Walter Herzberg

Location 
Motzstr. 51
Historical name
Motzstr. 60
District
Schöneberg
Stone was laid
24 June 2006
Born
07 July 1898 in Königsberg / Kaliningrad
Occupation
Künstler und Karikaturist
Forced Labour
Ordner (der Jüdischen Gemeinde)
Deportation
on 12 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Walter Herzberg kam am 7. Juli 1898 als zweites Kind liberaler jüdischer Eltern in Königsberg/Ostpreußen (dem heutigen Kaliningrad) zur Welt. Er hatte eine zwei Jahre ältere Schwester. Seiner Mutter Rose, geborene Landsberg, wurde in Berlin geboren, sein Vater Gustav kam in Köln im Rheinland zur Welt. Der Vater ging erst nach Berlin und später nach Königsberg, wo er Chefredakteur einer großen liberalen Zeitung wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter 1913 mit den Kindern zurück in ihre Heimatstadt Berlin. Dort wohnten sie in der Motzstraße 60 (heute: Hausnummer 51). Walter Herzberg fiel bereits auf dem Gymnasium durch sein außergewöhnliches Zeichentalent auf, 1916 legte er das kriegsbedingt verkürzte Notabitur ab. Nun begann er in der Zeichenklasse von Alfred Thon an der Berliner Kunstakademie zu studieren, meldete sich aber noch im selben Jahr freiwillig zum Kriegseinsatz. Die Jahre an der Front hinterließen tiefe Spuren bei dem künstlerisch begabten jungen Mann. <br />
<br />
Walter Herzberg suchte schon in den Kriegsjahren nach seiner Jugendfreundin Edith Wunderlich aus Königsberg. Nach Kriegsende fand er sie schließlich in Berlin, im Jahr 1919 heirateten er und Edith. Im Jahr darauf kam der Sohn Klaus zur Welt. <br />
<br />
Um der Nachkriegsnot in Berlin zu entgehen, zog die junge Familie bald zu Walters Schwester Ilse, denn Walter Herzberg war beruflich noch nicht etabliert. Der zeichnerisch hochtalentierte Walter versuchte sich in verschiedenen Berufszweigen, ohne dabei seine künstlerische Ausbildung aus dem Auge zu verlieren. Um 1923 zogen die Herzbergs nach Obernigk, einem Vorort von Breslau, zu Charles Wunderlich, einem von Ediths Brüdern. Walter arbeitete als Bankangestellter und setzte sein Studium an der Kunstakademie in Breslau fort. Es folgte noch ein Ausflug nach Baden-Baden, wo er sich ab 1925 geschäftlich als Kunst- und Antiquitätenhändler versuchte, jedoch ohne Erfolg.<br />
<br />
Ab 1927 lebte Walter Herzberg mit seiner Familie wieder in Berlin, seine Federzeichnungen wurden in verschiedenen Satire-Zeitschriften abgedruckt. Sicherheit für die Familie bot eine feste Anstellung beim Berliner Tageblatt für die satirische Wochenbeilage „Ulk“. Seit seiner Fronterfahrung stand er allem Militärischen und jeglicher Obrigkeit kritisch gegenüber. Diese Haltung ließ er stets auch in sein künstlerisches Werk einfließen. Auf die politische Radikalisierung der Nationalsozialisten und die zunehmende Gefährdung der Weimarer Demokratie Ende der 1920er Jahre reagierte er mit pointierten Zeichnungen, auch Hitler entkam Herzbergs spitzer Feder nicht: ab 1930 karikierte er ihn in der Satirezeitschrift „Ulk“. Gelegentlich zeichnete er auch für die kleine, radikale und linke Zeitschrift „Die Ente“. <br />
<br />
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten war Walter Herzberg als politischer Karikaturist und Jude gleichermaßen in Gefahr und flüchtete nach dem Reichstagsbrand umgehend über Zürich nach Paris. Dort konnte er jedoch nicht legal arbeiten, da Flüchtlinge keine Arbeitserlaubnis erhielten. Versuche, seine Zeichnungen über einen Mittelsmann unterzubringen, gelangen zwar, brachten aber kaum Geld ein. Unter diesen Umständen sah er keine Möglichkeit, seine Familie nachzuholen und kehrte 1935 nach Berlin zurück. Er fand Arbeit in der Großhandelsfirma eines Onkels, bis diese arisiert wurde. Wieder folgte eine Zeit der Abhängigkeit von Verwandten. <br />
<br />
Im Frühjahr 1938 legte der Sohn Klaus sein Abitur ab. Den Eltern gelang es, für ihn ein Studentenzertifikat für die Einreisebewilligung nach Palästina zu bekommen. Klaus Herzberg änderte in Palästina seinen Namen und hieß seitdem Daniel Dishon. Er starb 2009 in Jerusalem.<br />
<br />
Im Sommer 1939 erhielt Walter Herzberg eine Stelle als Zeichenlehrer an der III. Privaten Volksschule der jüdischen Gemeinde in der Rykestraße, bis diese am 30. Juni 1942 geschlossen wurde. Nun teilte ihn die Gestapo der Jüdischen Gemeinde zur Zwangsarbeit als „Ordner“ zu. Das bedeutete, dass er den Menschen, die auf der Deportationsliste standen, den Deportationsbescheid überbringen musste, darunter waren auch seine eigenen Verwandten. Diese für ihn sehr belastende Tätigkeit musste er bis Mitte Februar 1943 ausüben. Danach folgte noch ein letzter Einsatz im Amt VII des Reichssicherheitshauptamtes, in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin-Schöneberg. Dort musste er in der aus geraubten jüdischen Buchbeständen bestehenden „Jüdischen Bibliothek“ als Buchbinder arbeiten. <br />
<br />
Am 8. März 1943 wurde Walter Herzberg zusammen mit seiner Frau festgenommen und am 12. März mit dem „36. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Er wurde nach der Ankunft einem Arbeitskommando zugeteilt und später in Auschwitz ermordet. <br />
<br />
Auf Initiative der Historikerin Barbara Schieb wurden im Juni 2006 die Stolpersteine in der Motzstr. 51 (früher: Hausnummer 60) verlegt. Hier war die langjährige Wohnung der Familie Herzberg: Walter Herzberg, seine Mutter Rose und seine Schwester Ilse lebten hier, wie auch Walters Frau Edith und Sohn Klaus, bis sie 1933 mit der Flucht Walter Herzbergs die Wohnung verlassen mussten.

Walter Herzberg kam am 7. Juli 1898 als zweites Kind liberaler jüdischer Eltern in Königsberg/Ostpreußen (dem heutigen Kaliningrad) zur Welt. Er hatte eine zwei Jahre ältere Schwester. Seiner Mutter Rose, geborene Landsberg, wurde in Berlin geboren, sein Vater Gustav kam in Köln im Rheinland zur Welt. Der Vater ging erst nach Berlin und später nach Königsberg, wo er Chefredakteur einer großen liberalen Zeitung wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter 1913 mit den Kindern zurück in ihre Heimatstadt Berlin. Dort wohnten sie in der Motzstraße 60 (heute: Hausnummer 51). Walter Herzberg fiel bereits auf dem Gymnasium durch sein außergewöhnliches Zeichentalent auf, 1916 legte er das kriegsbedingt verkürzte Notabitur ab. Nun begann er in der Zeichenklasse von Alfred Thon an der Berliner Kunstakademie zu studieren, meldete sich aber noch im selben Jahr freiwillig zum Kriegseinsatz. Die Jahre an der Front hinterließen tiefe Spuren bei dem künstlerisch begabten jungen Mann.

Walter Herzberg suchte schon in den Kriegsjahren nach seiner Jugendfreundin Edith Wunderlich aus Königsberg. Nach Kriegsende fand er sie schließlich in Berlin, im Jahr 1919 heirateten er und Edith. Im Jahr darauf kam der Sohn Klaus zur Welt.

Um der Nachkriegsnot in Berlin zu entgehen, zog die junge Familie bald zu Walters Schwester Ilse, denn Walter Herzberg war beruflich noch nicht etabliert. Der zeichnerisch hochtalentierte Walter versuchte sich in verschiedenen Berufszweigen, ohne dabei seine künstlerische Ausbildung aus dem Auge zu verlieren. Um 1923 zogen die Herzbergs nach Obernigk, einem Vorort von Breslau, zu Charles Wunderlich, einem von Ediths Brüdern. Walter arbeitete als Bankangestellter und setzte sein Studium an der Kunstakademie in Breslau fort. Es folgte noch ein Ausflug nach Baden-Baden, wo er sich ab 1925 geschäftlich als Kunst- und Antiquitätenhändler versuchte, jedoch ohne Erfolg.

Ab 1927 lebte Walter Herzberg mit seiner Familie wieder in Berlin, seine Federzeichnungen wurden in verschiedenen Satire-Zeitschriften abgedruckt. Sicherheit für die Familie bot eine feste Anstellung beim Berliner Tageblatt für die satirische Wochenbeilage „Ulk“. Seit seiner Fronterfahrung stand er allem Militärischen und jeglicher Obrigkeit kritisch gegenüber. Diese Haltung ließ er stets auch in sein künstlerisches Werk einfließen. Auf die politische Radikalisierung der Nationalsozialisten und die zunehmende Gefährdung der Weimarer Demokratie Ende der 1920er Jahre reagierte er mit pointierten Zeichnungen, auch Hitler entkam Herzbergs spitzer Feder nicht: ab 1930 karikierte er ihn in der Satirezeitschrift „Ulk“. Gelegentlich zeichnete er auch für die kleine, radikale und linke Zeitschrift „Die Ente“.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten war Walter Herzberg als politischer Karikaturist und Jude gleichermaßen in Gefahr und flüchtete nach dem Reichstagsbrand umgehend über Zürich nach Paris. Dort konnte er jedoch nicht legal arbeiten, da Flüchtlinge keine Arbeitserlaubnis erhielten. Versuche, seine Zeichnungen über einen Mittelsmann unterzubringen, gelangen zwar, brachten aber kaum Geld ein. Unter diesen Umständen sah er keine Möglichkeit, seine Familie nachzuholen und kehrte 1935 nach Berlin zurück. Er fand Arbeit in der Großhandelsfirma eines Onkels, bis diese arisiert wurde. Wieder folgte eine Zeit der Abhängigkeit von Verwandten.

Im Frühjahr 1938 legte der Sohn Klaus sein Abitur ab. Den Eltern gelang es, für ihn ein Studentenzertifikat für die Einreisebewilligung nach Palästina zu bekommen. Klaus Herzberg änderte in Palästina seinen Namen und hieß seitdem Daniel Dishon. Er starb 2009 in Jerusalem.

Im Sommer 1939 erhielt Walter Herzberg eine Stelle als Zeichenlehrer an der III. Privaten Volksschule der jüdischen Gemeinde in der Rykestraße, bis diese am 30. Juni 1942 geschlossen wurde. Nun teilte ihn die Gestapo der Jüdischen Gemeinde zur Zwangsarbeit als „Ordner“ zu. Das bedeutete, dass er den Menschen, die auf der Deportationsliste standen, den Deportationsbescheid überbringen musste, darunter waren auch seine eigenen Verwandten. Diese für ihn sehr belastende Tätigkeit musste er bis Mitte Februar 1943 ausüben. Danach folgte noch ein letzter Einsatz im Amt VII des Reichssicherheitshauptamtes, in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin-Schöneberg. Dort musste er in der aus geraubten jüdischen Buchbeständen bestehenden „Jüdischen Bibliothek“ als Buchbinder arbeiten.

Am 8. März 1943 wurde Walter Herzberg zusammen mit seiner Frau festgenommen und am 12. März mit dem „36. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Er wurde nach der Ankunft einem Arbeitskommando zugeteilt und später in Auschwitz ermordet.

Auf Initiative der Historikerin Barbara Schieb wurden im Juni 2006 die Stolpersteine in der Motzstr. 51 (früher: Hausnummer 60) verlegt. Hier war die langjährige Wohnung der Familie Herzberg: Walter Herzberg, seine Mutter Rose und seine Schwester Ilse lebten hier, wie auch Walters Frau Edith und Sohn Klaus, bis sie 1933 mit der Flucht Walter Herzbergs die Wohnung verlassen mussten.