Charlotte Heimann née Heymann

Location 
Görlitzer Straße 42
District
Kreuzberg
Stone was laid
07 October 2020
Born
03 April 1866 in Schlochau (Westpreußen) / Człuchów
Deportation
on 31 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
16 September 1942 in Theresienstadt

Charlotte Heymann kam am 3. April 1866 im westpreußischen Schlochau (heute Człuchów in Polen) als Tochter des jüdischen Handelsmanns Moses Heymann und seiner Ehefrau Johanna, geb. Rosenthal, zur Welt. Schlochau liegt circa 125 km südwestlich von Danzig. Über Charlottes Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt. Die Familie Heymann übersiedelte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Schermeisel, etwa 50 km östlich von Frankfurt (Oder) gelegen, wo 1874 ihr Bruder David geboren wurde. Einen Beruf hat Charlotte Heymann nicht erlernt.
Sie heiratete am 10. Januar 1893 in Berlin den kaufmännischen Angestellten Leopold Heimann, geboren am 5. Februar 1865 in Schermeisel. Das Ehepaar bekam sechs Kinder: Adolf (*1893), Otto (*1895), Amalie (*1898), Margarethe (*1899, im selben Jahr gestorben), Toni (*1900) und Max (*1906).
Seit 1915 bewohnte die Familie eine 4-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss des Vorderhauses in der Görlitzer Straße 42. Leopold Heimann führte dort eine Papierhandlung.
Die Söhne Adolf und Otto dienten als Soldaten im Ersten Weltkrieg. Otto starb im Juni 1916 in einem Marine-Feldlazarett in Flandern an einer Verwundung. Adolf geriet 1918 verwundet in englische Gefangenschaft und kehrte erst Ende 1919 nach Berlin zurück.
Charlotte Heimann und die Töchter Amalie und Toni arbeiteten offenbar in der Papierhandlung mit und führten das Geschäft auch weiter, nachdem Leopold Heimann am 13. Oktober 1935 im Jüdischen Krankenhaus Berlin verstorben war.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Heimann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Familie Heimann musste ihr Papiergeschäft aufgeben. Tochter Toni wurde im Juni 1939 bei Zeiss Ikon in Zehlendorf, Amalie im September 1940 bei der Firma Pertrix in Niederschöneweide zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Der älteste Sohn Adolf starb 1941 an den Folgen eines schweren Leidens, das er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte.
Ende August 1942 wurde Charlotte Heimann in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt, da sie deportiert werden sollte. In einem erhalten gebliebenen Brief fleht sie die Behörden an, sie zu ihren Töchtern zurückkehren zu lassen:
„Ich koche für sie und führe ihnen die Wirtschaft, ebenso für meine beiden Untermieter das Ehepaar Max Kiewe, beschäftigt bei der Firma Frigidaire GmbH Berlin, und Edith Kiewe, geb. Heidemann, beschäftigt bei der Firma Zeiss Ikon; die 4 Menschen, die von mir betreut werden, kommen sehr spät von der Arbeit und ist meine Tätigkeit zu Haus für unsere Wohngemeinschaft dringend erforderlich.
Wenn es in Ihrer Macht steht, helfen Sie einer unglücklichen Mutter. Verhindern Sie meine Abwanderung und lassen Sie mich bei meinen beiden Kindern, die mir noch geblieben sind. Oder aber wenn es nicht anders geht, lassen Sie uns alle drei zusammen hinausgehen.“
Dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Charlotte Heimann wurde am 31. August 1942 mit dem „53. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Traumatisiert durch die Trennung von ihren Töchtern überstand sie Hunger, die katastrophalen hygienischen Bedingungen, Krankheiten und die Überbelegung kaum zwei Wochen – im September 1942 erreichte die Zahl der Häftlinge in Theresienstadt ihren höchsten Stand, die durchschnittliche Wohnfläche für einen Häftling betrug zu diesem Zeitpunkt 1,4 Quadratmeter. Am 16. September 1942 verstarb Charlotte Heimann im Ghetto. Auf ihrer Todesfallanzeige ist als Todesursache „Enteritis – Darmkatarrh“ angegeben.
Ihre Töchter Amalie und Toni wurden am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Das Schicksal des jüngsten Sohnes Max ist nicht bekannt.

Charlotte Heymann kam am 3. April 1866 im westpreußischen Schlochau (heute Człuchów in Polen) als Tochter des jüdischen Handelsmanns Moses Heymann und seiner Ehefrau Johanna, geb. Rosenthal, zur Welt. Schlochau liegt circa 125 km südwestlich von Danzig. Über Charlottes Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt. Die Familie Heymann übersiedelte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Schermeisel, etwa 50 km östlich von Frankfurt (Oder) gelegen, wo 1874 ihr Bruder David geboren wurde. Einen Beruf hat Charlotte Heymann nicht erlernt.
Sie heiratete am 10. Januar 1893 in Berlin den kaufmännischen Angestellten Leopold Heimann, geboren am 5. Februar 1865 in Schermeisel. Das Ehepaar bekam sechs Kinder: Adolf (*1893), Otto (*1895), Amalie (*1898), Margarethe (*1899, im selben Jahr gestorben), Toni (*1900) und Max (*1906).
Seit 1915 bewohnte die Familie eine 4-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss des Vorderhauses in der Görlitzer Straße 42. Leopold Heimann führte dort eine Papierhandlung.
Die Söhne Adolf und Otto dienten als Soldaten im Ersten Weltkrieg. Otto starb im Juni 1916 in einem Marine-Feldlazarett in Flandern an einer Verwundung. Adolf geriet 1918 verwundet in englische Gefangenschaft und kehrte erst Ende 1919 nach Berlin zurück.
Charlotte Heimann und die Töchter Amalie und Toni arbeiteten offenbar in der Papierhandlung mit und führten das Geschäft auch weiter, nachdem Leopold Heimann am 13. Oktober 1935 im Jüdischen Krankenhaus Berlin verstorben war.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Heimann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Familie Heimann musste ihr Papiergeschäft aufgeben. Tochter Toni wurde im Juni 1939 bei Zeiss Ikon in Zehlendorf, Amalie im September 1940 bei der Firma Pertrix in Niederschöneweide zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Der älteste Sohn Adolf starb 1941 an den Folgen eines schweren Leidens, das er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte.
Ende August 1942 wurde Charlotte Heimann in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt, da sie deportiert werden sollte. In einem erhalten gebliebenen Brief fleht sie die Behörden an, sie zu ihren Töchtern zurückkehren zu lassen:
„Ich koche für sie und führe ihnen die Wirtschaft, ebenso für meine beiden Untermieter das Ehepaar Max Kiewe, beschäftigt bei der Firma Frigidaire GmbH Berlin, und Edith Kiewe, geb. Heidemann, beschäftigt bei der Firma Zeiss Ikon; die 4 Menschen, die von mir betreut werden, kommen sehr spät von der Arbeit und ist meine Tätigkeit zu Haus für unsere Wohngemeinschaft dringend erforderlich.
Wenn es in Ihrer Macht steht, helfen Sie einer unglücklichen Mutter. Verhindern Sie meine Abwanderung und lassen Sie mich bei meinen beiden Kindern, die mir noch geblieben sind. Oder aber wenn es nicht anders geht, lassen Sie uns alle drei zusammen hinausgehen.“
Dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Charlotte Heimann wurde am 31. August 1942 mit dem „53. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Traumatisiert durch die Trennung von ihren Töchtern überstand sie Hunger, die katastrophalen hygienischen Bedingungen, Krankheiten und die Überbelegung kaum zwei Wochen – im September 1942 erreichte die Zahl der Häftlinge in Theresienstadt ihren höchsten Stand, die durchschnittliche Wohnfläche für einen Häftling betrug zu diesem Zeitpunkt 1,4 Quadratmeter. Am 16. September 1942 verstarb Charlotte Heimann im Ghetto. Auf ihrer Todesfallanzeige ist als Todesursache „Enteritis – Darmkatarrh“ angegeben.
Ihre Töchter Amalie und Toni wurden am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Das Schicksal des jüngsten Sohnes Max ist nicht bekannt.