Kurt Riedel

Verlegeort
Solmsstr. 42
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Geboren
27. Oktober 1904 in Gleiwitz (Schlesien) / Gliwice
Deportation
am 04. März 1943
Ermordet
in Auschwitz

Kurt Riedel wurde am 27. Oktober 1904 in der oberschlesischen Kreisstadt Gleiwitz (poln. Gliwice) geboren. Seine Eltern waren der Klempner Karl Riedel und dessen Ehefrau Johanna, geborene Liebauer. Auch sie stammten aus der Stadt in dem bedeutenden Industriegebiet, gingen jedoch später zusammen nach Berlin.<br />
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Seit Anfang des Jahres 1928 wohnte Kurt Riedel zur Untermiete in der Halleschen Straße 23, direkt neben der heutigen Clara-Grunwald-Grundschule am Anhalter Bahnhof. Er hatte den Beruf des Friseurs ergriffen und lernte bald darauf seine zukünftige Frau Hanni Joel, geboren am 27. Dezember 1907, kennen. Sie stammte aus der Nähe von Posen (Poznań) und lebte vor der Eheschließung bei ihrem Vater Martin Joel und dessen zweiter Ehefrau in der Friedelstraße 37 in Neukölln.<br />
<br />
Bald nach der Hochzeit am 21. Mai 1929 bezogen die Eheleute eine gemeinsame Wohnung in der Gottlieb-Dunkel-Straße in Tempelhof. In Höhe des nicht erhaltenen Wohnhauses unterquert heute die Autobahn die Straße. Im April 1930 wurde Sohn Fred geboren, im August 1933 kam Tochter Helga zur Welt.<br />
<br />
Trotz des heraufziehenden Unheils durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verbrachte Kurt Riedel wohl einige glückliche Jahre mit seiner Familie in Tempelhof. Auch die Einschulung seines Sohnes im Jahr 1936 mag noch unter halbwegs erträglichen Umständen stattgefunden haben. Doch wenige Jahre später bezeugen die wenigen erhaltenen Unterlagen zu Kurt Riedel und seiner Familie den anschließenden Leidensweg.<br />
<br />
Im Dezember 1938 müssen sie die eigene Wohnung verlassen und ziehen zur Untermiete in die Bergstraße 59 (heute Karl-Marx-Straße / Ecke Kirchhofstraße). Nur knapp vier Monate später folgt ein weiterer Umzug in die Neuköllner Zietenstraße in die Nähe der Kindl-Brauerei (heute Werbellinstraße). Sohn Fred muss zur Knabenvolksschule der Jüdischen Gemeinde wechseln und die Tochter Helga wird 1940 in die Jüdische Mädchenschule eingeschult. In einem Geheimerlass des Reichserziehungsministers an die Reichsvereinigung der Juden wird die Schließung aller jüdischen Schulen zum 30. Juni 1942 verfügt. Die Familie ist zu diesem Zeitpunkt zur Untermiete in der Wassertorstraße 64 in Berlin-Kreuzberg gemeldet.<br />
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Noch schwieriger müssen die Lebensumstände für Kurt Riedels Familie unter der letzten bekannten Adresse gewesen sein. Bei dem Haus in der Solmsstraße 42 in Berlin-Kreuzberg handelte es sich um ein sogenanntes „Judenhaus“. Dieses waren Häuser, die sich noch in jüdischem Besitz, hier der jüdischen Gemeinde, befanden. In Berlin wurden ab 1941 nach Plänen des Ministeriums von Albert Speer jüdische Menschen umgesiedelt und in solchen „Judenhäusern“ zusammengepfercht, um Ersatzwohnraum für „arische“ Mieter zu schaffen, die ihre Wohnungen wegen der Baufeldfreimachung zum Umbau der Reichshauptstadt verlassen mussten.<br />
<br />
Nachdem Adolf Hitler im September 1942 darauf gedrungen hatte, die noch verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter durch sogenannte „Ostarbeiter“ zu ersetzen, begann Ende Februar 1943 in Berlin eine groß angelegte Aktion, bei der bis zu 8.000 jüdische Menschen innerhalb weniger Tage deportiert wurden.<br />
<br />
Am 3. März wurde Kurt Riedels Frau Hanni mit den beiden gemeinsamen Kindern nach Auschwitz verschleppt. Am nächsten Tag wird dort der Zugang von insgesamt 1.750 Menschen notiert. In dem Transport aus Berlin befanden sich 632 Männer und Knaben sowie 118 Frauen und Mädchen. Nach der „Selektion“ wurden 517 Männer sowie 200 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen – 1.033 Menschen wurden sofort in den Gaskammern von Birkenau getötet.<br />
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Kurt Riedel kam einen Tag nach seiner Familie am 5. März 1945 nach Auschwitz. Bei seiner Ankunft war seine Familie sehr wahrscheinlich schon Tod.

Kurt Riedel wurde am 27. Oktober 1904 in der oberschlesischen Kreisstadt Gleiwitz (poln. Gliwice) geboren. Seine Eltern waren der Klempner Karl Riedel und dessen Ehefrau Johanna, geborene Liebauer. Auch sie stammten aus der Stadt in dem bedeutenden Industriegebiet, gingen jedoch später zusammen nach Berlin.

Seit Anfang des Jahres 1928 wohnte Kurt Riedel zur Untermiete in der Halleschen Straße 23, direkt neben der heutigen Clara-Grunwald-Grundschule am Anhalter Bahnhof. Er hatte den Beruf des Friseurs ergriffen und lernte bald darauf seine zukünftige Frau Hanni Joel, geboren am 27. Dezember 1907, kennen. Sie stammte aus der Nähe von Posen (Poznań) und lebte vor der Eheschließung bei ihrem Vater Martin Joel und dessen zweiter Ehefrau in der Friedelstraße 37 in Neukölln.

Bald nach der Hochzeit am 21. Mai 1929 bezogen die Eheleute eine gemeinsame Wohnung in der Gottlieb-Dunkel-Straße in Tempelhof. In Höhe des nicht erhaltenen Wohnhauses unterquert heute die Autobahn die Straße. Im April 1930 wurde Sohn Fred geboren, im August 1933 kam Tochter Helga zur Welt.

Trotz des heraufziehenden Unheils durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verbrachte Kurt Riedel wohl einige glückliche Jahre mit seiner Familie in Tempelhof. Auch die Einschulung seines Sohnes im Jahr 1936 mag noch unter halbwegs erträglichen Umständen stattgefunden haben. Doch wenige Jahre später bezeugen die wenigen erhaltenen Unterlagen zu Kurt Riedel und seiner Familie den anschließenden Leidensweg.

Im Dezember 1938 müssen sie die eigene Wohnung verlassen und ziehen zur Untermiete in die Bergstraße 59 (heute Karl-Marx-Straße / Ecke Kirchhofstraße). Nur knapp vier Monate später folgt ein weiterer Umzug in die Neuköllner Zietenstraße in die Nähe der Kindl-Brauerei (heute Werbellinstraße). Sohn Fred muss zur Knabenvolksschule der Jüdischen Gemeinde wechseln und die Tochter Helga wird 1940 in die Jüdische Mädchenschule eingeschult. In einem Geheimerlass des Reichserziehungsministers an die Reichsvereinigung der Juden wird die Schließung aller jüdischen Schulen zum 30. Juni 1942 verfügt. Die Familie ist zu diesem Zeitpunkt zur Untermiete in der Wassertorstraße 64 in Berlin-Kreuzberg gemeldet.

Noch schwieriger müssen die Lebensumstände für Kurt Riedels Familie unter der letzten bekannten Adresse gewesen sein. Bei dem Haus in der Solmsstraße 42 in Berlin-Kreuzberg handelte es sich um ein sogenanntes „Judenhaus“. Dieses waren Häuser, die sich noch in jüdischem Besitz, hier der jüdischen Gemeinde, befanden. In Berlin wurden ab 1941 nach Plänen des Ministeriums von Albert Speer jüdische Menschen umgesiedelt und in solchen „Judenhäusern“ zusammengepfercht, um Ersatzwohnraum für „arische“ Mieter zu schaffen, die ihre Wohnungen wegen der Baufeldfreimachung zum Umbau der Reichshauptstadt verlassen mussten.

Nachdem Adolf Hitler im September 1942 darauf gedrungen hatte, die noch verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter durch sogenannte „Ostarbeiter“ zu ersetzen, begann Ende Februar 1943 in Berlin eine groß angelegte Aktion, bei der bis zu 8.000 jüdische Menschen innerhalb weniger Tage deportiert wurden.

Am 3. März wurde Kurt Riedels Frau Hanni mit den beiden gemeinsamen Kindern nach Auschwitz verschleppt. Am nächsten Tag wird dort der Zugang von insgesamt 1.750 Menschen notiert. In dem Transport aus Berlin befanden sich 632 Männer und Knaben sowie 118 Frauen und Mädchen. Nach der „Selektion“ wurden 517 Männer sowie 200 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen – 1.033 Menschen wurden sofort in den Gaskammern von Birkenau getötet.

Kurt Riedel kam einen Tag nach seiner Familie am 5. März 1945 nach Auschwitz. Bei seiner Ankunft war seine Familie sehr wahrscheinlich schon Tod.