Ewald Rosenberg

Verlegeort
Planufer 93 A
Historischer Name
Planufer 93
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
08. Dezember 2006
Geboren
06. Januar 1918 in Berlin
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Ewald Rosenberg wurde am 6. Januar 1918 in Berlin geboren. Er war der Sohn von Abraham Rosenberg und dessen Frau Pauline, geborene Cohn. Seine Eltern waren beide Ende des 19. Jahrhunderts nach Berlin gezogen und hatten am 24. April 1900 in der Hauptstadt geheiratet. Abraham Rosenberg, der in Berlin als Kaufmann und später als Kastellan einer Synagoge arbeitete, stammte aus dem ostfriesischen Emden, wo er 1873 geboren worden war; Pauline Rosenbergs Geburtsstadt war Neustadt bei Pinne (heute Lwówek) in der damaligen Provinz Posen.<br />
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Ewald war das jüngste der insgesamt acht Kindern des Paares. Er wuchs mit seinen älteren Brüdern Arnold (*1901), Herbert (*1902), Bernhard (*1910), Kurt (*1913) und Ernst (*1916) sowie seinen Schwestern Betty (*1905) und Ilse (*?) auf. Von der Kindheit und Jugend von Ewald und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit und Weimarer Republik haben sich so gut wie keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur Jüdischen Gemeinde Berlins. In den 1910er-Jahren lebte die Familie in einer Wohnung in der damaligen Landsberger Straße 85 (heute überbaut) in Mitte. 1926 zog das Ehepaar Rosenberg mit dem achtjährigen Ewald und den anderen noch im Haushalt lebenden Kindern in eine Wohnung in der Barnimstraße 39 unweit des Volksparks Friedrichshain. Vermutlich besuchte Ewald hier wie sein älterer Bruder Kurt eine der örtlichen Volksschulen. 1933/1934 zogen seine Eltern noch einmal um. Dieses Mal nach Kreuzberg in eine Wohnung am Planufer 93a (heute 93) mit Blick auf den Landwehrkanal. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen den damals fünfzehnjährigen Ewald Rosenberg und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ewald Rosenberg erlernte nach seinem Schulabschluss das Handwerk eines Schuhmachers. Auch andere seiner Geschwister waren in Berlin im Bereich des Textilhandwerks beschäftigt, so etwa Kurt Rosenberg als Schäftemacher, Ernst als Futtermacher und Betty als Näherin. Andere seiner Geschwister wie Arnold Rosenberg waren als Kaufmann tätig. Vor allem Ewalds Vater sah sich als Synagogenkastellan unmittelbar mit den Auswirkungen der staatlichen Terror- und Propagandamaßnahmen konfrontiert. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Rosenbergs zunehmend in die Position von Rechtlosen.<br />
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Ewalds Schwester Ilse Rosenberg (später verheiratete Felman) gelang es in den 1930er-Jahren, Deutschland zu verlassen und sich nach Südamerika einzuschiffen. Sein Bruder Kurt hatte seit 1934 keine Stelle mehr finden können und sich daraufhin als Schuhmacher selbstständig gemacht. 1937 musste er das Geschäft wieder schließen, weil er gezwungen war seinen Gewerbeschein aufzugeben. Im letzten Jahr vor seiner Auswanderung lebte er bei seinen Schwiegereltern, die ihn auch unterhielten, in einer Wohnung in der Alten Schönhauser Straße 31. Im August 1939 flüchtete er mit seiner Ehefrau Emmi, geborene Feldmesser, die er 1935 geheiratet hatte, und der 1937 geborenen Tochter Gerda aus Berlin nach Shanghai. Dort angekommen, bemühte sich Kurt Rosenberg Anfang 1940 mit den letzten ihm verbliebenen Mitteln Visa für seine in Berlin zurückgebliebenen Eltern, Schwiegereltern und Geschwister zu erhalten. Auch wenn es ihm im April schließlich gelang, die Papiere zu bekommen, konnte keiner der dreizehn Personen, für die sie ausgestellt waren, diese noch zur Ausreise aus Deutschland nutzen.<br />
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Ewald Rosenberg heiratete 1939 die sechs Jahre ältere Gerda Ascher. Am 21. Juni 1942 wurde in Berlin ihre Tochter Gittel geboren. Zuletzt lebte das Ehepaar mit seiner Tochter in einer Wohnung in der Kleinen Hamburger Straße 17 in Mitte. Für die Rosenbergs wurde das Leben in Berlin spätesten in den 1940er-Jahren zum täglichen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Seit 1938/1939 mussten viele der Familienmitglieder Zwangsarbeit in Berliner Unternehmen leisten. So waren etwa Ewald Rosenberg und sein Bruder Ernst Zwangsarbeiter bei der Theaterschuh-Manufaktur „W. Striska“ am Tempelhofer Ufer 1a.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Der 25-jährige Ewald Rosenberg wurde mit seiner Frau Gerda und der acht Monate alten Gittel im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet und in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 verschleppt. Von dort wurde alle drei nach Auschwitz deportiert und ermordet: Gerda Rosenberg am 1. März 1943 mit dem „31. Osttransport“, Ewald Rosenberg mit Tochter Gittel am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“. Ewalds Brüder Ernst und Herbert Rosenberg wurden ebenfalls im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ mit ihren Familien in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Zuvor waren bereits Ewalds Bruder Bernhard Rosenberg mit seiner Frau Frieda und der 1939 geborenen Tochter Judis, am 3. Februar 1943, sowie Schwester Betty Simon und ihr Ehemann Joachim, am 19. Februar 1943, nach Auschwitz deportiert worden, wo alle ermordet wurden. Im Mai 1943 wurden Ernsts Eltern Abraham und Pauline Rosenberg aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebten die dortigen, unmenschlichen Bedingungen knapp ein Jahr, bevor sie am 18. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.<br />
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Drei von Ewalds Geschwistern überlebten die NS-Verfolgung: Ilse, verheiratete Felman, im Exil in Südamerika; Kurt Rosenberg, seine Ehefrau Emmi, geborene Feldmesser, und ihr Kind Gerda wurden zwischen 1943 und 1945 auf Grund der Proklamation der japanischen Militärbehörden im Shanghaier Ghetto im Stadtteil Hongkou interniert und konnten 1947 weiter in die USA emigrieren; Arnold Rosenberg überlebte die NS-Verfolgung mit seiner Ehefrau Elly Rosenberg, geborene Löwenberg, in Berlin. Nach der rassenideologischen NS-Terminologie handelte es sich bei Elly um eine „Geltungsjüdin“ mit „arischem“ Elternteil. Das Ehepaar war auf der Liste der Berliner Gestapo für den „4. großen Alterstransport“ verzeichnet, mit welchem Mitte März 1943 1.342 Menschen nach Theresienstadt deportiert wurden. Sie wurden aber aus der Liste gestrichen. Aus späteren Angaben an die Internationale Flüchtlingsorganisation, bei der sie um Hilfe zur Ausreise baten, geht hervor, dass sie stattdessen im August 1943 in das Berliner Sammellager Schulstraße im Wedding verbracht wurden, wo sie bis zum Kriegsende interniert waren und am 21. April 1945 befreit wurden.

Ewald Rosenberg wurde am 6. Januar 1918 in Berlin geboren. Er war der Sohn von Abraham Rosenberg und dessen Frau Pauline, geborene Cohn. Seine Eltern waren beide Ende des 19. Jahrhunderts nach Berlin gezogen und hatten am 24. April 1900 in der Hauptstadt geheiratet. Abraham Rosenberg, der in Berlin als Kaufmann und später als Kastellan einer Synagoge arbeitete, stammte aus dem ostfriesischen Emden, wo er 1873 geboren worden war; Pauline Rosenbergs Geburtsstadt war Neustadt bei Pinne (heute Lwówek) in der damaligen Provinz Posen.

Ewald war das jüngste der insgesamt acht Kindern des Paares. Er wuchs mit seinen älteren Brüdern Arnold (*1901), Herbert (*1902), Bernhard (*1910), Kurt (*1913) und Ernst (*1916) sowie seinen Schwestern Betty (*1905) und Ilse (*?) auf. Von der Kindheit und Jugend von Ewald und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit und Weimarer Republik haben sich so gut wie keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur Jüdischen Gemeinde Berlins. In den 1910er-Jahren lebte die Familie in einer Wohnung in der damaligen Landsberger Straße 85 (heute überbaut) in Mitte. 1926 zog das Ehepaar Rosenberg mit dem achtjährigen Ewald und den anderen noch im Haushalt lebenden Kindern in eine Wohnung in der Barnimstraße 39 unweit des Volksparks Friedrichshain. Vermutlich besuchte Ewald hier wie sein älterer Bruder Kurt eine der örtlichen Volksschulen. 1933/1934 zogen seine Eltern noch einmal um. Dieses Mal nach Kreuzberg in eine Wohnung am Planufer 93a (heute 93) mit Blick auf den Landwehrkanal. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen den damals fünfzehnjährigen Ewald Rosenberg und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ewald Rosenberg erlernte nach seinem Schulabschluss das Handwerk eines Schuhmachers. Auch andere seiner Geschwister waren in Berlin im Bereich des Textilhandwerks beschäftigt, so etwa Kurt Rosenberg als Schäftemacher, Ernst als Futtermacher und Betty als Näherin. Andere seiner Geschwister wie Arnold Rosenberg waren als Kaufmann tätig. Vor allem Ewalds Vater sah sich als Synagogenkastellan unmittelbar mit den Auswirkungen der staatlichen Terror- und Propagandamaßnahmen konfrontiert. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Rosenbergs zunehmend in die Position von Rechtlosen.

Ewalds Schwester Ilse Rosenberg (später verheiratete Felman) gelang es in den 1930er-Jahren, Deutschland zu verlassen und sich nach Südamerika einzuschiffen. Sein Bruder Kurt hatte seit 1934 keine Stelle mehr finden können und sich daraufhin als Schuhmacher selbstständig gemacht. 1937 musste er das Geschäft wieder schließen, weil er gezwungen war seinen Gewerbeschein aufzugeben. Im letzten Jahr vor seiner Auswanderung lebte er bei seinen Schwiegereltern, die ihn auch unterhielten, in einer Wohnung in der Alten Schönhauser Straße 31. Im August 1939 flüchtete er mit seiner Ehefrau Emmi, geborene Feldmesser, die er 1935 geheiratet hatte, und der 1937 geborenen Tochter Gerda aus Berlin nach Shanghai. Dort angekommen, bemühte sich Kurt Rosenberg Anfang 1940 mit den letzten ihm verbliebenen Mitteln Visa für seine in Berlin zurückgebliebenen Eltern, Schwiegereltern und Geschwister zu erhalten. Auch wenn es ihm im April schließlich gelang, die Papiere zu bekommen, konnte keiner der dreizehn Personen, für die sie ausgestellt waren, diese noch zur Ausreise aus Deutschland nutzen.

Ewald Rosenberg heiratete 1939 die sechs Jahre ältere Gerda Ascher. Am 21. Juni 1942 wurde in Berlin ihre Tochter Gittel geboren. Zuletzt lebte das Ehepaar mit seiner Tochter in einer Wohnung in der Kleinen Hamburger Straße 17 in Mitte. Für die Rosenbergs wurde das Leben in Berlin spätesten in den 1940er-Jahren zum täglichen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Seit 1938/1939 mussten viele der Familienmitglieder Zwangsarbeit in Berliner Unternehmen leisten. So waren etwa Ewald Rosenberg und sein Bruder Ernst Zwangsarbeiter bei der Theaterschuh-Manufaktur „W. Striska“ am Tempelhofer Ufer 1a.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Der 25-jährige Ewald Rosenberg wurde mit seiner Frau Gerda und der acht Monate alten Gittel im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet und in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 verschleppt. Von dort wurde alle drei nach Auschwitz deportiert und ermordet: Gerda Rosenberg am 1. März 1943 mit dem „31. Osttransport“, Ewald Rosenberg mit Tochter Gittel am 3. März 1943 mit dem „33. Osttransport“. Ewalds Brüder Ernst und Herbert Rosenberg wurden ebenfalls im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ mit ihren Familien in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Zuvor waren bereits Ewalds Bruder Bernhard Rosenberg mit seiner Frau Frieda und der 1939 geborenen Tochter Judis, am 3. Februar 1943, sowie Schwester Betty Simon und ihr Ehemann Joachim, am 19. Februar 1943, nach Auschwitz deportiert worden, wo alle ermordet wurden. Im Mai 1943 wurden Ernsts Eltern Abraham und Pauline Rosenberg aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebten die dortigen, unmenschlichen Bedingungen knapp ein Jahr, bevor sie am 18. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.

Drei von Ewalds Geschwistern überlebten die NS-Verfolgung: Ilse, verheiratete Felman, im Exil in Südamerika; Kurt Rosenberg, seine Ehefrau Emmi, geborene Feldmesser, und ihr Kind Gerda wurden zwischen 1943 und 1945 auf Grund der Proklamation der japanischen Militärbehörden im Shanghaier Ghetto im Stadtteil Hongkou interniert und konnten 1947 weiter in die USA emigrieren; Arnold Rosenberg überlebte die NS-Verfolgung mit seiner Ehefrau Elly Rosenberg, geborene Löwenberg, in Berlin. Nach der rassenideologischen NS-Terminologie handelte es sich bei Elly um eine „Geltungsjüdin“ mit „arischem“ Elternteil. Das Ehepaar war auf der Liste der Berliner Gestapo für den „4. großen Alterstransport“ verzeichnet, mit welchem Mitte März 1943 1.342 Menschen nach Theresienstadt deportiert wurden. Sie wurden aber aus der Liste gestrichen. Aus späteren Angaben an die Internationale Flüchtlingsorganisation, bei der sie um Hilfe zur Ausreise baten, geht hervor, dass sie stattdessen im August 1943 in das Berliner Sammellager Schulstraße im Wedding verbracht wurden, wo sie bis zum Kriegsende interniert waren und am 21. April 1945 befreit wurden.