Siegbert Gorzelanczyk

Verlegeort
Sentastr. 3
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
19. Dezember 2014
Geboren
25. April 1887 in Samter (Posen) / Szamotuły
Beruf
Zigarren-, Zigaretten- und Tabakhändler
Zwangsarbeit
Arbeiter (Spinnstofffabrik in Zehlendorf)
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Siegbert Gorzelanczyk kam am 25. April 1887 als Sohn von Heinrich und Regine Gorzelanczyk in Samter/Posen zur Welt. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. Siegbert Gorzelanczyk erhielt eine kaufmännische Ausbildung und war nach Beendigung seiner Lehre als Zigarren-, Zigaretten- und Tabakhändler tätig. Er war seit Anfang der 1920er Jahre in erster Ehe mit Gertrud Lublin verheiratet. Sie war die Tochter von Hedwig und Heinrich Lublin und am 2. Mai 1889 in Breslau geboren worden. Hier lebten die Gorzelanczyks später auch einige Jahre. Aus der Ehe ging im Jahre 1924 der Sohn Heinrich hervor. Im gleichen Jahr zogen sie von Breslau nach Berlin. Das Ehepaar wohnte hier in der Detmolder Straße 60. Die Ehe wurde vermutlich kurz danach wieder geschieden, denn Siegbert Gorzelanczyk ging Ende der 1920er Jahre eine zweite Ehe mit Käthe Eppstein ein, die ebenfalls bereits einmal verheiratet gewesen war und die am 10. Mai 1925 geborene Tochter Ingeborg Jacob mit in die Ehe brachte. Käthe und Siegbert bekamen noch ein gemeinsames Kind. Am 16. Mai 1929 wurde der Sohn Hans in Velten geboren. Ab 1933 führte Siegbert Gorzelanczyk als selbstständiger Kaufmann ein Zigarren-, Zigaretten- und Tabakgeschäft in der Bernhardstraße 15 in Wilmersdorf. 1934 und 1935 wohnte die Familie in der Stierstraße 20 und ab 1936 in der Sentastraße 3. Im gemeinsamen Haushalt lebten auch die Eltern seiner Frau, Margarete (s. dort) und Georg Eppstein. Georg Eppstein verstarb am 11. Dezember 1940. Zum Zeitpunkt ihres Umzugs in die Sentastraße 3 im Jahre 1936 hatte Siegbert Gorzelanczyk seinen Tabakladen bereits wieder aufgeben müssen. Im Branchenbuch ist sein Laden ab 1935 unter dem Namen P. Tödt eingetragen. Er sah sich nun gezwungen, den Lebensunterhalt für seine Familie als Handelsvertreter zu verdienen. Zuletzt musste er noch Zwangsarbeit verrichten. Er arbeitete in einer Spinnstofffabrik in Zehlendorf für einen Nettolohn in Höhe von ca. 25,-- RM. Am 9. September 1942 holte man seine Schwiegermutter ab und verfrachtete sie zunächst nach Theresienstadt und anschließend nach Treblinka, wo sich ihre Spur verliert. Zuletzt wohnten die Gorzelanczyks in der Frobenstraße 27 in einer Vierzimmer-Wohnung mit Kammer und Küche. Die Miete betrug 125,-- RM. Eigentümerin der Immobilie war die Jüdische Gemeinde. Dort wohnten auch Frieda und Arthur Herzfeld (s. dort), die ursprünglich in der Schwerinstraße 16-17 gelebt hatten. Ende Februar 1943 wurde die Stieftochter Ingeborg im Rahmen der so genannten "Fabrikaktion" verhaftet und mit dem 31. Transport vom 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Mit ihr wurde auch Frieda Herzfeld abgeholt und nach Auschwitz überführt. Am 28. Februar 1943 füllte Siegbert Gorzelanczyk seine Vermögenserklärung aus. Am gleichen Tag wurde ihm die Verfügung über den Verlust seines gesamten Eigentums in der Levetzowstraße 8 zugestellt. <br />
Nur einen Tag nach der Deportation seiner Stieftochter Ingeborg, wurde Siegbert Gorzelanczyk am 2. März 1943 gemeinsam mit seiner Frau, dem erst knapp 14jährigen Sohn und Arthur Herzfeld mit dem 32. Transport nach Auschwitz verfrachtet. Es ist davon auszugehen, dass alle kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurden. <br />
Am 3. Juni 1943 wurde das Inventar der Wohnung bewertet. Der Gerichtsvollzieher kommt auf einen Betrag in Höhe von 1.118,-- RM, verkauft wurde das Inventar in Höhe von 1.006,20 RM. Von diesem Betrag wurden 887,35 RM für Miete und die Bewag für die Zeit von März bis September abgezogen. Die Miete wurde an die Eigentümern Emma Rüger in Fürstenwalde überwiesen. Am 12. Mai 1944 erklärte das Finanzamt Schöneberg, dass keine weiteren Vermögenswerte bekannt seien. Vermögensssteuerakten oder Vorgänge über eine Sicherheitsleistung für die Reichsfluchtsteuer lägen nicht vor. Am 22. September 1943 wurde die Wohnung geräumt. <br />
Siegberts erste Frau Gertrud wohnte in den 1940er Jahren wieder in ihrem Geburtsort Breslau. Sie wurde von dort am 4. März 1943, zwei Tage nach ihrem Exmann aus Berlin, nach Auschwitz deportiert. Sie gilt wie ihr ehemaliger Mann als verschollen. Der Sohn Heinrich war noch rechtzeitig mit einem Kindertransport emigriert, überlebte und lebt heute (Dezember 2014) in Oslo/Norwegen. <br />
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Siegbert Gorzelanczyk kam am 25. April 1887 als Sohn von Heinrich und Regine Gorzelanczyk in Samter/Posen zur Welt. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. Siegbert Gorzelanczyk erhielt eine kaufmännische Ausbildung und war nach Beendigung seiner Lehre als Zigarren-, Zigaretten- und Tabakhändler tätig. Er war seit Anfang der 1920er Jahre in erster Ehe mit Gertrud Lublin verheiratet. Sie war die Tochter von Hedwig und Heinrich Lublin und am 2. Mai 1889 in Breslau geboren worden. Hier lebten die Gorzelanczyks später auch einige Jahre. Aus der Ehe ging im Jahre 1924 der Sohn Heinrich hervor. Im gleichen Jahr zogen sie von Breslau nach Berlin. Das Ehepaar wohnte hier in der Detmolder Straße 60. Die Ehe wurde vermutlich kurz danach wieder geschieden, denn Siegbert Gorzelanczyk ging Ende der 1920er Jahre eine zweite Ehe mit Käthe Eppstein ein, die ebenfalls bereits einmal verheiratet gewesen war und die am 10. Mai 1925 geborene Tochter Ingeborg Jacob mit in die Ehe brachte. Käthe und Siegbert bekamen noch ein gemeinsames Kind. Am 16. Mai 1929 wurde der Sohn Hans in Velten geboren. Ab 1933 führte Siegbert Gorzelanczyk als selbstständiger Kaufmann ein Zigarren-, Zigaretten- und Tabakgeschäft in der Bernhardstraße 15 in Wilmersdorf. 1934 und 1935 wohnte die Familie in der Stierstraße 20 und ab 1936 in der Sentastraße 3. Im gemeinsamen Haushalt lebten auch die Eltern seiner Frau, Margarete (s. dort) und Georg Eppstein. Georg Eppstein verstarb am 11. Dezember 1940. Zum Zeitpunkt ihres Umzugs in die Sentastraße 3 im Jahre 1936 hatte Siegbert Gorzelanczyk seinen Tabakladen bereits wieder aufgeben müssen. Im Branchenbuch ist sein Laden ab 1935 unter dem Namen P. Tödt eingetragen. Er sah sich nun gezwungen, den Lebensunterhalt für seine Familie als Handelsvertreter zu verdienen. Zuletzt musste er noch Zwangsarbeit verrichten. Er arbeitete in einer Spinnstofffabrik in Zehlendorf für einen Nettolohn in Höhe von ca. 25,-- RM. Am 9. September 1942 holte man seine Schwiegermutter ab und verfrachtete sie zunächst nach Theresienstadt und anschließend nach Treblinka, wo sich ihre Spur verliert. Zuletzt wohnten die Gorzelanczyks in der Frobenstraße 27 in einer Vierzimmer-Wohnung mit Kammer und Küche. Die Miete betrug 125,-- RM. Eigentümerin der Immobilie war die Jüdische Gemeinde. Dort wohnten auch Frieda und Arthur Herzfeld (s. dort), die ursprünglich in der Schwerinstraße 16-17 gelebt hatten. Ende Februar 1943 wurde die Stieftochter Ingeborg im Rahmen der so genannten "Fabrikaktion" verhaftet und mit dem 31. Transport vom 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Mit ihr wurde auch Frieda Herzfeld abgeholt und nach Auschwitz überführt. Am 28. Februar 1943 füllte Siegbert Gorzelanczyk seine Vermögenserklärung aus. Am gleichen Tag wurde ihm die Verfügung über den Verlust seines gesamten Eigentums in der Levetzowstraße 8 zugestellt.
Nur einen Tag nach der Deportation seiner Stieftochter Ingeborg, wurde Siegbert Gorzelanczyk am 2. März 1943 gemeinsam mit seiner Frau, dem erst knapp 14jährigen Sohn und Arthur Herzfeld mit dem 32. Transport nach Auschwitz verfrachtet. Es ist davon auszugehen, dass alle kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurden.
Am 3. Juni 1943 wurde das Inventar der Wohnung bewertet. Der Gerichtsvollzieher kommt auf einen Betrag in Höhe von 1.118,-- RM, verkauft wurde das Inventar in Höhe von 1.006,20 RM. Von diesem Betrag wurden 887,35 RM für Miete und die Bewag für die Zeit von März bis September abgezogen. Die Miete wurde an die Eigentümern Emma Rüger in Fürstenwalde überwiesen. Am 12. Mai 1944 erklärte das Finanzamt Schöneberg, dass keine weiteren Vermögenswerte bekannt seien. Vermögensssteuerakten oder Vorgänge über eine Sicherheitsleistung für die Reichsfluchtsteuer lägen nicht vor. Am 22. September 1943 wurde die Wohnung geräumt.
Siegberts erste Frau Gertrud wohnte in den 1940er Jahren wieder in ihrem Geburtsort Breslau. Sie wurde von dort am 4. März 1943, zwei Tage nach ihrem Exmann aus Berlin, nach Auschwitz deportiert. Sie gilt wie ihr ehemaliger Mann als verschollen. Der Sohn Heinrich war noch rechtzeitig mit einem Kindertransport emigriert, überlebte und lebt heute (Dezember 2014) in Oslo/Norwegen.