Edith Seelig geb. Karo

Verlegeort
Tauentzienstr. 7
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
16. Oktober 2014
Geboren
10. Dezember 1880 in Berlin
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Edith Karo erblickte am 10. Dezember 1880 als Tochter von ??? und ??? in Berlin das Licht der Welt. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. Sie war mit dem Frauenarzt Dr. Alfred Seelig verheiratet, der am 11. September 1868 in Schwedt geboren worden war. Am 3. Februar 1902 kam die Tochter Käthe und am 12. November 1904 der Sohn Walter Heinz zur Welt. Die Familie wohnte seit dem 1. April 1909 in der Tauentzienstraße 7 in einer Neunzimmer-Wohnung, in der Dr. Alfred Seelig auch seine erfolgreiche gynäkologische Praxis und Frauenklinik führte. Ihr Mann starb 1936 und hinterließ seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter zu gleichen Teilen das Haus. Auf dem Grundstück mit Vorder- und Gartenhaus waren insgesamt ca.15 Wohnungen, darunter vier große Geschäfte, ein Bierrestaurant und Büroläden (Münchener Löwenbräu, Homöopathischer Central-Verlag) im Vorderhaus, und erbrachte ca. 5.000,-- RM monatlich an Mieterträgen. Seit September 1925 schon wohnte die Tochter Käthe, zusammen mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Walter Nathan Hirsch, und ihren sechs Kindern dort in einer Fünf-, dann Sieben-Zimmerwohnung. Edith Seeligs sechs Enkel Manfred, Marianne, Ulrich Steffen, Dieter Wolfgang, Dorothea Maria und Alice kamen zwischen 1926 und 1937 allesamt in der Tauentzienstraße 7 zur Welt. Das Haus war geräumig genug, dass Dr. Walter Nathan Hirsch hier auch noch seine gutgehende Rechtsanwalts- und Notarpraxis im Gartenhaus unterbringen konnte. Seine Frau hatte zudem eine Mitgift in Höhe von 180.000,-- RM mit in die Ehe gebracht, die als Hypothek auf das Grundstück Tauentzienstraße eingetragen wurde. Edith Seelig begnügte sich nach dem Tod ihres Mannes mit einer Dreizimmer-Wohnung mit Diele, einem Flur, einer Küche, einer Mädchenkammer, einem Bad und einer Toilette. Ihr Sohn Dr. Walter Heinz Seelig, der wie sein Schwager Rechtsanwalt war, emigrierte noch rechtzeitig in die USA. Nachdem Edith Seeligs Schwiegersohn Walter Nathan bereits 1935 Berufsverbot als Notar erhalten hatte, 1938 kurzzeitig in "Schutzhaft" genommen worden und kurze Zeit in Sachsenhausen interniert gewesen war, außerdem ab demselben Jahr nur noch als "Konsulent" arbeiten durfte, entschloss sich auch die Familie Hirsch zur Emigration. Edith Seelig beschloss ebenfalls, mit auszuwandern. Zunächst dachte man an eine Emigration in die USA, wo der Sohn Walter Heinz bereits lebte. Dieser Plan wurde aber wieder verworfen. Man entschloss sich daher zu einer Auswanderung nach Kuba. Die Vorbereitungen dazu waren mithilfe eines befreundeten Rechtsanwalt bereits getroffen, das Umzugsgut lagerte zum Weitertransport nach Kuba schon in der Schweiz, es fehlten jetzt nur noch die erforderlichen Visa für Kuba. Die Emigration hatte man deshalb spätestens für den 1. Juli 1939 vorgesehen. Am 17. Dezember 1938 verkaufte die Familie das Haus in der Tauentzienstraße 7 für 327.000,-- RM an eine Frau Viktoria von Dirksen. Frau von Dirksen war eine bekannte Salonnière der 1920er und 1930er Jahre. Sie fungierte als Gastgeberin von abendlichen Banketten und nachmittäglichen Teerunden sowie Veranstalterin des einflussreichen politisch-gesellschaftlichen Salons "Hof". Im Jahr 1928 hatte sie die Dirksen-Stiftung gegründet, die Kontakte zwischen den traditionellen Eliten und den Nationalsozialisten fördern sollte. Man weiß, dass sie insbesondere Joseph Goebbels und Adolf Hitler protegiert hat. Ihr Einfluss machte sich auch bei dem Erwerb der Tauentzienstraße 7 zu ihren Gunsten bemerkbar. Der Kaufpreis war aufgrund einer besonderen Bewilligung des Reichswirtschaftsministeriums und der Devisenstelle erst nach vollendeter Auswanderung zahlbar. Außerdem lagen bereits Anträge auf Eintragung einer Sicherungshypothek für die Reichsfluchtsteuer in Höhe von 115.000,-- RM und für den Reichsfiskus (Finanzamt Charlottenburg) in Höhe von 53.000,-- RM vor. Um das halbe Jahr bis zur Ausreise aus Deutschland zu überbrücken, vereinbarte man mit der neuen Eigentümerin ein kostenloses Wohnrecht, das erst am 31. Dezember 1939 erlöschen sollte. Sollte die Emigration nicht zustande kommen, sollte ein Mietverhältnis geschlossen werden können. Die Miete für die Familie Hirsch sollte dabei 250,-- RM betragen, die für Edith Seelig 125,-- RM. Ende 1941 aber waren die Hirschs und Edith Seelig immer noch in Berlin und die Hauseigentümerin kündigte ihnen nun offiziell die Wohnung. Ihr Schwiegersohn bemühte sich daher am 20. Oktober 1941 bei der Jüdischen Kultusvereinigung um eine Rücknahme der Kündigung bzw. um Aufschub von weiteren zwei Monaten. Insbesondere der Verlust der Praxisräume machte ihm zu schaffen. Er schrieb, als zugelassener "Konsulent" müsse er über ausreichend Räume verfügen, um genügend Platz für den laufenden Schriftwechsel mit Behörden, Gerichten und Klienten zu haben. Da in seiner Wohnung bereits ein neuer Mieter wohnte, bat er zumindest um Überlassung anderer notdürftig eingerichteter Räume. Sein Wunsch kam zu spät. Am 24. Oktober 1941 holte man ihn und seine gesamte Familie ab und deportierte sie nach Litzmannstadt. Edith Seelig blieb allein in dem Haus zurück. Weshalb sie vorerst verschont blieb, ist nicht bekannt. Sie entrichtete mittlerweile eine Miete in Höhe von 132,30 RM für ihre Wohnung. Knapp drei Monate später aber musste auch sie ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Danach war sie eine vermögende Frau. Ihr Gesamtvermögen betrug 103.510,65 RM. Sie besaß im jüdischen Bankhaus A. E. Wassermann, das nach der Arisierung in Bankhaus Heinz Tecklenburg und Co. umbenannt worden war, ein Festgeldkonto in Höhe von 44.000,-- RM, ein Girokonto in Höhe von 1.456,10 RM und ein Wertpapierdepot in Höhe von 19.473,60 RM. Für die Reichsfluchtsteuer hatte sie dort des weiteren 38.561,25 RM hinterlegt. Ihre Barmittel hingegen betrugen nur 19,70 RM. Vorsichtshalber merkte sie an, dass sich ein großer Teil ihrer Einrichtung sowie Möbel, Wäsche und Geschirr noch in der Wohnung ihrer Tochter und deren Familie befand. Außerdem hatte sie ihrer achtköpfigen Familie noch Betten, Wäsche und Kleidungsstücke nachgesandt.<br />
Mit dem 9. Transport vom 19. Januar 1942 beförderte sie ein Deportationszug in Richtung Riga. Es gibt keine weiteren Hinweise, wie und wann Edith Seelig den Tod gefunden hat. <br />
Eine Inventarbewertung ihrer Möbel und Einrichtungsgegenstände ergab einen Betrag in Höhe von 50,-- RM. Am 11. Januar 1943 machte der Hausverwalter für Februar und März 1942 einen Mietrückstand in Höhe von 264,60 RM geltend. Am 6. Juni 1942 mahnte er den Betrag erneut an, da der Nachmieter die Miete erst ab April 1942 entrichtet hatte. Das Bankhaus Heinz Tecklenburg & Co. zahlte am 13. Juni 1944 33.525,-- RM an die Oberfinanzkasse; dieser Betrag wurde damit als dem Reich verfallen verbucht. Damit war die Angelegenheit, die weitere Begehrlichkeiten geweckt hatte, aber noch nicht beendet. Es gingen bis Mitte 1944 zahlreiche Briefe zwischen dem Bankhaus und der Vermögensverwertungsstelle hin und her. Es ging dabei um gesperrte Konten und einzelne Aktien. <br />
Dr. Walter Heinz Seelig reichte nach dem Krieg mehrere Entschädigungsanträge ein. <br />
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Edith Karo erblickte am 10. Dezember 1880 als Tochter von ??? und ??? in Berlin das Licht der Welt. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. Sie war mit dem Frauenarzt Dr. Alfred Seelig verheiratet, der am 11. September 1868 in Schwedt geboren worden war. Am 3. Februar 1902 kam die Tochter Käthe und am 12. November 1904 der Sohn Walter Heinz zur Welt. Die Familie wohnte seit dem 1. April 1909 in der Tauentzienstraße 7 in einer Neunzimmer-Wohnung, in der Dr. Alfred Seelig auch seine erfolgreiche gynäkologische Praxis und Frauenklinik führte. Ihr Mann starb 1936 und hinterließ seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter zu gleichen Teilen das Haus. Auf dem Grundstück mit Vorder- und Gartenhaus waren insgesamt ca.15 Wohnungen, darunter vier große Geschäfte, ein Bierrestaurant und Büroläden (Münchener Löwenbräu, Homöopathischer Central-Verlag) im Vorderhaus, und erbrachte ca. 5.000,-- RM monatlich an Mieterträgen. Seit September 1925 schon wohnte die Tochter Käthe, zusammen mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Walter Nathan Hirsch, und ihren sechs Kindern dort in einer Fünf-, dann Sieben-Zimmerwohnung. Edith Seeligs sechs Enkel Manfred, Marianne, Ulrich Steffen, Dieter Wolfgang, Dorothea Maria und Alice kamen zwischen 1926 und 1937 allesamt in der Tauentzienstraße 7 zur Welt. Das Haus war geräumig genug, dass Dr. Walter Nathan Hirsch hier auch noch seine gutgehende Rechtsanwalts- und Notarpraxis im Gartenhaus unterbringen konnte. Seine Frau hatte zudem eine Mitgift in Höhe von 180.000,-- RM mit in die Ehe gebracht, die als Hypothek auf das Grundstück Tauentzienstraße eingetragen wurde. Edith Seelig begnügte sich nach dem Tod ihres Mannes mit einer Dreizimmer-Wohnung mit Diele, einem Flur, einer Küche, einer Mädchenkammer, einem Bad und einer Toilette. Ihr Sohn Dr. Walter Heinz Seelig, der wie sein Schwager Rechtsanwalt war, emigrierte noch rechtzeitig in die USA. Nachdem Edith Seeligs Schwiegersohn Walter Nathan bereits 1935 Berufsverbot als Notar erhalten hatte, 1938 kurzzeitig in "Schutzhaft" genommen worden und kurze Zeit in Sachsenhausen interniert gewesen war, außerdem ab demselben Jahr nur noch als "Konsulent" arbeiten durfte, entschloss sich auch die Familie Hirsch zur Emigration. Edith Seelig beschloss ebenfalls, mit auszuwandern. Zunächst dachte man an eine Emigration in die USA, wo der Sohn Walter Heinz bereits lebte. Dieser Plan wurde aber wieder verworfen. Man entschloss sich daher zu einer Auswanderung nach Kuba. Die Vorbereitungen dazu waren mithilfe eines befreundeten Rechtsanwalt bereits getroffen, das Umzugsgut lagerte zum Weitertransport nach Kuba schon in der Schweiz, es fehlten jetzt nur noch die erforderlichen Visa für Kuba. Die Emigration hatte man deshalb spätestens für den 1. Juli 1939 vorgesehen. Am 17. Dezember 1938 verkaufte die Familie das Haus in der Tauentzienstraße 7 für 327.000,-- RM an eine Frau Viktoria von Dirksen. Frau von Dirksen war eine bekannte Salonnière der 1920er und 1930er Jahre. Sie fungierte als Gastgeberin von abendlichen Banketten und nachmittäglichen Teerunden sowie Veranstalterin des einflussreichen politisch-gesellschaftlichen Salons "Hof". Im Jahr 1928 hatte sie die Dirksen-Stiftung gegründet, die Kontakte zwischen den traditionellen Eliten und den Nationalsozialisten fördern sollte. Man weiß, dass sie insbesondere Joseph Goebbels und Adolf Hitler protegiert hat. Ihr Einfluss machte sich auch bei dem Erwerb der Tauentzienstraße 7 zu ihren Gunsten bemerkbar. Der Kaufpreis war aufgrund einer besonderen Bewilligung des Reichswirtschaftsministeriums und der Devisenstelle erst nach vollendeter Auswanderung zahlbar. Außerdem lagen bereits Anträge auf Eintragung einer Sicherungshypothek für die Reichsfluchtsteuer in Höhe von 115.000,-- RM und für den Reichsfiskus (Finanzamt Charlottenburg) in Höhe von 53.000,-- RM vor. Um das halbe Jahr bis zur Ausreise aus Deutschland zu überbrücken, vereinbarte man mit der neuen Eigentümerin ein kostenloses Wohnrecht, das erst am 31. Dezember 1939 erlöschen sollte. Sollte die Emigration nicht zustande kommen, sollte ein Mietverhältnis geschlossen werden können. Die Miete für die Familie Hirsch sollte dabei 250,-- RM betragen, die für Edith Seelig 125,-- RM. Ende 1941 aber waren die Hirschs und Edith Seelig immer noch in Berlin und die Hauseigentümerin kündigte ihnen nun offiziell die Wohnung. Ihr Schwiegersohn bemühte sich daher am 20. Oktober 1941 bei der Jüdischen Kultusvereinigung um eine Rücknahme der Kündigung bzw. um Aufschub von weiteren zwei Monaten. Insbesondere der Verlust der Praxisräume machte ihm zu schaffen. Er schrieb, als zugelassener "Konsulent" müsse er über ausreichend Räume verfügen, um genügend Platz für den laufenden Schriftwechsel mit Behörden, Gerichten und Klienten zu haben. Da in seiner Wohnung bereits ein neuer Mieter wohnte, bat er zumindest um Überlassung anderer notdürftig eingerichteter Räume. Sein Wunsch kam zu spät. Am 24. Oktober 1941 holte man ihn und seine gesamte Familie ab und deportierte sie nach Litzmannstadt. Edith Seelig blieb allein in dem Haus zurück. Weshalb sie vorerst verschont blieb, ist nicht bekannt. Sie entrichtete mittlerweile eine Miete in Höhe von 132,30 RM für ihre Wohnung. Knapp drei Monate später aber musste auch sie ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Danach war sie eine vermögende Frau. Ihr Gesamtvermögen betrug 103.510,65 RM. Sie besaß im jüdischen Bankhaus A. E. Wassermann, das nach der Arisierung in Bankhaus Heinz Tecklenburg und Co. umbenannt worden war, ein Festgeldkonto in Höhe von 44.000,-- RM, ein Girokonto in Höhe von 1.456,10 RM und ein Wertpapierdepot in Höhe von 19.473,60 RM. Für die Reichsfluchtsteuer hatte sie dort des weiteren 38.561,25 RM hinterlegt. Ihre Barmittel hingegen betrugen nur 19,70 RM. Vorsichtshalber merkte sie an, dass sich ein großer Teil ihrer Einrichtung sowie Möbel, Wäsche und Geschirr noch in der Wohnung ihrer Tochter und deren Familie befand. Außerdem hatte sie ihrer achtköpfigen Familie noch Betten, Wäsche und Kleidungsstücke nachgesandt.
Mit dem 9. Transport vom 19. Januar 1942 beförderte sie ein Deportationszug in Richtung Riga. Es gibt keine weiteren Hinweise, wie und wann Edith Seelig den Tod gefunden hat.
Eine Inventarbewertung ihrer Möbel und Einrichtungsgegenstände ergab einen Betrag in Höhe von 50,-- RM. Am 11. Januar 1943 machte der Hausverwalter für Februar und März 1942 einen Mietrückstand in Höhe von 264,60 RM geltend. Am 6. Juni 1942 mahnte er den Betrag erneut an, da der Nachmieter die Miete erst ab April 1942 entrichtet hatte. Das Bankhaus Heinz Tecklenburg & Co. zahlte am 13. Juni 1944 33.525,-- RM an die Oberfinanzkasse; dieser Betrag wurde damit als dem Reich verfallen verbucht. Damit war die Angelegenheit, die weitere Begehrlichkeiten geweckt hatte, aber noch nicht beendet. Es gingen bis Mitte 1944 zahlreiche Briefe zwischen dem Bankhaus und der Vermögensverwertungsstelle hin und her. Es ging dabei um gesperrte Konten und einzelne Aktien.
Dr. Walter Heinz Seelig reichte nach dem Krieg mehrere Entschädigungsanträge ein.