Juda Amster

Location 
Max-Beer-Straße 48
District
Mitte
Born
25 January 1919 in Berlin
Escape
Belgien
Abgeschoben
28 October 1938 in Bentschen / Zbąszyń ("Polenaktion")
Deportation
on 15 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Juda war das vierte Kind von Lea und Bernhard Amster und wurde am 25. Januar 1919 in Berlin geboren.<br />
In dieser Zeit wohnte die Familie Amster in der Sybelstraße 8 in Charlottenburg, bevor sie Ende der 20er Jahre in die Dragonerstraße 48 (heute Max-Beer-Straße) nach Mitte umzogen. Diese neue Wohnung wurde für die vier Kinder das richtige Zuhause in Berlin, es bestand aus vier Räumen, bestehend aus einem Schlaf-, Speise-, Wohn- und Herrenzimmer sowie Küche und einem Balkon. Die Nachbarschaft in Mitte, in der die Familie die längste Zeit in Berlin wohnte, war „a nice neighborhood“, (,,ein schöner Kiez“) in welchem viele jüdischen Familien ansässig waren.<br />
Das Familienleben gestaltete sich sehr harmonisch. Die jüdischen Feste, feierte die Familie stets gemeinsam. Am Freitagabend kamen die Nachbarn und Verwandten zu ihnen. Dann sprachen stets Sarahs Brüder oder der Vater das Gebet. 
Die Familie Amster war Teil der jüdisch-orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel zu Berlin, welche „a very distinguished organisation“ (,,eine sehr angesehene Organisation“) war. Die Kinder gingen zweimal in der Woche zur „hebrew school“ (,,hebräischen Schule“) und insbesondere die Brüder betätigten sich an einigen außerschulischen Aktivitäten: Neben dem Sport in „gym classes“ und Musikschulunterricht, in dessen Zuge beide Jungs das Violinspielen erlernten, hatten Salomon und Juda auch einen Rabbi mit dem Namen Fidler, der regelmäßig Hausbesuche machte, um sie in die „jüdischen Studien“ einzuweisen. Juda, der Jüngste der vier Kinder, besuchte die Adass-Schule in Berlin Tiergarten und wollte Rabbiner werden. Ein Bekannter der Familie berichtete später: <br />
„Ungefähr im Februar oder März 1940 hat mir Frau Sarah Fingerhut, nämlich die Tochter von Berl Amster, als sie nach New York eingewandert sind, mir erzählt hat das [sic!] ihr jüngster Bruder Juda Amster die Rabbinacal Hochschule Adass Jisroel, in Berlin absolviert hat und unter anderen auch privat Stunden bei dem berühmten Gelehrten, Rabbiner Dr. Chaim Heller genommen hat.“<br />
Am 28. Oktober 1938 wurden Berl, Lea und Juda Amster im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnisch-deutsche Grenze deportiert. Sie wurden in ihrer Wohnung in der Dragonerstraße 2 in Berlin verhaftet und nach Zbąszyń deportiert.<br />
Zwischen dem 27., 28. und 29. Oktober wurden zwischen 16.000 und 18.000 Juden polnischer Staatsbürgerschaft, die schon seit Jahrzehnten in Deutschland gelebt hatten, an die polnische Grenze deportiert. Das Nazi-Regime nahm die neuen Verordnungen der polnischen Regierung durch das März-Gesetz und dem Oktober-Erlass 1938 polnischen Staatsbürgern, die länger als fünf Jahre im Ausland waren, die Staatsbürgerschaft zu entziehen, zum Anlass eine erste Massendeportation bzw. -ausweisung gegen polnische Juden durchzuführen. Dadurch wurden ca. 8.000 polnische Jüdinnen und Juden in der Grenzstadt Zbąszyń von November 1938 bis August 1939 festgehalten. Darunter waren auch Berl, Lea und Juda Amster. <br />
Lea Amster konnte relativ schnell nach Berlin zurückkehren. Ihr Ehemann Berl und ihr Sohn Juda wurden noch bis zum Sommer 1939 (vermutlich August 1939) in Zbąszyń festgehalten bis es ihnen wie einigen anderen erlaubt war nach Berlin zurückzukehren, um finanzielle Angelegenheiten zu erledigen. Sarah Fingerhut berichtete davon in dem Interview: <br />
„You know they sent them from Berlin to Zbąszyń, from Zbąszyń to Berlin to sell their home and their business, but they didn't do that we told them just come get out.” (,,Du weißt, sie wurden von Berlin nach Zbaszyń geschickt, von Zybaszyń nach Berlin um die Wohnung und das Geschäft zu verkaufen, aber das haben sie nicht gemacht, wir haben ihnen gesagt, kommt, haut ab.“)<br />
Daher versuchten Berl und Juda Amster illegal, die deutsch-belgische Grenze zu überschreiten. Sie wurden allerdings dabei am 16.08.1939 in Aachen wegen Passvergehens verhaftet. Von dort wurden sie am 26.08.1939 in das Gefängnis Düsseldorf-Derendorf gebracht und blieben dort nachweislich bis 13.10.1939.98 <br />
Ob sie danach an ein Polizeigefängnis in Aachen zurück übergeben und dann freigelassen oder direkt entlassen wurden, bleibt ungewiss. Fest steht, dass Sarah Fingerhut und Lea Amster in Belgien den Aufenthaltsort von Berl und Juda Amster erfuhren und daraufhin mit Hilfe eines Passfälschers namens Mr. Spinat gefälschte belgische Pässe bekamen, mit denen sie durch die Hilfe einer Freundin und deren Anwalt in Deutschland die Freilassung der beiden erwirkten.<br />
Daraufhin schafften Berl und Juda Amster es vermutlich Ende des Jahres 1939, in Belgien einzureisen. Laut der ITS-Akten ist die Einwanderung zwar auf den Februar 1940 datiert. Dies steht allerdings im Widerspruch zu Aussagen Sarah Fingerhuts im Interview des VHA und den E-Akten. Dort berichtet Sarah Fingerhut, dass die Familie Amster in Belgien für kurze Zeit noch einmal vereint war, bevor Sarah und Ojser Fingerhut im Januar 1940 nach New York auswanderten.<br />
Nachdem die Familie Fingerhut Belgien verlassen hatten, zogen Berl, Lea und Juda Amster nach Brüssel: "My parents took an apartment in Brüssel. They thought Brüssel is a big city, they will be safer there. [..] Because they were supposed to get papers a little while later.” (,,Meine Eltern haben eine Wohnung in Brüssel genommen. Sie haben gedacht, Brüssel ist eine große Stadt, hier wären sie sicher... Eigentlich sollten sie nach kurzer Zeit Papiere bekommen.“)<br />
Sarah Fingerhut hatten bis zuletzt gehofft, ihre Eltern und ihren jüngsten Bruder in die USA nachzuholen. Doch so weit kam es nicht mehr. Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und der damit einhergehenden Eroberung Belgiens durch Nazideutschland war die Familie Amster abermals den Repressionen der Deutschen ausgesetzt. Ab dem Juli 1942 mussten sie beispielsweise auch in Brüssel den Judenstern tragen und wurden schließlich im Dezember 1942 in das Sammellager Malines gebracht. Von dort wurden Lea, Berl und Juda Amster am 15.01.1943 mit den Transportnummern 344, 345 und 346 nach Auschwitz gebracht und getötet. Das offizielle Todesdatum ist auf den 8. Mai 1945 datiert, wobei sie vermutlich schon 1943 ermordet wurden.<br />

Juda war das vierte Kind von Lea und Bernhard Amster und wurde am 25. Januar 1919 in Berlin geboren.
In dieser Zeit wohnte die Familie Amster in der Sybelstraße 8 in Charlottenburg, bevor sie Ende der 20er Jahre in die Dragonerstraße 48 (heute Max-Beer-Straße) nach Mitte umzogen. Diese neue Wohnung wurde für die vier Kinder das richtige Zuhause in Berlin, es bestand aus vier Räumen, bestehend aus einem Schlaf-, Speise-, Wohn- und Herrenzimmer sowie Küche und einem Balkon. Die Nachbarschaft in Mitte, in der die Familie die längste Zeit in Berlin wohnte, war „a nice neighborhood“, (,,ein schöner Kiez“) in welchem viele jüdischen Familien ansässig waren.
Das Familienleben gestaltete sich sehr harmonisch. Die jüdischen Feste, feierte die Familie stets gemeinsam. Am Freitagabend kamen die Nachbarn und Verwandten zu ihnen. Dann sprachen stets Sarahs Brüder oder der Vater das Gebet. 
Die Familie Amster war Teil der jüdisch-orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel zu Berlin, welche „a very distinguished organisation“ (,,eine sehr angesehene Organisation“) war. Die Kinder gingen zweimal in der Woche zur „hebrew school“ (,,hebräischen Schule“) und insbesondere die Brüder betätigten sich an einigen außerschulischen Aktivitäten: Neben dem Sport in „gym classes“ und Musikschulunterricht, in dessen Zuge beide Jungs das Violinspielen erlernten, hatten Salomon und Juda auch einen Rabbi mit dem Namen Fidler, der regelmäßig Hausbesuche machte, um sie in die „jüdischen Studien“ einzuweisen. Juda, der Jüngste der vier Kinder, besuchte die Adass-Schule in Berlin Tiergarten und wollte Rabbiner werden. Ein Bekannter der Familie berichtete später:
„Ungefähr im Februar oder März 1940 hat mir Frau Sarah Fingerhut, nämlich die Tochter von Berl Amster, als sie nach New York eingewandert sind, mir erzählt hat das [sic!] ihr jüngster Bruder Juda Amster die Rabbinacal Hochschule Adass Jisroel, in Berlin absolviert hat und unter anderen auch privat Stunden bei dem berühmten Gelehrten, Rabbiner Dr. Chaim Heller genommen hat.“
Am 28. Oktober 1938 wurden Berl, Lea und Juda Amster im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnisch-deutsche Grenze deportiert. Sie wurden in ihrer Wohnung in der Dragonerstraße 2 in Berlin verhaftet und nach Zbąszyń deportiert.
Zwischen dem 27., 28. und 29. Oktober wurden zwischen 16.000 und 18.000 Juden polnischer Staatsbürgerschaft, die schon seit Jahrzehnten in Deutschland gelebt hatten, an die polnische Grenze deportiert. Das Nazi-Regime nahm die neuen Verordnungen der polnischen Regierung durch das März-Gesetz und dem Oktober-Erlass 1938 polnischen Staatsbürgern, die länger als fünf Jahre im Ausland waren, die Staatsbürgerschaft zu entziehen, zum Anlass eine erste Massendeportation bzw. -ausweisung gegen polnische Juden durchzuführen. Dadurch wurden ca. 8.000 polnische Jüdinnen und Juden in der Grenzstadt Zbąszyń von November 1938 bis August 1939 festgehalten. Darunter waren auch Berl, Lea und Juda Amster.
Lea Amster konnte relativ schnell nach Berlin zurückkehren. Ihr Ehemann Berl und ihr Sohn Juda wurden noch bis zum Sommer 1939 (vermutlich August 1939) in Zbąszyń festgehalten bis es ihnen wie einigen anderen erlaubt war nach Berlin zurückzukehren, um finanzielle Angelegenheiten zu erledigen. Sarah Fingerhut berichtete davon in dem Interview:
„You know they sent them from Berlin to Zbąszyń, from Zbąszyń to Berlin to sell their home and their business, but they didn't do that we told them just come get out.” (,,Du weißt, sie wurden von Berlin nach Zbaszyń geschickt, von Zybaszyń nach Berlin um die Wohnung und das Geschäft zu verkaufen, aber das haben sie nicht gemacht, wir haben ihnen gesagt, kommt, haut ab.“)
Daher versuchten Berl und Juda Amster illegal, die deutsch-belgische Grenze zu überschreiten. Sie wurden allerdings dabei am 16.08.1939 in Aachen wegen Passvergehens verhaftet. Von dort wurden sie am 26.08.1939 in das Gefängnis Düsseldorf-Derendorf gebracht und blieben dort nachweislich bis 13.10.1939.98
Ob sie danach an ein Polizeigefängnis in Aachen zurück übergeben und dann freigelassen oder direkt entlassen wurden, bleibt ungewiss. Fest steht, dass Sarah Fingerhut und Lea Amster in Belgien den Aufenthaltsort von Berl und Juda Amster erfuhren und daraufhin mit Hilfe eines Passfälschers namens Mr. Spinat gefälschte belgische Pässe bekamen, mit denen sie durch die Hilfe einer Freundin und deren Anwalt in Deutschland die Freilassung der beiden erwirkten.
Daraufhin schafften Berl und Juda Amster es vermutlich Ende des Jahres 1939, in Belgien einzureisen. Laut der ITS-Akten ist die Einwanderung zwar auf den Februar 1940 datiert. Dies steht allerdings im Widerspruch zu Aussagen Sarah Fingerhuts im Interview des VHA und den E-Akten. Dort berichtet Sarah Fingerhut, dass die Familie Amster in Belgien für kurze Zeit noch einmal vereint war, bevor Sarah und Ojser Fingerhut im Januar 1940 nach New York auswanderten.
Nachdem die Familie Fingerhut Belgien verlassen hatten, zogen Berl, Lea und Juda Amster nach Brüssel: "My parents took an apartment in Brüssel. They thought Brüssel is a big city, they will be safer there. [..] Because they were supposed to get papers a little while later.” (,,Meine Eltern haben eine Wohnung in Brüssel genommen. Sie haben gedacht, Brüssel ist eine große Stadt, hier wären sie sicher... Eigentlich sollten sie nach kurzer Zeit Papiere bekommen.“)
Sarah Fingerhut hatten bis zuletzt gehofft, ihre Eltern und ihren jüngsten Bruder in die USA nachzuholen. Doch so weit kam es nicht mehr. Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und der damit einhergehenden Eroberung Belgiens durch Nazideutschland war die Familie Amster abermals den Repressionen der Deutschen ausgesetzt. Ab dem Juli 1942 mussten sie beispielsweise auch in Brüssel den Judenstern tragen und wurden schließlich im Dezember 1942 in das Sammellager Malines gebracht. Von dort wurden Lea, Berl und Juda Amster am 15.01.1943 mit den Transportnummern 344, 345 und 346 nach Auschwitz gebracht und getötet. Das offizielle Todesdatum ist auf den 8. Mai 1945 datiert, wobei sie vermutlich schon 1943 ermordet wurden.