Maier Eisig-Schächter

Location 
Brückenstraße 10 a
District
Mitte
Stone was laid
29 October 2019
Born
17 February 1878 in Radomysl Wielki (Karpatenvorland) / Mielec / Galizien
Abgeschoben
1938 to Bentschen / Zbąszyń ("Polenaktion")
Deportation
1942 to the Ghetto Tarnow
Later deported
1942 to Belzec
Murdered

Maier Eisig wurde im Februar 1987 in Radomyśl in Polen geboren. Er heiratete Chaja Eisig (geb. Springer) in Nowy Sacz, Polen. Beide Eheleute waren polnische Staatsangehörige. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Moses (*1902), Jakob (*Mai 1912, gest. 15.10.1960), Rubin (*13.8.1904, ermordet 13.2.1945 im Konzentrationslager Flossenbürg), Hirsch (*28.4.1908), Rachel (*10.2.1910), Bine (*15.10.1913, Todesdatum unbekannt), Perla (*22.11.1919, Todesdatum unbekannt).

1905 zog die Familie nach Berlin und lebte zunächst in der Markusstraße 14. 1910 eröffnete Maier Eisig-Schächter ein Konfektionsgeschäft, das sich anfangs im Grünen Weg, der heutigen Paul-Singer-Straße, befand. Von 1925 bis 1938 befanden sich dann das Geschäft (Hochparterre) und die Wohnung der Familie in der Brückenstraße 10a, fußläufig von der Jannowitzbrücke entfernt. Die Wohnung bestand aus sechs Zimmern, von denen zwei als Warenlager und Versandkontor dienten.

Chaja war Hausfrau. Ihre Töchter Bine, Perla und Rachel arbeiteten nach Beendigung der Schule als Kontoristinnen und Verkäuferinnen im elterlichen Geschäft. Die älteste Tochter Rachel arbeitete so bis zum Jahr 1934 im Damenkonfektionshandel ihres Vaters. Aufgrund des Boykotts jüdischer Geschäfte konnte ihr Vater sie nicht weiter beschäftigen und sie entschied sich nach Palästina auszuwandern. Als Vorbereitung auf ihre Emigration besuchte sie einen Kurs für Diät- und Massenküche, der von der jüdischen Gemeinde organisiert wurde. Im Dezember 1934 emigrierte Rachel nach Palästina.
Moses, Jakob und Hirsch wanderten ebenfalls kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Paläs-tina aus.
Bine volontierte nach Abschluss der Handelsschule in einer großen Schneiderwerkstatt in Berlin und trat danach als Verkäuferin und Kontoristin in das Geschäft ihres Vaters ein. Ihre Haupttätigkeiten waren Versand und Aus-lieferung der Waren an die Kunden. In einem Brief vom 30. Juni 1938 an ihren Bruder Moische schreibt sie, dass Auswanderung für sie nicht in Frage käme.
1933 erfolgte eine Umstellung im Betrieb. Aufgrund der Auswanderung vieler jüdischer Händler, schlossen viele Abzahlungsgeschäfte und die Kunden wurden nun zunehmend direkt im Geschäft bedient.

Perla besuchte die Mädchenschule der Jüdischen Gemeinde in der Kaiserstraße und schloss diese mit der Mittleren Reife ab. 1935 trat sie ebenfalls in das Damenkonfektionsgeschäft des Vaters ein.

Am 28. Oktober 1938 erschien die Polizei bei Familie Eisig-Schächter in der Wohnung und teilte mit dass Vater und Sohn innerhalb weniger Stunden am Bahnhof zu erscheinen hätten. Von dort wurden sie gemeinsam mit anderen polnischen Juden nach Polen abgeschoben. Die polnischen Grenzbeamten wollten die Ausgewiesenen zunächst nicht über die Grenze lassen, so dass die Deutschen die Betroffenen mit Gewalt über die Grenze trieben. Im Grenzort Zbąszyń wurde ein Lager für die aus dem Deutschen Reich ausgewiesenen Juden errichtet in dem auch Meier und Rubin untergebracht wurden. Jacob Eisig bezeugt in einem Entschädigungsantrag aus dem Jahr 1952 einerseits, dass seine Mutter und seine Schwestern einige Zeit später ebenfalls abgeschoben wurden und die Familie ein halbes Jahr an der deutsch-polnischen Grenze, im Ort Rabonszin (Zbąszyń ?) geblieben sei. An einer anderen Stelle hingegen berichtet er, dass seine Mutter und seine Schwestern kurze Zeit nach der Ausweisung der Männer nach Tarnów, Polen zogen. Aus den Einträgen im Gedenkbuch geht hervor dass Perla am 18. Mai 1939 nach Polen emigrierte in welchen Ort wird jedoch nicht angegeben. Für die Schwester Bine findet sich ebenfalls ein Emigrationsvermerk im Gedenkbuch online. Ihre Ausreise nach Polen wird auf den 4. Juli 1939 datiert. Damit ist ein längerer gemeinsamer Aufenthalt der Familie in Zbąszyń eher unwahrscheinlich. Der Verlauf der Ereignisse von der Ankunft in Zbąszyń bis zur Niederlassung in Tarnów lässt sich aus den uns bekannten Quellen nicht im Detail nachvollziehen. Festhalten lässt sich jedoch, dass Meier, Chaja und die Töchter Bine und Perla im Laufe des Jahres 1939 nach Tarnów, Polen zogen. Jacob Eisig erhielt bis zum Jahr 1941 Post von seiner Familie, aus der hervorgeht, dass die Familie in Tarnów in der Straße Koczarowa 13c wohnte. Die Schwester Rachel berichtete ebenfalls in einem Entschädigungsantrag, dass sie bis 1941 über das Rote Kreuz Briefe von der Familie aus Tarnów erhielt. Das Schicksal der Familienmitglieder in Tarnów nach 1941 lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Für Meier geht aus einem Eintrag im Gedenkbuch online hervor, dass er im Vernichtungslager Belzec ermordet wurde. Für Chaja, Bine und Perla finden sich lediglich die Angaben, dass der Deportationsort unbekannt ist. Ob sie deportiert wurden, bei Massenerschießungen ums Leben kamen oder anderen Maßnahmen der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer fielen, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Ende 1943 erklärten die Nationalsozialisten Tarnów für „judenrein“, so dass Chaja, Perla und Bine das Jahr 1943 wohl nicht überlebten. Sie gelten als verstorben am 8. Mai 1945.

Rubin ist es möglich gewesen, nach der Abschiebung nach Polen noch einmal nach Berlin zurückzukehren, um die Verschleuderung der Wohnungseinrichtung durchzuführen. Außerdem beantragte er im April 1939 schriftlich beim Amtsgericht die Löschung der Firma. Er gab an, dass er von der Wirtschaftsgruppe Gross Ein- und Ausfuhrhandel, sowie der Deutschen Arbeitsfront in wiederholten Schreiben dazu aufgefordert worden sei, die Firma zu liquidieren. So stellte er am 22. März 1939 den Betrieb ein und meldete die Firma zum 1. April 1939 gerichtlich ab.
Rubin gelang mit seiner Frau Paula und seinem Sohn Ariel über Polen zunächst die Flucht nach Belgien. Dort versteckten sie ihren Sohn bei einer christlichen Familie. Aus Ariel Schächter wurde Henri Duffets. In der Rue De la Victoire 115 überlebte er den Zweiten Weltkrieg und lebt heute in London. Rubin und seine Frau wurden hingegen entdeckt und verhaftet. Für Rubin ist dokumentiert, dass er am 29. April .1944 in das Sammellager Malines (Mechelen), Belgien eingeliefert wurde und die Verhaftung durch die Gestapo Brüssel erfolgte. Beide Eheleute wurden von dort am 19. Mai 1944 mit dem Transport XXV und den Nummern 306 und 307 (Paula) nach Auschwitz deportiert. Paula Schächter verstarb laut Eintrag im Gedenkbuch online im März 1945 (sic!) in Auschwitz. Henry hingegen schreibt in seiner Autobiographie, dass seine Mutter in Auschwitz in der Küche arbeitete und von dort nach Bergen-Belsen transportiert worden sei. Drei Tage vor der Befreiung des Lagers sei sie an Typhus gestorben. Beim ITS gibt es ebenfalls einen Eintrag der belegt dass eine Paula Schächter (geborene Bodner-Schmid) wahrscheinlich im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben kam. Dies stützt die Erzählung von Henry. Rubin erhielt in Auschwitz die Nummer A-2798. Später wurde er von dort weiter in das Konzentrationslager Groß-Rosen deportiert. Am 13. Februar 1945 erfolgte ein weiterer Transport von Groß-Rosen ins Konzentrationslager Flossenbürg. Dort erhielt er die Nummer 48756 und verstarb am 2. März 1945.

Maier Eisig wurde im Februar 1987 in Radomyśl in Polen geboren. Er heiratete Chaja Eisig (geb. Springer) in Nowy Sacz, Polen. Beide Eheleute waren polnische Staatsangehörige. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Moses (*1902), Jakob (*Mai 1912, gest. 15.10.1960), Rubin (*13.8.1904, ermordet 13.2.1945 im Konzentrationslager Flossenbürg), Hirsch (*28.4.1908), Rachel (*10.2.1910), Bine (*15.10.1913, Todesdatum unbekannt), Perla (*22.11.1919, Todesdatum unbekannt).

1905 zog die Familie nach Berlin und lebte zunächst in der Markusstraße 14. 1910 eröffnete Maier Eisig-Schächter ein Konfektionsgeschäft, das sich anfangs im Grünen Weg, der heutigen Paul-Singer-Straße, befand. Von 1925 bis 1938 befanden sich dann das Geschäft (Hochparterre) und die Wohnung der Familie in der Brückenstraße 10a, fußläufig von der Jannowitzbrücke entfernt. Die Wohnung bestand aus sechs Zimmern, von denen zwei als Warenlager und Versandkontor dienten.

Chaja war Hausfrau. Ihre Töchter Bine, Perla und Rachel arbeiteten nach Beendigung der Schule als Kontoristinnen und Verkäuferinnen im elterlichen Geschäft. Die älteste Tochter Rachel arbeitete so bis zum Jahr 1934 im Damenkonfektionshandel ihres Vaters. Aufgrund des Boykotts jüdischer Geschäfte konnte ihr Vater sie nicht weiter beschäftigen und sie entschied sich nach Palästina auszuwandern. Als Vorbereitung auf ihre Emigration besuchte sie einen Kurs für Diät- und Massenküche, der von der jüdischen Gemeinde organisiert wurde. Im Dezember 1934 emigrierte Rachel nach Palästina.
Moses, Jakob und Hirsch wanderten ebenfalls kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Paläs-tina aus.
Bine volontierte nach Abschluss der Handelsschule in einer großen Schneiderwerkstatt in Berlin und trat danach als Verkäuferin und Kontoristin in das Geschäft ihres Vaters ein. Ihre Haupttätigkeiten waren Versand und Aus-lieferung der Waren an die Kunden. In einem Brief vom 30. Juni 1938 an ihren Bruder Moische schreibt sie, dass Auswanderung für sie nicht in Frage käme.
1933 erfolgte eine Umstellung im Betrieb. Aufgrund der Auswanderung vieler jüdischer Händler, schlossen viele Abzahlungsgeschäfte und die Kunden wurden nun zunehmend direkt im Geschäft bedient.

Perla besuchte die Mädchenschule der Jüdischen Gemeinde in der Kaiserstraße und schloss diese mit der Mittleren Reife ab. 1935 trat sie ebenfalls in das Damenkonfektionsgeschäft des Vaters ein.

Am 28. Oktober 1938 erschien die Polizei bei Familie Eisig-Schächter in der Wohnung und teilte mit dass Vater und Sohn innerhalb weniger Stunden am Bahnhof zu erscheinen hätten. Von dort wurden sie gemeinsam mit anderen polnischen Juden nach Polen abgeschoben. Die polnischen Grenzbeamten wollten die Ausgewiesenen zunächst nicht über die Grenze lassen, so dass die Deutschen die Betroffenen mit Gewalt über die Grenze trieben. Im Grenzort Zbąszyń wurde ein Lager für die aus dem Deutschen Reich ausgewiesenen Juden errichtet in dem auch Meier und Rubin untergebracht wurden. Jacob Eisig bezeugt in einem Entschädigungsantrag aus dem Jahr 1952 einerseits, dass seine Mutter und seine Schwestern einige Zeit später ebenfalls abgeschoben wurden und die Familie ein halbes Jahr an der deutsch-polnischen Grenze, im Ort Rabonszin (Zbąszyń ?) geblieben sei. An einer anderen Stelle hingegen berichtet er, dass seine Mutter und seine Schwestern kurze Zeit nach der Ausweisung der Männer nach Tarnów, Polen zogen. Aus den Einträgen im Gedenkbuch geht hervor dass Perla am 18. Mai 1939 nach Polen emigrierte in welchen Ort wird jedoch nicht angegeben. Für die Schwester Bine findet sich ebenfalls ein Emigrationsvermerk im Gedenkbuch online. Ihre Ausreise nach Polen wird auf den 4. Juli 1939 datiert. Damit ist ein längerer gemeinsamer Aufenthalt der Familie in Zbąszyń eher unwahrscheinlich. Der Verlauf der Ereignisse von der Ankunft in Zbąszyń bis zur Niederlassung in Tarnów lässt sich aus den uns bekannten Quellen nicht im Detail nachvollziehen. Festhalten lässt sich jedoch, dass Meier, Chaja und die Töchter Bine und Perla im Laufe des Jahres 1939 nach Tarnów, Polen zogen. Jacob Eisig erhielt bis zum Jahr 1941 Post von seiner Familie, aus der hervorgeht, dass die Familie in Tarnów in der Straße Koczarowa 13c wohnte. Die Schwester Rachel berichtete ebenfalls in einem Entschädigungsantrag, dass sie bis 1941 über das Rote Kreuz Briefe von der Familie aus Tarnów erhielt. Das Schicksal der Familienmitglieder in Tarnów nach 1941 lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Für Meier geht aus einem Eintrag im Gedenkbuch online hervor, dass er im Vernichtungslager Belzec ermordet wurde. Für Chaja, Bine und Perla finden sich lediglich die Angaben, dass der Deportationsort unbekannt ist. Ob sie deportiert wurden, bei Massenerschießungen ums Leben kamen oder anderen Maßnahmen der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer fielen, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Ende 1943 erklärten die Nationalsozialisten Tarnów für „judenrein“, so dass Chaja, Perla und Bine das Jahr 1943 wohl nicht überlebten. Sie gelten als verstorben am 8. Mai 1945.

Rubin ist es möglich gewesen, nach der Abschiebung nach Polen noch einmal nach Berlin zurückzukehren, um die Verschleuderung der Wohnungseinrichtung durchzuführen. Außerdem beantragte er im April 1939 schriftlich beim Amtsgericht die Löschung der Firma. Er gab an, dass er von der Wirtschaftsgruppe Gross Ein- und Ausfuhrhandel, sowie der Deutschen Arbeitsfront in wiederholten Schreiben dazu aufgefordert worden sei, die Firma zu liquidieren. So stellte er am 22. März 1939 den Betrieb ein und meldete die Firma zum 1. April 1939 gerichtlich ab.
Rubin gelang mit seiner Frau Paula und seinem Sohn Ariel über Polen zunächst die Flucht nach Belgien. Dort versteckten sie ihren Sohn bei einer christlichen Familie. Aus Ariel Schächter wurde Henri Duffets. In der Rue De la Victoire 115 überlebte er den Zweiten Weltkrieg und lebt heute in London. Rubin und seine Frau wurden hingegen entdeckt und verhaftet. Für Rubin ist dokumentiert, dass er am 29. April .1944 in das Sammellager Malines (Mechelen), Belgien eingeliefert wurde und die Verhaftung durch die Gestapo Brüssel erfolgte. Beide Eheleute wurden von dort am 19. Mai 1944 mit dem Transport XXV und den Nummern 306 und 307 (Paula) nach Auschwitz deportiert. Paula Schächter verstarb laut Eintrag im Gedenkbuch online im März 1945 (sic!) in Auschwitz. Henry hingegen schreibt in seiner Autobiographie, dass seine Mutter in Auschwitz in der Küche arbeitete und von dort nach Bergen-Belsen transportiert worden sei. Drei Tage vor der Befreiung des Lagers sei sie an Typhus gestorben. Beim ITS gibt es ebenfalls einen Eintrag der belegt dass eine Paula Schächter (geborene Bodner-Schmid) wahrscheinlich im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben kam. Dies stützt die Erzählung von Henry. Rubin erhielt in Auschwitz die Nummer A-2798. Später wurde er von dort weiter in das Konzentrationslager Groß-Rosen deportiert. Am 13. Februar 1945 erfolgte ein weiterer Transport von Groß-Rosen ins Konzentrationslager Flossenbürg. Dort erhielt er die Nummer 48756 und verstarb am 2. März 1945.