Erich Rubensohn

Verlegeort
Vinetastr. 61
Historischer Name
Vinetastraße 61
Bezirk/Ortsteil
Pankow
Verlegedatum
30. Juli 2021
Geboren
09. März 1896 in Stavenhagen
Beruf
Lehrer
Flucht in den Tod
21. August 1942 in Berlin

Erich Rubensohn wurde am 9. März 1896 in der Fritz-Reuter-Stadt Stavenhagen als einziges Kind des mit Stoffen und Pelzen handelnden jüdischen Realienhändlers Paul Rubensohn und dessen Ehefrau Hulda, geb. Wronker, geboren. 1898 zog die Familie nach Berlin in die Spandauer Vorstadt. Im Berliner Adressbuch wird der Vater Paul Rubensohn nun als Verwaltungsbeamter geführt.<br />
Erich Rubensohn besuchte das Sophien-Gymnasium in der Weinmeisterstraße, das von vielen Söhnen aus jüdischen Familien besucht wurde. Er beendete das Gymnasium nach neunjähriger Schulzeit im September 1914 mit der Reifeprüfung – vier Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs. Fast sämtliche Abiturienten meldeten sich als Kriegsfreiwillige, so auch Erich Rubensohn. Als Soldat kam er durch viele Teile Europas. Aber am Ende des Krieges, beim letzten vergeblichen Sturmangriff im Juli 1918 in der Champagne, wurde er schwer verwundet und verlor sein rechtes Bein. Behalten hat er: Eisernes Kreuz, Verwundetenabzeichen und das Ehrenkreuz für Frontkämpfer, verliehen – 1934! – durch den „Führer und Reichskanzler“.<br />
Nach dem Krieg studierte Erich Rubensohn an der Friedrich-Wilhelms-Universität Germanistik und Romanistik für das höhere Lehramt und trat Ende der zwanziger Jahre in den preußischen Schuldienst ein, zeitweise als Vertreter des Studienrats Dr. Hans Meinshausen, der wegen seiner Rednertätigkeit für die NSDAP suspendiert worden war. Aber mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kehrte sich die Situation um: Meinshausen wurde Stellvertretender Gauleiter nach Goebbels und Stadtschulrat, Erich Rubensohn hingegen wurde, weil er Jude war, aus dem Schuldienst und als Beamter entlassen.<br />
Erich Rubensohn hatte 1932 geheiratet. Seine Frau Dr. Gerti, geb. Will, stammte aus Neustettin in Hinterpommern. Sie war promovierte Chemikerin und hatte im wissenschaftlichen Bereich eine verantwortliche Tätigkeit als Mitarbeiterin des „Beilstein“, eines Handbuchs der Organischen Chemie. Aber auch sie wurde als Jüdin nach 1933 entlassen. So standen beide Eheleute beruflich vor dem Nichts. Wenigstens ihre bescheidene Wohnung in Berlin-Pankow in der Vinetastraße 61 konnten sie behalten.<br />
Nach etlichen vergeblichen Versuchen in seiner Eigenschaft als „Frontkämpfer“ schrieb Rubensohn 1935 schließlich ein Gesuch „An den Führer und Reichskanzler“, um seinen Verbleib im Amt zu erwirken. Er schrieb von seinem großen Opfer für das Vaterland, von seiner Verwundung und den dadurch erschwerten Lebensumständen und hoffte, mit diesem Schreiben vom „Führer“ als ehemaligem Soldaten Verständnis erwarten zu können. Aber vergeblich. Rubensohn entging nicht der Entlassung.<br />
Schließlich fand er Aufnahme an der „Privaten jüdischen Schule Leonore Goldschmidt“ am Roseneck in Berlin, wo er durch seine Tatkraft, seinen Lebensmut und seine Warmherzigkeit tiefen Eindruck hinterließ.<br />
Dieses jüdische Realgymnasium sorgte für die Vorbereitung junger Menschen auf die Auswanderung nach Großbritannien und den Besuch der Universität Cambridge, vor allem durch sprachliche Förderung, für die sich Erich Rubensohn besonders weitergebildet hatte.<br />
Aber auch diese Schule wurde 1939 von den Nationalsozialisten geschlossen.<br />
Erich Rubensohn übernahm nun für die „Reichsvereinigung der Juden“ eine Tätigkeit als Lehrer zur Vorbereitung auf eine mögliche Auswanderung, was aber zunehmend unmöglich wurde. Die Leitungskräfte der Reichsvereinigung wurden abgeholt und deportiert, darunter auch Paula Fürst, die Reformpädagogin an der ehemaligen Theodor-Herzl-Schule, unter deren Leitung Erich Rubensohn tätig war. Weitere Deportationen folgten.<br />
Auch Gerti und Erich Rubensohn drohten davon erfasst zu werden. Aber sie kamen ihrer Verhaftung zuvor und nahmen sich am 21. August 1942 in ihrer Wohnung in der Vinetastraße das Leben. Auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee wurden sie begraben.<br />
<br />

Erich Rubensohn wurde am 9. März 1896 in der Fritz-Reuter-Stadt Stavenhagen als einziges Kind des mit Stoffen und Pelzen handelnden jüdischen Realienhändlers Paul Rubensohn und dessen Ehefrau Hulda, geb. Wronker, geboren. 1898 zog die Familie nach Berlin in die Spandauer Vorstadt. Im Berliner Adressbuch wird der Vater Paul Rubensohn nun als Verwaltungsbeamter geführt.
Erich Rubensohn besuchte das Sophien-Gymnasium in der Weinmeisterstraße, das von vielen Söhnen aus jüdischen Familien besucht wurde. Er beendete das Gymnasium nach neunjähriger Schulzeit im September 1914 mit der Reifeprüfung – vier Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs. Fast sämtliche Abiturienten meldeten sich als Kriegsfreiwillige, so auch Erich Rubensohn. Als Soldat kam er durch viele Teile Europas. Aber am Ende des Krieges, beim letzten vergeblichen Sturmangriff im Juli 1918 in der Champagne, wurde er schwer verwundet und verlor sein rechtes Bein. Behalten hat er: Eisernes Kreuz, Verwundetenabzeichen und das Ehrenkreuz für Frontkämpfer, verliehen – 1934! – durch den „Führer und Reichskanzler“.
Nach dem Krieg studierte Erich Rubensohn an der Friedrich-Wilhelms-Universität Germanistik und Romanistik für das höhere Lehramt und trat Ende der zwanziger Jahre in den preußischen Schuldienst ein, zeitweise als Vertreter des Studienrats Dr. Hans Meinshausen, der wegen seiner Rednertätigkeit für die NSDAP suspendiert worden war. Aber mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kehrte sich die Situation um: Meinshausen wurde Stellvertretender Gauleiter nach Goebbels und Stadtschulrat, Erich Rubensohn hingegen wurde, weil er Jude war, aus dem Schuldienst und als Beamter entlassen.
Erich Rubensohn hatte 1932 geheiratet. Seine Frau Dr. Gerti, geb. Will, stammte aus Neustettin in Hinterpommern. Sie war promovierte Chemikerin und hatte im wissenschaftlichen Bereich eine verantwortliche Tätigkeit als Mitarbeiterin des „Beilstein“, eines Handbuchs der Organischen Chemie. Aber auch sie wurde als Jüdin nach 1933 entlassen. So standen beide Eheleute beruflich vor dem Nichts. Wenigstens ihre bescheidene Wohnung in Berlin-Pankow in der Vinetastraße 61 konnten sie behalten.
Nach etlichen vergeblichen Versuchen in seiner Eigenschaft als „Frontkämpfer“ schrieb Rubensohn 1935 schließlich ein Gesuch „An den Führer und Reichskanzler“, um seinen Verbleib im Amt zu erwirken. Er schrieb von seinem großen Opfer für das Vaterland, von seiner Verwundung und den dadurch erschwerten Lebensumständen und hoffte, mit diesem Schreiben vom „Führer“ als ehemaligem Soldaten Verständnis erwarten zu können. Aber vergeblich. Rubensohn entging nicht der Entlassung.
Schließlich fand er Aufnahme an der „Privaten jüdischen Schule Leonore Goldschmidt“ am Roseneck in Berlin, wo er durch seine Tatkraft, seinen Lebensmut und seine Warmherzigkeit tiefen Eindruck hinterließ.
Dieses jüdische Realgymnasium sorgte für die Vorbereitung junger Menschen auf die Auswanderung nach Großbritannien und den Besuch der Universität Cambridge, vor allem durch sprachliche Förderung, für die sich Erich Rubensohn besonders weitergebildet hatte.
Aber auch diese Schule wurde 1939 von den Nationalsozialisten geschlossen.
Erich Rubensohn übernahm nun für die „Reichsvereinigung der Juden“ eine Tätigkeit als Lehrer zur Vorbereitung auf eine mögliche Auswanderung, was aber zunehmend unmöglich wurde. Die Leitungskräfte der Reichsvereinigung wurden abgeholt und deportiert, darunter auch Paula Fürst, die Reformpädagogin an der ehemaligen Theodor-Herzl-Schule, unter deren Leitung Erich Rubensohn tätig war. Weitere Deportationen folgten.
Auch Gerti und Erich Rubensohn drohten davon erfasst zu werden. Aber sie kamen ihrer Verhaftung zuvor und nahmen sich am 21. August 1942 in ihrer Wohnung in der Vinetastraße das Leben. Auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee wurden sie begraben.