Siegmund Zwillenberg

Verlegeort
Schützenstr. 53
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Geboren
22. Juni 1892 in Ortelsburg (Ostpreußen) / Szczytno
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 31. August 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Siegmund Zwillenberg wurde als Sohn von Gustav und Hulda Zwillenberg am 22. Juni 1892 in Ortelsburg (ehem. Ostpreußen) geboren. Er war der Drittälteste von insgesamt sechs Kindern. Der Vater Gustav hatte auch fünf Geschwister. Hier existiert ein ausführlicher Stammbaum, der bis ins 18. Jh. zurück reicht.<br />
<br />
Siegmund war mit Clara, geb. Singer, verheiratet. Die Ehe wurde am 1. März 1918 im Standesamt Charlottenburg III geschlossen. Trauzeugen waren Siegmunds Vater Gustav Zwillenberg sowie ein Herr Adolf Blum. Siegmund war Kaufmann, seine Einnahmen waren gut und erlaubten einen hohen Lebensstandard. Laut Eintrag im Berliner Adressbuch 1938 war er zumindest zeitweise auch Geschäftsführer.<br />
<br />
Die erste Tochter Ingeborg wurde am 30. Dezember 1918 in Elbing (ehem. Westpreußen) geboren. Wann genau die Familie wieder nach Berlin kam, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Ingeborg heiratete später ihren Mann Rudi Korn und zog mit ihm in die Uhlandstraße in Berlin Charlottenburg. Beide wurden am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert.<br />
<br />
Die zweite Tochter Vera wurde am 14. Juni 1922 ebenfalls in Elbing geboren. Sie lebte mit ihren Eltern in der Schützenstraße und leistete bei der Carl Friedrich Schauer & Co. KG in der Breiten Straße 25/26 Zwangsarbeit.<br />
<br />
Siegmund hatte fünf Geschwister. Die älteste Schwester Betty Mailich, geb. Zwillenberg, hat den Holocaust überlebt und lebte in Brighton, UK und starb dort im Jahr 1956. Mit ihrem Mann Gustav hatte sie drei Kinder, die alle bereits verstorben sind.<br />
<br />
Die zweitälteste Schwester Frieda Folbaum war verheiratet mit Schija Siegfried Folbaum. Sie wurde im November 1942 nach Auschwitz deportiert und dort im Dezember ermordet.<br />
<br />
Der jüngere Bruder Erich Zwillenberg war zweimal verheiratet und Vater von drei Söhnen. Er wurde im Juni 1943 von Breslau nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte und starb 1965 in London. Sein Sohn Horst starb 1943 sechszehnjährig im KZ Auschwitz. Der Sohn Arno Hubertus lebte bis 2015. Der Sohn Gerald starb 2000 in Freeport, US.<br />
<br />
Von der Schwester Grethe Zwillenberg ist nicht bekannt, ob sie den Holocaust überlebt hat.<br />
<br />
Die jüngste Schwester Else Beer war mit Hans Arthur Beer verheiratet, beide hatten einen Sohn. Else starb 1967 in Melbourne, Australien. Hier gibt es tatsächlich Hinterbliebene.<br />
<br />
Nur zwei Tage vor dem Abtransport mussten Siegmund und seine Familie eine Vermögenserklärung erstellen. Demnach leistete er zuletzt bei den Berliner Wellpappenwerken in der Herzbergstraße 26 in Berlin Lichtenberg Zwangsarbeit für ca. 28 RM netto wöchentlich.<br />
<br />
Der Hauseigentümer in der Schützenstraße 53 hieß Wende. Die Miete betrug 99,60 RM und wurde bis Ende August 1942 durch Siegmund beglichen. Die Zwillenbergs haben die Wohnung untervermietet an die Familie Stenschewski, die entsprechend der Vermögenserklärung „nicht mit abwandern“. Tatsächlich wurde die Familie Stenschewksi dann anderthalb Monate später nach Riga deportiert und dort ermordet. Der eigene Haushalt bestand aus vier Personen: Clara, Vera und Siegmund und einem Schwager. Um wen es sich hierbei handelt, lässt sich nicht feststellen.<br />
<br />
In der Vermögenserklärung mussten Angaben über sämtliches Eigentum einzeln aufgeführt werden, auch eventuelle Schulden waren anzugeben. Zum Wohnungsinventar der Zwillenbergs gehörten u. a. zwei Kleiderschränke, Betten, ein Sofa, ein Waschtisch, ein Esstisch mit sechs Stühlen, ein Nähtisch und einiges mehr. Selbst Dinge wie u. a. ein Reisekoffer, Tafelgeschirr und Herrenkleidung mussten aufgeführt werden.<br />
<br />
Am 31. August 1942 musste Siegmund zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter Vera den Zug nach Riga besteigen. Mit ihnen fuhren noch weitere 950 Menschen, insgesamt 790 in Berlin. In Insterburg wurden 253 Menschen angeschlossen. Entsprechend dem Gedenkbuch im Bundesarchiv wurden ca. 80 Menschen (Handwerker) selektiert, die übrigen sofort nach der Ankunft erschossen. Von den 80 überlebten 6 Männer. <br />
<br />
Als Abfahrtsdatum des 19. Osttransports wird in der Literatur häufig der 5. September 1942 genannt. Allerdings gilt tatsächlich der Transport am 31. August 1942 als bestätigt (aus „Statistik und Deportation der Jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich“).<br />
<br />
Nach der Deportation bis zum Mai 1943 befanden sich in der Wohnung noch sämtliche Möbel und Einrichtungsgegenstände. Der damalige Hausverwalter Richard Hargina hat daher mehrmals die offenen Mietrückstände beim Oberfinanzpräsidium eingefordert und auch erhalten. Ebenso haben die Gaswerke und die Krankenkasse (AOK) Forderungen angemeldet. Auch diese wurden beglichen. <br />
<br />
Im Juli 1943 wurde die Wohnung geräumt.

Siegmund Zwillenberg wurde als Sohn von Gustav und Hulda Zwillenberg am 22. Juni 1892 in Ortelsburg (ehem. Ostpreußen) geboren. Er war der Drittälteste von insgesamt sechs Kindern. Der Vater Gustav hatte auch fünf Geschwister. Hier existiert ein ausführlicher Stammbaum, der bis ins 18. Jh. zurück reicht.

Siegmund war mit Clara, geb. Singer, verheiratet. Die Ehe wurde am 1. März 1918 im Standesamt Charlottenburg III geschlossen. Trauzeugen waren Siegmunds Vater Gustav Zwillenberg sowie ein Herr Adolf Blum. Siegmund war Kaufmann, seine Einnahmen waren gut und erlaubten einen hohen Lebensstandard. Laut Eintrag im Berliner Adressbuch 1938 war er zumindest zeitweise auch Geschäftsführer.

Die erste Tochter Ingeborg wurde am 30. Dezember 1918 in Elbing (ehem. Westpreußen) geboren. Wann genau die Familie wieder nach Berlin kam, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Ingeborg heiratete später ihren Mann Rudi Korn und zog mit ihm in die Uhlandstraße in Berlin Charlottenburg. Beide wurden am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert.

Die zweite Tochter Vera wurde am 14. Juni 1922 ebenfalls in Elbing geboren. Sie lebte mit ihren Eltern in der Schützenstraße und leistete bei der Carl Friedrich Schauer & Co. KG in der Breiten Straße 25/26 Zwangsarbeit.

Siegmund hatte fünf Geschwister. Die älteste Schwester Betty Mailich, geb. Zwillenberg, hat den Holocaust überlebt und lebte in Brighton, UK und starb dort im Jahr 1956. Mit ihrem Mann Gustav hatte sie drei Kinder, die alle bereits verstorben sind.

Die zweitälteste Schwester Frieda Folbaum war verheiratet mit Schija Siegfried Folbaum. Sie wurde im November 1942 nach Auschwitz deportiert und dort im Dezember ermordet.

Der jüngere Bruder Erich Zwillenberg war zweimal verheiratet und Vater von drei Söhnen. Er wurde im Juni 1943 von Breslau nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte und starb 1965 in London. Sein Sohn Horst starb 1943 sechszehnjährig im KZ Auschwitz. Der Sohn Arno Hubertus lebte bis 2015. Der Sohn Gerald starb 2000 in Freeport, US.

Von der Schwester Grethe Zwillenberg ist nicht bekannt, ob sie den Holocaust überlebt hat.

Die jüngste Schwester Else Beer war mit Hans Arthur Beer verheiratet, beide hatten einen Sohn. Else starb 1967 in Melbourne, Australien. Hier gibt es tatsächlich Hinterbliebene.

Nur zwei Tage vor dem Abtransport mussten Siegmund und seine Familie eine Vermögenserklärung erstellen. Demnach leistete er zuletzt bei den Berliner Wellpappenwerken in der Herzbergstraße 26 in Berlin Lichtenberg Zwangsarbeit für ca. 28 RM netto wöchentlich.

Der Hauseigentümer in der Schützenstraße 53 hieß Wende. Die Miete betrug 99,60 RM und wurde bis Ende August 1942 durch Siegmund beglichen. Die Zwillenbergs haben die Wohnung untervermietet an die Familie Stenschewski, die entsprechend der Vermögenserklärung „nicht mit abwandern“. Tatsächlich wurde die Familie Stenschewksi dann anderthalb Monate später nach Riga deportiert und dort ermordet. Der eigene Haushalt bestand aus vier Personen: Clara, Vera und Siegmund und einem Schwager. Um wen es sich hierbei handelt, lässt sich nicht feststellen.

In der Vermögenserklärung mussten Angaben über sämtliches Eigentum einzeln aufgeführt werden, auch eventuelle Schulden waren anzugeben. Zum Wohnungsinventar der Zwillenbergs gehörten u. a. zwei Kleiderschränke, Betten, ein Sofa, ein Waschtisch, ein Esstisch mit sechs Stühlen, ein Nähtisch und einiges mehr. Selbst Dinge wie u. a. ein Reisekoffer, Tafelgeschirr und Herrenkleidung mussten aufgeführt werden.

Am 31. August 1942 musste Siegmund zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter Vera den Zug nach Riga besteigen. Mit ihnen fuhren noch weitere 950 Menschen, insgesamt 790 in Berlin. In Insterburg wurden 253 Menschen angeschlossen. Entsprechend dem Gedenkbuch im Bundesarchiv wurden ca. 80 Menschen (Handwerker) selektiert, die übrigen sofort nach der Ankunft erschossen. Von den 80 überlebten 6 Männer.

Als Abfahrtsdatum des 19. Osttransports wird in der Literatur häufig der 5. September 1942 genannt. Allerdings gilt tatsächlich der Transport am 31. August 1942 als bestätigt (aus „Statistik und Deportation der Jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich“).

Nach der Deportation bis zum Mai 1943 befanden sich in der Wohnung noch sämtliche Möbel und Einrichtungsgegenstände. Der damalige Hausverwalter Richard Hargina hat daher mehrmals die offenen Mietrückstände beim Oberfinanzpräsidium eingefordert und auch erhalten. Ebenso haben die Gaswerke und die Krankenkasse (AOK) Forderungen angemeldet. Auch diese wurden beglichen.

Im Juli 1943 wurde die Wohnung geräumt.