Werner Cohn

Location 
Landshuter Str. 35
District
Schöneberg
Stone was laid
25 April 2012
Born
30 October 1887 in Berlin
Occupation
Puppenbekleidungsfabrikant
Deportation
on 28 March 1942 to Piaski-Trawniki
Murdered
in Piaski

Werner Cohn wurde am 30. Oktober 1887 als Sohn von Hermann und Olga Cohn in Berlin geboren. Um 1910 übernahmen er und sein Bruder Alfred den Betrieb des Vaters, eine kleine Fabrik zur Herstellung von Puppenbekleidung in der Schmidstraße 15 in Berlin-Mitte. Gemeinsam mit seiner Frau Frieda hatte Werner Cohn zwei Kinder: die 1921 und 1923 geborenen Töchter Steffi und Ruth. Die Familie gehörte zur jüdischen Reformgemeinde. Seit Anfang der 1930er Jahre lebten die Cohns in Berlin-Schöneberg in der Landshuterstraße 35.<br />
Die 1936 von der älteren Tochter Steffi begonnene kaufmännische Ausbildung im traditionsreichen, 1815 gegründeten „Kaufhaus N. Israel“ wurde wegen der zunehmenden Kaufboykotte gegen jüdische Geschäfte und der immer lebensbedrohlicher werdenden Situation für Juden in Deutschland im September 1938 in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Steffi folgte dem Ratschlag ihres Arbeitgebers zur Umschulung, und im Mai 1939 gelang ihr die Auswanderung und die Aufnahme als Hauswirtschaftlerin bei einer Notarsfamilie in Birmingham. <br />
In einem Brief vom 14. Juli 1939 baten Frieda und Werner Cohn ihre Tochter in England um Hilfe. Sie wollten selbst Deutschland verlassen und hatten ein Exposé zur Gründung einer Puppenartikelfabrik in England entworfen, das ihre Tochter dort einflussreichen Freunden und Bekannten vorlegen sollte. In dem Brief heißt es: „Du empfängst hier als Einlage ein Exposé, das ich Dich bitte, entweder Mr. Choweder oder Herrn Dr. Levy oder dem Herrn Gemeindevorstand oder sonst jemandem zu zeigen, den Du dafür geeignet hältst. Es handelt sich um Folgendes: Hier ist unseres Bleibens nicht mehr. Du bist schon in England. Ruthchen kommt, so Gott will, in einigen Wochen auch hin … Wir haben den Wunsch, erstens in dem Land zu leben, wo unsere Kinder sind, zweitens uns dort zu ernähren, ohne dem Land lästig zu sein. Wir möchten, wenn irgend möglich, dort in einem der Notstandsgebiete arbeiten, was wir hier gearbeitet haben, würden also notleidenden Frauen, die nähen können, Arbeit schaffen. Zu diesem Ziel zu kommen, brauchen wir Jemanden, der ein solches Unternehmen finanziert. Wir würden entweder in der kleinsten Weise eine Fabrikation beginnen, dann gehört nur wenig Geld dazu, oder wir könnten in einer Fabrik ähnlicher Branche unsere Artikel zusätzlich herstellen, dann gehört ein besonders großes Kapital auch nicht dazu. Nimm mal an, eine Spielwaren Engros Firma hat unsere Sachen nicht und würde sie zusätzlich machen, oder eine Kinderbekleidungsfirma hat keine Hüte, die wir dann herstellen könnten. Das Exposé ist schon vor einiger Zeit geschrieben. Wahrscheinlich kommt es nur für Mutti & mich in Frage. …. Jedenfalls bitte ich Dich, mein Steffichen, bringe das Thema doch zur Debatte, damit sich Deine Bekannten mit dem Gedanken beschäftigen. Vielleicht kommt uns dann von irgendwem Hilfe. Es könnte ja auch sein, dass Deine Bekannten andere Ideen haben. Ich würde auch eine Stellung annehmen, aber das gibt’s glaube ich nicht. Wir könnten uns betätigen, wo es auch sei, Fachkenntnisse besitzen wir aber in unserer Branche. Dass ich Dich junges Kind schon mit so schwerem beladen muss, Steffichen, darunter leiden wir, aber heute kann uns doch nur Hilfe durch Eure evtl. Beziehungen kommen. Und hier hört die Möglichkeit zum Existieren für unser Geschäft auf … noch geht es uns nicht schlechter wie bisher. Aber wir müssen mit aller Kraft sehen, unsere Auswanderung zu ermöglichen.“<br />
Die Firma der Cohns ist im Branchenverzeichnis der Berliner Adressbücher in der Rubrik „Puppenartikel“ das letzte Mal 1940 unter dem Namen des Vaters Hermann („Cohn sen. H.“) verzeichnet. <br />
Am 28. März 1942 wurden Werner Cohn und seine Frau direkt von ihren Zwangsarbeitsplätzen mit dem „11. Osttransport“ nach Piaski deportiert und dort ermordet. <br />
Steffi Schurrer (geb. Cohn) blieb nach dem Krieg in England, die jüngere Tochter Ruth emigrierte in die USA.<br />

Werner Cohn wurde am 30. Oktober 1887 als Sohn von Hermann und Olga Cohn in Berlin geboren. Um 1910 übernahmen er und sein Bruder Alfred den Betrieb des Vaters, eine kleine Fabrik zur Herstellung von Puppenbekleidung in der Schmidstraße 15 in Berlin-Mitte. Gemeinsam mit seiner Frau Frieda hatte Werner Cohn zwei Kinder: die 1921 und 1923 geborenen Töchter Steffi und Ruth. Die Familie gehörte zur jüdischen Reformgemeinde. Seit Anfang der 1930er Jahre lebten die Cohns in Berlin-Schöneberg in der Landshuterstraße 35.
Die 1936 von der älteren Tochter Steffi begonnene kaufmännische Ausbildung im traditionsreichen, 1815 gegründeten „Kaufhaus N. Israel“ wurde wegen der zunehmenden Kaufboykotte gegen jüdische Geschäfte und der immer lebensbedrohlicher werdenden Situation für Juden in Deutschland im September 1938 in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Steffi folgte dem Ratschlag ihres Arbeitgebers zur Umschulung, und im Mai 1939 gelang ihr die Auswanderung und die Aufnahme als Hauswirtschaftlerin bei einer Notarsfamilie in Birmingham.
In einem Brief vom 14. Juli 1939 baten Frieda und Werner Cohn ihre Tochter in England um Hilfe. Sie wollten selbst Deutschland verlassen und hatten ein Exposé zur Gründung einer Puppenartikelfabrik in England entworfen, das ihre Tochter dort einflussreichen Freunden und Bekannten vorlegen sollte. In dem Brief heißt es: „Du empfängst hier als Einlage ein Exposé, das ich Dich bitte, entweder Mr. Choweder oder Herrn Dr. Levy oder dem Herrn Gemeindevorstand oder sonst jemandem zu zeigen, den Du dafür geeignet hältst. Es handelt sich um Folgendes: Hier ist unseres Bleibens nicht mehr. Du bist schon in England. Ruthchen kommt, so Gott will, in einigen Wochen auch hin … Wir haben den Wunsch, erstens in dem Land zu leben, wo unsere Kinder sind, zweitens uns dort zu ernähren, ohne dem Land lästig zu sein. Wir möchten, wenn irgend möglich, dort in einem der Notstandsgebiete arbeiten, was wir hier gearbeitet haben, würden also notleidenden Frauen, die nähen können, Arbeit schaffen. Zu diesem Ziel zu kommen, brauchen wir Jemanden, der ein solches Unternehmen finanziert. Wir würden entweder in der kleinsten Weise eine Fabrikation beginnen, dann gehört nur wenig Geld dazu, oder wir könnten in einer Fabrik ähnlicher Branche unsere Artikel zusätzlich herstellen, dann gehört ein besonders großes Kapital auch nicht dazu. Nimm mal an, eine Spielwaren Engros Firma hat unsere Sachen nicht und würde sie zusätzlich machen, oder eine Kinderbekleidungsfirma hat keine Hüte, die wir dann herstellen könnten. Das Exposé ist schon vor einiger Zeit geschrieben. Wahrscheinlich kommt es nur für Mutti & mich in Frage. …. Jedenfalls bitte ich Dich, mein Steffichen, bringe das Thema doch zur Debatte, damit sich Deine Bekannten mit dem Gedanken beschäftigen. Vielleicht kommt uns dann von irgendwem Hilfe. Es könnte ja auch sein, dass Deine Bekannten andere Ideen haben. Ich würde auch eine Stellung annehmen, aber das gibt’s glaube ich nicht. Wir könnten uns betätigen, wo es auch sei, Fachkenntnisse besitzen wir aber in unserer Branche. Dass ich Dich junges Kind schon mit so schwerem beladen muss, Steffichen, darunter leiden wir, aber heute kann uns doch nur Hilfe durch Eure evtl. Beziehungen kommen. Und hier hört die Möglichkeit zum Existieren für unser Geschäft auf … noch geht es uns nicht schlechter wie bisher. Aber wir müssen mit aller Kraft sehen, unsere Auswanderung zu ermöglichen.“
Die Firma der Cohns ist im Branchenverzeichnis der Berliner Adressbücher in der Rubrik „Puppenartikel“ das letzte Mal 1940 unter dem Namen des Vaters Hermann („Cohn sen. H.“) verzeichnet.
Am 28. März 1942 wurden Werner Cohn und seine Frau direkt von ihren Zwangsarbeitsplätzen mit dem „11. Osttransport“ nach Piaski deportiert und dort ermordet.
Steffi Schurrer (geb. Cohn) blieb nach dem Krieg in England, die jüngere Tochter Ruth emigrierte in die USA.