Max Heidemann

Location 
Alexanderstraße 6
Historical name
Alte Schützenstraße 10
District
Mitte
Stone was laid
13 March 2023
Born
12 October 1892 in Frankfurt (Oder)
Occupation
Koch
Escape
1937 Holland, Frankreich
Verhaftet
February 1942 to June 1942 in Gefängnis Moabit
Verhaftet
to 1942 in Zuchthaus Brandenburg
Deportation
on 08 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Max Heidemann ist am 12.10.1892 in Frankfurt-Oder geboren worden. Er war das Fünfte von sechs Geschwistern. Seine Eltern sind bald nach seiner Geburt nach Berlin umgezogen. Der Vater Siegfried war Pferdehändler, die Mutter Minna war Hausfrau und kümmerte sich um die 6 Kinder. Für beide gibt es einen gut erhaltenen Grabstein auf dem jüdischen Friedhof von Berlin-Weißensee.

Wir wissen, dass 2 Brüder von Max im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft haben. Benno hat in Nordfrankreich gekämpft. Der Zweite, Hermann, ist 1916 in den französischen Vogesen gefallen.
Deshalb vermuten wir, dass auch Max, der 1914 bei Kriegsbeginn 22 Jahre alt war, ebenfalls als Soldat im Krieg war.

1919, mit 27 Jahren, heiratete Max Edith Zander, die zusammen mit ihrer Mutter 1943 als Jüdin von den Nazis ermordet wurde. Edith und Max hatten einen Sohn, Heinz, der 1934 mit 14 Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte. 1922 ließ das Paar sich scheiden.

1924, als Max 32 Jahre alt war, trat er in die KPD (Kommunistische Partei Deutschland) ein.

Max war 1933, nachdem die Nazis die Macht übernommen hatten, fast ein Jahr in Berlin Moabit im Gefängnis inhaftiert. Den genauen Grund kennen wir nicht, es ist aber wahrscheinlich, dass er zunächst aus politischen Gründen, wegen seines kommunistischen Engagements dort einsitzen musste. Wahrscheinlich wurde er nach der Entlassung arbeitslos und hatte kein Einkommen mehr.
1937, als er 45 Jahre alt war, entschied er sich, Deutschland zu verlassen und zu seinem Bruder Arthur, meinem Großvater, nach Amsterdam zu fliehen. Etwa zur gleichen Zeit verließ auch Max jüngerer Bruder Benno Berlin und die drei lebten kurze Zeit zusammen in der Wohnung von Arthur. Dieser hatte kurze Zeit zuvor noch einmal geheiratet; eine niederländische Jüdin, mit der er 1936 eine Tochter, Henriette, bekam. Die Wohnung war sehr klein und sie lebten auf engstem Raum zusammen.

1938 floh Max weiter nach Paris, wo er sich erneut der KPD (Auslandssektion in Frankreich) anschloss. So betätigte er sich dort erneut politisch, besuchte Versammlungen und verteilte Flugblätter. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Koch in einem Restaurant.

Wegen seiner politischen Betätigung und weil er Jude war, wurde er 1939 von Deutschland ausgebürgert. Durch diesen Vorgang wurde er „staatenlos“. Uns liegt ein mehrseitiges Dokument der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Berlin zum Vorgang seiner Ausbürgerung vor. Darin wird Max der „Gräuelpropaganda“ gegen das Deutsche Reich beschuldigt. Dies war ein so häufiger wie absurder Vorwurf des nationalsozialistischen Terrorapparates gegen seine politischen Feinde.

Im Juni 1940 wurde Paris von der deutschen Wehrmacht besetzt. Max musste untertauchen. Dies bedeutete ein Leben ohne festen Wohnsitz und geregelte Arbeit.

Wir vermuten, dass Max bei einer Großrazzia im Dezember 1941 in Paris verhaftet und Anfang 1942 mit einer kleineren Gruppe von etwa 60 jüdischen Kommunisten nach Deutschland gebracht wurde. Die Überstellung fand im Rahmen der im Dezember 1941 von Hitler persönlich angeordneten „Nacht- und Nebelaktion“ statt. Die „Nacht- und Nebelaktion“ wurde bis Ende der deutschen Besatzung Frankreichs 1944 praktiziert, um den französischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung zu brechen. Widerstandskämpfer waren zuvor öffentlich erschossen worden. Als gesteigerte Terrormaßnahme der deutschen Besatzer, wurden sie ab Dezember 1941 bei „Nacht und Nebel“, also unter strengster Geheimhaltung und ohne Information an die nächsten Angehörigen, nach Deutschland entführt. Dort wurden sie inhaftiert, ermordet oder in Konzentrationslager gebracht. Die Angehörigen erfuhren oftmals bis zum Ende des Krieges nichts über das Schicksal ihrer Freunde und Verwandten.

 Wir wissen, dass Max im Februar 1942 im Gefängnis Berlin-Moabit inhaftiert war und von dort im Juni 1942 in das Zuchthaus Brandenburg verlegt wurde.
Am 5. Januar 1943 wurde Max mit 14 weiteren jüdischen Häftlingen an die Staatspolizei Potsdam überstellt. Die Gruppe wurde gemeinsam nach Ausschwitz deportiert.  Max Heidemann ist als erster auf einer alphabetisch geordneten Liste genannt.

Am 8. Januar 1943 kam der Sammeltransport mit den Männern im Konzentrationslager Auschwitz an. Im Sammeltransport befanden sich 107 männliche und 57 weibliche Häftlinge aus Gefängnissen in Wien und Berlin und Umgebung. Die 15 Häftlinge aus dem Zuchthaus Brandenburg erhielten die Häftlingsnummern 85902 bis 85917.

Max‘ Leiche ist im Totenbuch der Leichenhalle (Baracke 6) am 1. März 1943 registriert worden. Zuvor lag er in einer Krankenbaracke (Baracke 20). Er ist 1943 im Alter von 51 Jahren in Auschwitz ermordet worden.