Walter Owitz

Location 
Erkelenzdamm 11-13
Historical name
Hoffmanndamm 11-13
District
Kreuzberg
Stone was laid
06 April 2022
Born
04 December 1922 in Berlin
Occupation
Schlosser
Deportation
on 31 July 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 23 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Walter Abraham Owitz kam am 4. Dezember 1922 in Berlin als Sohn des Kaufmanns David Owitz und dessen Ehefrau Maria, geb. Mohlberg, zur Welt. Die Eltern gehörten der jüdischen Religionsgemeinschaft an, wobei Walters Mutter vom christlichen zum mosaischen Glauben konvertiert war. Walter und seine ältere Schwester Ellen (*1912) wurden jüdisch erzogen.

Ihr Vater hatte sich 1917 mit einem Engros- und Export-Geschäft für Kamm- und Bürstenwaren sowie Toilettenartikel selbständig gemacht. In der Alexandrinenstraße 35 betrieb David Owitz ein großes Geschäftslokal mit mehreren Angestellten. Die Familie wohnte in der Alexandrinenstraße 37, um 1936 zogen sie in das Haus Elisabethufer 28-29 (heute Erkelenzdamm 11-13).

Nach der Schule absolvierte Walter Owitz eine Lehre als Schlosser. Am 29. Januar 1937 verstarb seine Schwester Ellen, die von Beruf Kindergärtnerin war, im Alter von 24 Jahren im Krankenhaus Bethanien.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Owitz. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Der Boykott jüdischer Geschäftsleute machte sich auch bei der Toilettenartikel-Fabrikation von David Owitz bemerkbar: Ihm wurde das Geschäftslokal in der Alexandrinenstraße 35 gekündigt und er verlor immer mehr Kunden. Im kleinsten Rahmen betrieb er das Geschäft zuletzt von seiner Wohnung aus, bis es 1939 als jüdisches Unternehmen liquidiert wurde. Maria Owitz trat am 6. April 1939 aus der jüdischen Kultusvereinigung aus – wahrscheinlich versuchte sie damit, ihre Familie zu schützen. Obwohl seine Mutter „Arierin“ war, galt Walter für die Nationalsozialisten rechtlich als Jude, da er im mosaischen Glauben erzogen war. Als sogenannter „Geltungsjude“ war er auch verpflichtet, ab dem 19. September 1941 den „Judenstern“ zu tragen.

Die Familie musste ihre Wohnung in Kreuzberg räumen. Das Elisabethufer war inzwischen in Hoffmanndamm – nach dem 1931 gestorbenen Hitlerjungen Hans Hoffmann – umbenannt und umnummeriert worden. David, Maria und Walter Owitz zogen zunächst in die Seesener Straße nach Wilmersdorf und nach einigen Monaten in die Hauptstraße 76 in Friedenau, wo sie zwei Zimmer zur Untermiete bewohnten.

Walter Owitz war zur Zwangsarbeit als Schlosser und Elektriker in der Spinnstofffabrik Zehlendorf verpflichtet. Laut seinem Vater musste er sich Ende Juli 1942 bei der Gestapo melden und kehrte davon nicht mehr zurück. Walter Owitz wurde am 31. Juli 1942 vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 mit dem 34. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Am 23. Januar 1943 wurde er von dort nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Sein Vater war als Maschinenarbeiter bei der Batteriefabrik Pertrix in Niederschöneweide zwangsverpflichtet. David Owitz wurde am 27. Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der die bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden, die in kriegswichtigen Betrieben zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und deportiert wurden. Unter den mehr als 8000 Verhafteten befanden sich zahlreiche jüdische Partner aus „Mischehen“. Diese etwa 2000 Personen sollten „vorerst“ nicht deportiert werden. Sie wurden aussortiert und in das Gebäude der ehemaligen Behörde für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge der Jüdischen Gemeinde verbracht, das sich in der Rosenstraße 2-4 nahe des Alexanderplatzes befand. Zu ihnen gehörte auch David Owitz.

Bereits am Abend des 27. Februar bildete sich vor dem Gebäude eine Menschenmenge, die sich vorwiegend aus Frauen und anderen Angehörigen der Inhaftierten zusammensetzte und die deren Freilassung forderte. Ob Maria Owitz unter den Protestierenden war, ist nicht bekannt. Ihr Ehemann wurde nach etwa 12 Tagen Inhaftierung entlassen und musste fortan für die Deutsche Reichsbahn in der Gepäckabfertigung am Anhalter Bahnhof Zwangsarbeit leisten.

Walter Owitz' Eltern erlebten das Kriegsende in Berlin. Seine Mutter starb 1946, sein Vater 1962.