Elisabeth Berta Woythaler geb. Wittkowsky

Verlegeort
Raumerstr. 22
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
06. Dezember 2019
Geboren
28. Februar 1888 in Neutomischel (Provinz Posen) / Nowy Tomyśl
Deportation
am 17. Mai 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Elisabeth Berta Woythaler kam als dritte Tochter des Kaufmanns und Hopfenhändlers Heinrich Hirsch Wittkowsky und seiner Frau Hedwig, geb. Wittkowsky, in Neutomischel in der Provinz Posen (heute: Nowy Tomyśl / Polen) zur Welt.<br />
Der ursprünglich aus Birnbaum (Międzychód) gebürtige Kaufmann hatte bereits vor seiner Heirat bis 1883 in Berlin gelebt und dort im Jahre 1919 eine Handlung für Hopfen- und Brauereiartikel in der Westfälischen Straße 3–4 gegründet. Diese wurde von seinem Neffen Louis Wittkowsky geführt. Ein Jahr später wurde das Geschäft liquidiert. <br />
Heinrich Wittkowsky gehörte zu den Honoratioren von Neutomischel. Bereits um 1908 Mitglied der Handelskammer, war er kurzzeitig Bürgermeister der Stadt und Beisitzer des Magistrats. Im August 1920 wurde er zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt ernannt. Er starb dort im Jahre 1937.<br />
Elisabeth Berta Wittkowsky heiratete den Allensteiner Kaufmann Max Woythaler. Nach ihrer Hochzeit gründete das junge Ehepaar in Allenstein eine Familie: 1924 kam der Sohn Heinz Josef zur Welt, 1926 wurde Siegbert Georg geboren. Allerdings wird bereits im Jahre 1919 im Melderegister zu den Stadtratswahlen in Neutomischel ihr Name nicht mehr aufgeführt. Nach 1927 existierte die Feinkost-, Tabak- Wild- und Geflügelhandlung, die Max Woythaler von seinem Vater übernommen hatte, nicht mehr. Max Woythaler suchte sich augenscheinlich zunächst eine Beschäftigung als Handelsvertreter, bis er schließlich noch einmal eine Wild- und Geflügelhandlung eröffnete. <br />
Vermutlich um 1937 siedelte die Familie Woythaler aufgrund der auch in Allenstein zunehmenden judenfeindlichen Ausschreitungen nach Berlin um, wo bereits einige Familienangehörige lebten. Über eine Berliner Adresse oder eine von Max dort ausgeübte Tätigkeit gibt es jedoch keine Informationen. Wahrscheinlich ist, dass die Familie bei Angehörigen untergekommen ist. Vielleicht arbeitete Max auch in einem der zu dieser Zeit noch von Familienmitgliedern geführten Betriebe.<br />
1938 Wurde auch Max Woythaler im Zuge der Verfolgung der Juden nach der Reichspogromnacht verhaftet und im Dezember wieder aus dem KZ Sachsenhausen entlassen. Ab Dezember 1938 verliert sich die Spur der Familie. Sie lebte zeitweise wohl auch nicht zusammen. Sowohl für Elisabeth als auch für den jüngsten Sohn Siegbert lassen sich in den nächsten Jahren zumindest kurzfristig unterschiedliche Adressen ermitteln. Siegbert war für eine gewisse Zeit in einem der jüdischen Waisenhäuser untergekommen. Mit dem November 1938 war für den 12-jährigen Schüler der Zugang zu öffentlichen Schulen unmöglich geworden. In der „Ergänzungskartei für Angaben über Abstammung und Vorbildung“ aus der Volkszählung am 17. Mai 1939 wurde Elisabeth Woythaler als einziges Familienmitglied geführt. Ihr Aufenthaltsort war demnach zumindest zeitweise das Jüdische Altenheim e.V. in Berlin Mitte, Lietzmannstraße 20. Max hingegen lebte laut der für Juden seit Oktober 1939 obligatorisch ausgestellten Kennkarte in Seelow bei Berlin. Für den Sohn Heinz lassen sich dagegen keine Hinweise ermitteln. <br />
Ob diese Trennung eine Art von Überlebensstrategie war oder der Situation und etwaigen Maßnahmen geschuldet, bleibt dabei ungeklärt. Bereits seit 1941 hatte die Familie erste Deportationen von Familienangehörigen erleben müssen.<br />
Erst ab April 1942 lebte die Familie nachweislich wieder zusammen: Seit dem 1. April hatte sie die Wohnung in der Raumerstraße 22 in Prenzlauer Berg angemietet. Elisabeth hatte seit 1. September 1941 eine Tätigkeit als Hausangestellte in der Geschäftsstelle der Reichsvereinigung der Juden aufnehmen können, was der Familie nicht nur ein einigermaßen ausreichendes Einkommen sicherte, sondern auch dazu beitrug, dass die Familie noch bis Mai 1943 von der Deportation verschont blieb. <br />
Wenige Wochen vor der Auflösung der Reichsvereinigung im Juni 1943 war dieser „Schutz“ nicht mehr gewährleistet. So heißt es in einer als Geheime Reichssache deklarierten Anordnung des RSHA: „Desgleichen sind die bisher noch bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland bezw. ihren Bezirksstellen oder Kultusvereinigungen beschäftigten Juden gemäß Richtlinien für die Abbeförderung zu erfassen. Damit werden diese Einrichtungen praktisch aufgelöst. …“ [HStA Düsseldorf, Film A 28/2].<br />
In der Vermögenserklärung vom 10. Mai 1943 machte Elisabeth keine dezidierten Angaben über ihren persönlichen Besitz, sondern notierte lediglich „Verschiedenes“. Das Mobiliar beschränkte sich ohnehin nur auf wenige noch vorhandene Möbelstücke. Nach der Unterbringung im Sammellager im Jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 folgte am 17. Mai 1943 die Deportation mit dem „38. Osttransport“ in das Konzentrationslager Auschwitz. Elisabeth wurde wahrscheinlich bereits gleich im Anschluss an die Selektion unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz am 19. Mai der sogenannten „Sonderbehandlung“ zugeführt und ermordet.<br />

Elisabeth Berta Woythaler kam als dritte Tochter des Kaufmanns und Hopfenhändlers Heinrich Hirsch Wittkowsky und seiner Frau Hedwig, geb. Wittkowsky, in Neutomischel in der Provinz Posen (heute: Nowy Tomyśl / Polen) zur Welt.
Der ursprünglich aus Birnbaum (Międzychód) gebürtige Kaufmann hatte bereits vor seiner Heirat bis 1883 in Berlin gelebt und dort im Jahre 1919 eine Handlung für Hopfen- und Brauereiartikel in der Westfälischen Straße 3–4 gegründet. Diese wurde von seinem Neffen Louis Wittkowsky geführt. Ein Jahr später wurde das Geschäft liquidiert.
Heinrich Wittkowsky gehörte zu den Honoratioren von Neutomischel. Bereits um 1908 Mitglied der Handelskammer, war er kurzzeitig Bürgermeister der Stadt und Beisitzer des Magistrats. Im August 1920 wurde er zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt ernannt. Er starb dort im Jahre 1937.
Elisabeth Berta Wittkowsky heiratete den Allensteiner Kaufmann Max Woythaler. Nach ihrer Hochzeit gründete das junge Ehepaar in Allenstein eine Familie: 1924 kam der Sohn Heinz Josef zur Welt, 1926 wurde Siegbert Georg geboren. Allerdings wird bereits im Jahre 1919 im Melderegister zu den Stadtratswahlen in Neutomischel ihr Name nicht mehr aufgeführt. Nach 1927 existierte die Feinkost-, Tabak- Wild- und Geflügelhandlung, die Max Woythaler von seinem Vater übernommen hatte, nicht mehr. Max Woythaler suchte sich augenscheinlich zunächst eine Beschäftigung als Handelsvertreter, bis er schließlich noch einmal eine Wild- und Geflügelhandlung eröffnete.
Vermutlich um 1937 siedelte die Familie Woythaler aufgrund der auch in Allenstein zunehmenden judenfeindlichen Ausschreitungen nach Berlin um, wo bereits einige Familienangehörige lebten. Über eine Berliner Adresse oder eine von Max dort ausgeübte Tätigkeit gibt es jedoch keine Informationen. Wahrscheinlich ist, dass die Familie bei Angehörigen untergekommen ist. Vielleicht arbeitete Max auch in einem der zu dieser Zeit noch von Familienmitgliedern geführten Betriebe.
1938 Wurde auch Max Woythaler im Zuge der Verfolgung der Juden nach der Reichspogromnacht verhaftet und im Dezember wieder aus dem KZ Sachsenhausen entlassen. Ab Dezember 1938 verliert sich die Spur der Familie. Sie lebte zeitweise wohl auch nicht zusammen. Sowohl für Elisabeth als auch für den jüngsten Sohn Siegbert lassen sich in den nächsten Jahren zumindest kurzfristig unterschiedliche Adressen ermitteln. Siegbert war für eine gewisse Zeit in einem der jüdischen Waisenhäuser untergekommen. Mit dem November 1938 war für den 12-jährigen Schüler der Zugang zu öffentlichen Schulen unmöglich geworden. In der „Ergänzungskartei für Angaben über Abstammung und Vorbildung“ aus der Volkszählung am 17. Mai 1939 wurde Elisabeth Woythaler als einziges Familienmitglied geführt. Ihr Aufenthaltsort war demnach zumindest zeitweise das Jüdische Altenheim e.V. in Berlin Mitte, Lietzmannstraße 20. Max hingegen lebte laut der für Juden seit Oktober 1939 obligatorisch ausgestellten Kennkarte in Seelow bei Berlin. Für den Sohn Heinz lassen sich dagegen keine Hinweise ermitteln.
Ob diese Trennung eine Art von Überlebensstrategie war oder der Situation und etwaigen Maßnahmen geschuldet, bleibt dabei ungeklärt. Bereits seit 1941 hatte die Familie erste Deportationen von Familienangehörigen erleben müssen.
Erst ab April 1942 lebte die Familie nachweislich wieder zusammen: Seit dem 1. April hatte sie die Wohnung in der Raumerstraße 22 in Prenzlauer Berg angemietet. Elisabeth hatte seit 1. September 1941 eine Tätigkeit als Hausangestellte in der Geschäftsstelle der Reichsvereinigung der Juden aufnehmen können, was der Familie nicht nur ein einigermaßen ausreichendes Einkommen sicherte, sondern auch dazu beitrug, dass die Familie noch bis Mai 1943 von der Deportation verschont blieb.
Wenige Wochen vor der Auflösung der Reichsvereinigung im Juni 1943 war dieser „Schutz“ nicht mehr gewährleistet. So heißt es in einer als Geheime Reichssache deklarierten Anordnung des RSHA: „Desgleichen sind die bisher noch bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland bezw. ihren Bezirksstellen oder Kultusvereinigungen beschäftigten Juden gemäß Richtlinien für die Abbeförderung zu erfassen. Damit werden diese Einrichtungen praktisch aufgelöst. …“ [HStA Düsseldorf, Film A 28/2].
In der Vermögenserklärung vom 10. Mai 1943 machte Elisabeth keine dezidierten Angaben über ihren persönlichen Besitz, sondern notierte lediglich „Verschiedenes“. Das Mobiliar beschränkte sich ohnehin nur auf wenige noch vorhandene Möbelstücke. Nach der Unterbringung im Sammellager im Jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 folgte am 17. Mai 1943 die Deportation mit dem „38. Osttransport“ in das Konzentrationslager Auschwitz. Elisabeth wurde wahrscheinlich bereits gleich im Anschluss an die Selektion unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz am 19. Mai der sogenannten „Sonderbehandlung“ zugeführt und ermordet.