Meta Zamory

Verlegeort
Pücklerstraße 17
Historischer Name
Pücklerstraße 17
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
22. September 2016
Geboren
30. August 1877 in Usedom
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski
Ermordet
in Piaski

Meta Zamory kam am 30. August 1877 in Usedom als Tochter des jüdischen Kaufmanns Liepmann Leopold Zamory und dessen Ehefrau Ernestine, geb. Borchard, zur Welt. Meta hatte noch drei Geschwister: Margarete (geb. 1880), Ida (geb. 1882) und Walter (geb. um 1885). Die Familie übersiedelte Anfang der 1890er Jahre in die Reichshauptstadt. Im Berliner Adressbuch des Jahres 1893 ist Leopold Zamory das erste Mal verzeichnet: Er wohnt in der Oranienstraße 3 und ist Inhaber des Geschäfts „Louis Salinger Nachfolger“, in dem Manufakturwaren – also Meterwaren – und Konfektion verkauft werden. Um 1895 zog die Familie in das südliche Friedrichshain, wo sie an verschiedenen Adressen in der Nähe des heutigen Ostbahnhofs lebten. Laut Berliner Adressbuch war Metas Vater seit 1897 Mitinhaber, seit 1899 Alleininhaber der in der Rixdorfer Bergstraße 143 (heute Karl-Marx-Straße in Neukölln) ansässigen Firma Zamory & Grampp. In dieser Fabrik wurde „Metall-Nippes“, also kleine dekorative Kunstgegenstände von oft minderer Qualität, hergestellt.

Ab 1901 wohnte die Familie Zamory in verschiedenen Adressen in der Gegend um den Kottbusser Damm, die längste Zeit – von 1906 bis 1912 – in der Pflügerstraße 75-76. Auch die Nippesfabrik wechselte mehrmals ihren Standort im Neuköllner Reuterkiez (umgangssprachlich als „Kreuzkölln“ bezeichnet) und befand sich ab 1908 in der Skalitzer Straße 10, in unmittelbarer Nähe des Kottbusser Tors. Etwa zur selben Zeit muss Leopold Zamory die Fabrik verkauft haben.

Im Januar 1909 verstarb Metas Schwester Ida im Alter von nur 26 Jahren im Krankenhaus Bethanien.

Im Berliner Adressbuch des Jahres 1915 sind Meta Zamory und ihre Schwester Margarete das erste Mal verzeichnet: Sie arbeiten als Buchhalterinnen und sind Eigentümerinnen des Mietshauses Lützenstraße 12 in Halensee, das sich im damals noch selbständigen Berliner Vorort Deutsch-Wilmersdorf befand und erst 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet wurde. Möglicherweise haben die Schwestern mit dem Verkaufserlös der Fabrik des Vaters dieses Haus erworben.

Auch Metas und Margaretes Eltern und ihr Bruder zogen um 1917 in die Lützenstraße 12. Dort verstarb ihr Vater im Juli 1918. Nur 1 ½ Monate vorher war bereits ihr Bruder Walter Zamory im Alter von 33 Jahren verstorben.

Die Schwestern lebten mit ihrer Mutter bis zu deren Tod im Jahr 1930 im Haus Lützenstraße 12, dessen Eigentümerinnen sie aber nur bis ca. 1923 blieben. Warum und unter welchen Umständen sie das Haus verkaufen mussten, ist nicht bekannt. Danach zogen Meta und Margarete Zamory zunächst in die Lichterfelder Lilienstraße 5, von 1933 bis etwa 1936 wohnten sie in der Mariendorfer Straße 33c (heute Steglitzer Damm) in Steglitz. Sie arbeiteten weiterhin als Buchhalterinnen.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Meta und Margarete Zamory. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 wohnten Meta und Margarete Zamory im dritten Stock des Vorderhauses in der Pücklerstraße 17 in Kreuzberg. Zuletzt lebten die Schwestern in einem sogenannten „Judenhaus“ in der Hornstraße 23 in Kreuzberg. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Meta Zamory wurde mit ihrer Schwester Margarete am 28. März 1942 mit dem 11. Osttransport nach Piaski deportiert. Hier verliert sich ihre Spur.

Der kleine Ort Piaski, 23 km südöstlich von Lublin gelegen, war nach der deutschen Besetzung Polens Teil des Generalgouvernements geworden. Im Schtetl in Piaski wurde Anfang 1940 ein Ghetto eingerichtet, in das u.a. mehrere tausend Juden aus dem Deutschen Reich deportiert wurden.

Die wenigen sanitären Anlagen des Ghettos waren in einem katastrophalen Zustand, die Grundversorgung mit Nahrung und Trinkwasser absolut unzureichend. Das Ghetto, bestehend aus kleinen, hauptsächlich eingeschossigen Holzhäusern, war nicht für so viele Personen ausgelegt. Zwischen 10 und 20 Menschen mussten sich in der Regel einen Wohnraum teilen. Wer nicht bald an Hunger, Entkräftung oder Krankheiten starb, wurde in eins der Vernichtungslager deportiert und ermordet.