Paul Pincus

Verlegeort
Windscheidstr. 8
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
20. September 2010
Geboren
05. August 1886 in Magdeburg
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga

Am 5. August 1886 wurde Paul Pincus in Magdeburg – Altstadt geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Simon Pincus und Sophie Pincus geb. Bendix. Seine jüngeren Schwestern Frieda, geb. 28. Januar 1888 und Hanna, geb. 31. Januar 1896, kamen ebenfalls in Magdeburg auf die Welt.<br />
<br />
Als junger Mann zog Paul nach Landsberg an der Warthe. Er war in der Holz bearbeitenden Firma seines Onkels Franz Bendix „Ferdinand Bendix Söhne“ als Handlungsgehilfe beschäftigt und heiratete in Landsberg im Juni 1921 Gertrud Kapauner. Die Firma hatte einen weiteren Sitz in Berlin in der Andreasstraße 32, in der Paul Pincus von nun an arbeiten sollte.<br />
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Das junge Ehepaar Pincus zog also nach Berlin in die Charlottenburger Windscheidstraße 8. Am 20. Juni 1923 kam die Tochter Suse auf die Welt. 
Franz Bendix gab Paul Pincus zunächst eine Anstellung als kaufmännischer Angestellter, später erhielt Paul Prokura. Insgesamt soll er 35 Jahre in der Firma seines Onkels tätig gewesen sein.<br />
<br />
Bei der „Arisierung“ der Firma wurde vom Nachfolger des Unternehmens Paul Pincus’ Vertrag ausdrücklich anerkannt, am 6. August 1937 wurde er dennoch fristlos entlassen. Vorwand der Kündigung war, er hätte einen „Arier“ angespuckt. Es kam vor dem Berliner Arbeitsgericht zu zwei Verhandlungen. In der ersten Verhandlung erschien dem Richter die vorgebrachte Behauptung so unglaubwürdig, dass er die Wiedereinstellung von Paul Pincus verlangte. In der zweiten Verhandlung wurde offenbar, dass die „Arbeitsfront“ die Entlassung des Juden Pincus verlangt hatte.<br />
Paul Pincus war von nun an für 4 Jahre zur Zwangsarbeit auf einem Kohlenplatz und im Tiefbau verpflichtet.<br />
<br />
Die zunehmende Drangsalierung und Verfolgung der Juden ließen beim Ehepaar Pincus den Entschluss heranreifen, in die USA auszuwandern. Gertruds Bruder Hermann Kapauner verließ 1939 Nazideutschland und ließ sich in Florida nieder. Er hoffte, den Schwager samt Familie nachholen zu können. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs war für Paul und Gertrud und Tochter Suse jedoch eine Flucht in die USA aussichtslos geworden. Suse wurde mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde in ein schwedisches Internat geschickt.<br />
<br />
1941 wurde dem Ehepaar Pincus die Wohnung in der Windscheidstraße gekündigt. Sie zogen zur Untermiete in die Moabiter Thomasiusstraße 19 bei Markus, von wo aus sie am 27. November nach Riga deportiert werden sollten.<br />
<br />
Pauls Vetter Rolf Bendix, der die Wohnung mit ihnen teilte, berichtet später: „Im Novbr. 1941 erhielt das Ehepaar Pincus die Aufforderung, sich zur Evakuierung nach dem Osten bereit zu halten. Die Sachen, die man mitnehmen wollte, mussten an einer bestimmten Stelle zwecks Weiterbeförderung abgegeben werden. Ausser reichlich Kleidung und Wäsche nahm das Ehepaar P. die Betten, Wirtschaftsgeräte und Nähmaschine mit. Sie selber mussten sich auf dem Polizei – Revier melden, wo die Wohnungsschlüssel abverlangt wurden. Am 27. 11. 41 sind sie abtransportiert worden.
Einige Wochen später, ich war gerade von einer Nachtschicht gekommen zu Bett gegangen, erschienen unter selbstbewusstem Gepolter Ziehleute und nahmen die Wohnungseinrichtung mit.“<br />
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Paul und Gertrud Pincus wurden am 30. November 1941 in Rumbula nahe Riga ermordet.<br />
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Am 5. August 1886 wurde Paul Pincus in Magdeburg – Altstadt geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Simon Pincus und Sophie Pincus geb. Bendix. Seine jüngeren Schwestern Frieda, geb. 28. Januar 1888 und Hanna, geb. 31. Januar 1896, kamen ebenfalls in Magdeburg auf die Welt.

Als junger Mann zog Paul nach Landsberg an der Warthe. Er war in der Holz bearbeitenden Firma seines Onkels Franz Bendix „Ferdinand Bendix Söhne“ als Handlungsgehilfe beschäftigt und heiratete in Landsberg im Juni 1921 Gertrud Kapauner. Die Firma hatte einen weiteren Sitz in Berlin in der Andreasstraße 32, in der Paul Pincus von nun an arbeiten sollte.

Das junge Ehepaar Pincus zog also nach Berlin in die Charlottenburger Windscheidstraße 8. Am 20. Juni 1923 kam die Tochter Suse auf die Welt. 
Franz Bendix gab Paul Pincus zunächst eine Anstellung als kaufmännischer Angestellter, später erhielt Paul Prokura. Insgesamt soll er 35 Jahre in der Firma seines Onkels tätig gewesen sein.

Bei der „Arisierung“ der Firma wurde vom Nachfolger des Unternehmens Paul Pincus’ Vertrag ausdrücklich anerkannt, am 6. August 1937 wurde er dennoch fristlos entlassen. Vorwand der Kündigung war, er hätte einen „Arier“ angespuckt. Es kam vor dem Berliner Arbeitsgericht zu zwei Verhandlungen. In der ersten Verhandlung erschien dem Richter die vorgebrachte Behauptung so unglaubwürdig, dass er die Wiedereinstellung von Paul Pincus verlangte. In der zweiten Verhandlung wurde offenbar, dass die „Arbeitsfront“ die Entlassung des Juden Pincus verlangt hatte.
Paul Pincus war von nun an für 4 Jahre zur Zwangsarbeit auf einem Kohlenplatz und im Tiefbau verpflichtet.

Die zunehmende Drangsalierung und Verfolgung der Juden ließen beim Ehepaar Pincus den Entschluss heranreifen, in die USA auszuwandern. Gertruds Bruder Hermann Kapauner verließ 1939 Nazideutschland und ließ sich in Florida nieder. Er hoffte, den Schwager samt Familie nachholen zu können. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs war für Paul und Gertrud und Tochter Suse jedoch eine Flucht in die USA aussichtslos geworden. Suse wurde mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde in ein schwedisches Internat geschickt.

1941 wurde dem Ehepaar Pincus die Wohnung in der Windscheidstraße gekündigt. Sie zogen zur Untermiete in die Moabiter Thomasiusstraße 19 bei Markus, von wo aus sie am 27. November nach Riga deportiert werden sollten.

Pauls Vetter Rolf Bendix, der die Wohnung mit ihnen teilte, berichtet später: „Im Novbr. 1941 erhielt das Ehepaar Pincus die Aufforderung, sich zur Evakuierung nach dem Osten bereit zu halten. Die Sachen, die man mitnehmen wollte, mussten an einer bestimmten Stelle zwecks Weiterbeförderung abgegeben werden. Ausser reichlich Kleidung und Wäsche nahm das Ehepaar P. die Betten, Wirtschaftsgeräte und Nähmaschine mit. Sie selber mussten sich auf dem Polizei – Revier melden, wo die Wohnungsschlüssel abverlangt wurden. Am 27. 11. 41 sind sie abtransportiert worden.
Einige Wochen später, ich war gerade von einer Nachtschicht gekommen zu Bett gegangen, erschienen unter selbstbewusstem Gepolter Ziehleute und nahmen die Wohnungseinrichtung mit.“

Paul und Gertrud Pincus wurden am 30. November 1941 in Rumbula nahe Riga ermordet.