Theodor Baumgarten

Location 
Duisburger Str. 8
District
Wilmersdorf
Stone was laid
23 November 2021
Born
20 April 1872 in Berlin
Occupation
Inhaber Leihhaus und Bankgeschäft
Deportation
on 28 October 1944 from Sammellager Gerlachstraße 18-21 to Auschwitz
Later deported
on 26 January 1943 to Theresienstadt
Murdered
15 November 1944 in Auschwitz

Theodor Baumgarten und seine Ehefrau Clara (*10.01.1882) lebten von 1937 bis Mitte 1942 in der Duisburger Straße 8.

Theodor Baumgarten wurde am 20. April 1872 in Berlin geboren und war bis Ende 1938 Inhaber eines bedeutenden Leihhauses und Bankgeschäftes.

Das Ehepaar Baumgarten war sehr wohlhabend. Aus den Inventarlisten, die jüdische Menschen vor der Deportation anzufertigen hatten, geht hervor, dass ihr Vermögen aus Wertpapieren, Geschäfts- und Grundvermögen bestand. Auch die Wohnungseinrichtung - wertvolle Gemälde, Hausrat, Kleidung wie Nerz- und Persianermäntel und Schmuck – unterstreicht einen gehobenen, großbürgerlichen Wohlstand. 

Entsprechend hoch war ihre sog. „Judenvermögensabgabe“, die alle jüdischen Menschen deutscher Staatsangehörigkeit mit über 5000 RM Vermögen als grotesk pervertierte „Sühneleistung“ für die in der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 entstandenen Schäden zu leisten hatten. Deren Höhe wurde auf 20 % eines Vermögens festgesetzt. Für das Ehepaar Baumgarten betrug sie 131.250 RM. Zudem mussten sie die „Reichsfluchtsteuer“ in Höhe von 111.500 RM zahlen, eine Steuer, die zynischerweise von den Nationalsozialisten nicht nur für Emigranten, sondern auch vor einer Deportation erhoben wurde.

Nach 1938, als die meisten jüdischen Mitbürgerinnen ihren Beruf nicht mehr ausüben durften, wurde auch Theodor Baumgarten für einen Hungerlohn zu Zwangsarbeit verpflichtet – in der Firma „Georg Stritzke Mechanische Werkstatt“, Neue Schönhauser Straße 16 in Berlin-Mitte. Der Schmuck seiner Frau musste abgeliefert werden. Außerdem wurde das Ehepaar im August 1942 zwangsweise in die Bamberger Straße 5 in die aufgelöste Pension Hammerschmidt umquartiert. Wie üblich bei einem von den Nationalsozialisten angeordneten „Umzug“ wurde der größte und wertvollste Teil der Wohnungseinrichtung in der Duisburger Straße 8 beschlagnahmt und veräußert.

In der Bamberger Straße 5 bewohnten Clara und Theodor Baumgarten zwei Zimmer in einer großen 8-Zimmerwohnung, die möglicherweise dem Ehepaar gehörte und von den Nationalsozialisten in eine sogenannte „Judenwohnung“ umfunktioniert worden war. In der Vermögenserklärung, welche vor einer Deportation abzugeben war, wurden 6 vermietete Zimmer, notdürftig für je eine Person eingerichtet, aufgeführt.

Von der Bamberger Straße 5 wurde das Ehepaar im Januar 1943 von der Gestapo abgeholt und in das von den Nationalsozialisten als „Sammellager“ missbrauchte jüdische Altersheim in der Gerlachstraße 18-21 verbracht. Von dort aus wurden sie am 26. Januar 1943 mit dem sogenannten „82. Alterstransport" zusammen mit weiteren 98 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern nach Theresienstadt deportiert. Am 28. Oktober 1944 wurden beide weiter in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Theodor Baumgarten wurde am 15. November 1944 ermordet. Von Clara ist kein genaues Todesdatum überliefert.

Das schon vorher beschlagnahmte gesamte Vermögen, der Grundbesitz und das noch verbliebene Wohnungsinventar wurden 1943 „zugunsten des Deutschen Reiches“ eingezogen.