Käthe Neumann geb. Pick

Verlegeort
Ritterstraße 19
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
07. Oktober 2020
Geboren
10. Mai 1906 in Berlin
Deportation
am 17. Mai 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Käthe Pick wurde am 10. Mai 1906 als zweites Kind ihrer Eltern Salo und Elfriede Pick (geb. Pinthus) in Rybnick, Schlesien geboren. Ihr drei Jahre älterer Bruder Albert starb in jungen Kinderjahren. Wann die Familie nach Berlin umzog, ist nicht bekannt. Als junge Frau lernte Käthe den gleichaltrigen Hans Neumann kennen. Beide stammten aus jüdischen Familien. Am 2. April 1932 heirateten Käthe und Hans in Berlin. In dieser Zeit müssen sie in die Ritterstraße 19 in Kreuzberg gezogen sein. Die Ritterstraße lag in dieser Zeit in einem regen Geschäftsviertel kleinerer und mittlerer Betriebe und war Herzstück einer großen jüdischen Gemeinde. 
Am 7. November 1933 bekam das junge Ehepaar ihren einzigen Sohn, den sie Wolfgang nannten. Käthes Mann Hans eröffnete ein Lederwarengeschäft im Haus, in dem sich auch ihre Wohnung befand und das an der Ecke Prinzenstraße/ Ritterstraße stand. In den ersten Jahren lief das Geschäft sehr gut. Nachdem ihr Schwiegervater 1937 verstarb, nahmen Käthe und ihre Familie ihre Schwiegermutter Flora bei sich auf und das Geschäft ihres Schwiegervaters wurde aufgelöst.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Käthes Familie Opfer der Reichspogromnacht. Ihre Schwiegermutter Flora gab im später gestellten Wiedergutmachungsantrag detailliert Auskunft über die Geschehnisse: Gegen zwei Uhr wurde die Familie von Lärm auf der Straße geweckt. SA-Leute rannten durch die Straßen, schlugen Türen und Fenster jüdischer Geschäfte und Wohnungen ein. Als sie am Morgen in das Geschäft gingen, entdeckten sie, dass die Fensterscheiben zerschlagen waren, die Maschinen gestohlen und die Waren zerschnitten worden waren. Ein kurz darauf erscheinender SA-Mann teilte ihnen mit, dass sie innerhalb von 48 Stunden die Fenster reparieren müssten, sonst drohe Haft. Käthes Schwiegermutter gab all ihre Ersparnisse dazu, so dass die Familie die erforderliche Geldsumme knapp aufbringen konnte. Im Jahre 1956 gab ein benachbarter Friseur im Wiedergutmachungsverfahren an, dass er glaube, Käthes Mann hätte seine Einrichtungsgegenstände anschließend verkauft. Er selbst habe Hans damals eine Kasse abgekauft, könne sich aber nicht mehr an den Preis erinnern.

Mit dem Einschnitt des Novemberpogroms verschärfte sich die antisemitische Ausgrenzungs- und Verfolgungspraxis der Nationalsozialisten zunehmend. Wie alle in Deutschland lebenden Juden und Jüdinnen war die Familie Neumann davon direkt betroffen. Käthe begann als Sekretärin im jüdischen Hilfsverein zu arbeiten, da es jüdischen Menschen verboten worden war, zerstörte Geschäfte wieder zu eröffnen. Bald darauf wurden Käthe und ihr Mann wie die meisten Berliner Juden und Jüdinnen zur Zwangsarbeit eingezogen. Käthes Schwager Hermann versuchte nun, seine Mutter und Käthes Schwiegermutter Flora nach Argentinien zu holen, was im Dezember 1940 auch gelang. Hermann selbst war schon 1938 mit seiner Familie nach Argentinien geflohen. Für Käthe, Hans und den kleinen Wolfgang reichte das Geld zur Flucht nach Argentinien nicht. 

Im Frühjahr 1943 musste die Familie Neumann ihr zu Hause verlassen und wurde in ein ‚Judenhaus‘ in der Stallschreiberstraße 26 zwangseingewiesen. Von dort aus wurden sie am 17. Mai 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen, dass Käthe, Hans und ihr Sohn Wolfgang direkt nach der Ankunft in die Gaskammern geschickt und ermordet wurden, denn sie erhielten keine Häftlingsnummern.