Anna Krone

Verlegeort
Pestalozzistr. 15
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
26. April 2012
Geboren
28. Juli 1898 in Schwerin a. d. Warthe (Posen) / Skwierzyna
Deportation
am 15. November 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 09. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Anna Krone, am 2. Juli 1898 auch in Schwerin/Warthe geboren, litt von Kindheit an an einem Hüftleiden, weshalb sie keine Schule besuchte, sondern Privatunterricht zu Hause bekam. Als junge Frau machte sie in Berlin eine Lehre als Putzmacherin in der Hutbranche, und zwar im Hutsalon Eisenstaed in Schöneberg. Dort freundete sie sich mit der Volontärin Erna Bahn an. Als diese einen eigenen Hutsalon in der Heilbronner Straße eröffnete, war Anna mit dabei und wurde fest angestellt. Erna heiratete den Hypothekenmakler Karl Johann Meyer und gab das Geschäft auf, aber Anni blieb bei dem Paar als Haushalthilfe und später Kindermädchen. Über 20 Jahre lebte sie nicht nur als Angestellte, sondern auch als Freundin im Haushalt der Meyers, zuletzt in der Apostel-Paulus-Straße 5. Auch nachdem unter Hitler Beziehungen zu Juden verpönt bis verboten wurden, behielten Meyers die Freundin bei sich. Anfang 1939 erschien aber – zweifelsohne aufgrund einer Denunziation – in der Nazipostille „Der Stürmer“ eine Schmähnotiz mit Adressennennung zu Karl Meyer und seiner Frau Erna geb. Bahn: sie hätten „noch heute“ eine jüdische Hausangestellte, schlimmer noch, Erna und Anna, „beide duzen sich sogar“. Anni sah sich in der Folge gezwungen, zu den Schwestern zu ziehen. Diesen, die mit der Mutter in der Leibnizstraße lebten, wurde von der Gestapo beschieden, sie müssten die Wohnung räumen. Sie wurden in eine beengte, wahrscheinlich Ein-Zimmer-Wohnung in der Pestalozzistraße 15 eingewiesen. Noch kurz vor dem Umzug, am 24. Februar 1939, starb die Mutter Hedwig Krone, laut ihrer Tochter Valeria „an den Folgen der Aufregungen“. Einige Monate später, am 6. Juli 1939, starb auch Salomon Krone, mit dem möglicherweise weiterhin Kontakt bestanden hatte. <br />
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Ende 1940 gelang den drei Schwestern das in Zeiten der verschärften Diskriminierung und Entrechtung von Juden Ungewöhnliche: sie fanden eine 3-Zimmer-Wohnung in der Mommsenstraße 3. Vielleicht war Anna Krone zum Zeitpunkt des Umzuges schon schwanger, denn es gibt unterschiedliche Angaben über das Geburtsjahr ihrer Tochter Zilla: sie kam am 16. Januar entweder 1941 oder 1942 zur Welt. Margarete, die noch lange versucht hatte, ihren Lebensunterhalt als Schneiderin weiter zu verdienen, und Selma wurden zur Zwangsarbeit eingezogen, wahrscheinlich bei Siemens. Wie mit der gehbehinderten und nicht mehr jungen Mutter Anna umgegangen wurde, wissen wir nicht. <br />
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Margarete war die erste der drei Schwestern, die Mitte August 1942 in der als Sammellager missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße 7/8 interniert und am 15. August vom Güterbahnhof Moabit aus nach Riga deportiert wurde. Acht Wochen später wurde auch Selma von der Gestapo abgeholt und ebenfalls über die Levetzowstraße vom Moabiter Bahnhof aus am 19. Oktober 1942 nach Riga verschleppt. Ziel beider Züge war angeblich das Ghetto in Riga, dorthin gelangte jedoch nur das Gepäck der jeweils um die 1000 Deportierten. Die Menschen selbst wurden, bis auf wenige Ausnahmen, nach der dreitägigen Reise sofort in den umliegenden Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet. Der 18. August 1942 ist Margarete Krones Todesdatum, der 22. Oktober 1942 das ihrer Schwester Selma Schubert, geb. Krone.<br />
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Anna und ihre kleine Tochter blieben allein zurück und es lag auf der Hand, dass sie die <br />
nächsten Opfer sein würden. Daher beschloss ihre Schwester Valeria, seit 1929 mit dem <br />
nicht-jüdischen Friseur Paul Thiele verheiratet und durch diese Ehe geschützt, die beiden zu verstecken. Paul Thiele, der aus Luckenwalde stammte, hatte ein Haus in Lehnin und brachte Mutter und Kind dort unter. Nach etwa einem Jahr wurden sie jedoch denunziert und von der Gestapo verhaftet. Sie kamen zunächst ins Gefängnis in Potsdam, wo sie per Zufall von Valeria gesehen wurden, die mittlerweile mit ihrem Mann in Luckenwalde wegen des Versteckens von Juden ebenfalls verhaftet worden war. Es war das letzte Mal, dass Valeria Anna und Zilla sah. Mutter und Tochter wurden nach Berlin in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 überführt, ein ehemaliges jüdisches Altersheim, und am 15. November 1943 mit weiteren 42 Menschen wahrscheinlich in einem an einen Regelzug angehängten geschlossenen Waggon nach Theresienstadt deportiert. Ein knappes Jahr lebte Anna Krone mit der kleinen Zilla dort unter unerträglichen, menschenunwürdigen Umständen. Im Herbst 1944 wurden aus dem hoffnungslos überfüllten Lager zahlreiche Insassen in mehreren mit außerordentlich vielen Menschen besetzten Zügen nach Auschwitz verschleppt, angeblich zum „Arbeitseinsatz“. Anna und Zilla mussten den am 9. Oktober 1944 Theresienstadt verlassenden Zug mit 1600 Menschen besteigen und kamen am 12. Oktober in Auschwitz an. Zur „Arbeit“ wurden tatsächlich nur wenige hundert bestimmt; Anna, die in Verwaltungsdokumenten als „gebrechlich“ – wohl aufgrund ihres Hüftleidens – bezeichnet wurde, gehörte bestimmt nicht dazu. Sie und ihre zwei- oder dreijährige Tochter wurden kurz nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.<br />
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Valeria überlebte den Krieg trotz der Verhaftung, vermutlich dank ihres Mannes. Katarina war bereits 1939 emigriert, auch der Bruder Sally hatte rechtzeitig aus Deutschland flüchten können. <br />

Anna Krone, am 2. Juli 1898 auch in Schwerin/Warthe geboren, litt von Kindheit an an einem Hüftleiden, weshalb sie keine Schule besuchte, sondern Privatunterricht zu Hause bekam. Als junge Frau machte sie in Berlin eine Lehre als Putzmacherin in der Hutbranche, und zwar im Hutsalon Eisenstaed in Schöneberg. Dort freundete sie sich mit der Volontärin Erna Bahn an. Als diese einen eigenen Hutsalon in der Heilbronner Straße eröffnete, war Anna mit dabei und wurde fest angestellt. Erna heiratete den Hypothekenmakler Karl Johann Meyer und gab das Geschäft auf, aber Anni blieb bei dem Paar als Haushalthilfe und später Kindermädchen. Über 20 Jahre lebte sie nicht nur als Angestellte, sondern auch als Freundin im Haushalt der Meyers, zuletzt in der Apostel-Paulus-Straße 5. Auch nachdem unter Hitler Beziehungen zu Juden verpönt bis verboten wurden, behielten Meyers die Freundin bei sich. Anfang 1939 erschien aber – zweifelsohne aufgrund einer Denunziation – in der Nazipostille „Der Stürmer“ eine Schmähnotiz mit Adressennennung zu Karl Meyer und seiner Frau Erna geb. Bahn: sie hätten „noch heute“ eine jüdische Hausangestellte, schlimmer noch, Erna und Anna, „beide duzen sich sogar“. Anni sah sich in der Folge gezwungen, zu den Schwestern zu ziehen. Diesen, die mit der Mutter in der Leibnizstraße lebten, wurde von der Gestapo beschieden, sie müssten die Wohnung räumen. Sie wurden in eine beengte, wahrscheinlich Ein-Zimmer-Wohnung in der Pestalozzistraße 15 eingewiesen. Noch kurz vor dem Umzug, am 24. Februar 1939, starb die Mutter Hedwig Krone, laut ihrer Tochter Valeria „an den Folgen der Aufregungen“. Einige Monate später, am 6. Juli 1939, starb auch Salomon Krone, mit dem möglicherweise weiterhin Kontakt bestanden hatte.

Ende 1940 gelang den drei Schwestern das in Zeiten der verschärften Diskriminierung und Entrechtung von Juden Ungewöhnliche: sie fanden eine 3-Zimmer-Wohnung in der Mommsenstraße 3. Vielleicht war Anna Krone zum Zeitpunkt des Umzuges schon schwanger, denn es gibt unterschiedliche Angaben über das Geburtsjahr ihrer Tochter Zilla: sie kam am 16. Januar entweder 1941 oder 1942 zur Welt. Margarete, die noch lange versucht hatte, ihren Lebensunterhalt als Schneiderin weiter zu verdienen, und Selma wurden zur Zwangsarbeit eingezogen, wahrscheinlich bei Siemens. Wie mit der gehbehinderten und nicht mehr jungen Mutter Anna umgegangen wurde, wissen wir nicht.

Margarete war die erste der drei Schwestern, die Mitte August 1942 in der als Sammellager missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße 7/8 interniert und am 15. August vom Güterbahnhof Moabit aus nach Riga deportiert wurde. Acht Wochen später wurde auch Selma von der Gestapo abgeholt und ebenfalls über die Levetzowstraße vom Moabiter Bahnhof aus am 19. Oktober 1942 nach Riga verschleppt. Ziel beider Züge war angeblich das Ghetto in Riga, dorthin gelangte jedoch nur das Gepäck der jeweils um die 1000 Deportierten. Die Menschen selbst wurden, bis auf wenige Ausnahmen, nach der dreitägigen Reise sofort in den umliegenden Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet. Der 18. August 1942 ist Margarete Krones Todesdatum, der 22. Oktober 1942 das ihrer Schwester Selma Schubert, geb. Krone.

Anna und ihre kleine Tochter blieben allein zurück und es lag auf der Hand, dass sie die
nächsten Opfer sein würden. Daher beschloss ihre Schwester Valeria, seit 1929 mit dem
nicht-jüdischen Friseur Paul Thiele verheiratet und durch diese Ehe geschützt, die beiden zu verstecken. Paul Thiele, der aus Luckenwalde stammte, hatte ein Haus in Lehnin und brachte Mutter und Kind dort unter. Nach etwa einem Jahr wurden sie jedoch denunziert und von der Gestapo verhaftet. Sie kamen zunächst ins Gefängnis in Potsdam, wo sie per Zufall von Valeria gesehen wurden, die mittlerweile mit ihrem Mann in Luckenwalde wegen des Versteckens von Juden ebenfalls verhaftet worden war. Es war das letzte Mal, dass Valeria Anna und Zilla sah. Mutter und Tochter wurden nach Berlin in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 überführt, ein ehemaliges jüdisches Altersheim, und am 15. November 1943 mit weiteren 42 Menschen wahrscheinlich in einem an einen Regelzug angehängten geschlossenen Waggon nach Theresienstadt deportiert. Ein knappes Jahr lebte Anna Krone mit der kleinen Zilla dort unter unerträglichen, menschenunwürdigen Umständen. Im Herbst 1944 wurden aus dem hoffnungslos überfüllten Lager zahlreiche Insassen in mehreren mit außerordentlich vielen Menschen besetzten Zügen nach Auschwitz verschleppt, angeblich zum „Arbeitseinsatz“. Anna und Zilla mussten den am 9. Oktober 1944 Theresienstadt verlassenden Zug mit 1600 Menschen besteigen und kamen am 12. Oktober in Auschwitz an. Zur „Arbeit“ wurden tatsächlich nur wenige hundert bestimmt; Anna, die in Verwaltungsdokumenten als „gebrechlich“ – wohl aufgrund ihres Hüftleidens – bezeichnet wurde, gehörte bestimmt nicht dazu. Sie und ihre zwei- oder dreijährige Tochter wurden kurz nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.

Valeria überlebte den Krieg trotz der Verhaftung, vermutlich dank ihres Mannes. Katarina war bereits 1939 emigriert, auch der Bruder Sally hatte rechtzeitig aus Deutschland flüchten können.