Lilly Holz geb. Sachs

Verlegeort
Prinzregentenstr. 1
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
08. Juni 2013
Geboren
26. November 1904 in München
Deportation
am 28. Januar 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
nach Auschwitz
Ermordet
04. Oktober 1944 in Auschwitz

Rudolf, Lilly und Paul Holz haben wohl nicht lange in der Prinzregentenstraße 1 gewohnt. Irgendwann zwischen 1933 und 1939 kam die Familie aus München nach Berlin. Von Rudolf Holz, geboren am 30. November 1889 in Berlin, wissen wir nur, dass er Abitur hatte und Kaufmann war. Lilly war am 26. November 1889 in München geboren worden, dort kam am 10. Juni 1933 auch ihr Sohn Paul zur Welt.<br />
<br />
Am 17. Mai 1939 war die Familie in der Prinzregentenstraße 1 gemeldet, bei Johanna Holz, die 1864 geboren ist, vermutlich die Mutter von Rudolf Holz. Sie war bis 1940 im Adressbuch eingetragen. Soviel bekannt ist, gelang es ihr, nach Uruguay zu flüchten. Danach musste die junge Familie aus dieser Wohnung ausziehen und fand Unterschlupf in einem möblierten Zimmer in der Nürnberger Straße 66 bei Dübecke für 69 Reichsmark Miete.<br />
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Um diese Zeit war Lilly Holz Zwangsarbeiterin bei der Firma Kurt Seidel in der Bülowstraße, wo Militärausrüstungen hergestellt wurden – ein besonders verwerflicher Auftrag, da sie sozusagen die Uniformen für ihre Mörder nähen musste. Rudolf Holz wurde eingeteilt, bei der Reichsbahn am Görlitzer Bahnhof Zwangsarbeit zu leisten – ebenfalls eine schwer erträgliche Tätigkeit, die den Kriegstransporten diente.<br />
<br />
Die Familie Holz mit dem noch nicht einmal zehnjährigen Jungen Paul musste sich am 9. Januar 1943 im Jüdischen Altersheim Gerlachstraße melden. Dort hatte die Gestapo eine Sammelstelle für diejenigen eingerichtet, die deportiert werden sollten. Die Gerlachstraße gibt es heute nicht mehr, sie verlief etwa von der Karl-Marx-Allee bis zur Mollstraße. Dort mussten sie ihre Vermögenserklärungen ausfüllen, in denen sie allerdings keine Werte angaben. Absurderweise wurde sogar für Paul eine Vermögenserklärung verlangt, die von Rudolf „als Vater“ unterschrieben war. Das 16-seitige Formular war natürlich leer, trotzdem stellten die Finanzbehörden eine Verfügung aus, Pauls Vermögen sei „eingezogen“ worden.<br />
<br />
Am 28. Januar 1943 wurden die drei zum Anhalter Bahnhof gebracht und in einen von zwei Waggons gesteckt, der sie zusammen mit 100 Menschen nach Theresienstadt brachte, unter ihnen Leo Baeck, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde und Vorsitzender der Reichsvereinigung der Juden. Von Theresienstadt wurden sie am 28. September und am 4. Oktober 1944 nach Auschwitz weitertransportiert. Rudolf Holz, seine Frau Lilly, 39, und der elfjährige Paul sind dort vergast worden.<br />
<br />
Das Zimmer der Familie Holz war am 31. Mai 1943 geräumt worden. Die Beamten notierten, was sie vorfanden: einen runden Tisch mit fünf Stühlen, einen Geschirrschrank, neun Bilderrahmen, einen „Posten schmutzige Wäsche“, der mit 5 RM bewertet wurde und „1 Kiste mit Lumpen“, für die sie 1 RM veranschlagten.<br />
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An dieser Liste wird die grausame Routine sichtbar, mit der deutsche Behörden die Schicksale der deportierten Juden behandelten.

Rudolf, Lilly und Paul Holz haben wohl nicht lange in der Prinzregentenstraße 1 gewohnt. Irgendwann zwischen 1933 und 1939 kam die Familie aus München nach Berlin. Von Rudolf Holz, geboren am 30. November 1889 in Berlin, wissen wir nur, dass er Abitur hatte und Kaufmann war. Lilly war am 26. November 1889 in München geboren worden, dort kam am 10. Juni 1933 auch ihr Sohn Paul zur Welt.

Am 17. Mai 1939 war die Familie in der Prinzregentenstraße 1 gemeldet, bei Johanna Holz, die 1864 geboren ist, vermutlich die Mutter von Rudolf Holz. Sie war bis 1940 im Adressbuch eingetragen. Soviel bekannt ist, gelang es ihr, nach Uruguay zu flüchten. Danach musste die junge Familie aus dieser Wohnung ausziehen und fand Unterschlupf in einem möblierten Zimmer in der Nürnberger Straße 66 bei Dübecke für 69 Reichsmark Miete.

Um diese Zeit war Lilly Holz Zwangsarbeiterin bei der Firma Kurt Seidel in der Bülowstraße, wo Militärausrüstungen hergestellt wurden – ein besonders verwerflicher Auftrag, da sie sozusagen die Uniformen für ihre Mörder nähen musste. Rudolf Holz wurde eingeteilt, bei der Reichsbahn am Görlitzer Bahnhof Zwangsarbeit zu leisten – ebenfalls eine schwer erträgliche Tätigkeit, die den Kriegstransporten diente.

Die Familie Holz mit dem noch nicht einmal zehnjährigen Jungen Paul musste sich am 9. Januar 1943 im Jüdischen Altersheim Gerlachstraße melden. Dort hatte die Gestapo eine Sammelstelle für diejenigen eingerichtet, die deportiert werden sollten. Die Gerlachstraße gibt es heute nicht mehr, sie verlief etwa von der Karl-Marx-Allee bis zur Mollstraße. Dort mussten sie ihre Vermögenserklärungen ausfüllen, in denen sie allerdings keine Werte angaben. Absurderweise wurde sogar für Paul eine Vermögenserklärung verlangt, die von Rudolf „als Vater“ unterschrieben war. Das 16-seitige Formular war natürlich leer, trotzdem stellten die Finanzbehörden eine Verfügung aus, Pauls Vermögen sei „eingezogen“ worden.

Am 28. Januar 1943 wurden die drei zum Anhalter Bahnhof gebracht und in einen von zwei Waggons gesteckt, der sie zusammen mit 100 Menschen nach Theresienstadt brachte, unter ihnen Leo Baeck, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde und Vorsitzender der Reichsvereinigung der Juden. Von Theresienstadt wurden sie am 28. September und am 4. Oktober 1944 nach Auschwitz weitertransportiert. Rudolf Holz, seine Frau Lilly, 39, und der elfjährige Paul sind dort vergast worden.

Das Zimmer der Familie Holz war am 31. Mai 1943 geräumt worden. Die Beamten notierten, was sie vorfanden: einen runden Tisch mit fünf Stühlen, einen Geschirrschrank, neun Bilderrahmen, einen „Posten schmutzige Wäsche“, der mit 5 RM bewertet wurde und „1 Kiste mit Lumpen“, für die sie 1 RM veranschlagten.

An dieser Liste wird die grausame Routine sichtbar, mit der deutsche Behörden die Schicksale der deportierten Juden behandelten.