Adolf Sultan

Location 
Ernst-Ring-Straße 2
Historical name
Ernst-Ring-Straße 2 -4
District
Schlachtensee
Stone was laid
10 August 2023
Born
02 February 1861 in Gollub (Westpreußen) / Golub-Dobrzyń
Occupation
Fabrikant
Dead
16 August 1941 in Berlin

Adolf Sultan wird mit dem Vornamen Abraham Sultan am 02.Februar 1861 als Sohn des Wolff Sultan und der Johanna Sultan, geborene Barnass in Gollub bei Thorn/Torun (Polen) geboren. Er ist das zweite von sieben Kindern.

In dem Patrizierhaus, in dem er groß wird, wird musiziert, gelesen und gedichtet. Adolf spielt Geige und später Bratsche.

Nach dem Abitur ändert er seinen Vornamen von Abraham in Adolf.

Er tritt in die Spirituosenfabrik seines Vaters ein, durchläuft eine kaufmännische Lehre und übernimmt nach dem Tod des Vaters 1897 die Fabrik. Es werden Liköre, Wodka und Cognac produziert.

Im Februar 1889 heiratet er die jüngere Schwester von Leo Victorius, Margarethe Mirjam.

Margarethe und Adolf haben drei Kinder.

1889 Anna Frieda, sie stirbt bereits mit zehn Jahren an Hirnhautentzündung
1891 Klara Paula (Claere),
1894 Herbert Siegfried.

Margarethe hat schwere Depressionen und Adolf beschließt nach Berlin zu ziehen. 1901 verkauft er das Haus in Thorn und führt seine Likörfabrik von Berlin aus.

Die Familie wohnt nun in der Rankestraße 33, in Berlin Wilmersdorf.

Margarethe stirbt 34jährig unerwartet Ende 1902 an einer Infektion.

Im Februar 1904 heiratet Adolf die Witwe Ida Rosa Victorius (Coba), die in erster Ehe mit Leo Victorius, dem Bruder von Margarethe verheiratet war und der auch 1902 verstarb.

Coba hat drei Kinder aus dieser ersten Ehe mit Leo Victorius:

1895 Jacob Curt,
1897 Anna (Anni),
1901 Käte.

Bald nach der Hochzeit wird der Architekt Richard Riemerschmid beauftragt eine Villa in der Delbrückstraße 6a in Berlin Grunewald für die große Familie zu bauen. Er gestaltet auch das Innere des Hauses, die Möbel und Stoffe. 1906 zieht die Familie ein.

Auch in dieser Familie wird wieder viel musiziert.

1905 werden Wolfgang und
1906 Johanna Margarete, genannt Grete, geboren.

Im Herbst 1927 kauft Adolf das kurz zuvor erbaute Haus in der Ernst- Ringstraße 2-4, die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie haben sich verschlechtert.

Anfang der 30er Jahre leidet Adolf verstärkt an Arthrose, chronischer Lungenkrankheit und Angina Pectoris; er wird zuhause von der Krankenschwester Marianne Grosser gepflegt, in die sich sein Sohn Wolfgang verliebt und die dieser heiraten will. Unter den Nazis wird das zu einem Verbrechen, weil Marianne Grosser eine Nichtjüdin ist.

Im November 1936 nimmt sich der Sohn Wolfgang kurz vor seiner Verhaftung in Leipzig das Leben. Adolf, Coba und die ganze Familie sind tief erschüttert. Die Verfolgungen und Demütigungen der Sultans nehmen schrittweise zu und im Januar 1939 werden sie enteignet. (Gemälde, Kunstgegenstände, Möbel, Teppiche)

Auch das Haus müssen Sultans zwangsweise verkaufen. Ernst Aue ein deutscher Kaufmann aus Caracas, erwirbt die Villa 2 Wochen vor Kriegsbeginn sehr günstig und vermietet sie zunächst an die Sultans selbst. Der geringe Erlös, den Sultans aus dem Zwangsverkauf erhalten, muss auf ein Sperrkonto eingezahlt werden. Nach und nach verlassen die Kinder das Haus, sie können emigrieren oder ziehen um.

Im September 1940 ziehen auch Adolf und Coba in eine Wohnung in der Konstanzer Straße 59 in Wilmersdorf um, wo auch viele andere jüdische Familien wohnen.

Adolf und Coba bemühen sich um ein Ausreisevisum für die Schweiz.
Im August 1941 erhalten sie die Ausreisepapiere.

Adolf stirbt kurz vor der Emigration in die Schweiz am 16.08.1941.
In einem Brief vom 17.08.1941 schreibt Coba Sultan an ihre Kinder und berichtet von der letzten Zeit ihres Mannes Adolf. Er sei friedlich in der Badewanne eingeschlummert. Das in einer anderen Quelle angegeben Todesdatum 18.8.1941 dürfte also nicht stimmen.

Adolf Sultan wurde zusammen mit seinem Bruder Georg, seinem Sohn Wolfgang und dessen Verlobten Marianne Grosser auf dem Friedhof Zehlendorf in der Onkel-Tom-Straße beigesetzt. Die Liegezeit der Grabstelle ist inzwischen abgelaufen; der Grabstein mit den vier Namen und einer Erwähnung von der in Auschwitz umgekommenen Claere Guttsmann, Adolfs zweitem Kind, ist aber noch vorhanden.