Heimann Czollek

Verlegeort
Sybelstr. 44
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Juni 2009
Geboren
01. Dezember 1881 in Pakosch (Posen) / Pakość
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Im vierten Stock des Vorderhauses der Sybelstraße 44 drängten sich in einer 3-Zimmer-Wohnung mit WC und „Mädchenkammer“ zeitweise sechs Menschen: Heimann Czollek und seine Frau Martha, geb. Słotowski, Czolleks Schwester Martha Tintner, außerdem Arthur Goerke und seine Frau (Vorname nicht bekannt) sowie Nelly Geske. Sie waren aus Not gezwungen, auf engstem Raum zusammenzuleben – in ständiger Angst, abgeholt zu werden, wie so viele Menschen, die in ihrer Nachbarschaft lebten.<br />
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Der Hausbesitzer Willi Schaffelhauer bekam eine Monatsmiete von 125 RM überwiesen, die Untermieter Goerke zahlten an Czollek 45 RM und Nelly Geske 35 RM. So hatten sie selbst für ein Zimmer 45 RM zu bezahlen.<br />
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Heimann Czollek, geboren am 1. Dezember 1881 in Pakosch/Pakość bei Posen, war zuletzt Zwangsarbeiter in der Waffen- und Munitionsfabrik Gustav Genschow AG in der Bouchéstraße in Treptow. Er lebte vorher in bescheidenen Verhältnissen. Barvermögen hatte er nicht, nur zwei Schatzanweisungen im Wert von 1000 RM, die er für seinen Lebensabend zurückgelegt hatte, bei der Commerzbank. Die nach der Deportation aus der Wohnung abtransportierten Möbel und der Hausrat, darunter immerhin ein Kronleuchter, erbrachten 921 RM, die der Hitler-Staat von den Händlern kassierte.<br />
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Marta Czollek, geb. Słotowski, wurde am 10. November 1891 in Lyck/Ełk (Ostpreußen) geboren. Zusammen mit ihrem Mann Heimann wurde sie am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Martha Tintner, geb. Czollek, wurde am 12. Dezember 1874 in Pakosch/Pakość (Posen) geboren. Sie ist schon am 17. Juli 42 nach Theresienstadt und von dort nach Minsk deportiert worden. Von den drei anderen Untermietern ist nur dokumentiert, dass Arthur Goerke, geboren am 18. März 1885 in Kattowitz/Katowice, am 8. Mai 1943 Selbstmord beging. Von seiner Frau wissen wir nichts, und auch von Nelly Geske fehlt jede Spur.<br />
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In den Deportationslisten finden sich weitere Mitglieder der Familien Czollek und Słotowski, die in Berlin lebten. Beide Familien sind von den nationalsozialistischen Massenmördern fast vollkommen ausgelöscht wurden. Kurt Słotowski, geboren am 30. Oktober 1897 in Lyck/Ełk, der wahrscheinlich Marta Czolleks Bruder war, und dessen Frau Ida, geboren am 23. Dezember 1886 in Jucha/Fließdorf (Ostpreußen), hatten in der Dahlmannstraße 13 gewohnt, bevor sie beide am 14. Dezember 1942 nach Riga deportiert wurden. Außerdem sind Paul Słotowski, geboren am 8. März 1879 in Jucha (Ostpreußen), und Gertrud Słotowski, geb. Frei, geboren am 30. Oktober 1886 in Neustadt (Schlesien), aus der Lietzenburger Straße 41/42 am 24. Oktober 1942 nach Łódź/Litzmannstadt deportiert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat ein Nachkomme namens Kurt Słotowski Akteneinsicht beantragt, aber seine Spur verliert sich im Gewirr von unleserlichen Karteikarten und widersprüchlichen Aktennotizen.<br />
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Amalie Czollek, geboren am 6. April 1892 in Pakosch/Pakość, die in der Spichernstr. 11-12 wohnte, wurde am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Julian Czollek, geboren am 14. November 1888 in Pakosch/Pakość, wohnte in der Wallnertheaterstr. 14 im Bezirk Mitte, er wurde am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er am 28. März 1943 getötet wurde. Seine bei ihm wohnende Schwiegertochter Edith, geb. Silberstein, geboren am 27. Mai 1902 in Berlin, war am Tag zuvor mit dem Zug vom Bahnhof Grunewald ins Vernichtungslager Auschwitz gefahren worden. Ein weiterer Czollek-Bruder, Isidor, geboren am 27. November 1889 in Pakosch/Pakość, wohnte in der Prinzregentenstraße 95. Er ist am 4. November 1942 nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz deportiert worden.

Im vierten Stock des Vorderhauses der Sybelstraße 44 drängten sich in einer 3-Zimmer-Wohnung mit WC und „Mädchenkammer“ zeitweise sechs Menschen: Heimann Czollek und seine Frau Martha, geb. Słotowski, Czolleks Schwester Martha Tintner, außerdem Arthur Goerke und seine Frau (Vorname nicht bekannt) sowie Nelly Geske. Sie waren aus Not gezwungen, auf engstem Raum zusammenzuleben – in ständiger Angst, abgeholt zu werden, wie so viele Menschen, die in ihrer Nachbarschaft lebten.

Der Hausbesitzer Willi Schaffelhauer bekam eine Monatsmiete von 125 RM überwiesen, die Untermieter Goerke zahlten an Czollek 45 RM und Nelly Geske 35 RM. So hatten sie selbst für ein Zimmer 45 RM zu bezahlen.

Heimann Czollek, geboren am 1. Dezember 1881 in Pakosch/Pakość bei Posen, war zuletzt Zwangsarbeiter in der Waffen- und Munitionsfabrik Gustav Genschow AG in der Bouchéstraße in Treptow. Er lebte vorher in bescheidenen Verhältnissen. Barvermögen hatte er nicht, nur zwei Schatzanweisungen im Wert von 1000 RM, die er für seinen Lebensabend zurückgelegt hatte, bei der Commerzbank. Die nach der Deportation aus der Wohnung abtransportierten Möbel und der Hausrat, darunter immerhin ein Kronleuchter, erbrachten 921 RM, die der Hitler-Staat von den Händlern kassierte.

Marta Czollek, geb. Słotowski, wurde am 10. November 1891 in Lyck/Ełk (Ostpreußen) geboren. Zusammen mit ihrem Mann Heimann wurde sie am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Martha Tintner, geb. Czollek, wurde am 12. Dezember 1874 in Pakosch/Pakość (Posen) geboren. Sie ist schon am 17. Juli 42 nach Theresienstadt und von dort nach Minsk deportiert worden. Von den drei anderen Untermietern ist nur dokumentiert, dass Arthur Goerke, geboren am 18. März 1885 in Kattowitz/Katowice, am 8. Mai 1943 Selbstmord beging. Von seiner Frau wissen wir nichts, und auch von Nelly Geske fehlt jede Spur.

In den Deportationslisten finden sich weitere Mitglieder der Familien Czollek und Słotowski, die in Berlin lebten. Beide Familien sind von den nationalsozialistischen Massenmördern fast vollkommen ausgelöscht wurden. Kurt Słotowski, geboren am 30. Oktober 1897 in Lyck/Ełk, der wahrscheinlich Marta Czolleks Bruder war, und dessen Frau Ida, geboren am 23. Dezember 1886 in Jucha/Fließdorf (Ostpreußen), hatten in der Dahlmannstraße 13 gewohnt, bevor sie beide am 14. Dezember 1942 nach Riga deportiert wurden. Außerdem sind Paul Słotowski, geboren am 8. März 1879 in Jucha (Ostpreußen), und Gertrud Słotowski, geb. Frei, geboren am 30. Oktober 1886 in Neustadt (Schlesien), aus der Lietzenburger Straße 41/42 am 24. Oktober 1942 nach Łódź/Litzmannstadt deportiert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat ein Nachkomme namens Kurt Słotowski Akteneinsicht beantragt, aber seine Spur verliert sich im Gewirr von unleserlichen Karteikarten und widersprüchlichen Aktennotizen.

Amalie Czollek, geboren am 6. April 1892 in Pakosch/Pakość, die in der Spichernstr. 11-12 wohnte, wurde am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Julian Czollek, geboren am 14. November 1888 in Pakosch/Pakość, wohnte in der Wallnertheaterstr. 14 im Bezirk Mitte, er wurde am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er am 28. März 1943 getötet wurde. Seine bei ihm wohnende Schwiegertochter Edith, geb. Silberstein, geboren am 27. Mai 1902 in Berlin, war am Tag zuvor mit dem Zug vom Bahnhof Grunewald ins Vernichtungslager Auschwitz gefahren worden. Ein weiterer Czollek-Bruder, Isidor, geboren am 27. November 1889 in Pakosch/Pakość, wohnte in der Prinzregentenstraße 95. Er ist am 4. November 1942 nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz deportiert worden.