Leo Jakob Engländer

Location 
Alte Schönhauser Str. 2
District
Mitte
Stone was laid
05 March 2024
Born
26 December 1901 in Berlin
Occupation
Kaufmann
Escape
1939 Palästina
Abgeschoben
28 October 1938 to 30 March 1939 to Bentschen / Zbąszyń
Survived

Leo Jakob Arjeh Engländer wurde am 26.12.1901 in Berlin geboren. In Berlin war er ledig und lebte zusammen mit seinen Eltern Isidor und Malwina sowie dem jüngeren Bruder Heinz. Leo besuchte die 290. Gemeindeschule in der Danziger Straße bis zu seinem 6. Lebensjahr, später die Königsstädtische Oberrealschule in der Pasteurstraße, die er mit dem Reifezeugnis für die Obersekunda abschloss. Anschließend ging er in die Lehre bei der Firma Grünthal, Sorensohn & Co, ein Damenbekleidungsgeschäft. Hier war er danach bis 1923 eingestellt. 

In den folgenden zehn Jahren war Leo selbstständig als Kaufmann für Bekleidung. Ab 1933, nach dem Tod seines Vaters am 01.04.1933 infolge des Judenboykotts, übernahm Leo dessen Engros-Handel für Wolle und Seide in der Alten Schönhauser Str. 2. Hier lebte die Familie auch, vermutlich in einer 5-Zimmer-Wohnung. Von 1936-38 hatte er hier die Verkäuferin Erna Kuhn angestellt.

Im selben Haus gab es eine Gaststätte, die als Sturm-Lokal der SA genutzt wurde und über der Familie wohnte ein Führer des SA-Sturms, weshalb die jüdische Familie schon früh, seit 1933, unentwegt Belästigungen, Verhören, Verhaftungen und Misshandlungen durch die Gestapo ausgesetzt war. Da Leos Mutter, mit der er nun alleine lebte, auf seine Hilfe angewiesen war – sie war erblindet – sah sich Leo zunächst nicht in der Lage seinen Wohnort zu wechseln.

Im Rahmen der „Polenaktion“ wurde Leo am 28.10.1938 ein Aufenthaltsverbot für das Reichsgebiet erteilt. Er wurde verhaftet und nach Bentschen / Zbąszyń in Polen abgeschoben. Hier, im Internierungslager, so beschrieb Leo es in seinem Lebenslauf, musste er zunächst im Freien ohne Nahrung und Kleidung oder anderes Gepäck ausharren. Dann wurde er zusammen mit den anderen internierten Juden und Jüdinnen in einer Kaserne eingesperrt. In dieser Zeit finden Leos gesundheitliche Leiden an.

Für den Zeitraum vom 30.03.1939 bis 06.05.1939 erhielt Leo eine Einreiseerlaubnis für Deutschland, um sein Geschäft zu liquidieren. Dieses und auch die Wohnung der Familie waren jedoch restlos ausgeplündert worden. Mutter Malwina war zwischenzeitlich umgesiedelt worden und lebte nun in der Linienstr. 9. Am 27.08.1942 wurde sie im Alter von 70 Jahren nach Theresienstadt deportiert und dort am 01.05.1943 ermordet.

Leo kehrte zurück ins Internierungslager. Hier ließ er zwei Ausreisemöglichkeiten aus gesundheitlichen Gründen verstreichen. Im Juni 1939 gelang ihm aber schließlich die Flucht nach Palästina mit dem Schiff. Er bezog eine Wohnung in Tel Aviv und heiratete kurz darauf die Dresdenerin Ida Judith Bergler. Am 07.01.1944 bekam das Paar ihren Sohn Yoram.

Leo litt stark unter den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Nach seiner Flucht traten neben Herzleiden auch eine schwere Gelbsucht auf. Leo litt zudem unter dem heißen Klima. Nach einem Herzmuskelschaden infolge der vorangegangenen Leiden wurde ihm 1956 eine um 60% verminderte Arbeitsfähigkeit ausgestellt, die es ihm unmöglich machte seinen Beruf weiter wie vorher auszuüben. Dies hatte massive finanzielle Einbußen zur Folge. Im selben Jahr erlitt Leo einen Herzinfarkt, woraufhin er bettlägerig wurde und seinen Beruf gar nicht mehr ausüben konnte. Zehn Jahre später, am 14.05.1966, verstarb Leo Engländer an seinem Herzleiden.