Ursula Weiß

Verlegeort
Salzburger Str. 8
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
21. Mai 2008
Geboren
03. April 1942 in Berlin
Flucht in den Tod
05. März 1943 in Berlin

Fritz und Regina Weiß wählten am 5. März 1943 zusammen mit ihren drei Kindern den Freitod, wir wissen kaum etwas über die Eltern und ihre Kinder, daher wird die Familie zusammen vorgestellt. Ihr Schicksal erschließt sich aus einem handschriftlichen Eintrag im Tätigkeitsbuch des Polizeireviers in der Gothaer Straße in Schöneberg. Dort wird unter der Überschrift „Sicherstellung eines Nachlasses“ in trockenem Amtsdeutsch der Selbstmord der fünfköpfigen Familie durch „Leuchtgas“ – das ist das normale Haushaltsgas – festgehalten. Der Bericht erwähnt, dass die Leichen nach dem Friedhof Weißensee überführt und die Wohnung verschlossen und versiegelt worden sei. Da keine Angehörigen ermittelt werden konnten und der Haushaltsvorstand „Arier“ war, wurden die wenigen Wertgegenstände der Familie nicht zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen, sondern drei Tage später dem Amtsgericht Schöneberg gegen Quittung übergeben. Der „Vorgang“ Weiß war damit abgeschlossen. <br />
<br />
Die Quittung für das Amtsgericht Schöneberg vom 8. März 1943 bestätigt, dass<br />
<br />
aus dem Nachlass der Familie Fritz Weiss, 14.10.06 Gross-Strenz geb. und Regina Sara Weiss, geb. Hirschfeld, 19.10.09 Schwedenhöhe geb., nebst den drei Kindern, Ruth, Doris u. Ursula; Bln.-Schöneberg, Salzburger Str. 8 wohnhaft gewesen, folgende Gegenstände u. Geld abgegeben wurden:<br />
<br />
RM 17.13 (in Worten: Reichsmark Siebzehn und 13 Rpfg.),<br />
<br />
eine goldene Herrenuhr mit Kette,<br />
<br />
eine silb. Herrenuhr,<br />
<br />
eine silb. Damen-Armbanduhr,<br />
<br />
eine Damenarmbanduhr (Chrom),<br />
<br />
vier Broschen,<br />
<br />
drei Anhänger,<br />
<br />
eine silb. Armkette,<br />
<br />
zwei Ohrgehänge,<br />
<br />
ein gold. Ehering<br />
<br />
Der „arische“ Fritz Weiß lebte mit seiner jüdischen Frau Regina in einer im NS-Jargon sogenannten „Mischehe“; wie oft er zur Scheidung gedrängt wurde, wissen wir nicht. Ihre drei Töchter waren nach der NS-Ideologie Jüdinnen. Offenbar um der bevorstehenden Deportation von Regina Weiß und den Töchtern Ruth, geboren am 5. Juli 1932 in Berlin, der fast sieben Jahre jüngeren Doris, am 27. Februar 1939 in Berlin geboren, und der noch nicht einjährigen Ursula, die am 3. April 1942 zur Welt gekommen war, zu entgehen, brachten sich Regina und Fritz Weiß mit ihren drei Mädchen am 5. März 1943 gegen 21 Uhr in ihrer Wohnung in der Salzburger Straße 8 um. <br />
<br />
Die gesamte Familie Weiß ist auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben. Ihre seit 1990 mit Unterstützung der Kriegsgräberfürsorge aufgestellten Grabsteine und ein Dokument aus dem Landesarchiv waren die einzigen Zeugnisse, die von der Tragödie dieser Familie berichteten, bis 2008 Stolpersteine vor dem im Krieg nicht irreparabel zerstörten Haus in der Salzburger Straße 8 gelegt wurden.

Fritz und Regina Weiß wählten am 5. März 1943 zusammen mit ihren drei Kindern den Freitod, wir wissen kaum etwas über die Eltern und ihre Kinder, daher wird die Familie zusammen vorgestellt. Ihr Schicksal erschließt sich aus einem handschriftlichen Eintrag im Tätigkeitsbuch des Polizeireviers in der Gothaer Straße in Schöneberg. Dort wird unter der Überschrift „Sicherstellung eines Nachlasses“ in trockenem Amtsdeutsch der Selbstmord der fünfköpfigen Familie durch „Leuchtgas“ – das ist das normale Haushaltsgas – festgehalten. Der Bericht erwähnt, dass die Leichen nach dem Friedhof Weißensee überführt und die Wohnung verschlossen und versiegelt worden sei. Da keine Angehörigen ermittelt werden konnten und der Haushaltsvorstand „Arier“ war, wurden die wenigen Wertgegenstände der Familie nicht zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen, sondern drei Tage später dem Amtsgericht Schöneberg gegen Quittung übergeben. Der „Vorgang“ Weiß war damit abgeschlossen.

Die Quittung für das Amtsgericht Schöneberg vom 8. März 1943 bestätigt, dass

aus dem Nachlass der Familie Fritz Weiss, 14.10.06 Gross-Strenz geb. und Regina Sara Weiss, geb. Hirschfeld, 19.10.09 Schwedenhöhe geb., nebst den drei Kindern, Ruth, Doris u. Ursula; Bln.-Schöneberg, Salzburger Str. 8 wohnhaft gewesen, folgende Gegenstände u. Geld abgegeben wurden:

RM 17.13 (in Worten: Reichsmark Siebzehn und 13 Rpfg.),

eine goldene Herrenuhr mit Kette,

eine silb. Herrenuhr,

eine silb. Damen-Armbanduhr,

eine Damenarmbanduhr (Chrom),

vier Broschen,

drei Anhänger,

eine silb. Armkette,

zwei Ohrgehänge,

ein gold. Ehering

Der „arische“ Fritz Weiß lebte mit seiner jüdischen Frau Regina in einer im NS-Jargon sogenannten „Mischehe“; wie oft er zur Scheidung gedrängt wurde, wissen wir nicht. Ihre drei Töchter waren nach der NS-Ideologie Jüdinnen. Offenbar um der bevorstehenden Deportation von Regina Weiß und den Töchtern Ruth, geboren am 5. Juli 1932 in Berlin, der fast sieben Jahre jüngeren Doris, am 27. Februar 1939 in Berlin geboren, und der noch nicht einjährigen Ursula, die am 3. April 1942 zur Welt gekommen war, zu entgehen, brachten sich Regina und Fritz Weiß mit ihren drei Mädchen am 5. März 1943 gegen 21 Uhr in ihrer Wohnung in der Salzburger Straße 8 um.

Die gesamte Familie Weiß ist auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben. Ihre seit 1990 mit Unterstützung der Kriegsgräberfürsorge aufgestellten Grabsteine und ein Dokument aus dem Landesarchiv waren die einzigen Zeugnisse, die von der Tragödie dieser Familie berichteten, bis 2008 Stolpersteine vor dem im Krieg nicht irreparabel zerstörten Haus in der Salzburger Straße 8 gelegt wurden.