Fanny Schwarz geb. Brand

Verlegeort
Sybelstr. 27
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
15. Juni 2022
Geboren
02. August 1864 in Lemberg/Lwow (Galizien)
Deportation
am 12. Juni 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
13. August 1942 in Theresienstadt

Fanny Schwarz, Geburtsname Brand, wurde am 2. August 1864 in Lemberg/Lwow (Galizien) in eine jüdische Familie geboren. Vater: Leo Brand, Mutter: Sara Brand. Verheiratet war Fanny seit 1885 mit Josef Schwarz (dieser starb am 28. Juli 1928 in Wien).

Ihr erster Sohn, Paul Schwarz, wurde am 30. Juni 1887 in Wien geboren, der zweite Sohn, Hans Schwarz, kam am 23. September 1890 in Wien zur Welt. Die jüdische Kaufmannsfamilie war liberal eingestellt und lebte vermutlich recht assimiliert.

Hans Schwarz arbeitete im Geschäft des Vaters für internationale Galanteriewaren, ca. von 1910 bis 1922 und machte sich von da an kaufmännisch selbständig. Er handelte unter anderem mit Textilien und modischen Accessoires und hatte geschäftlich in Wien und Berlin zu tun.

Aufgeschlossen für die Kultur der Mehrheitsgesellschaft besuchte der ältere Sohn Paul Schwarz leidenschaftlich die Wiener Hofoper und lernte viele Gesangsstücke auswendig. Nach einer Gesangsausbildung am Konservatorium in Wien trat er in zahlreichen Gastspielen in Berlin, Wien, Amsterdam, Den Haag, Paris und New York auf. Seine wichtigste Anstellung hatte er in Hamburg an der Oper, die damals Stadttheater Hamburg hieß. 

Auf die nationalsozialistische Machtübernahme im Januar 1933 folgten Ausgrenzung und Entrechtung. So musste Paul Schwarz wegen seiner jüdischen Herkunft im Februar 1933 deutlich schlechtere Vertragskonditionen hinnehmen und wurde schließlich im Mai 1933 am Hamburger Stadttheater vollends gekündigt. Künstlern mit jüdischer Herkunft blieb ab 1933 oft nur die Möglichkeit, in vom Kulturbund Deutscher Juden organisierten Veranstaltungen mitzuwirken, da sie an anderen Bühnen ausgegrenzt wurden. Paul Schwarz war von Beginn aktiv in zahlreichen Konzerten wie Revuen, Opern- und Operettenaufführungen des Kulturbundes in Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main. Einige Jahre konnte er seine internationalen Auftritte fortsetzen, aber nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 verlor Paul Schwarz seinen österreichischen Pass, womit weitere Auslandsgastspiele unmöglich wurden. 

Mit der Zuspitzung nationalsozialistischer Diskriminierungs- und Vernichtungspolitik gegen Juden blieb Paul Schwarz in den letzten Kriegsjahren jede öffentliche künstlerische Betätigung verwehrt. Unter widrigen Umständen überlebte er als einer der wenigen Menschen jüdischer Herkunft in Berlin den Krieg. Die Freie und Hansestadt Hamburg zeichnete ihn 1962 mit der Johannes-Brahms-Medaille aus. Er starb 1980 in Hamburg.
Eine ausführliche Biografie ist auf Wikipedia veröffentlicht (https://de.wikipedia.org/wiki/Paul…).

Seine verwitwete Mutter Fanny Schwarz konnte er als verfolgter Künstler im Nationalsozialismus wahrscheinlich nicht mehr unterstützen. Sein Bruder Hans Schwarz half seiner Mutter über mehrere Jahre finanziell. Viele Juden verloren mit den Berufsverboten ihre Einkünfte und so kam es zu den sog. Juden-Häusern, Not-Wohngemeinschaften, wo unterschiedliche Familien und Personen in Wohnungen mit ihren letzten Habseligkeiten zusammenziehen mussten. Nach dem „Anschluss Österreichs“ kam Fanny Schwarz 1938 aus Wien nach Berlin und fand in der Sybelstraße eine Bleibe. Ihr Sohn Hans flüchtete nach Frankreich. Von dort aus unterstützte er seine Mutter, die nahezu mittellos war, vermutlich eine Zeitlang weiter. In einem Brief berichtete Paul Schwarz von einem Treffen 1936 mit seinem Bruder Hans. Damals habe ihm sein Bruder von Vorkehrungen erzählt, Geld möglichst in Sachwerten wie Diamanten und Briefmarken anzulegen, aufgrund der immer schwieriger werdenden Situation für Juden. Mit der Emigration brach zwischen den Brüdern der Kontakt ab. Im Jahr 1938 wurde Paul Schwarz auf einer Reise über Berlin aus dem Zug verhaftet und von der Gestapo über den Verbleib seines Bruders verhört. 
Paul Schwarz wurde letztlich vermutlich nicht deportiert, weil seine Ehe mit Adele Schwarz (geb. Blazek) als sog. „privilegierte Mischehe“ eingestuft worden war, da seine Ehefrau bei den nationalsozialistischen Behörden als „Arierin“ galt und aus der Ehe die Kinder Peter und Marianne hervorgegangen waren. Allerdings hat das Ehepaar in der Kriegszeit nicht immer zusammengelebt.

Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen wurde Hans Schwarz in Drancy interniert und nach Auschwitz deportiert. (Mitteilung des S.E.R. Direction Generale Paris 27.6. 1946/ 4.10. 1949; Mitteilung des Sonderstandesamtes Arolsen 14.11. 19499. Für ihn gibt es deshalb keine Wohnadresse in Berlin, aber der Stein sollte neben seiner Mutter sein.

Fanny Schwarz wurde zum Tragen des Judensterns seit dem 19. September 1941 bis zur Deportation gezwungen. Die Deportation erfolgte von der Sybelstraße am 12. Juni 1942 durch die Gestapo. Zu diesem Zeitpunkt war sie stark sehbehindert. Sie wurde nach Theresienstadt deportiert. In den Akten befindet sich eine Zeugenaussage von einer Frau, die die bereits schwer erkrankte Frau im Krankenhaus in Theresienstadt im Sommer 1942 besucht hatte. Fanny Schwarz sprach anerkennend von ihren Söhnen und erwähnte die Karriere Pauls als großer Opernsänger. Kurze Zeit später, am 13. August 1942, kam sie in Theresienstadt um.
 

Fanny Schwarz, Geburtsname Brand, wurde am 2. August 1864 in Lemberg/Lwow (Galizien) in eine jüdische Familie geboren. Vater: Leo Brand, Mutter: Sara Brand. Verheiratet war Fanny seit 1885 mit Josef Schwarz (dieser starb am 28. Juli 1928 in Wien).


Ihr erster Sohn, Paul Schwarz, wurde am 30. Juni 1887 in Wien geboren, der zweite Sohn, Hans Schwarz, kam am 23. September 1890 in Wien zur Welt. Die jüdische Kaufmannsfamilie war liberal eingestellt und lebte vermutlich recht assimiliert.


Hans Schwarz arbeitete im Geschäft des Vaters für internationale Galanteriewaren, ca. von 1910 bis 1922 und machte sich von da an kaufmännisch selbständig. Er handelte unter anderem mit Textilien und modischen Accessoires und hatte geschäftlich in Wien und Berlin zu tun.


Aufgeschlossen für die Kultur der Mehrheitsgesellschaft besuchte der ältere Sohn Paul Schwarz leidenschaftlich die Wiener Hofoper und lernte viele Gesangsstücke auswendig. Nach einer Gesangsausbildung am Konservatorium in Wien trat er in zahlreichen Gastspielen in Berlin, Wien, Amsterdam, Den Haag, Paris und New York auf. Seine wichtigste Anstellung hatte er in Hamburg an der Oper, die damals Stadttheater Hamburg hieß. Auf die nationalsozialistische Machtübernahme im Januar 1933 folgten Ausgrenzung und Entrechtung. So musste Paul Schwarz wegen seiner jüdischen Herkunft im Februar 1933 deutlich schlechtere Vertragskonditionen hinnehmen und wurde schließlich im Mai 1933 am Hamburger Stadttheater vollends gekündigt. Künstlern mit jüdischer Herkunft blieb ab 1933 oft nur die Möglichkeit, in vom Kulturbund Deutscher Juden organisierten Veranstaltungen mitzuwirken, da sie an anderen Bühnen ausgegrenzt wurden. Paul Schwarz war von Beginn aktiv in zahlreichen Konzerten wie Revuen, Opern- und Operettenaufführungen des Kulturbundes in Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main. Einige Jahre konnte er seine internationalen Auftritte fortsetzen, aber nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 verlor Paul Schwarz seinen österreichischen Pass, womit weitere Auslandsgastspiele unmöglich wurden. Mit der Zuspitzung nationalsozialistischer Diskriminierungs- und Vernichtungspolitik gegen Juden blieb Paul Schwarz in den letzten Kriegsjahren jede öffentliche künstlerische Betätigung verwehrt. Unter widrigen Umständen überlebte er als einer der wenigen Menschen jüdischer Herkunft in Berlin den Krieg. Die Freie und Hansestadt Hamburg zeichnete ihn 1962 mit der Johannes-Brahms-Medaille aus. Er starb 1980 in Hamburg.
Eine ausführliche Biografie ist auf Wikipedia veröffentlicht (https://de.wikipedia.org/wiki/Paul…).


Seine verwitwete Mutter Fanny Schwarz konnte er als verfolgter Künstler im Nationalsozialismus wahrscheinlich nicht mehr unterstützen. Sein Bruder Hans Schwarz half seiner Mutter über mehrere Jahre finanziell. Viele Juden verloren mit den Berufsverboten ihre Einkünfte und so kam es zu den sog. Juden-Häusern, Not-Wohngemeinschaften, wo unterschiedliche Familien und Personen in Wohnungen mit ihren letzten Habseligkeiten zusammenziehen mussten. Nach dem „Anschluss Österreichs“ kam Fanny Schwarz 1938 aus Wien nach Berlin und fand in der Sybelstraße eine Bleibe. Ihr Sohn Hans flüchtete nach Frankreich. Von dort aus unterstützte er seine Mutter, die nahezu mittellos war, vermutlich eine Zeitlang weiter. In einem Brief berichtete Paul Schwarz von einem Treffen 1936 mit seinem Bruder Hans. Damals habe ihm sein Bruder von Vorkehrungen erzählt, Geld möglichst in Sachwerten wie Diamanten und Briefmarken anzulegen, aufgrund der immer schwieriger werdenden Situation für Juden. Mit der Emigration brach zwischen den Brüdern der Kontakt ab. Im Jahr 1938 wurde Paul Schwarz auf einer Reise über Berlin aus dem Zug verhaftet und von der Gestapo über den Verbleib seines Bruders verhört. 
Paul Schwarz wurde letztlich vermutlich nicht deportiert, weil seine Ehe mit Adele Schwarz (geb. Blazek) als sog. „privilegierte Mischehe“ eingestuft worden war, da seine Ehefrau bei den nationalsozialistischen Behörden als „Arierin“ galt und aus der Ehe die Kinder Peter und Marianne hervorgegangen waren. Allerdings hat das Ehepaar in der Kriegszeit nicht immer zusammengelebt.


Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen wurde Hans Schwarz in Drancy interniert und nach Auschwitz deportiert. (Mitteilung des S.E.R. Direction Generale Paris 27.6. 1946/ 4.10. 1949; Mitteilung des Sonderstandesamtes Arolsen 14.11. 19499. Für ihn gibt es deshalb keine Wohnadresse in Berlin, aber der Stein sollte neben seiner Mutter sein.


Fanny Schwarz wurde zum Tragen des Judensterns seit dem 19. September 1941 bis zur Deportation gezwungen. Die Deportation erfolgte von der Sybelstraße am 12. Juni 1942 durch die Gestapo. Zu diesem Zeitpunkt war sie stark sehbehindert. Sie wurde nach Theresienstadt deportiert. In den Akten befindet sich eine Zeugenaussage von einer Frau, die die bereits schwer erkrankte Frau im Krankenhaus in Theresienstadt im Sommer 1942 besucht hatte. Fanny Schwarz sprach anerkennend von ihren Söhnen und erwähnte die Karriere Pauls als großer Opernsänger. Kurze Zeit später, am 13. August 1942, kam sie in Theresienstadt um.