Karl Ludwig Wehlau geb. als Karl Ludwig Nathanson

Verlegeort
Welserstr. 2
Historischer Name
Neue Bayreuther Str. 2
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
19. Dezember 2014
Geboren
22. Oktober 1876 in Berlin
Beruf
Architekt, Regierungsbaumeister und Fachlehrer
Zwangsarbeit
Arbeiter (der Maschinenfabrik E. Becker in Reinickendorf)
Deportation
am 26. September 1942 nach Raasiku
Ermordet
in Reval

Karl Ludwig Wehlau wurde am 22. Oktober 1876 in Berlin als Karl Ludwig Nathanson von Gotthelf Nathanson und seiner Ehefrau Mate Nathanson geboren. Erst im Alter von knapp 43 Jahren wurde ihm am 1. September 1919 von der Regierung in Potsdam gestattet, den Namen "Wehlau" zu führen. Der Grund für die Namensänderung ist nicht bekannt. Er hatte noch einen Bruder namens Ernst, der sich später ebenfalls "Wehlau" nannte. Karl Ludwig Wehlau besuchte von Ostern 1883 bis Ostern 1886 die Luthersche Privatschule, von Ostern 1896 bis Ostern 1888 das Wilhelms-Gymnasium und von Ostern 1888 bis Dezember 1892 das Askanische Gymnasium. Im Dezember 1892 ging er vom Askanischen Gymnasium mit dem Berechtigungszeugnis eines Einjährig-Freiwilligen ab. Danach trat er bei dem Maurermeister August Jänicke als Lehrling ein, um das Maurerhandwerk zu erlernen. Während seiner Lehrzeit besuchte er die Baugewerkeschule in Berlin und bestand, nachdem er am 4. Oktober 1895 die Gesellenprüfung absolviert hatte, Ostern 1896 die Abschlussprüfung. Ab November 1902 war er in verschiedenen Baubüros tätig, zuletzt im Großbaubüro der Stadt Berlin. Dabei beschäftigte er sich insbesondere mit den Funktionen von Mietshäusern und dem Parzellieren größerer Blöcke. Ein großer Teil von Boxhagen-Rummelsburg wurde nach seinen Zeichnungen parzelliert. Außerdem wurde eine große Anzahl von Gebäuden in Boxhagen, Rixdorf und Charlottenburg aufgrund seiner Zeichnungen und zum Teil unter seiner Leitung ausgeführt. Im Juni 1909 entschloss er sich dazu, noch nachträglich eine Staatsprüfung abzulegen. Dafür bereitete er sich von Mai 1909 bis Februar 1910 privat auf das Abitur vor, das er am 15. Februar 1910 an der Luisenstädtischen Oberrealschule bestand. Danach studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Berlin. Schon im Juni 1913 bestand er die Diplomprüfung zum Dipl.-Ing. Anschließend wurde er als Regierungsbauführer bei der Berliner Ministerial- und Baukommission angestellt. Aufgrund seiner praktischen Arbeit wurde ihm der größte Teil seiner Ausbildungszeit erlassen. Im Oktober 1914 trat er eine Stelle bei der Regierung in Potsdam an. Im Juni 1915 erhielt er die Prüfungsaufgabe für seine Staatsprüfung, musste die Arbeit aber unterbrechen, da er im Oktober 1915 zum 5. Garderegiment zu Fuß in Spandau einberufen wurde. Krankheitsbedingt bekam er aber einen dreimonatigen Urlaub und konnte in dieser Zeit seine Baumeisterarbeit fertigstellen und die große Staatsprüfung ablegen. Nachdem er am 8. April 1916 an der Technischen Hochschule seine Staatsprüfung bestanden hatte, wurde er am 21. April 1916 zum Regierungsbaumeister ernannt. Danach arbeitete er beim Militär-Neubauamt Wünsdorf. 1917 wurde er zum Obergefreiten ernannt. Nach Auflösung des Bauamts kehrte er bis zum 18. November 1918 zu seiner Kompanie zurück. Nach dem Krieg wurde Karl Ludwig Wehlau ab dem 1. Oktober 1919 an der Höheren Technischen Lehranstalt, der Beuth-Schule am Zeppelinplatz/Wedding, als Lehrkraft für Baukunde, Geometrisches Zeichnen, Mathematik und Darstellende Geometrie angestellt. Seine Stundenzahl betrug im Winterhalbsemester 12 Stunden und im Sommerhalbjahr 25 1/3 Stunden. Daneben war er seit Ostern 1919 Honorarassistent am Lehrstuhl für Darstellende Geometrie an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Seine Beschäftigung an der Beuth-Schule war jedoch nicht völlig sicher. So wurde er am 31. März 1924 entlassen, danach aber stundenweise wieder eingestellt, unter der Voraussetzung, dass er einem Vergleich zustimmte, der vorsah, dass er nicht auf dem Recht bestand, nach fünf Jahren Vollbeschäftigung eine Festanstellung zu erhalten. Er kämpfte deshalb über die Jahre hinweg weiter um seine Festanstellung als Studienrat. Auch seine Honorarassistenten-Stelle war anscheinend immer wieder gefährdet. So musste er wiederholt darum bitten, die Tätigkeit weiterhin ausüben zu dürfen. Seit dem 22. Dezember 1921 war er verheiratet mit der 13 Jahre jüngeren Margarete Friedländer. Am 16. September 1922 kam der Sohn Heinz Georg und am 8. November 1923 die Tochter Vera Charlotte zur Welt. Die Wehlaus lebten in der Berchtesgadener Straße 35 und seit dem 6. September 1932 in der Neuen Bayreuther Straße 2 (heute: Welserstraße 2). In der 4 ½-Zimmerwohnung lebte ebenfalls sein unverheirateter Schwager, der Bürokaufmann Walter Friedländer, der zuvor schon mit ihnen zusammen in der Berchtesgadener Straße 35 gewohnt hatte. 1929 veröffentlichte Karl Ludwig Wehlau das Buch "Technische Bürokunde" und 1930 ein Buch zum Thema "Maurerarbeiten". Seine Tätigkeit an der Beuth-Schule wurde ihm schließlich zum 30. Juni 1932 endgültig gekündigt. Dagegen erhob er Widerspruch. Am 11. März 1932 war ihm mitgeteilt worden, dass eine Weiterbeschäftigung nicht in Betracht käme und er nur noch vom 1. Juli bis 30. September 1932 an der Beuth-Schule als lediglich auftragsweise vollbeschäftigter Lehrer weiter Unterricht erteilen könnte. Ein Qualifizierungsbericht seines Vorgesetzten vom 2. September 1932 bescheinigte ihm, dass seine Unterrichtserfolge gut seien, der Lernerfolg seiner Schüler aber durch seine schnelle und nervöse Vortragsart beeinträchtigt würde. Sein Vorgesetzter empfahl dennoch seine generelle Weiterbeschäftigung an ähnlichen Schulen wie die der Beuth-Schule. Karl Ludwig Wehlau litt seit mehreren Jahren an einem Magenleiden und an Geschwüren des Zwölffingerdarms. Darüber hinaus muss ihn die Situation so stark belastet haben, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Deshalb bat er am 9. September 1932 um seine Pensionierung. Damit wiederum erklärte sich die Schule als nicht einverstanden und forderte das Gutachten eines städtischen Vertrauensarztes zur Feststellung seiner dauernden Dienstunfähigkeit. Am 10. Oktober 1932 stellte man ihm nach einem dreitägigen Aufenthalt am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Lichtenberg ein entsprechendes Gutachten aus und bescheinigte ihm darin seine Dienstunfähigkeit. An der Beuth-Schule gewährte man ihm daraufhin scheinbar großzügig die Belassung seiner aktiven Dienstbezüge bis Ende Oktober 1932. Der offizielle Bescheid über die Anerkennung seines Anspruchs auf Ruhegeld wegen Berufsunfähigkeit wurde am 26. Januar 1933 ausgestellt. Seine Pension erhielt er aber bereits ab dem 1. Dezember 1932. Sie betrug mit Kinderzulage monatlich 75,80 RM. Sein Pensionsanspruch an die Stadt Berlin wurde ihm jedoch im März 1934 entzogen. Dagegen erhob Karl Ludwig Wehlau erneut Widerspruch. Am 23. März 1934 wurde die Beschwerde als unbegründet zurückgewiesen. Als Begründung wurde angeführt, dass auf ihn als Nichtarier das Gesetz über das Berufsbeamtentum nicht anwendbar sei. Außerdem habe er nur eine anrechnungsfähige Dienstzeit von 12 Jahren anstelle von mindestens 20 Jahren aufzuweisen, und da er nicht Frontkämpfer gewesen sei, lägen die Voraussetzungen für den Bezug einer Pension nicht mehr vor. Danach bezog er lediglich noch eine Rente bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Höhe von 66,80 RM. Zu Beginn des Jahres 1939 strich man ihm auch noch die Kinderzulage. Dagegen setzte er sich erneut zur Wehr und schrieb am 10. April 1939 einen Brief an den Oberbürgermeister der Reichshauptstadt Berlin und bat darin um Weitergewährung der Kinderzulage. Sein Sohn Heinz Georg besuche die (vermutlich studiengebührenpflichtige) Zeichenschule Hausdorf. Außerdem beabsichtige er, seinen Sohn an einem Englischkursus der Jüdischen Gemeinde teilnehmen zu lassen. Einen Tag später schrieb er erneut, um bekannt zu geben, dass seine Tochter Vera Charlotte die Schule verlassen habe und nun an der Privaten Chemieschule Dr. Hermann Rom als Laborantin ausgebildet würde. Am 30. Oktober 1940 teilte er mit, dass seine Tochter ausgewandert und damit nicht mehr in seiner Fürsorge sei. Da sein Sohn mittlerweile das 18. Lebensjahr erreicht hatte und ihm damit keine Kinderbeihilfe mehr zustand, bat er darum, dies bei der Berechnung des Abzuges für die Rente zu berücksichtigen. Zuletzt wurde Karl Ludwig Wehlau in der Maschinenfabrik E. Becker in Reinickendorf zwangsweise als Fabrikarbeiter eingesetzt. Dort arbeitete er vom 17. April bis 12. September 1941 für einen Stundenlohn in Höhe von 0,66 RM. Am 14. September 1942 füllte er seine Vermögenserklärung aus. Daraus geht hervor, dass er noch ein Konto und ein Depot bei der Dresdner Bank besaß. <br />
Am 26. September 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau mit dem 20. Osttransport in Richtung Osten deportiert. Die Fahrt ging nach Raasiku bei Reval, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Seinen Schwager Walter Friedländer holte man am 29. November 1942 ab und deportierte ihn nach Auschwitz. Der Sohn Georg Heinz, der alleine in der Wohnung zurück blieb, überführte man am 3. März 1943 aus der Nürnberger Straße 55, seiner letzten Adresse, nach Auschwitz, von wo auch er nicht zurückkehrte. <br />
Nach dem Krieg stellte Wolfgang Wehlau, der Neffe von Karl Ludwig Wehlau und Sohn des Bruders Ernst Wehlau, einen Entschädigungsantrag auf ein Grundstück in Friedenau, Brünhildestraße 7. Wie das Verfahren entschieden wurde, ist nicht bekannt.<br />
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Karl Ludwig Wehlau wurde am 22. Oktober 1876 in Berlin als Karl Ludwig Nathanson von Gotthelf Nathanson und seiner Ehefrau Mate Nathanson geboren. Erst im Alter von knapp 43 Jahren wurde ihm am 1. September 1919 von der Regierung in Potsdam gestattet, den Namen "Wehlau" zu führen. Der Grund für die Namensänderung ist nicht bekannt. Er hatte noch einen Bruder namens Ernst, der sich später ebenfalls "Wehlau" nannte. Karl Ludwig Wehlau besuchte von Ostern 1883 bis Ostern 1886 die Luthersche Privatschule, von Ostern 1896 bis Ostern 1888 das Wilhelms-Gymnasium und von Ostern 1888 bis Dezember 1892 das Askanische Gymnasium. Im Dezember 1892 ging er vom Askanischen Gymnasium mit dem Berechtigungszeugnis eines Einjährig-Freiwilligen ab. Danach trat er bei dem Maurermeister August Jänicke als Lehrling ein, um das Maurerhandwerk zu erlernen. Während seiner Lehrzeit besuchte er die Baugewerkeschule in Berlin und bestand, nachdem er am 4. Oktober 1895 die Gesellenprüfung absolviert hatte, Ostern 1896 die Abschlussprüfung. Ab November 1902 war er in verschiedenen Baubüros tätig, zuletzt im Großbaubüro der Stadt Berlin. Dabei beschäftigte er sich insbesondere mit den Funktionen von Mietshäusern und dem Parzellieren größerer Blöcke. Ein großer Teil von Boxhagen-Rummelsburg wurde nach seinen Zeichnungen parzelliert. Außerdem wurde eine große Anzahl von Gebäuden in Boxhagen, Rixdorf und Charlottenburg aufgrund seiner Zeichnungen und zum Teil unter seiner Leitung ausgeführt. Im Juni 1909 entschloss er sich dazu, noch nachträglich eine Staatsprüfung abzulegen. Dafür bereitete er sich von Mai 1909 bis Februar 1910 privat auf das Abitur vor, das er am 15. Februar 1910 an der Luisenstädtischen Oberrealschule bestand. Danach studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Berlin. Schon im Juni 1913 bestand er die Diplomprüfung zum Dipl.-Ing. Anschließend wurde er als Regierungsbauführer bei der Berliner Ministerial- und Baukommission angestellt. Aufgrund seiner praktischen Arbeit wurde ihm der größte Teil seiner Ausbildungszeit erlassen. Im Oktober 1914 trat er eine Stelle bei der Regierung in Potsdam an. Im Juni 1915 erhielt er die Prüfungsaufgabe für seine Staatsprüfung, musste die Arbeit aber unterbrechen, da er im Oktober 1915 zum 5. Garderegiment zu Fuß in Spandau einberufen wurde. Krankheitsbedingt bekam er aber einen dreimonatigen Urlaub und konnte in dieser Zeit seine Baumeisterarbeit fertigstellen und die große Staatsprüfung ablegen. Nachdem er am 8. April 1916 an der Technischen Hochschule seine Staatsprüfung bestanden hatte, wurde er am 21. April 1916 zum Regierungsbaumeister ernannt. Danach arbeitete er beim Militär-Neubauamt Wünsdorf. 1917 wurde er zum Obergefreiten ernannt. Nach Auflösung des Bauamts kehrte er bis zum 18. November 1918 zu seiner Kompanie zurück. Nach dem Krieg wurde Karl Ludwig Wehlau ab dem 1. Oktober 1919 an der Höheren Technischen Lehranstalt, der Beuth-Schule am Zeppelinplatz/Wedding, als Lehrkraft für Baukunde, Geometrisches Zeichnen, Mathematik und Darstellende Geometrie angestellt. Seine Stundenzahl betrug im Winterhalbsemester 12 Stunden und im Sommerhalbjahr 25 1/3 Stunden. Daneben war er seit Ostern 1919 Honorarassistent am Lehrstuhl für Darstellende Geometrie an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Seine Beschäftigung an der Beuth-Schule war jedoch nicht völlig sicher. So wurde er am 31. März 1924 entlassen, danach aber stundenweise wieder eingestellt, unter der Voraussetzung, dass er einem Vergleich zustimmte, der vorsah, dass er nicht auf dem Recht bestand, nach fünf Jahren Vollbeschäftigung eine Festanstellung zu erhalten. Er kämpfte deshalb über die Jahre hinweg weiter um seine Festanstellung als Studienrat. Auch seine Honorarassistenten-Stelle war anscheinend immer wieder gefährdet. So musste er wiederholt darum bitten, die Tätigkeit weiterhin ausüben zu dürfen. Seit dem 22. Dezember 1921 war er verheiratet mit der 13 Jahre jüngeren Margarete Friedländer. Am 16. September 1922 kam der Sohn Heinz Georg und am 8. November 1923 die Tochter Vera Charlotte zur Welt. Die Wehlaus lebten in der Berchtesgadener Straße 35 und seit dem 6. September 1932 in der Neuen Bayreuther Straße 2 (heute: Welserstraße 2). In der 4 ½-Zimmerwohnung lebte ebenfalls sein unverheirateter Schwager, der Bürokaufmann Walter Friedländer, der zuvor schon mit ihnen zusammen in der Berchtesgadener Straße 35 gewohnt hatte. 1929 veröffentlichte Karl Ludwig Wehlau das Buch "Technische Bürokunde" und 1930 ein Buch zum Thema "Maurerarbeiten". Seine Tätigkeit an der Beuth-Schule wurde ihm schließlich zum 30. Juni 1932 endgültig gekündigt. Dagegen erhob er Widerspruch. Am 11. März 1932 war ihm mitgeteilt worden, dass eine Weiterbeschäftigung nicht in Betracht käme und er nur noch vom 1. Juli bis 30. September 1932 an der Beuth-Schule als lediglich auftragsweise vollbeschäftigter Lehrer weiter Unterricht erteilen könnte. Ein Qualifizierungsbericht seines Vorgesetzten vom 2. September 1932 bescheinigte ihm, dass seine Unterrichtserfolge gut seien, der Lernerfolg seiner Schüler aber durch seine schnelle und nervöse Vortragsart beeinträchtigt würde. Sein Vorgesetzter empfahl dennoch seine generelle Weiterbeschäftigung an ähnlichen Schulen wie die der Beuth-Schule. Karl Ludwig Wehlau litt seit mehreren Jahren an einem Magenleiden und an Geschwüren des Zwölffingerdarms. Darüber hinaus muss ihn die Situation so stark belastet haben, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Deshalb bat er am 9. September 1932 um seine Pensionierung. Damit wiederum erklärte sich die Schule als nicht einverstanden und forderte das Gutachten eines städtischen Vertrauensarztes zur Feststellung seiner dauernden Dienstunfähigkeit. Am 10. Oktober 1932 stellte man ihm nach einem dreitägigen Aufenthalt am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Lichtenberg ein entsprechendes Gutachten aus und bescheinigte ihm darin seine Dienstunfähigkeit. An der Beuth-Schule gewährte man ihm daraufhin scheinbar großzügig die Belassung seiner aktiven Dienstbezüge bis Ende Oktober 1932. Der offizielle Bescheid über die Anerkennung seines Anspruchs auf Ruhegeld wegen Berufsunfähigkeit wurde am 26. Januar 1933 ausgestellt. Seine Pension erhielt er aber bereits ab dem 1. Dezember 1932. Sie betrug mit Kinderzulage monatlich 75,80 RM. Sein Pensionsanspruch an die Stadt Berlin wurde ihm jedoch im März 1934 entzogen. Dagegen erhob Karl Ludwig Wehlau erneut Widerspruch. Am 23. März 1934 wurde die Beschwerde als unbegründet zurückgewiesen. Als Begründung wurde angeführt, dass auf ihn als Nichtarier das Gesetz über das Berufsbeamtentum nicht anwendbar sei. Außerdem habe er nur eine anrechnungsfähige Dienstzeit von 12 Jahren anstelle von mindestens 20 Jahren aufzuweisen, und da er nicht Frontkämpfer gewesen sei, lägen die Voraussetzungen für den Bezug einer Pension nicht mehr vor. Danach bezog er lediglich noch eine Rente bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Höhe von 66,80 RM. Zu Beginn des Jahres 1939 strich man ihm auch noch die Kinderzulage. Dagegen setzte er sich erneut zur Wehr und schrieb am 10. April 1939 einen Brief an den Oberbürgermeister der Reichshauptstadt Berlin und bat darin um Weitergewährung der Kinderzulage. Sein Sohn Heinz Georg besuche die (vermutlich studiengebührenpflichtige) Zeichenschule Hausdorf. Außerdem beabsichtige er, seinen Sohn an einem Englischkursus der Jüdischen Gemeinde teilnehmen zu lassen. Einen Tag später schrieb er erneut, um bekannt zu geben, dass seine Tochter Vera Charlotte die Schule verlassen habe und nun an der Privaten Chemieschule Dr. Hermann Rom als Laborantin ausgebildet würde. Am 30. Oktober 1940 teilte er mit, dass seine Tochter ausgewandert und damit nicht mehr in seiner Fürsorge sei. Da sein Sohn mittlerweile das 18. Lebensjahr erreicht hatte und ihm damit keine Kinderbeihilfe mehr zustand, bat er darum, dies bei der Berechnung des Abzuges für die Rente zu berücksichtigen. Zuletzt wurde Karl Ludwig Wehlau in der Maschinenfabrik E. Becker in Reinickendorf zwangsweise als Fabrikarbeiter eingesetzt. Dort arbeitete er vom 17. April bis 12. September 1941 für einen Stundenlohn in Höhe von 0,66 RM. Am 14. September 1942 füllte er seine Vermögenserklärung aus. Daraus geht hervor, dass er noch ein Konto und ein Depot bei der Dresdner Bank besaß.
Am 26. September 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau mit dem 20. Osttransport in Richtung Osten deportiert. Die Fahrt ging nach Raasiku bei Reval, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Seinen Schwager Walter Friedländer holte man am 29. November 1942 ab und deportierte ihn nach Auschwitz. Der Sohn Georg Heinz, der alleine in der Wohnung zurück blieb, überführte man am 3. März 1943 aus der Nürnberger Straße 55, seiner letzten Adresse, nach Auschwitz, von wo auch er nicht zurückkehrte.
Nach dem Krieg stellte Wolfgang Wehlau, der Neffe von Karl Ludwig Wehlau und Sohn des Bruders Ernst Wehlau, einen Entschädigungsantrag auf ein Grundstück in Friedenau, Brünhildestraße 7. Wie das Verfahren entschieden wurde, ist nicht bekannt.