Robert Abraham

Verlegeort
Regensburger Str. 27
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
02. Dezember 2013
Geboren
01. April 1895 in Alt Stüdnitz / Studzienice
Deportation
am 26. September 1942 nach Raasiku b. Reval
Ermordet
in Raasiku b. Reval

Robert Rudolf Abraham, wurde am 1. April 1895 in Alt-Stüdnitz (Pommern) als Sohn von Wolf und Therese Abraham geboren, war von Beruf Kaufmann und verheiratet mit Ilse Abraham, geb. Cohn, geboren am 20. Oktober 1898 in Bahn (Pommern). Robert und Ilse hatten zwei Kinder: Gerd-Jürgen, geboren am 23. März 1925, und Lilly, geboren am 5. Januar 1928, beide in Stettin. Die Familie zog am 1. April 1928 von Bahn in die pommersche Kreisstadt Pyritz und am 12. April 1937 nach Berlin in die Regensburger Str. 27, wo sie bis Anfang der 1940er Jahre gewohnt haben. Im März 1939 konnten die Geschwister mit einem Kindertransport vor den Nazis nach England fliehen.<br />
<br />
Den Firmensitz seines Getreidehandels verlegte Robert Rudolf Abraham am 20.7.1937 in die Regensburger Straße, aber das Geschäft lief nicht, wurde am 13.12.1938 eingestellt und die Eintragung im Handelsregister am 19.12.1940 gelöscht. Er versuchte zunächst sein Glück als Immobilienmakler. In der Vermögenserklärung gab er an, als „Hilfsarbeiter“ beschäftigt zu sein. Die Abrahams zogen aus der Regensburger Straße in ein möbliertes Zimmer in der Spichernstraße ihre Möbel lagerten sie in der Spedition Roth, Reichenberger Straße 114. Offensichtlich hofften sie, noch auswandern zu können, wie ihre Enkel bestätigen. Es war ihnen nicht mehr vergönnt.<br />
<br />
Robert und Ilse Abraham wurden aus der Spichernstraße 17 deportiert, wo sie zuletzt im 3. Stock im Gartenhaus bei Erich Salinger in einem Zimmer zur Untermiete wohnten. Der bestätigte am 8.10.1942 der Oberfinanzdirektion (OFD), dass das Ehepaar Abraham „bis zu ihrer am 26.9. erfolgten Abwanderung in Untermiete – und zwar teilmöbliert – bei mir gewohnt hat“. Salinger bat darum, ihre Sachen abzuholen. Später schrieb ein Dr. Kurt Werthauer, dem die juristische Vertretung nur von Juden erlaubt war und der sich „Konsulent zur rechtl. Beratung und Vertretung von Juden“ nennen durfte, dass noch eine Rechnung des jüdischen Arztes Dr. Kurt Mendel in Höhe von 81 RM offen sei, die die OFD begleichen möge. Das Finanzamt Wilmersdorf-Nord beantragte den Einzug des Aktienvermögens der Abrahams als „Reichsfluchtsteuer“. In den Akten der OFD ist eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen einzelnen Behörden enthalten, in der es um eine Schuld oder Hypothek auf ein Grundstück in Marienthal, Kreis Greifenhagen (Pommern) geht.<br />
<br />
Am 26. September 1942 wurden Robert und Ilse Abraham nach Raasiku (Estland), 35 Kilometer von Reval entfernt, deportiert. Sie wurden am Güterbahnhof Moabit in einen von etwa zehn Waggons getrieben, die an einen aus Frankfurt am Main kommenden Zug angehängt wurden. Nach der Ankunft am 31. September wurden von den 1049 Insassen, darunter 108 Kinder unter zehn Jahren, etwa 200 jüngere Frauen und Männer aussortiert und in Arbeitslager gebracht. Alle anderen wurden in Omnibussen in das nahegelegene Harjumaa gebracht, wo sie getötet wurden. <br />
<br />
Die Geschwister Gerd-Jürgen und Lilly stellten 1952 gemeinsam einen Antrag auf Entschädigung. Die Bearbeitung dauerte bis Mitte der 1960er Jahre. Aus diesen Entschädigungsakten geht hervor, dass die Geschwister entweder am 21. oder 23. 3.1939 nach London emigriert waren; zu dieser Zeit lebte die Familie noch in der Regensburger Straße 27. <br />
<br />
Gerd-Jürgen Abraham besuchte bis zum 10. Lebensjahr das Bismarckgymnasium in Pyritz. Als seine Eltern 1937 nach Berlin zogen, ging er auf eine jüdischen Privatschule. Nach der Ausreise mit dem Kindertransport nach London fehlte ihm für weiteren Schulbesuch das Geld, er machte eine Uhrmacherlehre. Eigentlich hatte er mal studieren wollen. Mitte der 1950er Jahre lebte er in 66 Salisbury Road, Harrow, Middlesex.<br />
<br />
Lilly Abraham ging ebenfalls auf ein jüdische Privatschule, die sie nach der 4. Klasse verlassen musste. Sie besuchte dann weiter die Grundschule in London und ließ sich zur Bürokraft ausbilden, lernte Stenographie und Schreibmaschine und arbeitete als Sekretärin. Am 16.2.1958 heiratete sie in London und trug den Familiennamen Fabian.<br />
<br />
Gerd-Jürgen Abraham beschrieb in einem Lebenslauf die Familiengeschichte: Der Großvater Wolff Abraham hatte gemeinsam mit Hermann Pieck den Hermann Pieck OHG Getreidehandel und Zementfabrik in Pyritz (Pommern) betrieben; nach dem Tod von Pieck 1906 übernahmen Robert Rudolf und sein Bruder Martin die Firma; 1921 gründeten sie in Bahn eine Zweigstelle, die Robert Rudolf führte, bis nach 1933 der Gewinn der Firma erheblich zurückging; 1938 wurde die Firma an Fritz Bretzke verkauft und arisiert.<br />
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Martin Abraham, geboren am 18. Juli 1885 in Alt-Stüdtnitz, wanderte am 11.7.1939 über Shanghai nach Israel aus, wo er 1951 starb; seine Witwe Sophie, geb. Ring, geboren am 22. März 1894, stellte 1964 von New YorkY aus einen Antrag auf Entschädigung, der abgelehnt wurde.

Robert Rudolf Abraham, wurde am 1. April 1895 in Alt-Stüdnitz (Pommern) als Sohn von Wolf und Therese Abraham geboren, war von Beruf Kaufmann und verheiratet mit Ilse Abraham, geb. Cohn, geboren am 20. Oktober 1898 in Bahn (Pommern). Robert und Ilse hatten zwei Kinder: Gerd-Jürgen, geboren am 23. März 1925, und Lilly, geboren am 5. Januar 1928, beide in Stettin. Die Familie zog am 1. April 1928 von Bahn in die pommersche Kreisstadt Pyritz und am 12. April 1937 nach Berlin in die Regensburger Str. 27, wo sie bis Anfang der 1940er Jahre gewohnt haben. Im März 1939 konnten die Geschwister mit einem Kindertransport vor den Nazis nach England fliehen.

Den Firmensitz seines Getreidehandels verlegte Robert Rudolf Abraham am 20.7.1937 in die Regensburger Straße, aber das Geschäft lief nicht, wurde am 13.12.1938 eingestellt und die Eintragung im Handelsregister am 19.12.1940 gelöscht. Er versuchte zunächst sein Glück als Immobilienmakler. In der Vermögenserklärung gab er an, als „Hilfsarbeiter“ beschäftigt zu sein. Die Abrahams zogen aus der Regensburger Straße in ein möbliertes Zimmer in der Spichernstraße ihre Möbel lagerten sie in der Spedition Roth, Reichenberger Straße 114. Offensichtlich hofften sie, noch auswandern zu können, wie ihre Enkel bestätigen. Es war ihnen nicht mehr vergönnt.

Robert und Ilse Abraham wurden aus der Spichernstraße 17 deportiert, wo sie zuletzt im 3. Stock im Gartenhaus bei Erich Salinger in einem Zimmer zur Untermiete wohnten. Der bestätigte am 8.10.1942 der Oberfinanzdirektion (OFD), dass das Ehepaar Abraham „bis zu ihrer am 26.9. erfolgten Abwanderung in Untermiete – und zwar teilmöbliert – bei mir gewohnt hat“. Salinger bat darum, ihre Sachen abzuholen. Später schrieb ein Dr. Kurt Werthauer, dem die juristische Vertretung nur von Juden erlaubt war und der sich „Konsulent zur rechtl. Beratung und Vertretung von Juden“ nennen durfte, dass noch eine Rechnung des jüdischen Arztes Dr. Kurt Mendel in Höhe von 81 RM offen sei, die die OFD begleichen möge. Das Finanzamt Wilmersdorf-Nord beantragte den Einzug des Aktienvermögens der Abrahams als „Reichsfluchtsteuer“. In den Akten der OFD ist eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen einzelnen Behörden enthalten, in der es um eine Schuld oder Hypothek auf ein Grundstück in Marienthal, Kreis Greifenhagen (Pommern) geht.

Am 26. September 1942 wurden Robert und Ilse Abraham nach Raasiku (Estland), 35 Kilometer von Reval entfernt, deportiert. Sie wurden am Güterbahnhof Moabit in einen von etwa zehn Waggons getrieben, die an einen aus Frankfurt am Main kommenden Zug angehängt wurden. Nach der Ankunft am 31. September wurden von den 1049 Insassen, darunter 108 Kinder unter zehn Jahren, etwa 200 jüngere Frauen und Männer aussortiert und in Arbeitslager gebracht. Alle anderen wurden in Omnibussen in das nahegelegene Harjumaa gebracht, wo sie getötet wurden.

Die Geschwister Gerd-Jürgen und Lilly stellten 1952 gemeinsam einen Antrag auf Entschädigung. Die Bearbeitung dauerte bis Mitte der 1960er Jahre. Aus diesen Entschädigungsakten geht hervor, dass die Geschwister entweder am 21. oder 23. 3.1939 nach London emigriert waren; zu dieser Zeit lebte die Familie noch in der Regensburger Straße 27.

Gerd-Jürgen Abraham besuchte bis zum 10. Lebensjahr das Bismarckgymnasium in Pyritz. Als seine Eltern 1937 nach Berlin zogen, ging er auf eine jüdischen Privatschule. Nach der Ausreise mit dem Kindertransport nach London fehlte ihm für weiteren Schulbesuch das Geld, er machte eine Uhrmacherlehre. Eigentlich hatte er mal studieren wollen. Mitte der 1950er Jahre lebte er in 66 Salisbury Road, Harrow, Middlesex.

Lilly Abraham ging ebenfalls auf ein jüdische Privatschule, die sie nach der 4. Klasse verlassen musste. Sie besuchte dann weiter die Grundschule in London und ließ sich zur Bürokraft ausbilden, lernte Stenographie und Schreibmaschine und arbeitete als Sekretärin. Am 16.2.1958 heiratete sie in London und trug den Familiennamen Fabian.

Gerd-Jürgen Abraham beschrieb in einem Lebenslauf die Familiengeschichte: Der Großvater Wolff Abraham hatte gemeinsam mit Hermann Pieck den Hermann Pieck OHG Getreidehandel und Zementfabrik in Pyritz (Pommern) betrieben; nach dem Tod von Pieck 1906 übernahmen Robert Rudolf und sein Bruder Martin die Firma; 1921 gründeten sie in Bahn eine Zweigstelle, die Robert Rudolf führte, bis nach 1933 der Gewinn der Firma erheblich zurückging; 1938 wurde die Firma an Fritz Bretzke verkauft und arisiert.

Martin Abraham, geboren am 18. Juli 1885 in Alt-Stüdtnitz, wanderte am 11.7.1939 über Shanghai nach Israel aus, wo er 1951 starb; seine Witwe Sophie, geb. Ring, geboren am 22. März 1894, stellte 1964 von New YorkY aus einen Antrag auf Entschädigung, der abgelehnt wurde.