Philipp Cohn wurde am 26. Oktober 1881 in Murowana Goslin in der damaligen preußischen Provinz Posen (dem heutigen Murowana Goślina in Polen) geboren. Die Ortschaft liegt auf einer Anhöhe unweit der Warthe, etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt Posen (Poznań). Philipp Cohn war der Sohn von Samuel Cohn und Helena Lina Cohn, geborene Jonas. Er hatte mindestens fünf ältere Geschwister: Seine Schwester Julia war 1860 zur Welt gekommen, seine Brüder Wilhelm, Moritz, Alphons und Max in den Jahren 1862, 1874, 1877 und 1879. Moritz Cohn verstarb 1879 im Kindesalter, Wilhelm Cohn im folgenden Jahr im Alter von 18 Jahren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Philipp Cohn und seinen Geschwistern in Murowana Goślina haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Kleinstadt, zu der zum Zeitpunkt von Philipps Geburt etwa 400 der rund 1800 Einwohner zählten.
Nach seinem Schulabschluss absolvierte Philipp Cohn eine kaufmännische Ausbildung und war anschließend wie sein älterer Bruder Alphons als Kaufmann tätig. In den 1910er-Jahren lebte der Handelsmann in Czempin (Czempiń) unweit seiner Geburtsstadt und heiratete dort die zwei Jahre ältere Kaufmannstochter Luise Silberstein. Die Tochter von Hermann Silberstein und Marie Silberstein, geborene Machol, war 1879 in Czempin zur Welt gekommen. Philipp übernahm den Familienbetrieb an der Adresse Grüner Markt 7 (plac Zielony Rynek). Das Grundstück hatte Luises Vater Anfang der 1900er-Jahre erworben, dort Mietshäuser errichten lassen und ein Ladengeschäft eröffnet. Philipp führte den Betrieb als Kolonialwarengeschäft. Noch heute finden sich die Überreste der Außenwerbung auf dem Gebäude: „Colonialwaren – Cigarren-Cigaretten div. Liköre u. Weine“, und über einem Fenster die verblassten Spuren der Inhaberinschrift „Philipp Cohn“. 1913 wurde das erste Kind des Ehepaars geboren: Ihre Tochter Thea Cohn kam in Czempin zur Welt. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurden die Brüder Max und Philipp Cohn, die um die Jahrhundertwende ihren Militärdienst absolviert haben mussten, als Reservisten mobilisiert und an der Front eingesetzt. Max wurde 1918 als Sanitätsunteroffizier im Gefecht leicht verwundet; Luises Bruder Julius fiel 1915 an der Front. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kehrte Philipp nach Czempin zurück und Luise und er bekamen im Dezember 1919 ihre zweite Tochter, der sie den Namen Hertha gaben. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages wurde Czempin 1920 polnisch. Die Cohns verkauften am 31. März 1920 den Besitz am Grünen Markt – die Mietshäuser samt dem Ladengeschäft – und zogen mit Luises Schwester Selma und ihrer verwitweten Mutter Marie nach Leesen (Leźno) bei Danzig an die Adresse Neuer Marktplatz 38 (Nowy Rynek) und von dort nach Berlin, wo im April 1921 ihr drittes Kind Siegbert zur Welt kam. In Berlin nahmen sich die Cohns eine Wohnung in der Lindenstraße 113 in Kreuzberg unweit des Belle-Alliance-Platzes (heute Mehringplatz). Philipp Cohn war als Kaufmann und zwischenzeitlich als Fabrikinspektor in der Hauptstadt tätig und sicherte mit seinem Einkommen den Lebensunterhalt der Familie. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben der Cohns im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Philipp Cohn und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. Gesetze und Sondererlasse drängten Philipp Cohn und seine Familienangehörigen zunehmend in die Position von Rechtlosen. 1934 zogen die Cohns in eine neue Wohnung in der Urbanstraße 188 an der Kreuzung zur Blücherstraße in Kreuzberg. Philipps ältere Tochter Thea arbeitete Mitte der 1930er-Jahre bei einer jüdischen Vereinigung, die Auswanderungen insbesondere Jugendlicher vorbereitete und organisierte. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Alex Deutsch kennen, den sie im Juni 1938 heiratete. Ob auch Philipp Cohn und seine Ehefrau Pläne verfolgten in den 1930er-Jahren das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Ende der 1930er-Jahre konnte Philipp Cohn nicht mehr als Kaufmann tätig sein. In den Berliner Adressbüchern wird er letztmalig mit der Ausgabe 1939 mit der Berufsbezeichnung Kaufmann geführt. Anfang der 1940er-Jahre wurde der 60-Jährige zu Zwangsarbeit als Arbeiter beim Bau herangezogen. Sein Sohn Siegbert hatte noch eine Ausbildung zum Lederarbeiter abschließen können, wurde aber in dieser Zeit ebenfalls zu Zwangsarbeit verpflichtet. In der Wohnung in der Urbanstraße lebte jetzt das Ehepaar Cohn mit ihren beiden alleinstehenden Kindern Hertha und Siegbert sowie mit der verheirateten Tochter Thea und ihrem Ehemann Alex Deutsch, der ebenfalls Zwangsarbeit leisten musste, Philipps im Oktober 1940 geborenem Enkel Denny sowie Philipps Schwägerin Selma Silberstein. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die Familienmitglieder in Berlin zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Im Herbst 1942 erhielten Philipp und Luise Cohn zusammen mit ihren Kindern Hertha und Siegbert Cohn den Deportationsbescheid. Sie musste ihre Wohnung in der Urbanstraße verlassen und wurden in einer der Berliner Sammelstellen interniert. Von dort wurden sie am 29. November 1942 mit dem „23. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft – ermordet. Philipp Cohn war zum Zeitpunkt der Deportation 61 Jahre alt.
Die meisten von Philipp Cohns Verwandten überlebten die NS-Verfolgung nicht: Thea und Alex Deutsch wurden im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, im Februar 1943 von der Gestapo verhaftet. Zusammen mit ihrem zweijährigen Sohn Denny wurde Thea am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, ihr Mann einen Tag später. Thea und Denny wurden unmittelbar nach der Ankunft ihres Transports ermordet. Alex Deutsch wurde als Häftling in das Lager Auschwitz-Monowitz selektiert, wo er schwerste körperliche Zwangsarbeit verrichten musste („Vernichtung durch Arbeit“). Im Januar 1945 verließ er Auschwitz auf dem Todesmarsch nach Gleiwitz (Gliwice). Von dort aus wurde er in das KZ Buchenwald weiterdeportiert und kam anschließend in das Außenlager Langenstein-Zwieberge in der Nähe von Halberstadt, wo er Ende April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit wurde. Philipp Cohns Bruder Max und dessen Ehefrau Lucie, geborene Kendziora, lebten Ende der 1930er-Jahre in Berlin in der Stallschreiberstraße 41/42. Im Juni 1939 verstarb Lucie im Krankenhaus der jüdischen Gemeinde. Max Cohn starb am 13. September 1942 in seiner Wohnung laut Totenschein an Herzkranzgefäßkrämpfen. Philipp Cohns Schwester Julia, verheiratete Flanter, war 1936 in ihrer Wohnung in Berlin in der Ritterstraße 52 gestorben; der Bruder Alphons Cohn Ende der 1930er-Jahre in Breslau (Wrocław).