Amalie Merory geb. Bogen

Verlegeort
Yorckstraße 74
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
24. Juli 2018
Geboren
28. November 1867 in Biala (Galizien) / Bielsko-Biała
Deportation
am 13. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Amalie Marie Bogen kam am 28. November 1867 in Lipnik in Galizien (Teil des Habsburgerreichs) als Tochter des jüdischen Wollhändlers Moritz Moses Bogen und seiner Ehefrau Henriette „Jetty“, geb. Moschkowitz, zur Welt. Lipnik, 1925 in die Stadt Biała (seit 1951 Bielsko-Biała) eingemeindet, liegt circa 50 km südlich von Kattowitz. Amalie hatte noch mindestens vier Geschwister, die ebenfalls alle in Lipnik geboren worden waren: Rosa (*1854), Carl (*1861), Isidor (*1864) und Israel Simon (*1866). Über die Kindheit und Jugend von Amalie Bogen in Biala haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten. Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit ihren inzwischen erwachsenen Kindern um 1890 nach Berlin. <br />
Am 22. August 1892 heiratete Amalie Marie Bogen, die keinen Beruf erlernt hatte, den Buchhalter Isidor Merory, geboren am 23. März 1864 in Bielitz in Österreichisch-Schlesien. Er war bei der Schultheiss-Brauerei angestellt. Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnten beide in der Waßmannstraße 6, östlich des Alexanderplatzes. Das Ehepaar bekam elf Kinder: Siegfried Moritz (*1892, gest. 1893), Martin Moritz (*1894), Hubert Siegfried (*1896, gest. 1918), Sophie (*1897), Walter Siegbert (*1899), Hildegard Mathilde (*1901), Rosa (*1903), Herbert (*1906), Josef (*1907), Siegbert Fritz (*1910) sowie Ilse, die noch im Jahr ihrer Geburt (1911) starb. <br />
Die Familie zog oft um, hatte im Laufe der Jahre verschiedene Adressen in der Oranienburger Vorstadt, in Moabit und im Hansa-Viertel. Um 1913 zogen die Merorys nach Steglitz, seit 1916 wohnten sie dort in der Bismarckstraße 70. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie in den letzten Jahren des Kaiserreichs und im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Die älteren Söhne nahmen wahrscheinlich als Soldaten am Ersten Weltkrieg teil. Alle Kinder erlernten einen Beruf: Martin wurde Schauspieler, Walter wurde Bäcker, Sophie und Rosa Sekretärinnen. Sophie arbeitete auch in diesem Beruf, Rosa blieb später zu Hause, da ihre Mutter eine Hilfe im Haushalt benötigte. Herbert, Josef und Siegbert Fritz ergriffen kaufmännische Berufe. Amalies Ehemann Isidor Merory starb im Mai 1926 im Alter von 66 Jahren. <br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Merory. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Da alle Familienmitglieder die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, benötigten sie eine Arbeitserlaubnis der Berliner Behörden. 1936/37 wurde ihnen als Juden die Erneuerung ihrer Arbeitserlaubnis verweigert und sie verloren dadurch ihre Stellungen. Laut Berliner Adressbuch zog Amalie Merory 1937/38 von Steglitz nach Kreuzberg in die Yorckstraße 74. Die ledigen Kinder – bisher hatten nur die Söhne Martin (1918) und Walter (1926) geheiratet – lebten bei ihrer Mutter. <br />
Herbert Merory wanderte im Dezember 1937 in die USA aus, seine Schwester Hildegard folgte ihm 1939. Am 28. Oktober 1938 wurden Josef, Siegbert Fritz und der älteste Sohn Martin Merory, der in der Friedrichstraße 2 wohnte, im Rahmen der „Polenaktion“ aufgrund ihrer polnischen Staatsangehörigkeit verhaftet und nach Polen ausgewiesen, wo sie in der Grenzstadt Bentschen (Zbąszyń) strandeten. Nach Kriegsbeginn flohen die drei Brüder in den sowjetisch besetzten Teil Polens oder die Sowjetunion, wo sich ihre Spur verliert. Sie wurden nach dem Krieg für tot erklärt. <br />
Sohn Walter Merory wurde am 13. September 1939 verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht, von dort in das KZ Neuengamme und später nach Dachau verschleppt. Am 18. Mai 1942 wurde er in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet. <br />
Die 74-jährige Amalie Marie Merory und ihre Töchter Sophie und Rosa wurden am 13. Januar 1942 mit dem „VIII. Transport“ nach Riga deportiert und ermordet. Die Umstände und der Zeitpunkt ihres Todes sind nicht bekannt.<br />

Amalie Marie Bogen kam am 28. November 1867 in Lipnik in Galizien (Teil des Habsburgerreichs) als Tochter des jüdischen Wollhändlers Moritz Moses Bogen und seiner Ehefrau Henriette „Jetty“, geb. Moschkowitz, zur Welt. Lipnik, 1925 in die Stadt Biała (seit 1951 Bielsko-Biała) eingemeindet, liegt circa 50 km südlich von Kattowitz. Amalie hatte noch mindestens vier Geschwister, die ebenfalls alle in Lipnik geboren worden waren: Rosa (*1854), Carl (*1861), Isidor (*1864) und Israel Simon (*1866). Über die Kindheit und Jugend von Amalie Bogen in Biala haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten. Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit ihren inzwischen erwachsenen Kindern um 1890 nach Berlin.
Am 22. August 1892 heiratete Amalie Marie Bogen, die keinen Beruf erlernt hatte, den Buchhalter Isidor Merory, geboren am 23. März 1864 in Bielitz in Österreichisch-Schlesien. Er war bei der Schultheiss-Brauerei angestellt. Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnten beide in der Waßmannstraße 6, östlich des Alexanderplatzes. Das Ehepaar bekam elf Kinder: Siegfried Moritz (*1892, gest. 1893), Martin Moritz (*1894), Hubert Siegfried (*1896, gest. 1918), Sophie (*1897), Walter Siegbert (*1899), Hildegard Mathilde (*1901), Rosa (*1903), Herbert (*1906), Josef (*1907), Siegbert Fritz (*1910) sowie Ilse, die noch im Jahr ihrer Geburt (1911) starb.
Die Familie zog oft um, hatte im Laufe der Jahre verschiedene Adressen in der Oranienburger Vorstadt, in Moabit und im Hansa-Viertel. Um 1913 zogen die Merorys nach Steglitz, seit 1916 wohnten sie dort in der Bismarckstraße 70. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie in den letzten Jahren des Kaiserreichs und im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Die älteren Söhne nahmen wahrscheinlich als Soldaten am Ersten Weltkrieg teil. Alle Kinder erlernten einen Beruf: Martin wurde Schauspieler, Walter wurde Bäcker, Sophie und Rosa Sekretärinnen. Sophie arbeitete auch in diesem Beruf, Rosa blieb später zu Hause, da ihre Mutter eine Hilfe im Haushalt benötigte. Herbert, Josef und Siegbert Fritz ergriffen kaufmännische Berufe. Amalies Ehemann Isidor Merory starb im Mai 1926 im Alter von 66 Jahren.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Merory. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Da alle Familienmitglieder die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, benötigten sie eine Arbeitserlaubnis der Berliner Behörden. 1936/37 wurde ihnen als Juden die Erneuerung ihrer Arbeitserlaubnis verweigert und sie verloren dadurch ihre Stellungen. Laut Berliner Adressbuch zog Amalie Merory 1937/38 von Steglitz nach Kreuzberg in die Yorckstraße 74. Die ledigen Kinder – bisher hatten nur die Söhne Martin (1918) und Walter (1926) geheiratet – lebten bei ihrer Mutter.
Herbert Merory wanderte im Dezember 1937 in die USA aus, seine Schwester Hildegard folgte ihm 1939. Am 28. Oktober 1938 wurden Josef, Siegbert Fritz und der älteste Sohn Martin Merory, der in der Friedrichstraße 2 wohnte, im Rahmen der „Polenaktion“ aufgrund ihrer polnischen Staatsangehörigkeit verhaftet und nach Polen ausgewiesen, wo sie in der Grenzstadt Bentschen (Zbąszyń) strandeten. Nach Kriegsbeginn flohen die drei Brüder in den sowjetisch besetzten Teil Polens oder die Sowjetunion, wo sich ihre Spur verliert. Sie wurden nach dem Krieg für tot erklärt.
Sohn Walter Merory wurde am 13. September 1939 verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht, von dort in das KZ Neuengamme und später nach Dachau verschleppt. Am 18. Mai 1942 wurde er in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet.
Die 74-jährige Amalie Marie Merory und ihre Töchter Sophie und Rosa wurden am 13. Januar 1942 mit dem „VIII. Transport“ nach Riga deportiert und ermordet. Die Umstände und der Zeitpunkt ihres Todes sind nicht bekannt.