Jetty Linker

Location 
Bundesplatz 15
Historical name
Kaiserplatz 15
District
Wilmersdorf
Stone was laid
04 June 2021
Born
14 July 1888 in Kimpolung (Bukowina) / Câmpulung
Occupation
Kontoristin
Deportation
on 18 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
on 08 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
08 May 1942 in Chełmno / Kulmhof

Jetty Linker wurde am 14. Juli 1888 in Kimpolung in der Bukowina geboren, die damals zur österreichischen K.-u-k.-Monarchie gehörte. Die Bukowina war ein Vielvölkerstaat, in dem vor allem ukrainische, rumänische, österreichische und deutsche Einwohner*innen lebten, darunter viele Jüdinnen und Juden. Im Ersten Weltkrieg wurde die Bukowina zweimal von Russland besetzt. Um den weiteren Vormarsch zu verhindern, griff das K.-u.-k.-Militär zur Strategie der verbrannten Erde, verwüstete zahlreiche Ortschaften, was zu einer enormen Fluchtbewegung der Bevölkerung führte. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Bukowina in das Königreich Rumänien eingegliedert.<br />
Wir wissen nicht, wann und auf welchen Wegen Jetty Linker nach Berlin kam, aber es könnte in dieser unruhigen Zeit gewesen sein, denn mit einer neuen rumänischen Staatsangehörigkeit dürfte eine Ausreise nach Deutschland schwieriger gewesen sein. <br />
Ihr Bruder Hans Linker, geboren am 25. Februar 1886 in Kimpolung, hatte 1922 Anna Charlotte Dannenberg geheiratet – sie war keine Jüdin und Hans ließ sich evangelisch taufen. Er wurde 1943 wegen „ungenehmigter Eröffnung eines jüdischen Gewerbebetriebes“ zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Im September 1944 wurde er aus der Haft entlassen. Im Entlassungsschreiben hieß es: „Linker hat sich während der Strafverbüßung bis auf einen belanglosen Fall (Verstoss gegen die Verdunklungsvorschriften) hausordnungsgemäß geführt und als Flickschuster fleißig gearbeitet. L. gilt lt. Aktenvermerk als privilegiert und braucht keinen Judenstern zu tragen. Er ist staatenlos und mit einer deutschblütigen verheiratet.“<br />
Hans Linker überlebte dank der Ehe mit seiner nichtjüdischen Frau den Holocaust und stellte später einen Wiedergutmachungsantrag für Gold, Silber, Schmuck, Hausrat, Pelze und elektrische Geräte, die Jetty vor ihrer Deportation zwangsweise abgeben musste.<br />
Jetty Linker wurde am 18. Oktober 1941 – wie auch andere Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses am Bundesplatz 15 – mit dem ersten Transport von Berlin nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Auf der Deportationsliste ist als Beruf Kontoristin angegeben. Im Ghetto war sie in einer der zahlreichen Textilbetriebe, die u. a. Uniformen für die Soldaten an der Front herstellten, als Stepperin für einen Hungerlohn beschäftigt. In der Froschgasse 15/8 musste sie sich mit Else und Friedrich Czapski, Liesbet Letocha und anderen eine Unterkunft teilen. Jetty Linker wurde am 8. Mai 1942 in das Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof verschleppt und dort ermordet.<br />
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Jetty Linker wurde am 14. Juli 1888 in Kimpolung in der Bukowina geboren, die damals zur österreichischen K.-u-k.-Monarchie gehörte. Die Bukowina war ein Vielvölkerstaat, in dem vor allem ukrainische, rumänische, österreichische und deutsche Einwohner*innen lebten, darunter viele Jüdinnen und Juden. Im Ersten Weltkrieg wurde die Bukowina zweimal von Russland besetzt. Um den weiteren Vormarsch zu verhindern, griff das K.-u.-k.-Militär zur Strategie der verbrannten Erde, verwüstete zahlreiche Ortschaften, was zu einer enormen Fluchtbewegung der Bevölkerung führte. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Bukowina in das Königreich Rumänien eingegliedert.
Wir wissen nicht, wann und auf welchen Wegen Jetty Linker nach Berlin kam, aber es könnte in dieser unruhigen Zeit gewesen sein, denn mit einer neuen rumänischen Staatsangehörigkeit dürfte eine Ausreise nach Deutschland schwieriger gewesen sein.
Ihr Bruder Hans Linker, geboren am 25. Februar 1886 in Kimpolung, hatte 1922 Anna Charlotte Dannenberg geheiratet – sie war keine Jüdin und Hans ließ sich evangelisch taufen. Er wurde 1943 wegen „ungenehmigter Eröffnung eines jüdischen Gewerbebetriebes“ zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Im September 1944 wurde er aus der Haft entlassen. Im Entlassungsschreiben hieß es: „Linker hat sich während der Strafverbüßung bis auf einen belanglosen Fall (Verstoss gegen die Verdunklungsvorschriften) hausordnungsgemäß geführt und als Flickschuster fleißig gearbeitet. L. gilt lt. Aktenvermerk als privilegiert und braucht keinen Judenstern zu tragen. Er ist staatenlos und mit einer deutschblütigen verheiratet.“
Hans Linker überlebte dank der Ehe mit seiner nichtjüdischen Frau den Holocaust und stellte später einen Wiedergutmachungsantrag für Gold, Silber, Schmuck, Hausrat, Pelze und elektrische Geräte, die Jetty vor ihrer Deportation zwangsweise abgeben musste.
Jetty Linker wurde am 18. Oktober 1941 – wie auch andere Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses am Bundesplatz 15 – mit dem ersten Transport von Berlin nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Auf der Deportationsliste ist als Beruf Kontoristin angegeben. Im Ghetto war sie in einer der zahlreichen Textilbetriebe, die u. a. Uniformen für die Soldaten an der Front herstellten, als Stepperin für einen Hungerlohn beschäftigt. In der Froschgasse 15/8 musste sie sich mit Else und Friedrich Czapski, Liesbet Letocha und anderen eine Unterkunft teilen. Jetty Linker wurde am 8. Mai 1942 in das Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof verschleppt und dort ermordet.