Flora Klein née Sussmann

Location 
Pariser Str. 49
District
Wilmersdorf
Stone was laid
22 June 2014
Born
17 October 1891 in Cepron
Deportation
on 18 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
12 November 1942 in Łódź / Litzmannstadt

In der etwa 34000 Einwohner umfassenden ungarischen Kleinstadt Sopron – südwestlich des Neusiedler Sees gelegen - kam am 17. Oktober 1891 Flora Sussmann zur Welt. Ernestine Wallisch, ihre Mutter, hatte im österreichischen Burgenland gelebt und war nach ihrer Hochzeit mit Max Sussmann nach Sopron gezogen. Flora wurde ungarische Staatsbürgerin. Die Familie Sussmann zog zu einem nicht bekannten Zeitpunkt und aus nicht weiter bekannten Gründen nach Zürich in die Schweiz. Nachgewiesen ist, dass Flora noch zwei Brüder mit den Namen Hugo und Norbert hatte. Norbert war in die USA emigriert und mit Serafine Glaser - Sussmann verheiratet. In der Akte der Berliner Entschädigungsbehörde sind jedoch weitere Sussmanns als Erbengemeinschaft nach der Mutter Ernestine aufgeführt: Miklos (Nikolaus), Leo und Deszö Sussmann, sowie Ilona Wyler - Sussmann, Berty Levy - Sussmann , Ilona Blauer - Sussmann. Viele von ihnen waren in Zürich ansässig. In welchem Verwandtschaftsverhältnis diese Personen zu Flora Sussmann standen ist nicht bekannt, einzig Ilona Blauer - Sussmann, die in Yad Vashem Gedenkblätter bestellte, gab an, die Nichte von Flora gewesen zu sein.<br />
<br />
In Zürich besuchte Flora nach der Primarschule eine höhere Töchterschule und erlernte danach den Beruf einer Schneiderin. Sie arbeitete fleißig an ihrer Aussteuer und konnte von ihren Eltern eine reichliche Mitgift in Empfang nehmen, als sie im Dezember 1919 Zürich verließ und am 19. Februar 1920 die Ehe mit dem Berliner Nathan Klein einging. Flora lebte fortan in Berlin, sie erhielt durch die Ehe mit Nathan die deutsche Staatsbürgerschaft, die ihr später durch die Nazis wieder aberkannt werden sollte. <br />
<br />
Am 22. Januar 1921 wurde der Sohn Kurt Siegfried geboren, drei Jahre später, am 25. August 1924 die Tochter Yvonne Irene.<br />
<br />
Der Familie ging es wirtschaftlich nicht gut. Nathan war Vertreter für eine Firma für Schneidereiartikel. Die Inflation trieb die Familie immer mehr in eine Notsituation, sodass Floras Vater Max Sussmann helfend eingriff. Er gab seinem Schwiegersohn ein Darlehen, mit dem dieser sich selbstständig machen konnte. Das Darlehen konnte Nathan nie zurückzahlen. <br />
<br />
Flora und ihre Kinder besuchten im April und Mai 1933, kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, ihre Familie in Zürich. Sie kehrten jedoch wieder nach Berlin zurück, was ihr tragisches Schicksal besiegelte. <br />
<br />
1939 ließ sich das Ehepaar scheiden. Nathan, der aus der gemeinsamen Wohnung in der Pariser Straße auszog, schmiedete Auswanderungspläne nach Südamerika. Flora und ihre Kinder strebten eine Ausreise in die USA an. Alle Pläne wurden durch den Krieg und die völlige Entrechtung der Juden durchkreuzt.<br />
<br />
Da Nathan keinerlei Alimente für seine Kinder zahlen konnte, musste Flora seine Geschäfte mit den in der Wohnung verbliebenen Schneidereiartikeln fortsetzen. Sie tat dieses heimlich, denn Nathans Firma war 1939 zwangsweise aufgelöst worden. So besuchte sie die alten Kunden und verkaufte ihnen die noch vorhandenen Waren.<br />
<br />
Von Yvonne ist bekannt, dass sie ebenso wie ihre Mutter den Beruf der Schneiderin, bzw. einer Putzmacherin erlernte. Kurt wurde Werkzeugmacher. Ob die Beiden jemals in ihren Berufen eine Anstellung fanden ist nicht bekannt.<br />
<br />
Am 18. Oktober 1941 wurden Flora, Kurt und Yvonne in das Getto Lodz verschleppt. Es war der allererste Deportationszug, mit dem Berliner Juden – es wurden über 1000 Menschen in die Waggons gepfercht – vom Bahnhof Berlin – Grunewald aus nach Lodz, von den Nazis in Litzmannstadt umbenannt, transportiert wurden. Sie wurden dort zusammen in einer Behausung in der Hohensteiner Straße 31/32 untergebracht. Als Todesdatum wurde für alle Drei der 12. November 1942 benannt, der Todesort das Getto.<br />
<br />
Am 11. September 1946 erhielt Hugo Sussmann in Zürich einen Brief der ebenfalls im Getto gefangenen Flora Herberger, in der sie über Floras, Kurts und Yvonnes Schicksal detailliert berichtet:<br />
<br />
„Sehr geehrter Herr Sussmann:<br />
Schon so lange liegt es mir am Herzen Ihnen zu schreiben und Ihnen die letzten Grüße Ihrer Schwester, Frau Flora Klein zu übermitteln. Wir, meine Tochter und ich, sind vor ungefähr einem Jahr nach fast vier Jahren KZ Haft zurückgekommen. Wir waren sehr lange krank und zur Erholung weg. Deswegen hören Sie erst heute von mir.- Ich war fast drei Jahre mit Ihrer Schwester und deren Kindern Ivonne und Kurt im Getto Lodz. – Sie hatte ein besonders schreckliches Schicksal – verlor nach einem Jahr Ivonne durch Typhus – dieselbe hatte sich bei ihrer Mutter angesteckt, die diese Krankheit gut überstand. – Dann fing Kurt an krank zu werden und starb nach langem entsetzlichem Siechtum an T.B. – Alles durch Hunger verursacht, unter dem wir schreckliche Qualen litten. Aller Sehnsucht war, noch einmal mit ihren Lieben zusammen sein zu können und durch alles Erzählen sind Sie mir ganz vertraut geworden. Ihre Schwester fiel dann auch der großen Vernichtung, welche im August 1944 noch 50000 Juden, welche von 185000 geblieben waren betrafen, zum Opfer und zwar kam dann alles nach Auschwitz und nur ein ganz kleiner Prozentsatz kam wie ein Wunder mit dem Leben davon……“<br />
<br />
Das Todesdatum 12. November 1942, das für Mutter und Kinder genannt wurde, kann den Aussagen dieser Zeugin zufolge nur für Yvonne stimmen.<br />
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In der etwa 34000 Einwohner umfassenden ungarischen Kleinstadt Sopron – südwestlich des Neusiedler Sees gelegen - kam am 17. Oktober 1891 Flora Sussmann zur Welt. Ernestine Wallisch, ihre Mutter, hatte im österreichischen Burgenland gelebt und war nach ihrer Hochzeit mit Max Sussmann nach Sopron gezogen. Flora wurde ungarische Staatsbürgerin. Die Familie Sussmann zog zu einem nicht bekannten Zeitpunkt und aus nicht weiter bekannten Gründen nach Zürich in die Schweiz. Nachgewiesen ist, dass Flora noch zwei Brüder mit den Namen Hugo und Norbert hatte. Norbert war in die USA emigriert und mit Serafine Glaser - Sussmann verheiratet. In der Akte der Berliner Entschädigungsbehörde sind jedoch weitere Sussmanns als Erbengemeinschaft nach der Mutter Ernestine aufgeführt: Miklos (Nikolaus), Leo und Deszö Sussmann, sowie Ilona Wyler - Sussmann, Berty Levy - Sussmann , Ilona Blauer - Sussmann. Viele von ihnen waren in Zürich ansässig. In welchem Verwandtschaftsverhältnis diese Personen zu Flora Sussmann standen ist nicht bekannt, einzig Ilona Blauer - Sussmann, die in Yad Vashem Gedenkblätter bestellte, gab an, die Nichte von Flora gewesen zu sein.

In Zürich besuchte Flora nach der Primarschule eine höhere Töchterschule und erlernte danach den Beruf einer Schneiderin. Sie arbeitete fleißig an ihrer Aussteuer und konnte von ihren Eltern eine reichliche Mitgift in Empfang nehmen, als sie im Dezember 1919 Zürich verließ und am 19. Februar 1920 die Ehe mit dem Berliner Nathan Klein einging. Flora lebte fortan in Berlin, sie erhielt durch die Ehe mit Nathan die deutsche Staatsbürgerschaft, die ihr später durch die Nazis wieder aberkannt werden sollte.

Am 22. Januar 1921 wurde der Sohn Kurt Siegfried geboren, drei Jahre später, am 25. August 1924 die Tochter Yvonne Irene.

Der Familie ging es wirtschaftlich nicht gut. Nathan war Vertreter für eine Firma für Schneidereiartikel. Die Inflation trieb die Familie immer mehr in eine Notsituation, sodass Floras Vater Max Sussmann helfend eingriff. Er gab seinem Schwiegersohn ein Darlehen, mit dem dieser sich selbstständig machen konnte. Das Darlehen konnte Nathan nie zurückzahlen.

Flora und ihre Kinder besuchten im April und Mai 1933, kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, ihre Familie in Zürich. Sie kehrten jedoch wieder nach Berlin zurück, was ihr tragisches Schicksal besiegelte.

1939 ließ sich das Ehepaar scheiden. Nathan, der aus der gemeinsamen Wohnung in der Pariser Straße auszog, schmiedete Auswanderungspläne nach Südamerika. Flora und ihre Kinder strebten eine Ausreise in die USA an. Alle Pläne wurden durch den Krieg und die völlige Entrechtung der Juden durchkreuzt.

Da Nathan keinerlei Alimente für seine Kinder zahlen konnte, musste Flora seine Geschäfte mit den in der Wohnung verbliebenen Schneidereiartikeln fortsetzen. Sie tat dieses heimlich, denn Nathans Firma war 1939 zwangsweise aufgelöst worden. So besuchte sie die alten Kunden und verkaufte ihnen die noch vorhandenen Waren.

Von Yvonne ist bekannt, dass sie ebenso wie ihre Mutter den Beruf der Schneiderin, bzw. einer Putzmacherin erlernte. Kurt wurde Werkzeugmacher. Ob die Beiden jemals in ihren Berufen eine Anstellung fanden ist nicht bekannt.

Am 18. Oktober 1941 wurden Flora, Kurt und Yvonne in das Getto Lodz verschleppt. Es war der allererste Deportationszug, mit dem Berliner Juden – es wurden über 1000 Menschen in die Waggons gepfercht – vom Bahnhof Berlin – Grunewald aus nach Lodz, von den Nazis in Litzmannstadt umbenannt, transportiert wurden. Sie wurden dort zusammen in einer Behausung in der Hohensteiner Straße 31/32 untergebracht. Als Todesdatum wurde für alle Drei der 12. November 1942 benannt, der Todesort das Getto.

Am 11. September 1946 erhielt Hugo Sussmann in Zürich einen Brief der ebenfalls im Getto gefangenen Flora Herberger, in der sie über Floras, Kurts und Yvonnes Schicksal detailliert berichtet:

„Sehr geehrter Herr Sussmann:
Schon so lange liegt es mir am Herzen Ihnen zu schreiben und Ihnen die letzten Grüße Ihrer Schwester, Frau Flora Klein zu übermitteln. Wir, meine Tochter und ich, sind vor ungefähr einem Jahr nach fast vier Jahren KZ Haft zurückgekommen. Wir waren sehr lange krank und zur Erholung weg. Deswegen hören Sie erst heute von mir.- Ich war fast drei Jahre mit Ihrer Schwester und deren Kindern Ivonne und Kurt im Getto Lodz. – Sie hatte ein besonders schreckliches Schicksal – verlor nach einem Jahr Ivonne durch Typhus – dieselbe hatte sich bei ihrer Mutter angesteckt, die diese Krankheit gut überstand. – Dann fing Kurt an krank zu werden und starb nach langem entsetzlichem Siechtum an T.B. – Alles durch Hunger verursacht, unter dem wir schreckliche Qualen litten. Aller Sehnsucht war, noch einmal mit ihren Lieben zusammen sein zu können und durch alles Erzählen sind Sie mir ganz vertraut geworden. Ihre Schwester fiel dann auch der großen Vernichtung, welche im August 1944 noch 50000 Juden, welche von 185000 geblieben waren betrafen, zum Opfer und zwar kam dann alles nach Auschwitz und nur ein ganz kleiner Prozentsatz kam wie ein Wunder mit dem Leben davon……“

Das Todesdatum 12. November 1942, das für Mutter und Kinder genannt wurde, kann den Aussagen dieser Zeugin zufolge nur für Yvonne stimmen.