdruckerei seines Vaters, die sich seit 1920 in der Weißenburger Straße 21 (heute Kollwitzstraße 50) in Berlin-Prenzlauer Berg befand, wohin die Familie 1924 auch ihren Wohnsitz verlegte.
Im Oktober 1927 wurde der Sohn Günther geboren. Die Familie war zu diesem Zeitpunkt bereits in die Pasteurstraße 36 (heute die Pasteurstraße 27) umgezogen und auch die Druckerei wurde an diese Adresse verlegt. 1931 und 1932 starben Henriettes Eltern in Berlin-Neukölln.

Nach der Machtergreifung der Nazis im Januar 1933 änderte sich die Lebenssituation der jüdischen Familie Cohn dramatisch. Ist im Berliner Adressbuch des Jahres 1935 für Hugo noch die Angabe Buchdruckereibesitzer zu lesen, finden wir 1938 die Angabe Kaufmann. Er musste also spätestens im Jahre 1937 seine Druckerei aufgeben. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Cohns verschlechterten sich stark. Hugo beschrieb sie sehr deutlich in einem Brief, den er im Februar 1939 an seine Schwester Käthe richtete, die 1936 mit ihrer Familie nach Israel emigriert war und dort in der Nähe von Tel Aviv lebte. Hugo schrieb ihr, um sie um Hilfe und Unterstützung für eine mögliche Emigration zu bitten, wohl wissend, dass zu diesem Zeitpunkt Geschwister nicht nachgeholt werden konnten. Er schrieb ihr, dass er selbst seit vier Wochen arbeitslos und ohne finanzielle Unterstützung sei, da er im vergangenen Jahr (1938) keine 26 Wochen als (versicherungspflichtiger) Angestellter gearbeitet hatte. Die Tochter Ilse hatte die letzten vier Monate Arbeit in einer Druckerei, wo sie Luftballons bedruckte. Diese Stelle und damit das Einkommen endeten zum Zeitpunkt des Briefes. Henriette, die Hatty genannt wurde, arbeitete als Bogenfängerin in einer Druckerei. Von ihrem Einkommen (und wer weiß wie lange sie diese Arbeit noch behalten würde) könnten sie nicht alle leben. Dies war das letzte Mal, dass Schwester Käthe und Schwager Walter etwas von Hugo und seiner Familie erfuhren. Sie hatten keine Möglichkeit, die erbetene Hilfe zu leisten.

Hugo und Henriette Cohn gelang es, für die Tochter Ilse über einen Jüdischen Hilfsverein die Emigration nach England zu organisieren. Ilse kam dort am 11. Mai 1939 an, um eine Ausbildung als Schneiderin zu absolvieren. Sie heiratete Anfang 1942. Im August 1942 kam ihre Tochter Miriam zur Welt. Über das Internationale Rote Kreuz war es Ilse möglich, schriftlichen Kontakt zu ihrer Familie in Berlin zu halten. Beide Seiten konnten auf vorgefertigten Postkarten und mit limitiertem Text wenigstens ein paar persönliche Informationen austauschen. So konnte Ilse den Eltern von ihrem Baby berichten, worüber diese sich sehr freuten – wie aus der überlieferten Antwortkarte vom Dezember 1942 hervorgeht. Sie enthält kein Wort der Eltern über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Offensichtlich wussten sie um die Zensur ihrer Post.

Nur zwei Monate nach ihrer Antwort an die Tochter Ilse wurden Hugo und Henriette Cohn am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Hugo wurde am 30. Juli 1943 ins KZ Natzweiler verlegt und dort im August 1943 ermordet.
Der genaue Todestag von Henriette Cohn ist nicht bekannt.

Der Sohn Günther wurde im Juni 1943 – zwei Monate nach den Eltern – ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Auch sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
Einzig die Tochter Ilse überlebte. Sie starb 1995 in Neuseeland.