Hedwig Galliner née Isaac

Location 
Martin-Luther-Str. 12
Historical name
Luther-Str. 21
District
Schöneberg
Stone was laid
02 October 2005
Born
21 May 1893 in Berlin
Escape into death
02 January 1943 in Berlin

Hedwig Galliner, geb. Isaac wurde am 21. Mai 1893 in Berlin geboren. Sie war mit dem Rechtsanwalt Dr. Moritz Galliner verheiratet und hatte mit ihm zwei Kinder, die 1916 geborene Tochter Anneliese und den 1920 geborenen Sohn Hans-Peter. Die Familie lebte in einer geräumigen Wohnung in der Lutherstr. 21 (heute Martin-Luther-Str.12), in der auch die Kanzlei und das Notariat untergebracht waren. Mitte der 1930er Jahre zog die Familie in die Speyerer Str.10, ob dabei die Tatsache eine Rolle spielte, dass Dr. Galliner zwar noch als Rechtsanwalt tätig sein konte, ihm aber das Notariat entzogen worden war, ist nicht geklärt. In der Reichspogromnacht wurde die Wohnung total verwüstet und war nicht mehr bewohnbar. Die Familie Galliner war gewarnt worden und hatte sich nicht in ihrer Wohnung aufgehalten. Hedwig Galliner wird dennoch aus den Trümmern der Wohnungseinrichtung einiges zusammengesucht haben als die Familie in die Kaiserallee 134 umzog. Die Dringlichkeit, die gerade erwachsenen Kinder in Sicherheit zu bringen, wurde immer deutlicher. Die Tochter konnte mit einem Besuchervisum in die USA einreisen, ihren jüngeren Bruder konnten die Eltern bei Bekannten in England unterbringen. Für die Mutter mag es eine Beruhigung gewesen sein, dass Tochter und Sohn im Ausland in Sicherheit waren. Auch Hedwig Galliner wollte Deutschland verlassen, ihr Mann hatte Visa für Kuba gekauft. Doch er war betrogen worden, die Visa waren ungültig und so mussten die Eheleute in Berlin bleiben. <br />
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Hedwig Galliner harrte mit ihrem Mann in Berlin aus, arbeitete als Sekretärin. Sie durchlitt persönliche Ausgrenzungen wie die Pflicht den Zwangsvornamen Sara zu führen und ab Herbst 1941 den Judenstern zu tragen. Daneben erlebte sie die Demütigung ihres Mannes, der nicht mehr Anwalt sein durfte und musste im November 1941 den Suizid ihrer Schwester Emma Wallach verkraften, die in der Speyerer Str. 21 lebte. Im Januar 1942 wählte Emma Wallach, eine weitere Schwester von Hedwig Galliner, den Freitod. <br />
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Im Dezember 1942 erhielten Hedwig Galliner und ihr Mann die Unterlagen für die Vermögenserklärung zugestellt, verbunden mit der Aufforderung, sich in der Sammelstelle einzufinden. Für die Eheleute wurde dies zur Aufforderung, ihrem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Am 27. Dezember 1942 verfassten Hedwig und Dr. Moritz Galliner einen Abschiedsbrief, der neben dem Testament und weiteren Regelungen auch tröstende Worte an Sohn und Tochter enthält: „Unsere Kinder sollen nicht traurig sein, sondern daran denken, dass uns das Schlimmste erspart bleibt; ihnen gilt unser letzter Gedanke. Sie waren unser Glück und unsere Freude.“<br />
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Am 28. Dezember 1942 verübte Hedwig Galliner gemeinsam mit ihrem Mann Suizid. Während ihr Mann noch am selben Tag verstarb, überlebte Hedwig Galliner den Suizid noch wenige Tage. Am 2. Januar 1943 starb sie im Jüdischen Krankenhaus. <br />
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Auf Wunsch der Familie liegt der Stolperstein in der Martin-Luther-Straße 12, da hier das Zentrum des Familienlebens war bis die Ausgrenzung und Verfolgung im NS dieses immer mehr beschränkte und schließlich auslöschte.<br />

Hedwig Galliner, geb. Isaac wurde am 21. Mai 1893 in Berlin geboren. Sie war mit dem Rechtsanwalt Dr. Moritz Galliner verheiratet und hatte mit ihm zwei Kinder, die 1916 geborene Tochter Anneliese und den 1920 geborenen Sohn Hans-Peter. Die Familie lebte in einer geräumigen Wohnung in der Lutherstr. 21 (heute Martin-Luther-Str.12), in der auch die Kanzlei und das Notariat untergebracht waren. Mitte der 1930er Jahre zog die Familie in die Speyerer Str.10, ob dabei die Tatsache eine Rolle spielte, dass Dr. Galliner zwar noch als Rechtsanwalt tätig sein konte, ihm aber das Notariat entzogen worden war, ist nicht geklärt. In der Reichspogromnacht wurde die Wohnung total verwüstet und war nicht mehr bewohnbar. Die Familie Galliner war gewarnt worden und hatte sich nicht in ihrer Wohnung aufgehalten. Hedwig Galliner wird dennoch aus den Trümmern der Wohnungseinrichtung einiges zusammengesucht haben als die Familie in die Kaiserallee 134 umzog. Die Dringlichkeit, die gerade erwachsenen Kinder in Sicherheit zu bringen, wurde immer deutlicher. Die Tochter konnte mit einem Besuchervisum in die USA einreisen, ihren jüngeren Bruder konnten die Eltern bei Bekannten in England unterbringen. Für die Mutter mag es eine Beruhigung gewesen sein, dass Tochter und Sohn im Ausland in Sicherheit waren. Auch Hedwig Galliner wollte Deutschland verlassen, ihr Mann hatte Visa für Kuba gekauft. Doch er war betrogen worden, die Visa waren ungültig und so mussten die Eheleute in Berlin bleiben.

Hedwig Galliner harrte mit ihrem Mann in Berlin aus, arbeitete als Sekretärin. Sie durchlitt persönliche Ausgrenzungen wie die Pflicht den Zwangsvornamen Sara zu führen und ab Herbst 1941 den Judenstern zu tragen. Daneben erlebte sie die Demütigung ihres Mannes, der nicht mehr Anwalt sein durfte und musste im November 1941 den Suizid ihrer Schwester Emma Wallach verkraften, die in der Speyerer Str. 21 lebte. Im Januar 1942 wählte Emma Wallach, eine weitere Schwester von Hedwig Galliner, den Freitod.

Im Dezember 1942 erhielten Hedwig Galliner und ihr Mann die Unterlagen für die Vermögenserklärung zugestellt, verbunden mit der Aufforderung, sich in der Sammelstelle einzufinden. Für die Eheleute wurde dies zur Aufforderung, ihrem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Am 27. Dezember 1942 verfassten Hedwig und Dr. Moritz Galliner einen Abschiedsbrief, der neben dem Testament und weiteren Regelungen auch tröstende Worte an Sohn und Tochter enthält: „Unsere Kinder sollen nicht traurig sein, sondern daran denken, dass uns das Schlimmste erspart bleibt; ihnen gilt unser letzter Gedanke. Sie waren unser Glück und unsere Freude.“

Am 28. Dezember 1942 verübte Hedwig Galliner gemeinsam mit ihrem Mann Suizid. Während ihr Mann noch am selben Tag verstarb, überlebte Hedwig Galliner den Suizid noch wenige Tage. Am 2. Januar 1943 starb sie im Jüdischen Krankenhaus.

Auf Wunsch der Familie liegt der Stolperstein in der Martin-Luther-Straße 12, da hier das Zentrum des Familienlebens war bis die Ausgrenzung und Verfolgung im NS dieses immer mehr beschränkte und schließlich auslöschte.