Location
Max-Beer-Straße 48
Historical name
Dragonerstraße 48
District
Mitte
Born
10 October 1886 in Bobowa (Grybow) / Galizien
Escape
Belgien
Abgeschoben
28 October 1938
in
Bentschen / Zbąszyń ("Polenaktion")
Deportation
on 15 January 1943
Declared dead
08 May 1945 in Auschwitz
Lea Amster, geborene Schwinger wurde in Bobowa geboren. (Über ihr Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben, der 21. September 1886, der 10. Oktober und der 20. November 1886.) Die Eltern von Lea waren Henoch Schwinger und Sara Schwinger.
Bernhard Amster und Lea Schwinger lernten sich kennen und heirateten. Sie gründeten eine eigene Familie. Am 20. Juni 1910 kam in Sowlina ihre erste Tochter zur Welt: Sarah. Schon ein Jahr später, am 09. oder 20. Dezember 1911 folgte der kleine Salomon er wurde von da an Sally genannt.
1912 entschied die junge Familie nach Berlin auszuwandern. Zu diesem Zeitpunkt war die kleine Sarah gerade einmal eineinhalb Jahre alt und Salomon nicht mal einen Monat auf der Welt. Wie kam es zu dieser prägenden Entscheidung? Die Tochter Sarah reflektierte dies fast 60 Jahre später mit folgenden Worten: „My father was drafted. That’s why he left. My grandfather thought, the war will be over in six month and he said, in the mean time mit two babys you don’t go in the army. They might send you to Siberia or where ever. So they went to Berlin.“ (,,Mein Vater wurde einberufen. Deswegen ist er weggegangen. Mein Großvater meinte, dass der Krieg innerhalb von sechs Monaten zu Ende sein würde und er sagte, mit zwei kleinen Kindern gehst Du nicht für so kurze Zeit zur Armee. Die schicken Dich womöglich nach Sibirien oder sonst wohin. Also gingen sie nach Berlin.“)
In Berlin baute sich die Familie ein neues Leben auf. Schon am 31. August 1913 erblickte ein weiteres Mädchen, das den Namen Golda trug, das Licht der Welt. Das Nesthäkchen Juda wurde dann am 25. Januar 1919 geboren. Zunächst wohnten sie einige Jahre in der Sybelstraße 8 in Charlottenburg „little outside of Berlin“, (,,kurz vor Berlin“) bevor sie Ende der 20er Jahre in die Dragonerstraße 48 (heute Max-Beer-Straße) umzogen. Diese neue Wohnung wurde für die vier Kinder das richtige Zuhause in Berlin, es bestand aus vier Räumen, einem Schlaf-, Speise-, Wohn- und Herrenzimmer sowie Küche und einem Balkon. Berl Amster machte sich in Berlin selbstständig und eröffnete ein koscheres bzw. jüdisches Fleisch- und Wurstwarengeschäft zunächst in der Linienstraße 34, später dann in der Dragonerstraße 2. Lea Amster half stets tatkräftig im Laden mit: „Meine Mutter Lea Amster war von der Eröffnung des Geschäftes ab dort stets mit ihrem Ehemann tätig. Sie leitete und beaufsichtigte den Fleisch- und Wurstwaren-Verkauf im Laden und übte alle anfallenden Aufgaben in einem solchen Geschäft aus. Es war nicht zuletzt ihr Verdienst, das sich das Geschäft so gut entwickelte und im Laufe der Zeit für die Schlächterei und den Verkauf mehrere Hilfskräfte angestellt werden [sic!] mussten. Da meine Mutter sich um das Geschäft kümmerte, hatten sie für ihren Haushalt eine Haushaltshilfe.“
Das Familienleben gestaltete sich sehr harmonisch. Die Eltern, Bernhard und Lea, waren „the most ... most [...] wonderful, good nature, good natured people“ (,,die wunderbarsten, freundlich, freundlichsten Menschen“.) Innerhalb der Familie wurde sich auf deutsch oder jiddisch verständigt, während die Eltern sich auf polnisch unterhielten, wenn sie etwas zu besprechen hatten, was die Kindern nicht hören sollten. Die jüdischen Feste feierte die Familie stets gemeinsam, sie blieben Sarah nach den vielen Jahren in Erinnerung. Ihre Mutter sei eine hervorragende Bäckerin gewesen, die zum Sabbat das beste Challa zaubern konnte. Darüber hinaus sei der Tisch immer wunderschön gedeckt gewesen und die „people came out of town“ (,,die Leute kamen aus der Innenstadt“), um gemeinsam mit ihnen zu Abend zu essen. In diesem Sinne kamen am Freitagabend alle Nachbarn und Verwandten zu ihnen.
Nach der Machtübertragung Hitlers 1933 wurde im April desselben Jahres ein Gesetz über das Schlachten von Tieren eingeführt, das zu dem Verbot koscheren Schlachtens führte. Das betraf auch das Fleisch- und Wurstwarengeschäft des Berl Amsters. Das Fleischwarengeschäft musste starke Einbußen hinnehmen, da es erst einmal keine Waren mehr zu verkaufen gab. Das Geschäft konnte dann zwar mit importiertem Fleisch aus Argentinien aufrechterhalten werden – allerdings mit erheblichen Umsatzeinbußen. Im Oktober 1938 musste das Geschäft dann ganz geschlossen werden, da Berl, Lea und Juda Amster im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnisch-deutsche Grenze deportiert wurden.
Berl, Lea und Juda Amster wurden am 28. Oktober 1938 in ihrer Berliner Wohnung in der Dragonerstraße 2 verhaftet und nach Zbąszyń gebracht. Die genauen Umstände sind in den Quellen teilweise widersprüchlich dargestellt. Insbesondere die Verfolgungsgeschichte der Lea Amster ist ungewiss. Durch die Auswertung der Quellen spricht die folgende Darstellung der Ereignisse.
Nach der Deportation nach Zbąszyń im Oktober 1938 konnte Lea Amster relativ bald wieder zurück nach Berlin kehren. Die Gegebenheiten und der genaue Zeitpunkt für die frühe Rückkehr sind nicht feststellbar. Vermutlich kehrte Lea Amster nach Berlin zurück und versuchte 10 Kisten ihres Hausrates nach Belgien zu schicken, da sie sich entschloss, ihrer Tochter Sarah nach Belgien zu folgen. Im Dezember 1938 oder Anfang 1939 gelangte sie nach Belgien und lebte dort mit Sarah und deren Familie in Antwerpen.
Sarah berichtete, dass die Familie Amster in Belgien für kurze Zeit noch einmal vereint war, bevor Sarah und Ojser Fingerhut im Januar 1940 nach New York auswanderten. Nachdem die Familie Fingerhut Belgien verlassen hatten, zogen Berl, Lea und Juda Amster nach Brüssel: "My parents took an apartment in Brüssel. They thought Brüssel is a big city, they will be safer there. [..] Because they were supposed to get papers a little while later.” (,,Meine Eltern haben eine Wohnung in Brüssel genommen. Sie haben gedacht, Brüssel ist eine große Stadt, hier wären sie sicher... Eigentlich sollten sie nach kurzer Zeit Papiere bekommen.“)
Sarah Fingerhut hatte bis zuletzt gehofft, ihre Eltern und ihren jüngsten Bruder in die USA nachzuholen. Doch dazu kam es nicht mehr. Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und der damit einhergehenden Eroberung Belgiens durch Nazideutschland war die Familie Amster abermals den Repressionen der Nazis ausgesetzt. Ab dem Juli 1942 mussten sie beispielsweise auch in Brüssel den Judenstern tragen und wurden schließlich im Dezember 1942 in das Sammellager Malines gebracht. Von dort wurden Lea, Berl und Juda Amster am 15.01.1943 mit den Transportnummern 344, 345 und 346 nach Auschwitz gebracht und getötet. Das offizielle Todesdatum ist auf den 8. Mai 1945 datiert, wobei sie vermutlich schon 1943 ermordet wurden.
Bernhard Amster und Lea Schwinger lernten sich kennen und heirateten. Sie gründeten eine eigene Familie. Am 20. Juni 1910 kam in Sowlina ihre erste Tochter zur Welt: Sarah. Schon ein Jahr später, am 09. oder 20. Dezember 1911 folgte der kleine Salomon er wurde von da an Sally genannt.
1912 entschied die junge Familie nach Berlin auszuwandern. Zu diesem Zeitpunkt war die kleine Sarah gerade einmal eineinhalb Jahre alt und Salomon nicht mal einen Monat auf der Welt. Wie kam es zu dieser prägenden Entscheidung? Die Tochter Sarah reflektierte dies fast 60 Jahre später mit folgenden Worten: „My father was drafted. That’s why he left. My grandfather thought, the war will be over in six month and he said, in the mean time mit two babys you don’t go in the army. They might send you to Siberia or where ever. So they went to Berlin.“ (,,Mein Vater wurde einberufen. Deswegen ist er weggegangen. Mein Großvater meinte, dass der Krieg innerhalb von sechs Monaten zu Ende sein würde und er sagte, mit zwei kleinen Kindern gehst Du nicht für so kurze Zeit zur Armee. Die schicken Dich womöglich nach Sibirien oder sonst wohin. Also gingen sie nach Berlin.“)
In Berlin baute sich die Familie ein neues Leben auf. Schon am 31. August 1913 erblickte ein weiteres Mädchen, das den Namen Golda trug, das Licht der Welt. Das Nesthäkchen Juda wurde dann am 25. Januar 1919 geboren. Zunächst wohnten sie einige Jahre in der Sybelstraße 8 in Charlottenburg „little outside of Berlin“, (,,kurz vor Berlin“) bevor sie Ende der 20er Jahre in die Dragonerstraße 48 (heute Max-Beer-Straße) umzogen. Diese neue Wohnung wurde für die vier Kinder das richtige Zuhause in Berlin, es bestand aus vier Räumen, einem Schlaf-, Speise-, Wohn- und Herrenzimmer sowie Küche und einem Balkon. Berl Amster machte sich in Berlin selbstständig und eröffnete ein koscheres bzw. jüdisches Fleisch- und Wurstwarengeschäft zunächst in der Linienstraße 34, später dann in der Dragonerstraße 2. Lea Amster half stets tatkräftig im Laden mit: „Meine Mutter Lea Amster war von der Eröffnung des Geschäftes ab dort stets mit ihrem Ehemann tätig. Sie leitete und beaufsichtigte den Fleisch- und Wurstwaren-Verkauf im Laden und übte alle anfallenden Aufgaben in einem solchen Geschäft aus. Es war nicht zuletzt ihr Verdienst, das sich das Geschäft so gut entwickelte und im Laufe der Zeit für die Schlächterei und den Verkauf mehrere Hilfskräfte angestellt werden [sic!] mussten. Da meine Mutter sich um das Geschäft kümmerte, hatten sie für ihren Haushalt eine Haushaltshilfe.“
Das Familienleben gestaltete sich sehr harmonisch. Die Eltern, Bernhard und Lea, waren „the most ... most [...] wonderful, good nature, good natured people“ (,,die wunderbarsten, freundlich, freundlichsten Menschen“.) Innerhalb der Familie wurde sich auf deutsch oder jiddisch verständigt, während die Eltern sich auf polnisch unterhielten, wenn sie etwas zu besprechen hatten, was die Kindern nicht hören sollten. Die jüdischen Feste feierte die Familie stets gemeinsam, sie blieben Sarah nach den vielen Jahren in Erinnerung. Ihre Mutter sei eine hervorragende Bäckerin gewesen, die zum Sabbat das beste Challa zaubern konnte. Darüber hinaus sei der Tisch immer wunderschön gedeckt gewesen und die „people came out of town“ (,,die Leute kamen aus der Innenstadt“), um gemeinsam mit ihnen zu Abend zu essen. In diesem Sinne kamen am Freitagabend alle Nachbarn und Verwandten zu ihnen.
Nach der Machtübertragung Hitlers 1933 wurde im April desselben Jahres ein Gesetz über das Schlachten von Tieren eingeführt, das zu dem Verbot koscheren Schlachtens führte. Das betraf auch das Fleisch- und Wurstwarengeschäft des Berl Amsters. Das Fleischwarengeschäft musste starke Einbußen hinnehmen, da es erst einmal keine Waren mehr zu verkaufen gab. Das Geschäft konnte dann zwar mit importiertem Fleisch aus Argentinien aufrechterhalten werden – allerdings mit erheblichen Umsatzeinbußen. Im Oktober 1938 musste das Geschäft dann ganz geschlossen werden, da Berl, Lea und Juda Amster im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnisch-deutsche Grenze deportiert wurden.
Berl, Lea und Juda Amster wurden am 28. Oktober 1938 in ihrer Berliner Wohnung in der Dragonerstraße 2 verhaftet und nach Zbąszyń gebracht. Die genauen Umstände sind in den Quellen teilweise widersprüchlich dargestellt. Insbesondere die Verfolgungsgeschichte der Lea Amster ist ungewiss. Durch die Auswertung der Quellen spricht die folgende Darstellung der Ereignisse.
Nach der Deportation nach Zbąszyń im Oktober 1938 konnte Lea Amster relativ bald wieder zurück nach Berlin kehren. Die Gegebenheiten und der genaue Zeitpunkt für die frühe Rückkehr sind nicht feststellbar. Vermutlich kehrte Lea Amster nach Berlin zurück und versuchte 10 Kisten ihres Hausrates nach Belgien zu schicken, da sie sich entschloss, ihrer Tochter Sarah nach Belgien zu folgen. Im Dezember 1938 oder Anfang 1939 gelangte sie nach Belgien und lebte dort mit Sarah und deren Familie in Antwerpen.
Sarah berichtete, dass die Familie Amster in Belgien für kurze Zeit noch einmal vereint war, bevor Sarah und Ojser Fingerhut im Januar 1940 nach New York auswanderten. Nachdem die Familie Fingerhut Belgien verlassen hatten, zogen Berl, Lea und Juda Amster nach Brüssel: "My parents took an apartment in Brüssel. They thought Brüssel is a big city, they will be safer there. [..] Because they were supposed to get papers a little while later.” (,,Meine Eltern haben eine Wohnung in Brüssel genommen. Sie haben gedacht, Brüssel ist eine große Stadt, hier wären sie sicher... Eigentlich sollten sie nach kurzer Zeit Papiere bekommen.“)
Sarah Fingerhut hatte bis zuletzt gehofft, ihre Eltern und ihren jüngsten Bruder in die USA nachzuholen. Doch dazu kam es nicht mehr. Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und der damit einhergehenden Eroberung Belgiens durch Nazideutschland war die Familie Amster abermals den Repressionen der Nazis ausgesetzt. Ab dem Juli 1942 mussten sie beispielsweise auch in Brüssel den Judenstern tragen und wurden schließlich im Dezember 1942 in das Sammellager Malines gebracht. Von dort wurden Lea, Berl und Juda Amster am 15.01.1943 mit den Transportnummern 344, 345 und 346 nach Auschwitz gebracht und getötet. Das offizielle Todesdatum ist auf den 8. Mai 1945 datiert, wobei sie vermutlich schon 1943 ermordet wurden.
Lea Amster, geborene Schwinger wurde in Bobowa geboren. (Über ihr Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben, der 21. September 1886, der 10. Oktober und der 20. November 1886.) Die Eltern von Lea waren Henoch Schwinger und Sara Schwinger.
Bernhard Amster und Lea Schwinger lernten sich kennen und heirateten. Sie gründeten eine eigene Familie. Am 20. Juni 1910 kam in Sowlina ihre erste Tochter zur Welt: Sarah. Schon ein Jahr später, am 09. oder 20. Dezember 1911 folgte der kleine Salomon er wurde von da an Sally genannt.
1912 entschied die junge Familie nach Berlin auszuwandern. Zu diesem Zeitpunkt war die kleine Sarah gerade einmal eineinhalb Jahre alt und Salomon nicht mal einen Monat auf der Welt. Wie kam es zu dieser prägenden Entscheidung? Die Tochter Sarah reflektierte dies fast 60 Jahre später mit folgenden Worten: „My father was drafted. That’s why he left. My grandfather thought, the war will be over in six month and he said, in the mean time mit two babys you don’t go in the army. They might send you to Siberia or where ever. So they went to Berlin.“ (,,Mein Vater wurde einberufen. Deswegen ist er weggegangen. Mein Großvater meinte, dass der Krieg innerhalb von sechs Monaten zu Ende sein würde und er sagte, mit zwei kleinen Kindern gehst Du nicht für so kurze Zeit zur Armee. Die schicken Dich womöglich nach Sibirien oder sonst wohin. Also gingen sie nach Berlin.“)
In Berlin baute sich die Familie ein neues Leben auf. Schon am 31. August 1913 erblickte ein weiteres Mädchen, das den Namen Golda trug, das Licht der Welt. Das Nesthäkchen Juda wurde dann am 25. Januar 1919 geboren. Zunächst wohnten sie einige Jahre in der Sybelstraße 8 in Charlottenburg „little outside of Berlin“, (,,kurz vor Berlin“) bevor sie Ende der 20er Jahre in die Dragonerstraße 48 (heute Max-Beer-Straße) umzogen. Diese neue Wohnung wurde für die vier Kinder das richtige Zuhause in Berlin, es bestand aus vier Räumen, einem Schlaf-, Speise-, Wohn- und Herrenzimmer sowie Küche und einem Balkon. Berl Amster machte sich in Berlin selbstständig und eröffnete ein koscheres bzw. jüdisches Fleisch- und Wurstwarengeschäft zunächst in der Linienstraße 34, später dann in der Dragonerstraße 2. Lea Amster half stets tatkräftig im Laden mit: „Meine Mutter Lea Amster war von der Eröffnung des Geschäftes ab dort stets mit ihrem Ehemann tätig. Sie leitete und beaufsichtigte den Fleisch- und Wurstwaren-Verkauf im Laden und übte alle anfallenden Aufgaben in einem solchen Geschäft aus. Es war nicht zuletzt ihr Verdienst, das sich das Geschäft so gut entwickelte und im Laufe der Zeit für die Schlächterei und den Verkauf mehrere Hilfskräfte angestellt werden [sic!] mussten. Da meine Mutter sich um das Geschäft kümmerte, hatten sie für ihren Haushalt eine Haushaltshilfe.“
Das Familienleben gestaltete sich sehr harmonisch. Die Eltern, Bernhard und Lea, waren „the most ... most [...] wonderful, good nature, good natured people“ (,,die wunderbarsten, freundlich, freundlichsten Menschen“.) Innerhalb der Familie wurde sich auf deutsch oder jiddisch verständigt, während die Eltern sich auf polnisch unterhielten, wenn sie etwas zu besprechen hatten, was die Kindern nicht hören sollten. Die jüdischen Feste feierte die Familie stets gemeinsam, sie blieben Sarah nach den vielen Jahren in Erinnerung. Ihre Mutter sei eine hervorragende Bäckerin gewesen, die zum Sabbat das beste Challa zaubern konnte. Darüber hinaus sei der Tisch immer wunderschön gedeckt gewesen und die „people came out of town“ (,,die Leute kamen aus der Innenstadt“), um gemeinsam mit ihnen zu Abend zu essen. In diesem Sinne kamen am Freitagabend alle Nachbarn und Verwandten zu ihnen.
Nach der Machtübertragung Hitlers 1933 wurde im April desselben Jahres ein Gesetz über das Schlachten von Tieren eingeführt, das zu dem Verbot koscheren Schlachtens führte. Das betraf auch das Fleisch- und Wurstwarengeschäft des Berl Amsters. Das Fleischwarengeschäft musste starke Einbußen hinnehmen, da es erst einmal keine Waren mehr zu verkaufen gab. Das Geschäft konnte dann zwar mit importiertem Fleisch aus Argentinien aufrechterhalten werden – allerdings mit erheblichen Umsatzeinbußen. Im Oktober 1938 musste das Geschäft dann ganz geschlossen werden, da Berl, Lea und Juda Amster im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnisch-deutsche Grenze deportiert wurden.
Berl, Lea und Juda Amster wurden am 28. Oktober 1938 in ihrer Berliner Wohnung in der Dragonerstraße 2 verhaftet und nach Zbąszyń gebracht. Die genauen Umstände sind in den Quellen teilweise widersprüchlich dargestellt. Insbesondere die Verfolgungsgeschichte der Lea Amster ist ungewiss. Durch die Auswertung der Quellen spricht die folgende Darstellung der Ereignisse.
Nach der Deportation nach Zbąszyń im Oktober 1938 konnte Lea Amster relativ bald wieder zurück nach Berlin kehren. Die Gegebenheiten und der genaue Zeitpunkt für die frühe Rückkehr sind nicht feststellbar. Vermutlich kehrte Lea Amster nach Berlin zurück und versuchte 10 Kisten ihres Hausrates nach Belgien zu schicken, da sie sich entschloss, ihrer Tochter Sarah nach Belgien zu folgen. Im Dezember 1938 oder Anfang 1939 gelangte sie nach Belgien und lebte dort mit Sarah und deren Familie in Antwerpen.
Sarah berichtete, dass die Familie Amster in Belgien für kurze Zeit noch einmal vereint war, bevor Sarah und Ojser Fingerhut im Januar 1940 nach New York auswanderten. Nachdem die Familie Fingerhut Belgien verlassen hatten, zogen Berl, Lea und Juda Amster nach Brüssel: "My parents took an apartment in Brüssel. They thought Brüssel is a big city, they will be safer there. [..] Because they were supposed to get papers a little while later.” (,,Meine Eltern haben eine Wohnung in Brüssel genommen. Sie haben gedacht, Brüssel ist eine große Stadt, hier wären sie sicher... Eigentlich sollten sie nach kurzer Zeit Papiere bekommen.“)
Sarah Fingerhut hatte bis zuletzt gehofft, ihre Eltern und ihren jüngsten Bruder in die USA nachzuholen. Doch dazu kam es nicht mehr. Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und der damit einhergehenden Eroberung Belgiens durch Nazideutschland war die Familie Amster abermals den Repressionen der Nazis ausgesetzt. Ab dem Juli 1942 mussten sie beispielsweise auch in Brüssel den Judenstern tragen und wurden schließlich im Dezember 1942 in das Sammellager Malines gebracht. Von dort wurden Lea, Berl und Juda Amster am 15.01.1943 mit den Transportnummern 344, 345 und 346 nach Auschwitz gebracht und getötet. Das offizielle Todesdatum ist auf den 8. Mai 1945 datiert, wobei sie vermutlich schon 1943 ermordet wurden.
Bernhard Amster und Lea Schwinger lernten sich kennen und heirateten. Sie gründeten eine eigene Familie. Am 20. Juni 1910 kam in Sowlina ihre erste Tochter zur Welt: Sarah. Schon ein Jahr später, am 09. oder 20. Dezember 1911 folgte der kleine Salomon er wurde von da an Sally genannt.
1912 entschied die junge Familie nach Berlin auszuwandern. Zu diesem Zeitpunkt war die kleine Sarah gerade einmal eineinhalb Jahre alt und Salomon nicht mal einen Monat auf der Welt. Wie kam es zu dieser prägenden Entscheidung? Die Tochter Sarah reflektierte dies fast 60 Jahre später mit folgenden Worten: „My father was drafted. That’s why he left. My grandfather thought, the war will be over in six month and he said, in the mean time mit two babys you don’t go in the army. They might send you to Siberia or where ever. So they went to Berlin.“ (,,Mein Vater wurde einberufen. Deswegen ist er weggegangen. Mein Großvater meinte, dass der Krieg innerhalb von sechs Monaten zu Ende sein würde und er sagte, mit zwei kleinen Kindern gehst Du nicht für so kurze Zeit zur Armee. Die schicken Dich womöglich nach Sibirien oder sonst wohin. Also gingen sie nach Berlin.“)
In Berlin baute sich die Familie ein neues Leben auf. Schon am 31. August 1913 erblickte ein weiteres Mädchen, das den Namen Golda trug, das Licht der Welt. Das Nesthäkchen Juda wurde dann am 25. Januar 1919 geboren. Zunächst wohnten sie einige Jahre in der Sybelstraße 8 in Charlottenburg „little outside of Berlin“, (,,kurz vor Berlin“) bevor sie Ende der 20er Jahre in die Dragonerstraße 48 (heute Max-Beer-Straße) umzogen. Diese neue Wohnung wurde für die vier Kinder das richtige Zuhause in Berlin, es bestand aus vier Räumen, einem Schlaf-, Speise-, Wohn- und Herrenzimmer sowie Küche und einem Balkon. Berl Amster machte sich in Berlin selbstständig und eröffnete ein koscheres bzw. jüdisches Fleisch- und Wurstwarengeschäft zunächst in der Linienstraße 34, später dann in der Dragonerstraße 2. Lea Amster half stets tatkräftig im Laden mit: „Meine Mutter Lea Amster war von der Eröffnung des Geschäftes ab dort stets mit ihrem Ehemann tätig. Sie leitete und beaufsichtigte den Fleisch- und Wurstwaren-Verkauf im Laden und übte alle anfallenden Aufgaben in einem solchen Geschäft aus. Es war nicht zuletzt ihr Verdienst, das sich das Geschäft so gut entwickelte und im Laufe der Zeit für die Schlächterei und den Verkauf mehrere Hilfskräfte angestellt werden [sic!] mussten. Da meine Mutter sich um das Geschäft kümmerte, hatten sie für ihren Haushalt eine Haushaltshilfe.“
Das Familienleben gestaltete sich sehr harmonisch. Die Eltern, Bernhard und Lea, waren „the most ... most [...] wonderful, good nature, good natured people“ (,,die wunderbarsten, freundlich, freundlichsten Menschen“.) Innerhalb der Familie wurde sich auf deutsch oder jiddisch verständigt, während die Eltern sich auf polnisch unterhielten, wenn sie etwas zu besprechen hatten, was die Kindern nicht hören sollten. Die jüdischen Feste feierte die Familie stets gemeinsam, sie blieben Sarah nach den vielen Jahren in Erinnerung. Ihre Mutter sei eine hervorragende Bäckerin gewesen, die zum Sabbat das beste Challa zaubern konnte. Darüber hinaus sei der Tisch immer wunderschön gedeckt gewesen und die „people came out of town“ (,,die Leute kamen aus der Innenstadt“), um gemeinsam mit ihnen zu Abend zu essen. In diesem Sinne kamen am Freitagabend alle Nachbarn und Verwandten zu ihnen.
Nach der Machtübertragung Hitlers 1933 wurde im April desselben Jahres ein Gesetz über das Schlachten von Tieren eingeführt, das zu dem Verbot koscheren Schlachtens führte. Das betraf auch das Fleisch- und Wurstwarengeschäft des Berl Amsters. Das Fleischwarengeschäft musste starke Einbußen hinnehmen, da es erst einmal keine Waren mehr zu verkaufen gab. Das Geschäft konnte dann zwar mit importiertem Fleisch aus Argentinien aufrechterhalten werden – allerdings mit erheblichen Umsatzeinbußen. Im Oktober 1938 musste das Geschäft dann ganz geschlossen werden, da Berl, Lea und Juda Amster im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnisch-deutsche Grenze deportiert wurden.
Berl, Lea und Juda Amster wurden am 28. Oktober 1938 in ihrer Berliner Wohnung in der Dragonerstraße 2 verhaftet und nach Zbąszyń gebracht. Die genauen Umstände sind in den Quellen teilweise widersprüchlich dargestellt. Insbesondere die Verfolgungsgeschichte der Lea Amster ist ungewiss. Durch die Auswertung der Quellen spricht die folgende Darstellung der Ereignisse.
Nach der Deportation nach Zbąszyń im Oktober 1938 konnte Lea Amster relativ bald wieder zurück nach Berlin kehren. Die Gegebenheiten und der genaue Zeitpunkt für die frühe Rückkehr sind nicht feststellbar. Vermutlich kehrte Lea Amster nach Berlin zurück und versuchte 10 Kisten ihres Hausrates nach Belgien zu schicken, da sie sich entschloss, ihrer Tochter Sarah nach Belgien zu folgen. Im Dezember 1938 oder Anfang 1939 gelangte sie nach Belgien und lebte dort mit Sarah und deren Familie in Antwerpen.
Sarah berichtete, dass die Familie Amster in Belgien für kurze Zeit noch einmal vereint war, bevor Sarah und Ojser Fingerhut im Januar 1940 nach New York auswanderten. Nachdem die Familie Fingerhut Belgien verlassen hatten, zogen Berl, Lea und Juda Amster nach Brüssel: "My parents took an apartment in Brüssel. They thought Brüssel is a big city, they will be safer there. [..] Because they were supposed to get papers a little while later.” (,,Meine Eltern haben eine Wohnung in Brüssel genommen. Sie haben gedacht, Brüssel ist eine große Stadt, hier wären sie sicher... Eigentlich sollten sie nach kurzer Zeit Papiere bekommen.“)
Sarah Fingerhut hatte bis zuletzt gehofft, ihre Eltern und ihren jüngsten Bruder in die USA nachzuholen. Doch dazu kam es nicht mehr. Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs und der damit einhergehenden Eroberung Belgiens durch Nazideutschland war die Familie Amster abermals den Repressionen der Nazis ausgesetzt. Ab dem Juli 1942 mussten sie beispielsweise auch in Brüssel den Judenstern tragen und wurden schließlich im Dezember 1942 in das Sammellager Malines gebracht. Von dort wurden Lea, Berl und Juda Amster am 15.01.1943 mit den Transportnummern 344, 345 und 346 nach Auschwitz gebracht und getötet. Das offizielle Todesdatum ist auf den 8. Mai 1945 datiert, wobei sie vermutlich schon 1943 ermordet wurden.